"Sicherheitskonferenz" ohne Münchner OB

Nick Name 20.12.2004 10:57 Themen: Militarismus SiKo München
Der Veranstalter der jährlich stattfindenden "Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik" hat den Oberbürgermeister Ude für Februar 2005 "hinauskomplementiert". Jetzt muß er sich entscheiden. Entweder er hält das Maul und katzbuckelt, oder er besinnt sich auf sozialdemokratische Anti-Kriegspositionen. Der Münchener Merkur berichtet folgendes:
Folgendes fand sich im Internet, was alle KriegsgegnerInnen in gespannte Unruhe schicken dürfte: Einerseits schätzte es Münchens OB Ude immer sehr im Rampenlicht der Medien zu stehen und die TeilnehmerInnen der jährlichen Münchner Kriegskonferenz persönlich zu begrüßen, andererseits war er als wackerer Sozialdemokrat auch gegen den Krieg der USA und ihrer Verbündeten im Irak. Im Februar 2003 versuchte er die Bewegung gegen die "Sicherheitskonferenz" zu spalten, was nicht sonderlich gut gelang, und andererseits eiert er zwischen sozialdemokratischen Traditionen und sozialdemokratischer Realpolitik hin und her. Jetzt will ihn die Realpolitik nicht mehr sehen. Was wird er wohl tun ....?

Bei  http://www.marktplatz-oberbayern.de/regionen/mstadt/art1606,232845.html
fand sich folgendes:
(Münchner Merkur, 18.12.2004) >> Bei der Sicherheitskonferenz (Siko) im Februar 2005 wird es keinen städtischen Empfang der Teilnehmer durch OB Christian Ude geben. Siko-Veranstalter Horst Teltschik hat Ude schriftlich mitgeteilt, dieses Jahr darauf zu verzichten. Grund sei die Anwesenheit von Bundespräsident Horst Köhler und die parallel im Dorint Sofitel stattfindende Tagung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI).
"Herr Köhler kann nicht auf einem Stehempfang reden. Ich muss ein gesetztes Essen machen", sagte Teltschik dieser Zeitung gestern. Weil dazu auch die Teilnehmer der BDI-Tagung geladen seien, habe man doppelt so viele Gäste wie sonst. Das, so Teltschik, wolle er der Stadt nicht zumuten.
Siegfried Benker, Fraktionschef der Grünen im Stadtrat und seit Jahren erklärter Gegner der Siko und auch des städtischen Empfangs, sagte dazu, Ude sei zwischen alle Stühle gefallen. "Er wollte den Empfang, um den Teilnehmern der Sicherheitskonferenz zu gefallen und er wollte Kritisches dort sagen, um der Friedensbewegung zu gefallen." Das, so Benker, hätten beide Seiten mit Stirnrunzeln registriert. Teltschik habe die Konsequenzen gezogen und Ude "den Stuhl vor die Tür" gestellt. "Jetzt, wo Kofi Annan mit dem guten Image der UNO kommt, hat der Mohr Ude seine Schuldigkeit getan."
Teltschik nannte dies puren Unsinn. OB Ude sei zu dem Essen eingeladen, die Rede halte aber Horst Köhler. "Die Grünen wissen auch nicht, was sie wollen. Erst kritisieren sie, dass der Empfang stattfindet und jetzt, dass er nicht stattfindet." So viel "Provinzialität" gebe es nur in München. Ob er 2006 wieder um einen Empfang durch die Stadt bitte, sei noch offen. "Es kann sein, dass die Stadt übernächstes Jahr wieder zahlen darf." <<

Kommt alle am 11./12.2.2005 nach München, egal was Ude macht. Zeigen wir den Kriegs- und Wirtschaftsspezialisten, was wir von ihnen halten!

Wer gegen Kriege und Militarismus ist, wer keine Gesellschaft will, in der Rassismus und Patriarchat Normalzustand sind, muss den Kriegstreibern entgegentreten. Immer wieder und wieder – mit wissendem Zorn und aller Kraft ihnen das Handwerk legen.
Deshalb kommt alle zu den Aktionen gegen die Münchner Sicherheitskonferenz am 11./12.02.2005 !

