Hilft Deutsch predigen gegen Terror?

Josua Vogelbusch 26.11.2004 18:23 Themen: Antirassismus
Der Mord an Theo van Gogh ist manch Konservativen ein willkommener Anlaß das Scheitern der multikulturellen Gesellschaft zu verkünden. Alzu schnell greifen deutsche Feuilletonisten zu Samuel Huntingtons Floskel vom "Kampf der Kulturen". Unionspolitiker kramen die "Deutsche Leitkultur" aus verstaubten Schubladen und fordern u.a., dass in Moscheen in der Landessprache gepredigt werden soll, um die Integration zu fördern und "Parallelgesellschaften" zu verhindern. Eine passende Antwort auf den Anschlag ist das sicher nicht. Allerdings stellt sich doch die Frage, inwieweit der Islam Frauen unterdrückt und ob der Islam kompatibel zu demokratischen Spielregeln ist. Ein in Teilen im schrillen van Gogh Stil satierisch gehaltener Blick auf den Fall des ermordeten niederländischen Filmemachers, der gute Chancen hatte in den Niederlanden im Kast zu landen, da dort Gotteslästerung nun unter Strafe gestellt wird. Ein Gespenst um in Europa. Ein sehr Schwergewichtiges. Theo van Gogh. 110 Kilo....
Hilft Deutsch predigen gegen Terror?

Der Mord an Theo van Gogh betritt die deutsche Politikbühne


Unionspolitiker fordern, dass in Zukunft in Deutschland nur auf Deutsch
gepredigt werden soll.

 http://www.welt.de/data/2004/11/14/360443.html

Die Linke jubiliert. Endlich ist das erzkonservative katholische Milieu mit seinem Latein am Ende werden Linke nun denken. Oder sind da
Ausnahmegenehmigungen vorgesehen? Bei Moscheen doch hoffentlich nicht?

Scherz beiseite.

"Oh Gott - Herr, schmeiß Hirn vom Himmel", kann man angesichts des Vorstoß
aus Unionskreisen nur ausrufen, und die Hände zum Gebet falten. Wer weiß,
vielleicht hilft es ja.

Schließlich war es nicht das Sprachproblem, dass den marokkanischen
Niederländer (oder war er niederländischer Marokkaner?) Mohammed B. zum
Mörder werden ließ.

Mohammed B. wurde in Holland geboren, machte dort Abitur und studierte
Betriebsinformatik. Eine Bilderbuchkarriere für ein Migrantenkind. Nach dem 11. September gab er sein Studium auf, und suchte sein Heil im Islam. Warum?

Und wenn es nicht das Sprachproblem war, was zum Teufel war es dann? Sicher Hass auf van Gogh. Doch war es auch Hass auf "unsere" Werte? Warum hasste er van Gogh?

Nun, - es scheint, van Gogh begeisterte sich für alles, was politisch
unkorrekt war. Und er hatte für jeden was zu bieten.

1987 drehte er den Film "Terug nach Oegstgeest" ("Zurück nach Oegstgeest"). Eine Abrechnung mit der christliche calvinistischen Scheinheiligkeit. Jesus nannte er "diesen stinkenden Fisch von Nazareth."

Der Schriftsteller Leon de Winter, dessen jüdische Familie vom deutschen
Gebet ein Liedchen singen kann, weil sie fast vollständig von den Nazis
ausgelöscht wurde, sprengte (mehrere?) Prozesse gegen van Gogh wegen
antisemitischer Äußerungen an. Van Gogh revanchierte sich auf seine Weise. Er schrieb über de Winter mit dem dass dieser zum Geschlechtverkehr mit seiner Frau Stacheldraht seinen Penis schlingen würde und dabei "Auschwitz", "Auschwitz" brüllen würde. (Das gefällt jetzt doch vielleicht manchen Rechtsaußenborder von der benutzten Klopapierfraktion in der Union. - nein - zuviel Sex, stimmt. Aber vielleicht gefällt dafür das Gogh-Zitat: "Was stinkt es hier nach Karamell, sie verbrennen heute wohl die zuckerkranken Juden.")

