Critical Mass - 25.03.2005 in New York

does it really matter? 26.03.2005 20:11 Themen: Freiräume Weltweit
Wie jeden Monat hier ein kleiner Bericht zur 3. Critical Mass in New York im Jahre 2005.Und auch diesmal muss leider wieder von Festnahmen berichtet werden, da der Repressionsdruck seitens der Polizei und der Stadt sich wieder verstärkt.

Ärger im Vorfeld

Die Stadt New York hat in dieser Woche Klage gegen Time's Up erhoben, um die unkommerzielle Umweltgruppe davon abzuhalten für die monatliche Critical Mass zu werben oder Flyer zu erstellen und zu verteilen. Das Gerichtsverfahren zielt außerdem darauf ab, den Mitgliedern von Time's Up sowie der Allgemeinheit die Teilnahme an einer Critical Mass zu untersagen beziehungsweise das alle Events mit mehr als 20 Personen einer Genehmigung bedürfen.

(aus dem Newswire):

"Am Mittwoch wurde eine einstweilige Verfügung gegen Time's Up sowie die Einzelpersonen Bill Dipaola, Brandon Neubauer, Leah Rorvig, und Matthew Roth erhoben. Wenn diese Verfügung vom Landgericht angenommen und bestätigt wird, ist es illegal für diese Personen, Mitgliedern von Time's Up, sowie allen die mit ihnen zusammenarbeiten, die Critical Mass zu fördern oder zu bewerben. Die Anwalte der Gruppe planen Widerspruch dagegen einzulegen und eine Einstellung zu fordern.

Wenn dies nicht gelingt, bedeutet dies, daß die genannten Personen nicht mit der Presse über die Critical Mass reden dürfen oder Flyer mit Ort und Zeitangaben zur CM verteilen dürfen. Alle die sich dem nicht beugen, riskieren eine Anklage wegen "Missachtung des Gerichts" und würden 2 mögliche Strafen erwarten:ein Bußgeld von bis zu 1.000 Dollar oder eine Gefängnistrafe von 30 Tagen oder sogar beides. "Dies ist wirklich eine Frage von freier Meinungsäußerung", so Bill Dipaola. "Die Stadt sagt uns was wir sagen dürfen und wo wir es sagen dürfen."

Time's Up hat diesen Fall als lächerliche und selektive Zwangsmaßnahme bezeichnet. Jeden Tag gibt es hunderte von Events mit mehr als 20 Menschen die keiner Erlaubnis bedürfen. Darüber hinaus werben wir jedes Jahr für hunderte Veranstaltungen zu Umweltfragen. Einige dieser Events organisieren wir selbst, andere sagen wir nur weiter. Unser Recht dies zu tun ist durch die Verfassung geschützt.

Einstweilige Verfügung der Stadt New York (PDF)

Critical Mass - Kurzer Bildbericht

Bevor es um 19:00 Uhr losging, gab es diesmal eine Performanceeinlage von Reverend Billy von der Church of Stop Shopping. Zusätzlich sorgte eine Band für die richtige Stimmung.
 
Reverend Billy und eine Band sorgen für Stimmung im Vorfeld (Fotos Copyright: Fred Askew)

Danach schwangen sich alle auf die Räder und es ging los. Leider sollte man nicht weit kommen, denn die New Yorker Polizei ging kurz darauf in die Prozession und begann wahllos die Teilnehmer festzunehmen.
 
Die Critical Mass geht los... (Fotos Copyright Fred Askew)

Teile der Kreuzungen wurden wie im Bild zu sehen "dichtgemacht" und man versuchte somit mit allen Mittel die Menschen am weiterfahren zu hindern. Begleitet wurden diese Polizeimaßnahmen und eventuelle Übergriffe von "Copwatch".
 
Polizei sperrt ab, unter den Augen der Copwatcher (Fotos Copyright: Fred Askew)

Wer sein Fahrrad retten wollte, wurde wie oft zuvor vom Gegenteil überrascht. Selbst abgeschlossene Fahrräder wurden von den Helden des NYPD "fachgerecht" befreit und mit dem im Foto festgehaltenen Transporter weggeschafft.
 
