Vollbeschäftigung

Moewe 13.12.2004 06:45 Themen: Soziale Kämpfe
– das erinnert mich an die Zeiten meines sozialistischen Vaterlandes, der DDR, in der man „weggeschlossen“ wurde, wenn man einen „asozialen Lebenswandel“ führte.

Bevor man also nach Vollbeschäftigung strebt sollte man doch erst einmal den Bedarf für eine solche „Verbesserung“ analysieren. Verwunderlich, dass man dies den gläubigen Jüngern der sozialen Marktwirtschaft in Erinnerung bringen muß, die doch sonst so auf den Markt und seine regulativen Kräfte vertrauen.
Zum einen ist es natürlich nicht so, dass all jene die derzeit keine Arbeitsstelle haben auch tatsächlich eine wollen. Obwohl es sicherlich weniger Unwillige sind, als oft von anständigen Mitbürgern in Bezug auf Sozialbetrug usw. behauptet wird. Umsomehr wird es ganze Heerscharen von Leuten in Festanstellung geben, die gerne auf den Arbeitsplatz verzichten würden, wenn sie nicht durch die herrschenden Verhältnisse dazu gezwungen werden würden, das Geld für all die Spekulanten, Mietgeier, Versicherungsschwindler, Steuerflüchtlinge, Anlagebetrüger und Bürokraten mitzuverdienen. Nein, gerade dies ermöglicht viele der Verwerfungen in unserer Gesellschaft, ständig sind Menschen bereit, für das blanke Überleben sich den obstrusesten Arbeitgebern zur Verfügung zu stellen, um dann ihren Mitmenschen das Leben zu versauern. Der Beispiele ließen sich hier viele bringen, allein, da in diesem System jeder Täter und Opfer zugleich ist, möchte ich sie nicht mit selbst Erlebtem langweilen.
Hier liegt also ein grosses Potenzial, weitere Arbeitsplätze freizusetzen, indem man diesen Druck, sich für das einfache Auskommen prostituieren zu müssen, von den Menschen nimmt.

Mein Vorschlag ist so einfach wie effizient zugleich:
Jeder Bürger erhält eine monatliche Grundsicherung ausgezahlt, nennen wir es eine Prämie dafür, dass er aufhört, nach Arbeit zu schreien, eine Gage für seinen Auftritt auf der Bühne des Lebens, für seine Kreativität, mit der er das Leben meistert, für die Zeit, die er, nun um eine Sorge erleichtert, seinen Mitmenschen entgegenbringen kann. Und um nicht wieder eine neue Behörde zu schaffen, soll diesen Betrag doch einfach wirklich jeder bekommen – keine Diskussionen branden auf, dass der mit dem Privileg eines Arbeitsplatzes ausgestattete dies mitfinanziert, er erhält es ja auch. Außerdem kann er es ja als Prämie sehen, dafür,s Die Arbeitsämter können sich das ganze Hartz-IV-Gerechne sparen, auch hier wieder tausende gesparte Arbeitsplätze.
Die Behörde konzentriert sich auf das einzige, was Sinn macht, dem Unternehmen, das wirklich einen Fachmann braucht, diesen zu vermitteln.
Eine Flut von Arbeitskräften für all die unterbesetzten Einrichtungen in Bildung, Alten- und Krankenpflege, Kindererziehung usw. steht plötzlich zur Verfügung. Aber alles freiwillig – wer mehr verdienen will, um sich die Früchte des technischen Fortschritts leisten zu können, der muss eben mehr machen, und darf dafür auch progressiv mehr Steuern zahlen. Dann wird sich vielleicht auch vieles an Wünschen, die heute noch auf fruchtbaren Boden fallen, erübrigt haben. Denn ein Mensch, der Zeit hat, sich zu verwirklichen, braucht nicht dieses Übermass an Konsum, um seine Unzufriedenheit zu kaschieren. (Ein befreundeter Unternehmer hat es geschafft, den Kamin in seinem Haus binnen acht Jahren vier Mal anzuheizen – er hatte ihn wahrscheinlich angeschafft, weil von Werbe- und Marketingfachleuten behauptet wurde, dass dies Wärme und Geborgenheit vermittelt, allein, er hatte keine Zeit)

Nun kommt die Frage: „Wie soll das denn bezahlt werden?“
Eine Binsenweisheit ist: Geld, dass man nicht ausgibt, muss auch nicht verdient werden . Leider sind sich dessen die Wenigstens bewusst.
Was kosten uns die ganzen halbherzigen Reformen? Hat das jemand ausgerechnet?
Was kostet die Bundesanstalt für Arbeit mit allem drum und dran (In meiner Heimatstadt, und sicher nicht nur hier, hat man Arbeitsplätze geschaffen, indem an zentraler Stelle ein schönes grosses Gebäude teuer errichtet wurde, um daran ein beinahe ebenso grosses, rotes A anzubringen) Was kostet Hartz-IV?
Doch wie bei jeder der sogenannten Reformen geht es ja wie schon so oft in der Geschichte weniger darum, etwas zu verändern, nein, das Anliegen ist vielmehr, durch Änderungen dafür zu sorgen, dass alles so bleiben kann, wie es ist.
Siehe Gesundheitsreform: Anstelle die achthundertundzerquetschte Krankenkassen mit all ihren teuren Vorständen und Aufsichtsräten (wer sitz denn da drin;-)? zuzumachen und dem Namen der Einrichtung „Sozialversicherung“ wieder die seinem Wortsinn gerecht werdende Eigenschaft zu verleihen, nämlich eine soziale Versicherung zu sein, wird an allem rumgedoktert, um das weitere „Wachstum“ der Branche, sprich das Wachstum der Gewinne für Wenige, zu sichern.
Telekom – Post – Bahn – Wasser – Energie, die Liste wird noch länger werden.

Alle wissen, dass bei der Belastung durch die Staatsverschuldung sowieso nichts mehr zu retten ist. Die Diskussionen gehen nur noch darum, um wieviel man sich neu verschuldet. Von Rückzahlung ist eh keine Rede – wovon auch. Da geht es hin, das Geld, mit dem mein schöner Plan zu finanzieren wäre. Aber wir haben ja eine Ehre, wir zahlen brav, damit die Empfänger dieses Geldes damit gemütlich weiter an der Demontage unseres Gemeinwesens arbeiten können.

Der Fehler in der Rechnung sieht natürlich auch diese „andere Seite“ im Spiel. Denn für die ganze miese Spekulation werden sie auch nicht gebraucht, das spekulative Kapital vermehrt sich auf wundersame Weise ja von selbst, solange man sich immer neue Derivate ausdenkt. Jetzt kann man ja schon mit schlechter Luft Geld verdienen (KIOTO). Da ist soviel Geld in dieser Blase, da reicht alles Gut und Gold der Erde nicht, soviel könnte man dafür kaufen, oder anders gesagt, eigentlich wird das Geld endlich zu dem, was es eigentlich ist: bunt bedrucktes Papier, an das man einfach nur nicht zu glauben braucht, und schon hat man seinen Frieden! Vielleicht haben wir Glück, und „da drüben“ ist jemand, der seine Intelligenz noch zu was anderem als zum Zocken gebrauchen kann, sonst kommt er, der „clash of civilisation“!


Mathias Möwitz
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Ergänzungen