Demo in Dannenberg: Yo mango - Glück kann man nicht kaufen

s.taerk 12.08.2005 16:40 Themen: Soziale Kämpfe
Pünktlich um 11.00 Uhr fanden sich heute morgen etwa 80 Leute direkt vor dem Eingang des Amtsgerichtes Dannenberg ein, um gegen die Kriminalisierung des prekär-Camps in Reddebeitz und der Redaktion der Zeitschrift anti-atom-aktuell zu protestieren. Der Ort wurde gewählt, weil er der Dienstsitz vom Amtsrichter Stärk ist, der den unsinnigen Durchungsbefehl gegen zwei Camp-Aktivisten unterschrieben hat.
Die DemonstrantInnen waren Campistas oder AtomkraftgegnerInnen aus dem Landkreis. Sie waren mit Transparenten, Megaphonen, einem Buchstabenballet, schepperndern Metalltellern und zweit lautstark betrommelten Fässern exzellent darauf vorbereitet, einen für die stille Örtlichkeit ungewöhnlchen Yomango-Sound an den Start zu bringen. In unmittelbarer Rufweite wurde den Bediensteten des Amtsgerichtes durch alle DemonstrantInnenmünder immer wieder der Sinn der Begriffe "Yo mango! Yo mango! ärmeln! ärmeln! ärmeln!" rufend zu Gehör gebracht.

In verschiedenen Redebeiträgen wurde an diesem Ort der deutschen Justiz immer wieder die Gelegenheit genutzt, den Sinn und die subversive Praxis des Begriffes Yo mango zu erläutern. Klar, dass sich alle Anwesenden energisch dagegen aussprachen, Arme oder noch Schwächere, als man selbst es ist, zu beklauen. Ganz anders und viel differenzierter müsse man aber diese Praxis dann bewerten, wenn Arme Reiche beklauen, um sich die Teilhabe an einem nicht ganz so schlechten Leben zu sichern. Das gelte sowohl für Spanien wie auch die Bundesrepublik. Das müsse aber alles frei, und vor allem ohne Polizei und Justiz, in der ganzen Gesellschaft diskutiert werden.

Der anwesende Vorsitzende der Bürgerinitiative Lüchow-Danneberg Dieter Metk verurteilte in einem Redebeitrag den Angriff auf die Redaktion der Zeitschrift anti atom aktuell und wies darauf hin, das der Begriff Yo mango über 500 mal im Internet nachzulesen sei, darunter auch in einer Diskussionsrunde im Deutschlandfunk, ohne das man dabei je etwas von Durchsuchungen und Beschlagnahmungen gehört habe.

In einem Redebeitrag wies die Redakteurin der für die Sozialproteste seit 2003 ausserordentlich prominenten Internet-Plattform labournet Mag Wompel auf das Ziel staatlicher Stellen hin, den InformantInnenschutz für die Arbeit von Protestgruppen hinweg zu fegen. Mag Wompel wusste wovon sie sprach, da ihr Projekt vor kurzem gleichfalls Opfer umfänglicher Beschlagnahmeanordnungen geworden war. Gemeinsam muse man solidarisch gegen diese staatlichen Eingriffe in die Arbeit protestieren.

Von den Anwesenden wurde immer wieder lautstark gefordert, dass Amtsrichter Stärk aus seinem Dienstzimmer herauskommen soll um sich vor dem Gericht einer Diskussion mit den DemonstratInnen zu stellen. Da er dies aber - aus welchen Gründen auch immer - nicht auf die Reihe bekam, wurde von den KundgebungsteilnehmerInnen gemeinsam beschlossen, Amtsrichter Stärk nun seinerseits im Dienstzimmer zu besuchen. Der Zugang in das normalerweise frei zugängliche Gebäude wurde aber von der Polizei durch eine Totalsperrung des Gerichtseinganges verhindert. Auch diese Massnahme blieb ohne Begründung. Daraufhin wurde die Durchführung einer spontanen Yomango-Demonstration durch die Innenstadt von Dannenberg beschlossen. Sie führte qür über den Marktplatz durch eine belebte Einkaufsstrasse. Immer wieder wurden PassantInnen über das Anliegen dieser politischen Aktion informiert. Ein schöner Moment erreignete sich dabei vor dem so genannten Nostalgie-Cafe. Dort fand sich auf einem kleinen Kartenhalter der richtige Slogan: "Yomango - Glück kann man nicht kaufen!" In einer spontan gehaltenen Ansprache solidarisierten sich alle DemonstrantInnen sowohl mit diesem Slogan als auch mit mit den lachenden Leuten aus dem Nostalgie-Cafe.

Auf dem Rückweg dieser politischen Aktion zum Marktplatz versuchte die Polizei ohne Sinn mit einem Einsatzwagen durch die Demonstration zu fahren, was auf den energischen Widerspruch Umstehender stiess. Bei einem darauf entstehenden Gerangel wurden von der Polizei Leute zu Boden geschubst und zum Teil mit Faustschlägen traktiert. Insgesamt hatten wir vier Verletzte GenossInnen zu beklagen. Ein Demonstrant wurde in dem Gemenge festgenommen und gegen energischen Protest in die Polizeiwache Dannenberg verschleppt. Sofort wurde vor dem Dannenberger Polizeigebäude eine Kundgebung mit der Forderung nasch der Freilassung des festgenommemen Genossen durchgeführt. Nach seiner Freilassung wurde die Manifestaion von unser Seite beendet. Im Nachhinhein haben wir noch erfahren, das noch ein Genosse von der Polzei mit der hanebüchenen Begründung festgenommen worden ist, "zur Stürmung des Amtsgerichtes" aufgerufen zu haben. Was für ein Qutasch auch. Aber auch das wird uns in Zukunft nicht an einem gewitzten Kampf für ein bessere Welt hindern. In diesem Sinne:

Yo mango! Yo mango! ärmeln! ärmeln!

Die Campistas vom Prekär-Camp Reddebeitz



Flugblatt zur Aktion in Dannenberg

Ärmeln!

In Spanien müssen nicht wenige arme Leute durch kluges Klauen von Sachen und Lebensmitteln dafür sorgen, dass ihr Leben nicht ganz so dürftig und trostlos ausfällt. Umgangsparchlich nenen sie das: Ich "ärmele", sprich: die Sachen, die ich brauche, stopfe ich mir in den ärmel. Auf deutsch klingt das ungewöhnlich. Die spanischen Armen nenen diese subversive Lebenspraxis kurz: Yo mango!

Auch darüber haben sich die TeilnehmerInnen des prekär-Camps in Reddebeitz ausgiebig informiert. Schliesslich geht es auch hier mehr Leuten den je in Sachen Hartz I,II,III, IV, .... an den Kragen. Da ist es doch ganz offensichtlich, dass ein mit Waren des täglichen Bedarfs gut gefüllter ärmel Hunger, Leid und Elened etwas mildern kann. Und in Spanien scheint ganz im Unterschied zu heute im Wendland (verantwortet durch die rot-grüne Bundesregierung!) sowieso viel mehr die Sonne.

Solche Diskussionen gefallen aber der Politischen Polizei und wohl auch der örtlichen Justiz überhaupt nicht. Um rauszukriegen, ob eine Person zu strafbaren Handlungen auffordert, auf deren Namen die internet-site des prekär-Camps eingetragen ist, fand gestern morgen mit 45 Polizeibeamten eine Hausdurchsuchung im Landkreis statt. Dabei wurden alle Computer beschlagnahmt, auf denen normalerweise die anti-atom-aktuell entsteht. Damit ist die Arbeit der Redaktion der Zeitung fürs erste lahmgelegt.

Angeblich soll der Durchsuchungsbefehl von Herrn Amtsrichter Stärk vom Amtsgericht Dannenberg unterschrieben worden sein. Begründung: Aufruf zu einer Straftat - siehe Yo mango Veranstaltung auf dem prekär-Camp. Ach wie schön, dass es die formale Grechtigkeit in diesem Land sowohl dem Reichen wie auch dem Armen untersagt, sich über das Klaün Gedanken zu machen. Vielen Dank auch

Diese Aktion von Politischer Polizei und örtlicher Justiz ist nicht richtig, sie ist richtig falsch.Sie zeigt, dass staatliche Stellen ausserinstitutionelles handeln gegen Verarmung, Sozialraub und Prekarisierung ausforschen und kriminalisieren. Schluss damit!
Wir fordern die sofortige Herausgabe der beschlagnahmten Rechner und die Einstellung aller Ermittlungsverfahren gegen die Sozialproteste!

Her mit einem glücklichen Leben für alle und alles für alle sowieso.Macht euch alle ein eigenes Bild! Klickt: www.prekaer-camp.org!

