Bericht zur WEF-Demo in Winterthur

moa 16.01.2005 14:12 Themen: Globalisierung
Am Samstag, den 15.01.05 haben ca. 400 Menschen in Winterthur gegen das WEF und sein Jahrestreffen in Davos demonstriert. Die Demonstration verlief vollkommen friedlich und es sind keine Sachbeschädigungen bekannt.
Bereits um 10.00 Uhr war die Stadt mit zahlreichen Zivilbullen durchsetzt. Da diese sich aber immer so verhalten, dass mensch sie auch ja erkennt, war das nicht so ein Problem. Es zeigt einfach das Misstrauen der Stadt gegenüber dieser Demonstration. Ansonsten war es in der Stadt aber vollkommen ruhig und nichts deutete auf die kommende Demonstration hin.

Um ca. 12.30 hat sich eine erste Gruppe „Hippies“ beim Neumarkt eingefunden. Sie hatten eine Menge Material – unter anderem Transparente – bei sich. Etwa eine Viertelstunde später war die Gruppe bereits auf eine kleinere Menschenmenge angewachsen. Die Bullen haben dann dort auch Personenkontrollen durchgeführt (gemäss Communiqué wurden ca. 70 Menschen gefilzt) und auch einige Dinge beschlagnahmt.

Der Platz füllte sich langsam mit Leuten, wobei auffiel, dass es praktisch keine Vermummten hatte. Als es 14.00 Uhr war, wurde die Menge von den Demo-Organisatoren begrüsst und mit einer kleinen Rede auf die Demo eingestimmt. Etwa 10 Minuten später ging’s dann los. Die Menschen setzten sich langsam in Bewegung, immer begleitet von zahlreichen bürgerlichen Medien, die wieder einmal endgeil darauf waren, die besten Bilder zu haben und wahrscheinlich zumeist hofften, dass es doch noch „abgeht“. Die Demonstranten liessen sich davon aber nicht beirren und beachteten die Journis kaum. Die Demo zog zum Bahnhofplatz und bog dann in die Stadthausstrasse ein. An den Strassen standen zahlreiche Schaulustige, die teilweise Freude hatten, ja sich sogar anschlossen, gleichgültig oder fragend dastanden oder einfach nur den Kopf schüttelten. Alle Gassen die irgendwie in die Altstadt führten waren mit Robocopz verstopft, sodass wir auch ja nicht auf die Idee kommen sollten dorthin zu wollen.

Der Zug ging weiter zum Schulhausplatz, wo zwei Reden gehalten wurden, die unter anderem die Form unseres Protestes und Zukunftsperspektiven thematisierten. Die Presse war die ganze Zeit mit von der Partie und hat alles aufgezeichnet. Danach setzte sich die Demo wieder in Bewegung und machte sich auf, über die General-Guisin-Strasse wieder in die Altstadt einzubiegen. Bis hierhin hatte es weiterhin an allen Zugängen zur Innenstadt robotisierte Bullen, aber keine Gitterjeeps.

Das änderte sich bei der Neustadtgasse. Anscheinend wollten die Bullen auf den Schluss der Demo hin immer mehr von ihrem Aufgebot zeigen, sodass es uns ja nicht in den Sinn kommen sollte, während oder gar nach der Demo Radau zu machen. Allerdings hat sich die Stimmung durch die provokativ-gockelstolzen Grenibullen auf ihren Jeeps mit ausgefahrenen Gittern nur angeheizt. Die Demonstranten waren allerdings sehr selbstdiszipliniert, liessen sich von den wüsten Bildern nicht aus der Ruhe bringen und marschierten ohne wirkliche Reaktionen (ausser ein paar „Stinkefingern“) weiter.

Als die Demo dann über die Steinberggasse wieder auf den Neumarkt einbog waren auch dort zahlreiche Bullenreihen, die den Zugang zur Innenstadt versperrten. Die Organisatoren bedankten sich bei allen Demonstranten für ihre Beiträge zur gelungenen Demo und beendeten sie offiziell. Zuerst standen die meisten noch ein wenig herum, als dann aber eine Gruppe auf die Bullen zuging (Richtung Marktgasse) und von diesen ohne Personenkontrollen durchgelassen wurde, entschlossen sich einige es ihnen gleich zu tun. So waren dann ein paar Grüppchen friedlich durch die Marktgasse unterwegs. Die Pozilei liess es sich aber nicht nehmen, ihre Aufgabe nicht aus den Augen zu lassen und stellte sich vor den McDonald’s. Die ganze Demo konnte sich friedlich auflösen und es kam auch zu keinen Nachdemos, die nur das gute Gelingen der Worm-Up-Demo versaut hätten.

Im Rückblick kann ich sagen, dass ich die Demo sehr gelungen fand (umso mehr, wenn man Chur miteinbezieht). Allerdings war das Auftreten der Schmiererei völlig übertrieben. Dass sie sich bereithalten müssen, ist ja noch zu verstehen. Dass sie sich aber so provokativ in Pose setzen mussten, war völlig unnötig und unverhältnismässig. Die Bullen können sich auch unentdeckt hinter einem Hauseckchen seelisch und körperlich auf den bevorstehenden Einsatz vorbereiten. Da könnt ihr auch mal ein Beispiel an euren Kollegen aus dem Luzernischen nehmen! Schlussendlich war es nur den selbstdisziplinierten und ruhigen Teilnehmer zu verdanken, dass die Demonstration so gut gelingen konnte.

In diesem Sinne vielen Dank an alle die dazu beigetragen haben!

Fotos:  http://www.ark.resistencia.ch/index.php?page=aktuell&art=eintrag&id=565
Situationsberichte:  http://www.ark.resistencia.ch/index.php?page=aktuell&art=eintrag&id=561
Bürgerliche Presse:  http://www.ark.resistencia.ch/index.php?page=aktuell&art=eintrag&id=564
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Ergänzungen

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- 17.01.2005 - 11:25
auch in chur und delsberg demonstrierten jeweils ca. 400 personen zur gleichen zeit.

am nächsten samstag alle zusammen nach bern an die internationale demo gegen das wef.

smash it!!

aktion in aarau

aargrauer 17.01.2005 - 12:00
auch in aarau fand aine aktion gegen das wef statt:

 http://www.indymedia.ch/de/2005/01/29088.shtml