Polizei beschlagnahmt die Fahrräder; Polizeitruck mit den "Beutestücken" (Fotos Copyright: Fred Askew)

Das Resultat des Abends bestand in 37 Festnahmen, von denen mittlerweile so gut wie alle wieder in Freiheit sind. Die Stadt New York mit dem republikanischen Bürgermeister Michael Bloomberg hat mal wieder ihre häßliche Fratze gezeigt und setzt scheinbar auf Konfrontation. Dies ist umso unverständlicher da im Dezember per Gerichtsurteil von Richter William H. Pauley III entschieden wurde, daß eine Critical Mass keiner behördlichen Genehmigung bzw. Anmeldung bedarf (Indymedia berichtete). Aber scheinbar war dies nur ein guter Vorsatz fürs neue Jahr der nun langsam wieder durch andere Gerichtsurteile und Verfügungen ausradiert werden soll. Wie es mit der New Yorker CM weitergeht, entscheidet sich also wohl demnächst, wobei die Teilnehmer und Organisatoren aber bereits klargemacht haben, das sie sich keinem negativen Urteil oder weiteren Schikanen beugen werden und die Critical Mass weiterhin durchführen werden.

Still We Ride - The Movie

Im Mai 2005 findet auf dem Bicycle Film Festival die Premiere des Dokumentationsfilm Still We Ride statt.

(aus der Beschreibung)

Am Freitag, dem 27.August 2004, nur Tage vor dem Beginn der Republican National Convention (Indymedia berichtete), fand eine massive Polizeiaktion gegen die Critical Mass statt. Am Ende der Nacht waren 264 Personen verhaftet. Dies markierte damit eine der größten Massenverhaftungen in der Geschichte von New York - alle Verhafteten hatten nichts illegales getan.

Für viele New Yorker war der August das erste Mal wo sie von diesem monatlichen Ritual der New Yorker Fahrrad-Gemeinde hörten - genannt Critical Mass.

Still We Ride ist eine Dokumentation welche die fröhliche Atmosphäre der Fahrt im August zeigt, bevor die Verhaftungen begannen und dem darauf folgendem Chaos. Es erzählt noch einmal davon wie die CM in San Franciso 10 Jahre zuvor begann und zeigt die Chronik des Polizeiangriffs und die folgenden Gerichtsverhandlungen der letzten 7 Monate. Der Film beleuchtet die Bürgerrechte, Überwachung, den Einfluß der Mainstream-Medien und die Vorzüge von alternativen Transportmitteln.

Den Trailer kann man sich hier runterladen: Still We Ride - Trailer
Länge: 3:39min (7.9MB) | Mime: video/mp4 | Audio: AAC(libfaad) | Video: ISO-MPEG4(ffmpeg) 320x240

Weitere Berichte auf Indymedia zu vergangenen CMs in New York

Anmerkung
Alle Photos sind, mit Genehmigung des Photografen, der Webseite von fred askew photography entnommen.

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Ergänzungen

copyright????

sk@ot 26.03.2005 - 21:21
wieso machen manche leute immer dieses scheiß copyright auf den bildern

@Sk@ot

does it really matter? 26.03.2005 - 21:35
Ganz einfach. Der Photograph hat keine Probleme wenn seine Fotos auf Seiten wie Indymedia (der Artikel selbst ist ja unter CC-Lizenz) veröffentlich werden. Ich hätte sogar den Copyright-Hinweis nicht explizit hinschrieben müssen, habe dies aber trotzdem getan.
Der Photograph hat dieses Copyright aber deswegen, damit die Mainstreammedien seine Bilder nicht ohne zu bezahlen verwenden können. Schließlich lebt dieser Mensch davon.

Da außerdem keine anderen guten Photos der CM existieren und auch hierzulande Leute mit Photoapparat scheinbar auf Demos nicht mehr erwünscht sind (bestes Beispiel: Freiraum-Demo heute in Berlin), dann müßt ihr euch nicht wundern, wenn man gezwungenermaßen auf Copyright-Bildmaterial zurückgreifen muss.

Und nun, Danke für deine tolle "Ergänzung".