Blockadehelfer in Uniform

Fridolin Frei 10.11.2004 21:32 Themen: Atom
Die Befehlsstrukturen der Polizei führen manchmal zu bemerkenswerten Situationen. In der Regel sind sie über die Hintergründe ihrer Aufträge so schlecht informiert, dass ihre Entscheidungen zu überraschenden Ergebnissen für den Widerstand führen können. Oft genug blockieren sie ihre Arbeit selber - Hier ein Beispiel von dem diesjährigen Castortransport.
Mit drei Fahrzeugen wollten wir vom Camp Hitzacker zu einer angemeldeten und genehmigten Veranstaltung nach Laase fahren. Nachdem man uns schon in Dünsche die Durchfahrt nach Laase verweigert hatte geschah das gleiche erneut in Gedelitz. Die dortigen Polzisten mißtrautem unseren Wunsch hierzu schlecht befestigte Nebenstrecken zu nehmen und verwiesen uns auf die Straße zwischen Gorleben und Laase. Als Begründung für die Durchfahrtverweigerung hörten wir: "Finden sie sich damit ab, das ist eben so."
Den Beamten scheint bei ihrer Streckenempfehlung überhaupt nicht bewußt gewesen zu sein, dass sie uns am Zwischenlager vorbei auf die Transportstrecke schickten. In Gorleben angekommen, gelang es einen Recklinghausener Polizisten zu bequatschen. Wir hatten Getränke für die Veranstaltung in Laase dabei sowie einen Musik-LKW. Der Chef der Kreuzung ließ sich überreden uns eine Eskorte für den Weg über die Transportstrecke zu stellen. Sicher war er froh, uns an dieser Stelle erstmal los zu sein.
Was er kaum gewußt haben wird:
1) Auf dieser Strecke hatte sich inzwischen eine Sitzblockade gebildet.
2) Unmittelbar nachdem wir unserer Eskorte folgend von Gorlen nach Laase aufgebrochen waren kamen hinter uns 16 Wannen, 1 Hebebühnenkran, 3 Räumpanzer und 4 Wasserwerfer. Offensichtlich das Räumkomando für die Straßenblockade vor uns.
3) Unsere Fahrzeuge hatten akute Rückfäle von Schneckenplagen und konnten so die vor uns liegenden Kilometer nur in Schrittgeschwindigkeit zurücklegen.
Erst ca. 30 m vor der Blockade fiel unserer Eskorte auf, dass es wohl doch keine so gute Idee sein könnte, uns bis an die Blockade heranzulassen. Sie stellten sich auf einmal quer und blockierten somit uns aber eben auch die anrückenden Einsatzkräfte total. Über Lautsprecher konnten wir alle mit Musik versorgen.
Es dauerte ca. 1,5 Stunden bis die Einsatzleitung offenbar begriff wie die Situation aussieht. Es gab neue Befehle und uns wurde von anderen Einsatzkräften in voller Kampfausrüstung unter Gewaltandrohung aufgetragen den Ort sofort zu verlassen. Unsere Frage, in welche Richtung dies geschehen soll löste bei den Beamten erneut Streß aus. In die eine Richtung war immer noch die Sitzblockade, deren Räumung durch uns behindert wurde. In die andere Richtung lag das Zwischenlager. In Luft auflösen wäre selbst beim besten Willen nicht möglich gewesen. In diesem Moment hatten wir echt Sorge von denen aufs Maul zu bekommen.
Man löste die Situation in dem man uns wenden ließ und mit einer Eskorte von jetzt vier voll besetzten Wannen am Endlager vorbeieskortierte. Auf dunkler Strecke wurde dann noch einmal angehalten. Um unsere Fahrzeuge herum bauten sich erneut die Orks auf. Wieder dachten wir, jetzt ist die Zeit für unsere Tracht Prügel gekommen. Der Oberork verabschiedete uns dann mit den Worten: "Wenn wir sie noch mal irgendwo finden beschlagnahmen wir ihre Autos und sie kommen in den Bunker!"
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Ergänzungen

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Pfadfinder 10.11.2004 - 21:42
Da nicht jeder die Käffer bei uns so gut kennt hier ein Kartenausschnitt zur Orientierung.

...Hihihihihi

Auch ich 10.11.2004 - 23:01
...das errinnert mich an eine Situation vor ein paar Jahren auf der Transportstrecke in Laase: Die Strecke war kurz vorher von einer grossen Sitzblockade geräumt worden, die Räumungseinheit war vor Ort, der ganze Castortransport kam - und wurde immer langsamer, bis er fast stand und durch Polizei-Lautsprecher die wütende Stimme zu hören war: "Jetzt fahr´n se ihre Scheiss Wagen weg!!!" (sinngemäss) Gemeint war die Räumungs-Einheit, deren Wagen immernoch halb auf der Transportstrecke standen...

Könnte noch einiges mehr erzählen, aber wir wollen ja nicht das die Polizei plötzlich darauf kommt, wie dumm sie sich benimmt...

Solche Vorkommnisse sind durch die Befehlsstruktur und unflexibles Vorgehen der Polizei kommen zum Glück immer häufiger vor. Nutzen wir es, freuen wir uns drüber!

Danke für dies erquickenden Bericht!

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HAHAHAHAH! — HIHIHUHUHA!