Ska Band von Nazis attackiert

tourbegleiter 21.10.2005 14:31 Themen: Antifa Antirassismus Kultur
Panteón Rococó in Neuruppin von "Deutschen" attackiert!
Hallo zusammen,
normalerweise geht es bei uns immer um Musik, die Freude an derMusik und alles, was damit zusammen hängt. Die FRANKFURTERRUNDSCHAU nimmt sich heute auf Seite 1 allerdings denSchattenseiten an. Unseren Mexikanern von Panteón Rococó ist leideretwas passiert, was mal wieder deutlich macht, dass es hierbei um vielmehr geht, als politische Texte zum Besten zu geben!

Die Band wurde nachts auf einem Rastplatz in Neuruppin von einerGruppe "deutscher Jugendlicher" angegriffen. Wie "deutsch" dieseJugendlichen nun genau waren, sei dahingestellt. Das ist aber auchvöllig egal, schließlich ist es ja leider kein Geheimnis, daß Übergriffevom rechten Rand an der Tagesordnung sind!

Das Problem liegt woanders, wenn sich Panteón Rococó von derPolizei als Aggressoren behandeln lassen müssen, sich "die Jungs" imGegensatz dazu der Vermittlung der Beamten sicher sein können!"Die Jungs" ist übrigens O-Ton eines Polizisten über die NeuruppinerJungendlichen. Ein Beamter wollte vermitteln, indem er PanteónRococó bat auf eine Anzeige zu verzichten, da die "DeutscheReisegruppe" aus Neuruppin das auch tun würde.

Karin Ceballos Betancour hat sich ein umfassendes Bild gemacht - hiergeht's zum FR-Artikel:Frankfurter Rundschau Online

Wie anders liest sich da doch die offizielle Meldung derbrandenburgischen Polizei:Polizei Presseerklärung beim RBB

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Ergänzungen

feste druff

commandante antifacista 21.10.2005 - 19:44
liebe leute von panteon rococo, ihr habt euch völlig korrekt verhalten und richtigerweise versucht der auseinandersetzung aus dem weg zu gehen. aber da die nazis es scheinabr nicht anders wollten, kann ich nur hoffen, sie haben für ihren rassistsichen angriff auch ordentlich was zurückbekommen. dass die bullerei sich so verhalten hat, zeigt, dass diese - wie überall in der brd - zunehmend rassistisch bis faschistisch durchsetzt ist und bei einer derartigen auseinandersetzung in den augen der bullerei natürlich der "gute deutsche nazi" nicht der angreifer gewesen sein kann, sondern der dunkle, linke... ausländer. wichtig ist, dass ihr euch nicht einschüchtern lasst und strafanzeige gegen die nazis und die bullen stellt, das ganze öffentlich macht. der solidarität aller antifaschistischen menschen in der brd könnt ihr euch sicher sein.

also, no paseran - nazis stoppen - überall!!

»Die wollen nichts sehen«

Ahab 24.10.2005 - 09:18
eine neue ergänzung, ein artikel in der jungen welt vom 24.10.2005:

 http://www.jungewelt.de/2005/10-24/028.php

Wie man Skinschlägern entkommt und bei der Polizei landet. Erlebnisse der mexikanischen Ska-Band Panteón Rococo auf einer Autobahn-Raststätte bei Neuruppin

»Warum geht ihr nach Deutschland? Da sind doch diese Nazis.« Diese Frage hörten die zwölf Musiker der mexikanischen Ska-Combo Panteón Rococo in ihrem Heimatland immer wieder. Dort gelten die Unterstützer der Zapatisten als bekannteste lateinamerikanische Ska-Band des Undergrounds. Auf ihren regelmäßigen Touren durch Europa verwandeln sie jedes Konzert in eine schweißtreibende Party. »Wir kennen die Situation in Deutschland, aber die Leute sind cool, war immer unsere Antwort«, so der Percussionist Marco. Und Sänger Louis fügt hinzu: »Rassisten gibt es überall. Auch in Argentinien, Chile, Brasilien und Mexiko. Aber dieser Vorfall hat uns nun gezeigt, daß wir aufpassen müssen, wenn wir uns hier in der Öffentlichkeit bewegen. Das macht schon ein wenig traurig.«

Nach einem Auftritt in Potsdam machten die Musiker auf ihrem Weg nach Kopenhagen am 15. Oktober Rast an der A 24 nahe Neuruppin. Kurz die Toilette aufsuchen, etwas zu essen kaufen. Nichts Außergewöhnliches. Louis Romero verließ als erster den Bus. Der größte Teil von Band und Crew schlief noch im geräumigen Tourdoppeldecker. Auf der Toilette angekommen, bemerkte Romero schnell, daß etwas nicht in Ordnung war. Eine Gruppe Skinheads im Eingangsbereich der Toilette musterte ihn äußerst aggressiv. Schnell wurden Drohungen laut: »Was habt ihr hier zu suchen. Verpißt euch! Verschwindet aus Deutschland! Geht dahin zurück, wo ihr hergekommen seid!« Romero versuchte zu beruhigen, vergeblich. Die restlichen Bandmitglieder mußten geweckt werden, um den Skins zu zeigen: »Seht her, wir sind 19, ihr seid sechs, das hat keinen Sinn«, so Romero und fügt hinzu, »Schließlich sind wir hier, um Musik zu machen«. Um nicht weiter als Projektionsfläche für Idioten zu dienen, entschieden sich die Mexikaner für einen langsamen Rückzug zum Bus, wollten den ungastlichen Ort verlassen. Doch des Rechten Hirn, oder was er dafür hält, meldet: Rückzug gleich Schwäche. Zuerst wurde nur geschubst. Als die Band schließlich den Tourbus erreichte, wurden von den Angreifern mitgeführte Bierflaschen geworfen, wurde auf die Musiker eingeprügelt. Eine volle Flasche zerbarst an den Rippen eines Crewmitglieds, worauf dieser bewußtlos zu Boden ging. »Ab diesem Zeitpunkt begannen wir uns zu wehren«, so Louis. In der folgenden Auseinandersetzung büßten drei Skins ihre körperliche Unversehrtheit ein.

»Um der Situation zu entkommen, verließen wir den Rastplatz, verständigten Polizei und Krankenwagen und warteten auf der nächsten Raststätte. Die kamen auch, um uns zu erzählen, ihr seid keine Opfer, ihr seid Täter«, so Tourmanager Humberto. Der Bus wurde erst von drei Polizeifahrzeugen blockiert und anschließend von der Polizei durchsucht. Ausweise wurden verlangt und der Tourbusfahrer einer Drogenkontrolle unterzogen. Die Skins waren auch bald da, schauten zu und tranken fröhlich ihr Bier, von der Polizei völlig unbehelligt. Drogenkontrolle? Fehlanzeige. Der stellvertretende Dienststellenleiter Lutz Jaenicke gegenüber jW: »Die sind nicht kontrolliert worden. Die Gruppe ist nicht fahrend festgestellt worden, die haben ja nur im Bereich der Toilette gestanden.« Auf die Vorhaltung, daß die unbestritten alkoholisierte Gruppe sich nach den Angriffen auf die Ska-Combo mit ihren Fahrzeugen nach Neuruppin begab, antwortete Jaenicke ausweichend: »Ob von den sechs Personen noch einer nüchtern war? Ich gehe davon aus. Wenn einer den Kollegen aufgefallen wäre, (...) wäre genauso eine Blutprobe erfolgt wie bei jedem anderen.« Was den »Kollegen« auffällt und was nicht, oder besser gesagt, mit welchen Methoden die Neuruppiner Polizei arbeitet, beleuchtet die mehrmalige Nachfrage des Tourmanagers: Ob denn auf der Raststätte die Frau vom Toilettenpersonal befragt worden sei, die den Beginn der Auseinandersetzung mitbekommen habe, wollte er wissen. Die Antwort die er erhielt, war zwar keine Antwort auf seine Frage, zeigt aber einmal mehr, was passiert, wenn Polizisten sich mit Logik beschäftigen: »In der Regel braucht man diese Leute nicht zu befragen, in der Regel wollen die immer nichts gesehen haben.« Was soll das heißen? Daß »die Leute« entweder wegschauen oder eingeschüchtert sind oder grundsätzlich mit Rassisten sympathisieren? Oder haben die vor Ort »ermittelnden« Beamten bewußt eine rassistische Straftat verschleiern wollen? Licht ins Dunkel konnte auch Jaenicke nicht bringen. Eine Befragung des Toilettenpersonals, so der stellvertretende Dienststellenleiter, habe nicht stattgefunden, »da der Polizei hierüber keine Kenntnisse vorliegen«. So ist es auch nicht verwunderlich, daß der Polizeibericht einen ausländerfeindlichen Hintergrund als Tatmotiv ausschließt. Das Ganze wird reduziert auf eine »Auseinandersetzung zwischen einer ausländischen und einer deutschen Reisegruppe«.

Auf der Polizeiwache in Neuruppin wurde den Mexikanern nahegelegt, auf eine Strafanzeige zu verzichten. »Die drei Jungs sehen auch von einer Anzeige ab, dabei können wir es doch belassen«, gibt Humberto einen Polizisten wieder. Bei einem von den »Jungs« soll es sich nach Polizeiangaben um einen bekannten Straftäter »aus dem Bereich Paragraph 86« (Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen bzw. Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) handeln. Jaenicke allerdings will sich diese Äußerung eines Kollegen nicht vorstellen können.

Mittlerweile wurde für die Band die Zeit immer knapper. Es galt, die Fähre nach Kopenhagen zu erreichen. Humberto: »Wir sollten die Namen derjenigen nennen, die die Nazis verletzten. Dann könnten wir sofort fahren. Ansonsten müßte die ganze Maschinerie angeworfen werden, und dies würde dauern.« Da nach acht Stunden immer noch kein Dolmetscher aufgetrieben worden war – was auch gar nicht notwendig gewesen wäre, da sich in der »ausländischen Reisegruppe« auch spanisch sprechende Deutsche befanden –, nahm die Polizei nur zwei Aussagen zu Protokoll. Nach Angaben Jaenickes wurde allerdings auf das Hinzuziehen eines Dolmetschers deswegen verzichtet, »weil die Musikgruppe ihre Reise unbedingt fortsetzen wollte.« Dies sieht Stefan, ein Tourbegleiter, allerdings völlig anders und gibt die einhellige Meinung der Band wieder: »Es ging uns um Gerechtigkeit. Irgendwann war uns völlig egal, wie lange das noch gedauert hätte.«

»Was ist aber mit einem, beispielsweise türkischen Einzelreisenden?« gibt Louis von Panteón Rococo zu bedenken. In der Reklame zur WM 2006 heißt es: »Die Welt zu Gast bei Freunden.« Momentan prüft ein Anwalt, ob Anzeige wegen Nötigung und Strafvereitelung im Amt erstattet wird.

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Der zweite Link — kleines Helferlein

Tja... — "Die Jungs"

@19:38: — x