Ein Kampf für soziale Rechte muss auch ein Kampf gegen Krieg und Folter sein. Das gilt ebenso umgekehrt. Die Überwindung kapitalistischer, rassistischer, patriarchaler und nationalistischer Strukturen ist die grundlegende Voraussetzung eines solidarischen und antimilitaristischen Miteinanders. Wir werden nicht bei Teilbereichskämpfen stehen bleiben, sondern eine übergreifende politische Praxis grenzüberschreitend und internationalistisch entwickeln. Auf nach München!

2005 feiert die Bundeswehr ihr 50-jähriges Bestehen. Eine Menge Propaganda- und Werbeveranstaltungen der Militärs sind zu erwarten. Machen wir ihnen einen Strich durch die Rechnung! Auf 50 Jahre Wiederbewaffnung kann es nur eine Antwort geben: Wiederentwaffnung jetzt!

Organisiert Widerstand gegen öffentliche Gelöbnisse, Kranzniederlegungen, Paraden, Reservistenwanderungen und Waffenschauen! Achtet auf Ankündigungen von Aktivitäten gegen das Bundeswehrjubiläum! Auf nach München!
Wir werden viele sein. Wir werden laut, lästig und nicht zu übersehen sein: Warten wir nicht auf den nächsten Krieg, warten wir nicht auf bessere Zeiten!
Kein Cent fürs Militär! - Enteignet die Ausbeuter! - Für die Umverteilung von oben nach unten! - Gegen die EU-Militärmacht! - No NATO! - Wiederentwaffnung jetzt! - Kriegskonferenzen unmöglich machen!
Internationale Solidarität!
No justice – no peace!

Auf nach München! Am 11. Und 12. Februar 2005

Mehr infos unter www.no-nato.de
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Ergänzungen

näheres zur BDI-Tagung

Stadtplenum München 20.12.2004 - 17:03
Finanzierungskonferenz Nordafrika Mittelost

Erstmals findet am 11. Februar 2005, im "Dorint Sofitel Hotel Bayerpost" (Bayerstr.12) in München, eine Finanzierungskonferenz zur Region Nordafrika/ Mittelost statt. Sie wird veranstaltet vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und dem Bundesverband deutscher Banken (BdB) im Rahmen der Nordafrika Mittelost Initiative der Deutschen Wirtschaft (NMI). Die Weltbank-Gruppe und die Europäische Investitionsbank (EIB) sind Mitveranstalter der Konferenz.

Bis zu 250 Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft haben ihre Teilnahme an der Konferenz angekündigt, die unter dem Motto "Mehr Sicherheit durch Investitionen" den Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe mit zweijährigem Rhythmus bildet. Themen der Konferenz sind operative Fragen der Finanzierung und der finanziellen Absicherung von Export- und Projektvorhaben sowie Auslandsinvestitionen in der Region (Nordafrika/ Mittelost). Als weiterer Schwerpunkt sind Strategien und Instrumente zur Gewinnung von Investoren aus der Region für ein Engagement in Deutschland benannt.

Kooperation mit der "Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik"

Da laut Veranstaltern "spezifische Sicherheitsrisiken Handel und Investitionen in der Region behindern", findet dieses Treffen in Kooperation mit der "Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik" (SiKo) statt. Die OrganisatorInnen der Aktivitäten gegen die NATO-Kriegskonferenz haben immer wieder betont, dass die weltweite Ausbeutung und ihre militärische Absicherung den inhaltlichen Schwerpunkt des jährlich stattfindenden Kriegstreibertreffens darstellt. Bedingt durch die thematische Ausrichtung der Finanzierungskonferenz, ihre bewusste Anlehnung an die SiKo und einem der Schwerpunkte der 41. SiKo, die "wechselseitige Beziehung von wirtschaftlicher Entwicklung und Sicherheit", findet diese Argumentation erstmals eindeutig und offiziell ihre Bestätigung.

Die politische Brisanz erfährt die Finanzierungskonferenz auch dadurch, dass hier explizit deutsche Interessen im Vordergrund stehen. In Konkurrenz zum relativ schleppend verlaufenden sogenannten "Barcelona-Prozess", mit welchem die EU seit 1995 die Schaffung einer Freihandelszone im südlichen und östlichen Mittelmeerraum anstrebt, dient diese Konferenz dazu, eine transkontinentale deutsche Wirtschaftsexpansion zu forcieren. In Zeiten immer knapper werdender natürlicher Ressourcen, geraten die rohstoffreichen Staaten Nordafrikas und des Mittleren Ostens verstärkt in den Fokus deutscher Begehrlichkeiten. Die Einbeziehung von Weltbank-Gruppe und Europäischer Investitionsbank (EIB), als Mitveranstalter der Konferenz, könnte als geschickter taktischer Schachzug bewertet werden, der den Eindruck erwecken soll, die Konferenz sei in einen europäischen/globalen Zusammenhang eingebettet.

Die Angliederung der Zusammenkunft der deutschen Wirtschaftselite an die Münchener Militärkonferenz ermöglicht zudem einen Abgleich wirtschaftlicher und militärischer Expansionskonzepte. Nicht von ungefähr hat Außenminister Fischer während der SiKo 2004 versucht, eine "transatlantische Initiative für den gesamten Mittelmeerraum" auf die Tagesordnung zu setzen. Bis zur deutschen Vereinigung vollzog sich die wirtschaftliche Expansionstätigkeit in Nordafrika und dem Mittleren Osten ohne offene militärische Komponente. Seit der Neuformulierung deutscher Militärpolitik drängt das Auswärtige Amt jedoch auf koordinierte Aktionen, die der kriegerischen Ressourcensicherung dienen und mit zivil-wirtschaftlichen Aktivitäten gekoppelt werden. So demonstriert Berlin bereits heute mit einer eigenständigen Aufrüstung der nordafrikanischen Küstenüberwachung, mit Schnellbooten, Überwachungssystemen und Kommunikationsausrüstung seine nationalen Handlungsoptionen, um die Migrationsbewegungen noch vor dem Eintritt in die EU zu stoppen. Die von Schily geforderten Auffanglager entlang der nordafrikanischen Küste, würden die Abschottung der Außengrenzen des europäischen Wohlstandsblocks vervollständigen.

Nordafrika Mittelost Initiative der Deutschen Wirtschaft (NMI)

Da die Finanzierungskonferenz im Rahmen der "Nordafrika Mittelost Initiative der Deutschen Wirtschaft" (NMI) stattfindet, muss sie etwas genauer betrachtet werden. Die NMI wurde im März 1996 vom BDI zusammen mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), dem Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) und dem Nah- und Mittelost-Verein (NuMOV) gegründet, später kamen der Afrika-Verein (AV) sowie der Bundesverband deutscher Banken (BdB) hinzu.

"Die Bundesrepublik ist exportorientiert und braucht sichere und aufnahmefähige Absatzmärkte, während die arabischen Länder aus ihren umfangreichen Rohstoffvorkommen Exporterlöse zur Finanzierung deutscher Waren erzielen könnten", so heißt es z.B. in einer Studie der "Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik". Die Maghreb-Staaten sind bereits seit geraumer Zeit Ziel einer deutschen Außenwirtschaftsoffensive, die den nationalen Einfluss im ,,gesamten Nahen und Mittleren Osten sowie Nordafrika" vergrößern soll: So ist seit dem 1. Juni 2002 ein bilateraler Investitionsförder- und -schutzvertrag zwischen Deutschland und Algerien in Kraft, der es der rot-grünen Regierung erlaubt, Garantien für deutsche Investitionen in Algerien zu übernehmen. Die Gründung des Deutsch-Libyschen Wirtschaftsforums fand bereits im Jahr 1997 statt.