Alle TeilnehmerInnnen des prekär-Camps Reddebeitz, 12. August 05

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Ergänzungen

krimineller Öffentlich rechtlicher Rundfunk?

googler 13.08.2005 - 12:08
gucki da:

Deutschlandradio Kultur

 http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kompass/381967/


aus dem Inhalt:
Yomango
Klauen für die Kunst
Von Julia Macher

Gesetzeshüter nennen es Ladendiebstahl, sie nennen es politische Gegenwartskunst - das Künstlerkollektiv Yomango versteht sich als Teil einer antikapitalistischen Bewegung mit dem Ziel, die bei multinationalen Unternehmen eingesperrten Produkte zu befreien.

gits's da jetzt eine Durchsuchung?

kriminelle vereinigung "yomango e.v:" ???

herr wolters aus bösel 13.08.2005 - 15:30
es ist unglaublich das der hinweis zu einem yomango-workshop ein aufruf zu straftaten darstellen soll! was heißt denn das jetzt für die umsonst-kampangen? der vorwurf ist fadenscheinig und soll vor allem dem plätten der struckturen im wendland dienen. doch sozialproteste vermischt mit dem anti atom widerstand kann eine gefährliche mischung ergeben. aufjedenfall wissen jetzt im wendland viele menschen über yomango bescheid, und probieren es evtl. jetzt auch mal aus...
aktionsidee: macht soliaktionen gegen die kriminalisierung von sozialen bewegungen und die repression gegen die aktivistInnen aus dem wendland und vom prekär-camp 2005! macht umsonst/yomango-aktionen in eurer stadt! fahrt massenhaft schwarz zu lidl und räumt ihn leer... oder sowas.
solidarität ist nicht nur ein wort!

presseartikel

muss ausgefüllt werden 14.08.2005 - 00:53
Protestierer wollten ins Gericht

Dannenberg: Demo gegen Durchsuchung -Rangelei mit Polizisten - Ein Verletzter in die EJK

rg Dannenberg. Bei einer Demonstration gegen eine Hausdurchsuchung bei zwei Atomkraftgegnern am Donnerstag in Tollendorf (EJZ berichtete) ist es gestern in Dannenberg zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Rund 75 Personen hatten sich am Vormittag vor dem Amtsgericht versammelt und in Sprechchören sowie auf Transparenten eine Stellungnahme des Richters gefordert, der den Durchsu- chungsbefehl für die Wohnungen in Tollendorf unterschrieben hatte.

Nachdem der Richter über die Polizei hatte mitteilen lassen, dass er keine Stellungnahme abgeben und auch die Demonstranten nicht empfangen werde, versuchten einige der Demonstrationsteilnehmer, ins Gericht zu gelangen. Sie wurden an diesem Vorhaben jedoch von Polizeikräften gehindert, die den Eingangsbereich des Gebäudes abgeriegelt hatten. Dabei kam es zu ersten Rangeleien; eine Demonstrantin, die die Polizeiabsperrung durchbrechen wollte, wurde leicht verletzt. Die Protestierer zogen nach dem erfolglosen Versuch, ins Amtsgericht zu gelangen, in die Innenstadt, wo sie vor dem Alten Rathaus und in der Langen Straße in Sprechchören und mit Redebeiträgen ihrem Unmut gegen die ihrer Ansicht nach verfassungswidrige Durchsuchung bei den beiden Wohnungen der Journalisten in Tollendorf Luft machten. Dabei kam es dann auf dem Marktplatz zu handfesten Auseinandersetzungen, als einige der Protestierer einem Polizeiwagen die Durchfahrt versperrten und versuchten, den Beamten, die den Wagen umstellt hatten, Ausrüs-tungsgegenstände zu entwenden. Als die Polizisten sich dagegen zur Wehr setzten, wurden sie von einigen Demonstranten angegriffen - und schlugen zurück. Dabei wurde ein Demonstrant am Kopf verletzt; er wurde in die Elbe-Jeetzel-Klinik gebracht. Ein Protestierer, der nach Polizeiangaben versucht hatte, einem Polizisten sein Funkgerät zu rauben, wurde festgenommen und in die Polizeiwache am Marktplatz gebracht. Daraufhin versuchten die Demonstranten, in die Polizeiwache zu gelangen und den Festgenommenen zu befreien. Dieser wurde wenig später wieder freigelassen, es laufe jedoch ein Strafverfahren gegen den Mann, teilte die Polizei mit.