In letzter Zeit hatte sich van Gogh auf Islamisten verbal eingeschossen. Den Propheten Mohammed nannte er einen „schmutzigen Onkel“, einen Vergewaltiger kleiner Mädchen und einen "perversen Päderasten, weil er mit einer neunjährigen verheiratet war. Von Islamisten sprach er als "Zuhälter des Propheten", "religiöse Faschisten", und "Schuhputzer Allahs". Sie seien eine Herde von "Zigenfickern". Ihr Schirmherr sei Job Cohen, der Amsterdamer Bürgermeister.

Zu Buddisten scheint er sich nicht geäußert zu haben, Budda war ihm
vielleicht zu fett. Oder er wollte nichts gegen Fette sagen, weil er
selbst....- nein, er hat wohl eher unter der Dusche "Ich bin froh, das ich
kein Dicker bin" gepfiffen. Das war doch auch der Hit auf der Trauer-Party
der Freunde für ihren 110 Kilo-Theo, der als sehr Trink- und Jointfest galt und privat wie im Umgang mit Schauspielern als sehr umgänglicher Mensch beschrieben wird.

Aber eins ist sicher. Seine eine Äußerungen machte ihn nicht gerade überall beliebt. Doch war es der Grund, um ihn umzubringen?

Kaum. Solche Äußerungen sind zu niveaulos, als dass sie wirklich treffen.
Unterste Schublade, der Stammtisch lässt grüßen. Es wird erwähnt, dass van Gogh gegen alle und jeden verbal ausfällig wurde. Das hier so viele Zitate von ihm über Islamisten zusammengetragen sind, liegt wohl auch an der Berichterstattung, die sich nun ganz auf den Konflikt mit fundamentalistischen Islamisten konzentriert und an ausfälligen Kommentaren van Goghs über andere Gesellschaftsgruppen gar nicht interessiert ist.

Den Volltreffer landete van Gogh erst mit dem Film "Submission"
(Unterdrückung). Er, dessen erster Film "Ludger" (1982) als frauenfeindlich kritisiert wurde, dreht nach einem Buch der Islamhasserin Ayaan Hirsi Ali einen Film über die Frauenfeindlichkeit des Islam und zieht dabei alle Register. Der Tatverdächtige und mit ihm anscheinend eine komplette terroristische Zelle hat den Film in den falschen Hals bekommen, schrieb die niederländische Filmkritikerin DANA LINSSEN in der taz.

Der Film scheint ein Schlüssel zum Verständnis des Hasses fundamentalistischer Islamisten zu sein.

Die im Off erzählte Story errinnert an die Lebensgeschichte der Hirsi Ali. Eine Frau wird zwangsverheiratet, vom Mann mißhandelt, vom Onkel vergewaltigt und dann noch dafür noch bestraft. Als kleines Mädchen wurde Hirsi Ali in ihrer Heimat Somalia beschnitten, was eigentlich nichts mit dem Islam zu tun hat. Aber ein Koranlehrer brach ihr den Schädel, als er sie im Kindesalter züchtigte. Ihr streng gläubiger Vater wollte sie schließlich mit einem entfernten Verwandten in Kanada verheiraten, den sie noch nie gesehen hatte. Hirsi Ali, die als schönste Politikerin der Niederlande gilt, setzte sich auf dem Hinflug nach Holland ab und beantragte Asyl. Nun ist sie wohl der Auffassung, alle vor dem Islam retten zu müssen. Bei diesem Schicksaal vielleicht verständlich.

Die im Film dargestellte Gewalt wird kombiniert mit sexistische
Gewaltpassagen des Korans und teils sogar erotisch anzusehenden Bildern von nackten Frauenkörpern unter transparenten Tschadorgewändern. Die
malträtierten Frauenkörper sind mit Kalligraphien frauenfeindlicher
Koransuren überzogen.

Der Historiker Martien Pennings findet den Film über die Erniedrigung
muslimischer Frauen „poetisch, schön und vor allem wahr“.

