Fotos zur Anti-Honda Kundgebung in Berlin

Anna Nym 09.09.2005 14:37 Themen: Globalisierung
Berlin,Potsdamer Platz: Kundgebung in Solidarität mit den streikenden ArbeiterInnen von "Honda Motorcycles and Scooter India" in Gurgaon (Indien) am Tagungsort des deutsch-indischen Investitionskongresses
Am 25. Juli 2005 wurden 800 Honda-Arbeiterlnnen bzw. deren Angehörige
in Gurgaon/Bundesstaat Haryana, Indien bei einem Polizeiangriff auf
ihre Demonstration zum Teil schwer verletzt. 28 Arbeiterlnnen gelten
weiterhin als vermisst. Die Polizeiaktion richtete sich gegen den
mehrwöchigen Streik von rund 2000 Honda-Arbeiterlnnen für die
Wiedereinstellung von entlassenen Kolleglnnen, gegen Drangsalierungen
von Seiten des Managements und für bessere Arbeitsbedingungen. Die
moderne Fabrik liegt in dem Vorzeige Industriegebiet in der Nähe von
New Delhi, das viele ausländische Investoren durch die niedrigen
Löhne und angeblich befriedete Arbeitskraft anlockt. Der Streik der
Honda- Arbeiterlnnen ist Ausdruck allgemeiner Unruhe in den
(internationalen) Großunternehmen der Region. Der brutale
Polizeiangriff war ein Zeichen an alle, dass das "Investitionsklima"
Vorrang haben soll vor dem Bedürfnis der Arbeiterlnnen nach einem
besseren Leben.

Heute, am 8. September 2005, begann in Berlin im Hotel Ritz -Carlton
ein deutsch-indischer Investitionskongress. Eingeladen waren u. a.
der Aufsichtsrat von Siemens, Vorstandsmitglieder von Thyssen und der
Deutschen Bank sowie indische Wirtschaftsgrößen und Infrastruktur
-Manager. Hier ging es um die Absprache von Investitionen, wie sie
beim Massaker in Gurgaon gegen die Arbeiterlnnen verteidigt wurden.
Auf ähnlichen Treffen hat Siemens auch diskutiert, das Bosch-Siemens
Hausgerätewerk in Berlin zu schließen und die Produktion ins Ausland
zu verlagern. Die Beschäftigten bei Bosch-Siemens wollen sich auf
Kosten-Logik und Standortwettbewerb nicht einlassen; sie wehren sich.

In Solidarität mit den indischen Honda-ArbeiterInnen, und gegen
neoliberale Politik haben wir heute vor dem Tagungsort protestiert:
Gegen den Polizeiangriff auf die Arbeiterlnnen in
Indien, weil es auch um uns geht. Auch hier in Deutschland wurden in
den letzten Monaten Streikenden, die sich konsequent gegen
Entlassungsdrohungen, längere Arbeitszeiten und Lohnverlust wehrten,
mit Polizeieinsatz gedroht. Beim Opel-Streik in Bochum im letzten
Herbst blockierten die Arbeiterlnnen die Fabriktore, organisierten
sich unabhängig von der gewerkschaftlichen Bürokratie und
Überschritten damit den engen Rahmen des deutschen Arbeitsrechts. Für
sie war dies die einzige Möglichkeit, Druck auf das Unternehmen
auszuüben. Die Drohung mit der Polizeigewalt lieb nicht auf sich
warten. Zudem wurden sie damit erpresst, dass "ihre" Arbeit ins
Opel-Werk nach Gliwice/Polen verlagert werden würde. Die
ArbeiterInnen dort seien billiger, handzahm und zufrieden mit ihrer
Rolle als Bill igarbeitskraft. Der Streik in Indien zeigt, dass
dieses Bild der "befriedeten Billiglohnregionen" Wunschdenken und
Propaganda der Unternehmer ist, mit der sie uns gegeneinander
ausspielen wollen. Das Kapital findet keine ruhigen
Investitionsparadiese mehr, es liegt an uns, in unseren Kämpfen
für ein besseres Leben die Betriebsschranken und Ländergrenzen zu
überwinden.

Unsere Solidarität kennt keine Grenzen! Jindabad!


Mehr Informationen zum Streik bei Honda gibt es unter:

- Streik bei Honda/ Indien, Aktion in Berlin
 http://germany.indymedia.org/2OO5/O9/l27163.shtml

- Assault of Honda Workers Condemned
 http://www.IndiaResource.org/news/2005/1087.html

- The Class war in Guraon
 http://www.indiatogether.org/2005/aug/psa-gurgaon.htm
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Ergänzungen

Produktionsverlagerung

Charles Chaplin 10.09.2005 - 12:59
In Sachen Produktionsverlagerung, gerade was das Hausgerätewerk angeht, lohnt sich ein Blick in die aktuelle Wildcat. Dort findet sich auch ein Kommentar zum Buch "forces of labor" von der Soziologin Beverly Silver, das kürzlich auf deutsch erschienen ist. Silver geht von immer wiederkehrenden, vergleichbaren Reaktionsschemata des Kapitals auf den Widerstand des Proletariats aus. Produktionsverlagerungen in der Schlüssellindustrie des 20. Jahrhunderts, der Automobilindustrie, werden demnach als "strukturelle fixes" bezeichnet, um das Produktivitätsstreben umsetzen zu können. Silver warnt davor, die Stärke des heutigen Proletariats zu unterschätzen und wendet den Blick nach China, wo sie die nächsten großen Wellen von Arbeiterunruhen vermutet.

 http://www.wildcat-www.de/

Solidarität mit den ArbeiterInnen in Indien und anderswo!