Nachdem die Demonstration beendet war, kam es vor der Polizeiwache erneut zu Auseinandersetzungen, in deren Verlauf ein weiterer Demonstrant in Gewahrsam genommen wurde. Diesen brachten die Beamten ebenfalls in die Wache. Als von dort wenig später laute Schreie

zu hören waren, versuchten erneut einige Protestierer in das Gebäude zu gelangen. Sie hätten befürchtet, der Mann werde misshandelt, so Dieter Metk, einer der Sprecher der Gruppe. »Wenn ich Schreie aus einer Polizeiwache höre, fühle ich mich an meinen Geschichtsunterricht erinnert», betonte Metk. »An eine Zeit, die eigentlich schon lange vorbei sein sollte.» Die Polizei wies diese Vorwürfe und den Vergleich mit Methoden aus der Zeit des Nationalsozialismus entschieden zurück. »Der Mann hat geschrien, obwohl wir ihn noch nicht einmal angefasst haben», betonte einer der Beamten, und: »Er hat simuliert, um vorzutäuschen, er würde misshandelt. Aber das kennen wir hier ja schon von den Castor-Demos.»

EJZ

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AKW-Blatt durchsucht
Beschlagnahmung bei Zeitschrift "Anti-Atom-Aktuell". Staatsanwaltschaft verfolgt Aufruf zum Diebstahl

DANNENBERG taz Einen Angriff auf die Pressefreiheit wollten sich gestern rund 80 Demonstranten nicht bieten lassen. Vor dem Amtsgericht Dannenberg protestierten sie gegen die Durchsuchung eines Privathauses im wendländischen Tollendorf und die Beschlagnahmung von Datenträgern am Donnerstag. In einem der durchsuchten Räume wird die Monats-Abo-Zeitschrift Anti-Atom-Aktuell (AAA) produziert, die als Sprachrohr der Anti-AKW-Bewegung gilt.

Dass es sich um Redaktionsräume handeln soll, habe er nicht gewusst, als er den Durchsuchungsbefehl unterzeichnete, sagte gestern Amtsrichter Thomas Stärk der taz. Auch der Sprecher der Lüneburger Staatsanwaltschaft - die die Hausdurchsuchung bewirkt hatte - räumte ein, dass es sich aus seiner Sicht "um ganz normale Räume" gehandelt habe. "Wenn man das gewusst hätte, wäre man das wahrscheinlich zurückhaltender angegangen", so Oberstaatsanwalt Manfred Warnecke. Allerdings sei unklar, ob der gesonderte Schutz von Redaktionen in dem Fall greifen würde. "Da kann sich ja jeder einen Computer hinstellen und sagen, das ist eine Redaktion." Die Durchsuchung sei veranlasst worden, weil der Beschuldigte Inhaber einer Website sei, auf der zu Straftaten aufgerufen werde. Konkret geht es dabei um eine Aktion namens "Yomanga" (spanisch: "Ich klaue") - laut Homepage ein "Praxis-Workshop für die Herstellung von Hilfsmitteln zur Aneignung verschiedener Wünsche". Der Beschuldigte selbst war gestern nicht zu erreichen.

Der Lokalzeitung sagte er am Vortag, es ginge um die Frage, inwiefern Klauen revolutionär sei.

EIKEN BRUHN

taz Nr. 7741 vom 13.8.2005, Seite 8, 57 Zeilen (TAZ-Bericht), EIKEN BRUHN

Berichtigung

Dieter 14.08.2005 - 13:03
Nur zur Klarstellung: Dieter M. ist nicht Vorsitzender der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e. V. - aber aktives Mitglied.
Zum EJZ-Artikel: Dieter M. war nicht "Sprecher" der Aktivisten, sondern hat auf der Versammlung neben anderen gesprochen.
Und die Polizei sollte sich daran erinnern, daß es nicht "nur" ein repressives Staatssystem im Deutschland des vergangenen Jahrhunderts gab. Das eine hat vor 60 Jahren sein Ende gefunden, das andere vor gerade eineinhalb Jahrzehnten.
Wenn die Polizei(führung) von Vergleichen geschockt ist, und nicht von dem, wie "selbstverständlich" Repression von ihr als Apparat ausgeübt wird, wird deutlich, in welche Richtung sich dieser Staat entwickelt hat und - so ist abzulesen - weiter entwickelt. Die Debatte um Folter als legitimes Mittel zum verhindern von Straftaten, und die Realität in der alltäglichen Praxis sprechen Bände.
Daß die Polizei den Betroffenen in der Wache "noch nicht einmal angefaßt" habe, kann sich jeder vorstellen, der schon einmal in den Bereich polizeilicher Maßnahmen geraten ist, dem Polizeifinger in den Augen gedrückt wurden, dem Kehle und Luftzufuhr abgeschnürt wurden, dessen Arme oder Handgelenke sich von selbst völlig schmerzlos überdehnen. Wie wurde die Polizei in dem EJZ-Bereicht zitiert? "Aber das kennen wir hier ja schon von den Castor-Demos."
Ist dem noch was hinzuzufügen?


