Fluchthelferin Lisa Fittko gestorben

Herbert Lutin 15.03.2005 23:32 Themen: Antifa Repression
Da gerade so viele Leute in den Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ gehen: Jetzt wurde bekannt, dass die jüdische Fluchhelferin (engl. refugee smuggler), Antifaschistin, Widerstandskämpferin und Schriftstellerin Lisa Fittko am Samstag im Alter von 96 Jahren in Chicago gestorben ist.
Da gerade so viele in den Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ gehen: Jetzt wurde bekannt, dass die jüdische Fluchhelferin (engl. refugee smuggler), Antifaschistin, Widerstandskämpferin und Schriftstellerin Lisa Fittko im Alter von 96 Jahren in Chicago gestorben ist. In ihrem Buch „Solidarität unerwünscht“ schildert sie die ersten SA-Aufmärsche in Kreuzberg am Tag der Machtergreifung und den darauf folgenden SA-Terror.
Als aktive, jugendliche Antifaschistin sah sie sich daraufhin gezwungen in die Illegalität und zunächst nach Ost-Berlin zu flüchten um den Widerstand weiter organisieren zu können. Schließlich beschreibt sie ihre Emigrantenodyssee einige Monate später über Prag nach Basel, Holland (Apeldoorn) und Paris. 1939 kam ihr Mann Hans Fittko ins Internierungslager Vernuche bei Nerves, wo u.a. auch Walter Benjamin, mit dem er sich anfreundete, einsaß. Nach seiner Freilassung hielt sich das Ehepaar Fittko zunächst in Marseille auf um anschließend die Fluchthilfe über die französisch-spanische Grenze zu organisieren. Dies geschah in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen ‚Emergency Rescue Committee’ unter der Leitung Varian Frys, Buchautor von ‚Auslieferung auf Verlangen’ (engl: Surrender on demand).
In Lisa Fittkos Buch ‚Mein Weg über die Pyrenäen’ wird die notwendige Fluchthilfe-Organisationsarbeit der Fittkos ausführlich beschrieben, ein Buch von dem Jürgen Habermas schrieb: «Es gibt gewisse Bücher, auch heute noch, ... hinter denen eine der Weißen Rose würdige Lebensgeschichte steht. Lisa Fittkos Erinnerungen an die Jahre 1940/41 sind von dieser Art.» Lisa Fittko hatte auch u.a. Walter Benjamin über die Pyrenäen auf seiner letzten Fluchtroute vor seinem Selbstmord begleitet. Mit ihren Schilderungen davon trug sie ganz wesentlich zu dem Mythos eines von Benjamin ungeheuer wichtig erachteten, aber auf der Flucht angeblich verschollenen Manuskripts bei.
Den Fittkos zu Ehren wurde sogar ein Fluchtweg über die Pyrenäen nach ihnen benannt, die sogenannte F-Route. Seit dem Jahre 2001 steht auch ein Denkmal in Banyuls-sur-Mer zur Erinnerung an die beiden erfolgreichen Fluchthelfer und Widerstandskämpfer.

„1941 floh Lisa Fittko nach Kuba und arbeitete in Havanna in einer Ausbildungsstätte für deutsche jüdische Flüchtlinge. 1948 fand sie Aufnahme in den USA.

Sie arbeitete als Fremdsprachenkorrespondentin und bis 1974 in der Administration der University of Chicago und engagierte sich in der amerikanischen Friedensbewegung. „

Lisa Fittkos Buch ‚Solidarität unerwünscht’, endet mit folgendem apellativen Schlusswort, als sie beschreibt wie Frankreich sich dem faschistischen Deutschland ergeben muß:
>>Doch wir, sagten wir, wir ergeben uns nicht.
Wir haben eine Aufgabe. Unsere Aufgabe dieser Falle zu entkommen. Wir müssen uns selber retten .... . wir müssen versuchen, uns gegenseitig zu retten. Damit wir dabei sein und helfen können. Europa und die Welt von der Barbarei zu befreien.
Und was dann?
Was dann kommt, wird sicher nicht immer glatt gehen. Es wird in den Händen künftiger Generationen liegen.<<

weitere informative Links zu Lisa Fittko:

 http://www.wdr.de/tv/kulturweltspiegel/20010114/1.html

 http://www.lrz-muenchen.de/~catherine.stodolsky/lisa/fittko.html

 http://www.t0.or.at/~medienwerkstatt/videos/lisa-fittko.htm

 http://oe1.orf.at/inforadio/48769.html
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Ergänzungen

Plattform über heutige spanische EU-Grenze

Georg 16.03.2005 - 14:25
Informationen über die Hochsichheitsgrenze von Europa gegenüber Afrika finden sich auf:
 http://estrecho.indymedia.org/
Darüber gibt es auch einen GWR-Arktikel:
 http://www.graswurzel.net/295/indy.shtml