Niergens war zu lesen, dass der Film unseriös oder niveaulos sei. Unter  http://www.ifilm.com/ifilmdetail/2655656 kann er im Internet betrachtet werden.

Tatsächlich gibt es allerhand Koranpassagen, die sich frauenfeindlich lesen, räumt selbst die DANIEL BAX in der taz ein. Es gäbe aber auch viele
muslimische Autoritäten, und zwar selbst in europäischen Hinterhofmoscheen, die solche Passagen anders auslegen und Gleichberechtigung predigen.

Mir als Nicht-Islam-Fachmann ist nicht klar, ob der Islam nun frauenfeindlich ist oder nicht. Ich tendiere zu eher ja, da am Film selbst
keine Kritik geübt wird. Und da islamische Fundamentalisten, anders als
andere Moslems, streng nach dem Koran leben wollen, scheint der Vorwurf der Frauenfeindlichkeit des Islams nicht von der Hand zu weisen zu sein. Trösten kann ich mich allerdings damit, dass im niederländischen Parlament eine christliche Partei vertreten ist, in der Frauen qua Satzung keine öffentlichen Ämter übernehmen dürfen.

Sicher, der Film zieht aus Sicht der radikalen Islamisten alles in den
Schmutz, was ihnen heilig ist. Hirsi Ali und van Gogh gehen auf
Konfrontationskurs. Von Dialog halten sie nichts. Der Film ist zudem sehr
provozierend gedreht. Offen gezeigte Sexualität ist für viele Moslems ein
Problem, das sie mit fundamentalistische Christen in den USA teilen. Das
kann verständlicher weise Hass erzeugen.

Aber, und da sind sich wohl alle einig. Wer hier lebt muss Kritik, Satire
und Spott ertragen können, und sich auf zivile Art damit auseinandersetzen.

DANA LINSSEN führt an, dass das in islamischer Rhetorik verfasstes Pamphlet, das der Täter mit einem Messer an den Leichnam des Regisseurs „heftete“, klar machte, dass über den Islam nicht gespottet werden darf. Der Muslim-Fundamentalismus lässt weder Bildsprache noch Ironie zu, und besonders Letztere sei van Goghs liebste Waffe gewesen. Nun, vielleicht habe ich was verpasst, aber unter Ironie verstehe was anders als Bemerkungen wie "Ziegenficker". Da hätte man van Gogh vielleicht wegen Beleidigung verklagen können. Auch der Film ist alles andere als ironisch.

Im Zuge der Rushdie-Affäre wurden in den frühen Neunzigerjahren in der
Türkei mehrere prominente Islamkritiker ermordet. Nun Fundamentalisten sind halt so schwächlich, dass sie keine Kritik ab können. In Deutschland haben wir da ja genügend Erfahrung mit solchen Typen in unserem 1000sent jährigen Reich sammeln dürfen. Tatsächlich wurde von NS-Seite der Islam dank der autoritären Strukturen positiv bewertet.

Ich verstehe auch nicht, dass die sich die fundamentalistischen Islamisten
nicht mit Bush zusammentun. Mit seinen fundamentalchristlichen Freunden
müssten die sich doch prima verstehen. Kein Alkohol, keine Homosexualität,
keine Abtreibung, keine Pornos, etc. . Fundamentalisten verstehen sich nur, wenn sie zusammen Morden können. So wie damals in Afghanistan als die CIA und Bind Laden noch beste Freunde waren. Da ging es ja gegen böse Russen. Und das waren Ungläubige. Das ist da aller letzte. Untermenschen halt, wie damals beim Adolf....

Wenn radikale Christen Abtreibungsgegner in den USA Todeslisten von Abtreibungsärzten im Internet veröffentlichen und Ärzte umbringen läutet niemand gleich das Ende des Abendlands ein. Nun war es ein Moslem, und da stimme ich ganz mit DANIEL BAX überein, der schreibt:

"Wer liest, mit welcher Leichtigkeit deutsche Feuilletonisten bei solch
einem Ereignis zu Samuel Huntingtons Floskel vom "Kampf der Kulturen"
greifen oder das Scheitern der multikulturelle Gesellschaft verkünden, dem
kann schon etwas mulmig werden. Seltsamerweise hat niemand vom Zusammenprall der Kulturen gesprochen, als in Mölln und Solingen die ersten Türken verbrannt wurden."