Kommuniqué zur Unterstützung von Yomango Deut

- 23.08.2005 - 15:55
[Übersetzung des Kommuniqués von Yomango Bcn]


Kommuniqué zur Unterstützung von Yomango Deutschland

In das Haus von jemandem einzudringen und seinen Computer zu "beschlagnahmen" wird stehlen genannt.

Yomango stiehlt nicht. Yomango macht einen sich immer weiter verbreitenderen sozialen Zustand sichtbar, über den traurigerweise immer noch stillschweigend hinwegegangen wird: die Prekarität.
Menschen klauen weil sie nicht bis zum Monatsersten kommen, weil ihnen Wünsche (zu wünschen) geboten sind, die sie sich niemals kaufen könnten und weil sie nicht mit ihrer mühseligen Arbeit ihr gesamtes Leben bezahlen wollen (...und umgekehrt).

Yomango ist weder eine Gruppe, noch ist es eine Organisation.
Yomango ist eine Marke, die Marke der Leute Yomango.
Yomango und diese Menschen sind keine Aktivisten (obwohl es auch jene unter ihnen gibt).
Sondern es sind...
Leute, wie : Hausfrauen die nicht vor der Fernsehwerbung kapitulieren, Pensionäre die eine "kleine Hilfe" gebrauchen können, Jugendliche die die Nase voll von "Pay to Play" haben, Studenten die nicht zahlen für was sie lesen, junge Mädchen die sich mit der Verinnerlichung kommerzieller Ideale nicht anfreunden können.
Dies, und nichts sonst, sind die Menschen von Yomango.

Yomango ist auch ein Multinational, eine Art Franchise-Unternehmen, welches jeder der will, dort wo er will eröffnet, zum Beispiel bei dem Treffen über Prekarität, "Prekär Camp", in Lüchow.
Eine Yomango- Franchise zu eröffnen bedeutet nicht ein "Aufruf zu Straftaten", wie es einige Quellen verlauten liessen.
Eine Yomango-Franchise besteht lediglich in einem Zusammentreffen von Menschen die sich entschieden haben etwas gegen die Prekarität zu unternehmen, was auch immer nötig sei, um diesen Zustand zu ändern.

Der Jugendliche, welcher am vergangen 11. August miterleben durfte wie die Polizei ohne Erlaubniss in sein Haus eindrang und seinen Computer mitnahm,
ist auch Yomango.
Jedoch nicht weil er im Supermarkt klauen würde (auch wenn niemand weiss was jemand macht wenn man ihn nicht sieht), sondern weil er verstanden hat, dass die Prekarität sein gesamtes Leben durchdringt und dass etwas dagegen getan werden muss.
Vielleicht konnte man ihn deswegen zusammen mit vielen Anderen auf dem Prekaer-Camp anfinden.

Von Barcelona aus verurteilen wir, ein Gruppe von Leuten die sich auch als "Yomango" ansehen, sowohl den Hausfriedensbruch als auch die "Kriminalisierung" einer sozialen Bewegung, die einzig und allein zusammenkommt um, mit allen gemeinsam, einen Ausweg aus diesem dunklen Tunnel zu finden.
Ein Lichtzeichen zu finden welches uns zeigt, dass das Leben fürwahr keine Ware ist, dass die Wünsche nicht vom Gewinn abhängig sind, dass Glücklichsein uns nicht so teuer zu stehen kommen muss.

Für den Moment Yomango, bis sich das alles erledigt...

Quelle:  http://acp.sindominio.net/article.pl?sid=05/08/20/0911224&mode=thread&thresh

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