F: Rechter Staatsanwalt wird Bullenpräsident

Achim Thiel (Jahrgang 1951) wird der neue Frankfurter Polizeipräsident. Der Jurist ist seit den 1970ern CDU-Mitglied. Hessens Innenminister Volker Bouffier (CDU) lobte Thiel vor allem als "außerordentlich erfahren in der Abwehr terroristischer Gefahren". Um die Sicherheit in der Stadt zu gewähren, seien nach Thiel aber auch kleine Dinge wichtig, "vom Garteneinbruch bis zu Graffiti". Auch auf mögliche gewalttätige Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit dem Ausbau des Frankfurter Flughafens sei er vorbereitet.

Seinen Wohnort wollte Thiel der Presse nicht verraten. Auf Nachfrage gab er nur bekannt: "Ich wohne in Ortsnähe zu Frankfurt, in der weiteren Umgebung von Wiesbaden". Thiel hat Angst, dass er und seine Nachbarschaft durch Demonstrationen belästigt werden, wie sie bei Ex-Polizei-Vize Wolfgang Daschner stattgefunden haben (siehe:  http://ainfos.de/news/index.php?show=436). Wie aus linken Kreisen zu hören war, ist Thiels Adresse "schon bekannt". Wie Daschner soll Thiel zusammen mit seiner Frau und zwei Töchtern (14 und 17 Jahre alt) in einem größeren Haus wohnen.

Befürworter des großen Lauschangriffs
Vor zwei Jahren war Thiel vor dem Bundesverfassungsgericht bei der Verhandlung über die Zulässigkeit des großen Lauschangriffs als Sachverständiger geladen. Er sprach sich ausdrücklich für die akustische Wohnraumüberwachung als verdeckte Ermittlungsmethode aus. Es könne seiner Erfahrung nach auch notwendig sein, sämtliche Wohnräume, einschließlich des Schlafzimmers zu verwanzen, um sämtliche Gespräche mitschneiden zu können. Die Berliner Zeitung zitierte ihn im Juli 2003: "Das Hauptproblem, unbeobachtet in die Wohnung einzudringen und die Wanzen einzubauen, bleibt". Doch trotz solcher Probleme bewertete Thiel den Großen Lauschangriff als erfolgreich (siehe  http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2003/0702/politik/0023/). Das Bundesverfassungsgericht hat 2004 trotz Thiels Aussagen zahlreiche Ausführungsbestimmungen annulliert und erhebliche Anforderungen an die Durchführung des Großen Lauschangriffs gestellt.

Zur Zeit befindet sich Thiel noch in Beirut und arbeitet dort für eine Kommission der Vereinten Nationen, die den Tod des früheren libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri durch mehrere hundert Kilo TNT aufklären helfen soll. Internationale Erfahrung sammelte Bullensau Thiel in Frankfurt schon vor Jahren als Ankläger: Er war Mitte der 80er Jahre am Ermittlungsverfahren gegen den libanesischen Flugzeugentführer Mohamed Ali Hamadi beteiligt. Auch an den Ermittlungen gegen die Urheber der Bombenexplosion in einem amerikanischen Flugzeug über dem schottischen Lockerbie wirkte er mit.

Thiel war ab 1990 Referent im hessischen Justizministerium, wo er sich mit Organisierter Kriminalität befasste und Kontakt zu US-Dienststellen der Yankees pflegte. Drei Jahre später ging Thiel zur Staatsanwaltschaft beim Frankfurter Oberlandesgericht und baute die Zentralstelle zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität auf, deren Leiter er bis zuletzt war. Thiel arbeitete in dieser Funktion mit dem Staatsschutz und dem Bundeskriminalamt zusammen und war Kontaktmann der Staatsanwaltschaft zu europäischen Einrichtungen wie Europol, Eurojust und Eurojustice.

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