Von mir ein Buchtipp: Schmitthenner, Heinrich, "Lebensräume im Kampf der
Kulturen". Erscheinungsjahr: 1938

Seinen Nachruf hat van Gogh auch schon im Voraus verfasst:

"Das Komische ist, ich habe nur immer meine Meinung gesagt. Ich wollte
überhaupt nicht provozieren. Erstaunlicherweise gehen die Leute immer gleich zum Richter oder zum Anti-Diskriminierungsbüro. Ich hab so etwas in meinem Leben noch nicht gemacht." (Theo van Gogh, 2000)

Im Gegensatz etlichen Fundamentalisten und Politikern, hatte van Gogh einen eindeutig sympathischen Zug. Er hat sich nicht ernst genommen und sah sich daher nicht gefährdet.

"Wer schießt denn schon auf den Dorfdeppen?" kommentierte er Morddrohungen.

Nun geht ein Gespenst um in Europa. Ein sehr Schwergewichtiges. Theo van
Gogh. 110 Kilo....

Ich bin froh, dass ich kein Dicker bin, den Dicksein ist ne ......!

Josua Vogelbusch
Weststr. 15
42555 Velbert

Tel./Fax: 02052/6468
Josua c/o gmx.fr


Eine Pressesammlung zu Theo van Gogh findet sich unter:

 http://www.beepworld.de/members74/chancenarchiv/gogh.htm

P.S.:

Der Beitrag ist in Teilen bewußt im schrillen Stil von Theo van Gogh gehalten. Alle Zitate stammen aus seriösen deutschen Medien (FAZ, Die Welt, Spiegel online, etc.). Auch der Amsterdamer Bürgermeister meinte, dass im Fall von Theo van Gogh Piätät nicht angebracht sei. Daher rief er dazu auf, bei der Demo zum Tod von van Gogh "Krach zu schlagen". Ich persönlich habe nichts gegen Paralellgesellschaften. Viele Deutsche leben in abgeschotteten Mileus unter sich. Jeder soll nach seiner Art glücklich werden. Das Hauptproblem des Islams scheint meines Wissens aber, dass Mohammed gleichzeitig staatliches und religiöses Oberhaupt war, während Jesus die Trennung von Staat und Kirche predigte. Die Regeln des Islams sollen für alle gelten. Kritik am Propheten und am Koran ist alles andere als Willkommen. Belustigen darf man sich schon gar nicht, bei Gotteslästerung hört aller Spaß auf, und das obwohl es Gott nun wahrscheinlch gar nicht gibt. Unter Staln ging es in der UDSS aber wohl nicht anders zu und auch die Nazis verstanden wohl wenig Spaß, wenn sich jemand über den Führer lustig machte. Es ist wohl ein Problem des Totalitärismus. Ist der Islam eine totalitäre Religion? In den Niederlanden wird Gotteslästerung übrigens nun auch unter Strafe gestellt. Ob man Theo van Gogh dann eingebuchtet hätte?
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Ergänzungen

Muslime haben auch Rechte

CharlesMcWaeffele 27.11.2004 - 12:51
In einer Zeit wo Muslime Freiwild und Vogelfrei sind und im grossen Stil zur Aufrechterhaltung von Besatzung durch europäische Kolonisten und christliche Kreuzzügler unterdrückt und gemordet werden, wobei Deutschland Schmiere steht, und dadurch auch Mittäter und diessen modernen Faschismus innenpolitisch abrundet durch Repression gegen Muslime abrundet, dann entsteht eben auch eine aufgeheizte Stimmung.

Von den Muslimen werden ständig Ergebenheitsbekundungen zur Demokratie gefordert, aber Demokratie bedeutet eben auch für seine Rechte zu kämpfen und Forderungen zu stellen.

