Story für die Montagsdemo

f. krauße 06.06.2005 23:11 Themen: Soziale Kämpfe
Aus dem Leben, Glosse vom Berliner Arbeitsamt, wie die Arbeitslosigkeit ganz bestimmt nicht abgebaut wird - und was ich auch auf der heutigen Montagsdemo laut kundtat.
Das muss ich Euch berichten:
Vorige Woche war ich vorgeladen bei einer/meiner Sachbearbeiterin der Agentur mit dem Ziel eine Eingliederungsvereinbarung zu unterschreiben. Wieso soll ich etwas unterschreiben, was andere mir diktieren, was ich nicht will, beispielsweise 30 % weniger Bezüge zu bekommen. Nein, das unterschrieb ich nicht und bat mir Zeit zum Durchdenken und Beraten lassen aus. Selbstverständlich, drei Wochen wurden mir gewährt. Mein Argument, eine Arbeitstelle in Aussicht zu haben, ließ die Dame unerwidert und unberücksichtigt - wichtig sei, die Bewerbungsunterlagen auf den erforderlichen Stand zu bringen. Auf ihre Frage, wie ich mich bewerbe, konnte ich antworten, nur dort, wo es sinnvoll erscheint und direkt und persönlich. Sie wisse ja, es gäbe keine Arbeitsplätze. Hunderte Bewerbungen in den letzten Jahren waren sinnlos. Im Gegenteil, manche Unternehmen (Personalverantwortliche) brachte ich in eine Verlegenheit, weil sie mir herzlich dankten, ergriffen alles Gute für die Zukunft wünschten, aber im Übrigen nicht mehr für mich tun konnten.
Über das Wochende ließ ich mich zur Eingliederungsvereinbarung beraten. Wenn für die kommenden acht Wochen ein festes Arbeitsversprechen existiert, muss eine Eingliederungsvereinbarung nicht unterschrieben werden. Hurra, ich habe dieses Arbeitsplatzversprechen.
Mit dem Schreiben des Arbeitgebers begab ich mich heute zum Arbeitgeberservices der Agentur seines Betriebssitzes. Das hatte mir eine/meine Zuständige (s. o. vorige Woche) so gesagt. Der Arbeitgeber möchte die Förderung, die bei meiner Einstellung gewährt wird in Anspruch nehmen (bin schon ziemlich alt und langzeitarbeitslos), weil sein Unternehmen klein ist und die erforderliche Umsatzstärke noch nicht erreicht. Da soll ich ja mächtig mit zu beitragen, diese zu erreichen.
Natürlich war ich völlig falsch, denn zuständig ist die Sachbearbeiterin, die laut Hartz IV und Durchführungsverordnungen über mein Wohl und Wehe bestimmt. Zwei Stunden später war ich bei ihr. Sie las den übergebenen Brief des Arbeitgebers und meinte, das gehe aber nur, wenn ich die Eingliederungsvereinbarung unterschreibe (Wie bitte?). Nein, ich klärte sie über meine Beratungsergebnisse auf. Na gut, dann müsse ich ihr unterschreiben, dass ich die Eingliederungsvereinbarung nicht unterschreibe, war ihre Entgegnung. Ich unterschreibe überhaupt nichts. Schon deshalb nicht, weil dann jeder, der das in die Hand bekäme mir mangelnde Mitwirkung bei der Arbeitssuche vorwerfen könnte. Gut, dann könnte sie das nicht bearbeiten (Waaaas? Am liebsten wäre ich auf ihren Schreibtisch gesprungen, so sprang ich nur auf.) Dieses Schreiben des Arbeitgebers habe bei ihr gar nichts verloren, es müsse zur zuständigen Stelle und diese hätte zu antworten. Irgendwie einigten wir uns entsprechend. aber bestimmt nicht, weil sie das so gesehen hat. Meine Wut und Verbitterung waren eher Anlass für sie zum Umdenken. Wieso muss das überhaupt so ablaufen? Andererseits ist mir schon klar, dass diese Dame wie andere Damen und Herren der Agentur, nur ihre Order hat. Also von der/den Ebene/n über ihnen wird vorgegeben, was, wie zu tun ist.
Ich dachte für mich, wie reagieren die Menschen, die nicht über derartige rabiate Rigorosität verfügen, die nötig ist, sich nicht alles bieten zu lassen? Sie werden schikaniert, erniedrigt, gedemütigt. Und sie sagen dann noch danke dafür.
In meinen Augen ist diese Agentur nur noch eine Agentur für Unfähigkeit und für faulen verbürokratisierten Verwaltungswahnsinn.
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Ergänzungen

Wieso,

schnarch 07.06.2005 - 08:59
"Andererseits ist mir schon klar, dass diese Dame wie andere Damen und Herren der Agentur, nur ihre Order hat. Also von der/den Ebene/n über ihnen wird vorgegeben, was, wie zu tun ist."


wieso,nimmst du schreibtischtäter wie diese mit dem hinweis auf order von höherer stelle in schutz?
Das sind definitiv die gleichen typen die dich ohne darüber nachzudenken dahin einliefern würden, wo schon von 1933-1945 genug lebensunwertes leben vernichtet wurde.War diese forderung von höherer stelle entschuldigung?
Schreibtischtäter und organe die dem machterhalt dienen haben niemals die gleichen interessen wie du.Nicht umsonst hat sozialismus etwas mit der beseitiging dieser struckturen und der figuren dahinter zu tun,und nicht umsonst stehen linke für selbstbestimmtes leben und arbeiten.
Weg damit,weg mit staat,verwaltung und dem ganzen bürgerlichen proporz der macht durch eigentum sichern soll und das kann man denen ruhig ins gesicht sagen,die SOZIALKASSEN gehören von denen verwaltet die in sie einzahlen und nicht von STAATSTREUEN arschkriechenden menschenschindern!

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