Da diese Offensive in traditionellen Einflussgebieten der Mittelmeeranrainer Frankreich, Italien und Spanien sowie der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien stattfindet, bündelt die NMI die wirtschaftlichen Kapazitäten, um die Levante und den Maghreb als bisher unzureichend genutzte "neue Absatzmärkte" und Regionen mit umfangreichen Energievorkommen zu erschließen. Die hochkarätige Besetzung des NMI-Präsidiums - u.a. Daimler-Chrysler, Siemens, Deutsche Bank, Commerzbank, ABB, MAN und Dresdner Bank - verdeutlicht, dass für das deutsche Kapital die wirtschaftliche Eroberung der südlichen und südöstlichen Mittelmeeranrainerstaaten von immenser Bedeutung ist. Zudem ist die Wirtschaftsliberalisierung der gesamten Region mit über 800 Millionen Menschen nicht nur erklärtes Ziel auf europäischer Ebene ("Barcelona-Prozess" ) sondern auch Stoßrichtung dieses bilateralen Prozesses.

Arische Kontinuität

Zu den NMI-Trägerorganisationen gehört der Nah- und Mittelost-Verein (NuMOV), der seinerseits unter dem Namen ,,Orient-Verein" 1934 in Berlin gegründet wurde. Die durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochene Vereinsarbeit wurde am 10. Mai 1950 durch die Gründung des ,,Nah- und Mittelost-Vereins" wieder aufgenommen. ,,Die Versammlung beschloss, die im wesentlichen noch geltende frühere Satzung des Orient-Vereins zu genehmigen", schreibt der NuMOV heute. Im Jahr 1954 übernahm der Hamburger Industrielle und frühere NS-Geheimdienstspezialist für die Zerschlagung der deutschen Nachbarstaaten in ethnische ,,Regionen", Alfred C. Toepfer, den Vorsitz.

Während der NS-Okkupation hatten sich die Toepfer-Betriebe an der wirtschaftlichen Ausplünderung Frankreichs beteiligt, lieferten Löschkalk für die Massengräber im Getto Lodz (,,Litzmannstadt") und verfügten über große Mengen jenes Raubgolds, das Berlin den Opfern seiner industrialisierten Massenvernichtung entriss. Zu den NS-Liegenschaften der Toepfer-Stiftung gehörte u.a. Gut Kalkhorst, das bis 1945 als ,,Reichsführerschule" fungierte. Der Stifter persönlich hielt auf Kalkhorst Rasse-Vorträge und beschwor die blutliche Einheit der arischen Welt (,,Blutsgenossen").

Nach 1945 beschäftigte Toepfer in seinen Firmen mehrere Nazi-Verbrecher, darunter Edmund Veesenmeyer, Mitarbeiter Eichmanns bei der Massendeportation von 400.000 Ungarn jüdischer Herkunft in die deutschen Vernichtungslager und finanzierte Thies Christophersen, den Autor des Buches ,,Die Auschwitz-Lüge". Trotz dieser eindeutigen Verbindungen erfreute sich Toepfer hoher Wertschätzung des deutschen Staates, dem er durch weltweite Co-Finanzierung deutschsprachiger Minderheiten (,,Volksgruppen") diente. Auch nach seinem Tod (1993) ging die Zusammenarbeit mit der Toepfer-Stiftung zugunsten einer ethnischen Neuordnung des Kontinents weiter. 2004 wurde beispielsweise bekannt, dass die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Christina Weiss, für eine der Toepfer-Stiftungen in Hamburg tätig ist.

Fazit

Die "Finanzierungskonferenz Nordafrika Mittelost" ist von ihrer politischen Bedeutung her, der
"Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik" gleichzusetzen. Die Eliten aus Wirtschaft, Militär und Politik werden sich am zweiten Februarwochenende in München einfinden, um weitere Pläne der weltweiten Ausbeutung und ihrer militärischen Absicherung zu entwerfen. Deshalb ist beiden Konferenzen die gleiche politische Aufmerksamkeit zu widmen und dementsprechend werden sich auch die Gegenaktivitäten gestalten.

Stadtplenum München

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