Münster: Trauerumzug zur Agentur für Arbeit

Sensemann 18.11.2004 13:51 Themen: Soziale Kämpfe
Am 17.11. gab es in Münster einen Trauerumzug zur Agentur für Arbeit. Die Trauerveranstaltung stand unter dem Motto "Die Menschenwürde zu Grabe tragen". Trotz klassischem November-Wetter kamen knapp 100 Personen. Neben zahlreichen ALG II Betroffenen beteiligten sich auch viele StudentInnen an dem Umzug.
HARTZ-IV-PROTEST MIT 100 TEILNEHMERN
Trauerzug zum Arbeitsamt / Auch Studenten beteiligt

Unter dem Motto "Die Menschenwürde wird zu Grabe getragen" haben bei Wind und strömendem Regen am Mittwoch ab 17.00 Uhr gut 100 Menschen gegen Sozialabbau, Agenda 2010 und Hartz IV protestiert. Aufgerufen hatte das lokale "Bündnis Besser Leben!". In einer vorab verbreiteten Flugschrift der sozialen Aktionsgruppe war konstatiert worden, "dass die Würde des Menschen einerseits sowie Agenda 2010 und Hartz IV andererseits unter gar keinen Umständen zusammengehen können". Studierende von Universität und Fachhochschule hatten angekündigt, sich dem Straßenprotest anzuschließen. Die als Trauerzug angelegte Demonstration wurde von jugendlichen Sargträgerinnen und Sargträgern angeführt, die einen schwarzen Sarg vom Rathaus am Prinzipalmarkt durch die Innenstadt zum Arbeitsamtsgebäude an der Wolbecker Straße trugen. Das in schwarz-weiß gehaltene Front-Transparent präsentierte die Losung: "Kapitalismus abschaffen. Mit Hartz IV anfangen!" Viele der aus allen Altersgruppen stammenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren in Trauerkleidung und teilweise mit Grablichtern versehen zu dem Aufzug erschienen.
Mit getragenen Melodien begleitete ein kleines Musikensemble den Umzug,
das auch einen eigens komponierten Trauermarsch zur Aufführung brachte.

Als erster Redner wandte sich AStA-Referent Tobias Farbinger, bevor
sich die Demonstartion in Marsch setzte, gegen Studiengebühren und zog eine Verbindungslinie "zwischen Sozialabbau und Bildungsklau". Auf der
Abschluss-Kundgebung vor dem Gebäude der "Agentur für Arbeit" machte
Torsten Bewernitz die Reduktion von Bildung auf die wirtschaftliche
Verwertbarkeit zum zentralen Thema seiner Ansprache. Er führte aus, dass "Bildung zur Ware" werde und beklagte, dass die akademische Bildung immer direkter "an die Wirtschaft angebunden" werde. Alfons Eckhardt, wie Bewernitz ebenfalls beim "Bündnis Besser Leben!" aktiv, betonte als letzter Redner, dass die Menschenwürde gerade in Zeiten von Agenda 2010 und Hartz IV nicht in Vergessenheit geraten dürfe.
Er ermunterte zu weiterer sozialer Gegenwehr und forderte die
Anwesenden auf: "Handeln wir jetzt, um nicht schon bald von der Bundesagentur für Arbeit und anderen staatlichen Repressionsinstanzen behandelt zu werden!"

Nachdem die Veranstaltung mit einer Lautsprecherübertragung von
Beethovens Mondscheinsonate beendet worden war, zeigten sich die Organisatoren vom "Bündnis Besser Leben!", die angesichts der seit Monaten andauernden Proteste mit einer gewissen Demonstrationsmüdigkeit gerechnet hatten, mit der erreichten Mobilisierung zufrieden. 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien angesichts der schlechten Witterungsbedingungen "eine gute Zahl", so Bewernitz. "Die Bereitschaft sich am aktuellen Sozialprotest zu beteiligen", sei "anscheinend nach wie vor vorhanden". Bewernitz: "Immer mehr Menschen wenden sich enttäuscht von Parteien und Politikbetrieb ab und fangen an, sich selbstorganisiert in gesellschaftliche Prozesse einzumischen." Diese positive Tendenz gelte es, weiter zu verstärken. Es komme jetzt darauf an, die Widerstandsansätze über den Jahreswechsel hinaus zu verstetigen.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen