Abwasserbehandlung im ländlichen Raum

Maria R. 14.01.2005 21:18
In einer Nachbargemeinde steht am Ortseingang eine Reihe Eigenheime aus DDR-Zeiten. Als sie gebaut wurden, wurde auf einem der Grundstücke eine größere 3-Kammer-Grube errichtet, um die Abwässer zu reinigen.
Die sich in der ersten Kammer sammelnden Dickstoffe wurden alle paar Jahre von der LPG ausgepumpt und auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht, wo sie von Kleinstlebewesen zu Humus verarbeitet wurden.Ein paar Jahre nach der Wende konnte man nicht mehr nach eigenem Gutdünken einen Entsorger bestellen. Dafür waren jetzt ebenfalls die Abwasserzweckverbände zuständig. Kommunalverfassungen und Verbandsatzungen regelten das.

In letzter Zeit sind die beauftragten Entsorgungsunternehmen dazu übergegangen, „zur Erleichterung ihrer Tourenplanung“ die Gruben in jährlichen Abständen zu leeren.

Dazu muß man wissen, dass in einer KKA eine Ansiedlung von Mikroorganismen stattfindet, die umso besser arbeiten, je länger sie ungestört bleiben. Ältere Landbewohner wissen noch, dass sich der Schlamm mit den Jahren "selbst auffrisst". Durch die jährliche Schlammentnahme, häufig noch mit Klarwassernachspülung verbunden, wird die Biologie empfindlich gestört. Es kommt zu starker Geruchsbelästigung, die es vorher nicht gab.

Die so Gequälten sind dann froh, wenn endlich von Kanalisation geredet wird - erst recht im o.g. Fall, wo situationsbedingt die Nachbarn längst keine Freunde mehr sind.

Und so sieht dann ein Kostenvoranschlag aus.Der Bürger hat bereits 1992 einen neuen Wasseranschluß bekommen und bezahlt. Nun soll er dafür ohne Gegenleistung noch einmal zahlen.

Die Gemeinde hat ca. 1500 Einwohner. Lt. Richtlinie der EU solten bis Ende 2005 alle Gemeinden mit über 2000 Einwohnern an Kanalisation angeschlossen sein.

Der Zweckverband hat wahrscheinlich wie üblich 50-60% Fördermittel aus der EU und vom Land Mecklenburg erhalten. So eine Abwassermaßnahme soll bereits OHNE Fördermittel wirtschaftlich sein. Ich ahne doch, für wen sie sicher wirtschaftlich ist.

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Ergänzungen

Einer unter Vielen...

Maria R. 14.01.2005 - 21:29
... die sich schon länger mit dem Thema befassen:
"Wasser, das noch noch weiter verwendet werden soll, ist KEIN Abwasser"  http://www.paul-aus-petershagen.de/abwasserfrei/abwasserfrei_index.html

und der Link zum vorigen Beitrag zu diesem Thema:  http://de.indymedia.org/2005/01/103718.shtml

Weiter wehren !!

nah 15.01.2005 - 09:53
Der Technik-Wahn ging in unserer Region soweit, das Kleinstortschaften über zig Kilometer mit einem ungeheuerlichen Kostenaufwand an die öffentliche Entsorgung zwangsangeschlossen werden sollten. Mittlerweile hat aus Kostengründen ein Umdenken in den Ämtern stattgefunden. Pflanzenkläranlagen, oder auch sogenannte Schilfkläranlagen werden als gangbare Lösungen mehr und mehr akzeptiert. Auch die gute alte Grube muss nicht immer eine schlechtes Entsorgungmodell sein. Allerdings hat das Umdenken in den Behörden nur mit viel Wiederstand und Überzeugungsarbeit stattgefunden. Dass im Osten sinnloses Behördenhickhack und Bürgerschikane organisiert wird, könnte vielleicht auch ein wenig damit zusammenhängen, dass die Euch unsere ganzen ewig gestrigen Ekelbeamten rübergesetzt haben. Ich kann mich noch gut erinnern, das die auch aus unserem Landkreis einige Pappnasen zu Euch rübergesckickt haben um euch zu missionieren. Das waren Leute, die unter anderem bei uns für so Entschidungen verantwortlich waren, die sie heute beu euch treffen.

Für urbane Verdichtungsgebiete

Maria R. 15.01.2005 - 13:26
= in Städten ist es hier und heute gar keine Frage. Da sind 50 und mehr Menschen an einem Meter Kanallänge.
Ökologisch ist es auch da ein Problem. 20-30% der Kanalisationsrohre sind nicht dicht. Einerseits sickert Abwasser ungeklärt ins Erdreich und andererseits wird einsickerndes Regenwasser durch die Kläranlagen geleitet.
Bei starkem Regen laufen die Klärwerke über und der ganze Dreck läuft ungeklärt ab.

Wer jedoch z.B. in Tokio heute ein Haus bauen will, bekommt keine Genehmigung, wenn er nicht eine Wasseraufbereitigungsanlage plant.

Deutschland gilt da als recht innovationsfeindlich. Die Wertstoffe werden einfach vernichtet, um sie woanders wieder teuer herzustellen.

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ach du meine — scheißeq