Wenn zb. gebildete Muslimas wegen des Kopftuchverbots Berufsverbot erhalten , und gleichzeitig den Muslimen die deutsche Bildungsmisere als selbstverschuldet angelastet bekommen wir eine Schieflage. Das Problem war bekannt und man hätte schon vor 20 Jahren muslimische Lehrer/innen einstellen können.

Genauso ist es mit der Ghettobildung durch Ausgrenzung und komunalpolitische Fehler, auch hier werden die Täter zu Richtern über Opfer.

Daher sollten sich die Muslime nicht zu Ergebenheitsgesten hinreissen lassen sondern ihre Rechte Fordern, zb. auch entsprechnde ihrem Bevölkerungsanteil Quoten in der Verwaltung und Bildungsbetrieb und bei der Arbeits und Sozialverwaltung und das selbstverständlich ohne Einschränkung ihrer Menschenrechte. Wenn sich die Gesellschaft öffnet haben auch solche Trolle wie van Gogh keine Beachtung, aber in einer aufgeheizten Stimmung von Hetze und Repressionen durch Politik und Medien und Klerus und annerzogenen Ressentiments , sind sie eben auch Teil eines Systems von Fremdenhass und Intoleranz und Rassismus eben eines neuen moderneren Faschismus, der im Gegensatz zu den Neonazis denen er auch Auftrieb verschafft bereits schon an der Macht ist, und zu dem es keine Alternativen gibt die sich dem ernsthaft entgegenstellen.

Die Gefahr liegt nicht nur beim Islam, sondern mehr beim christlich abendländisch humanistischen Selbstverständnis , das schoneinmal schwer versagt hat.

Zur Wirklichkeit. Das ist nur ein Beispiel...

Der Martin 27.11.2004 - 16:12
Die Wirklichkeit sieht meistens anders aus, als die verquere Koalition von Springer-Presse, Rechten, ehemaligen Linksliberalen und anderen die hier lebenden Muslime darstellt. Das unten aufgeführte Beispiel ist nur eines von vielen und lässt sich jeden Tag in Europa, aber insbesondere in Deutschland, wiederfinden.

Wer - auch von Seiten der Linken - die hier lebenden und praktizierenden Muslime permanent als "Gefahr", Problem und ähnliches bezeichnet, der darf sich nicht wundern, dass wir bald wieder Verhältniss wie zu Anfang der 90er Jahre haben. Wer - wie die "Jungle World" - meint, man dürfe den Angriff auf den Islam "nicht den Rechten überlassen", der sollte sich die Geschichte der letzten beiden Tschetschenienkriege, Bosniens und der immer wieder entstehenden muslimischen Opfer in Westeuropa betrachten.

Gottseidank wurde die Phrase "Ausländer raus!" in den 90er Jahren endlich geächtet, seitdem 09.11.2001 ist sie - ohne höhrbaren Widerstand von Links und Antifa - wieder in den gesellschaftlichen Mainstream eingetreten.

Ich wurde dankenswerter Weise in meiner Familie mit dem "Nie wieder!" sozialisiert. Gerade dieses scheint aber in der Debatte - wenn es um Muslime geht - nicht mehr zu gelten. Verheiratet mit einer Marokkanerin, weiß ich, dass Islamophobie in unserem Land, auch bei sich als links verstehenden "Gutmenschen" eine traurige Wirklichkeit ist (ein taz-Kommentator nannte dies "Roibusch-Rassismus)!

+++

Frankfurt: Brandanschlag auf muslimischen Schlachtbetrieb
Täter wahrscheinlich aus dem Neonazi- oder militanten Tierschützermilieu

Auf den Betrieb des muslimischen Metzgers Rüstem Altinküpe ist in der Nacht zum Donnerstag ein Brandanschlag verübt worden, bei dem eine Halle des Betriebes restlos abbrannte und Sachschaden in Höhe von ca. 60.000 Euro entstand. Es wird angenommen, dass die Brandstifter aus dem Neonazi- oder militanten Tierschützermilieu kommen. „Die Täter mussten sich hier ausgekannt haben und aus der Umgebung kommen“, teilte Altinküpe islam.de sichtlich geschockt mit. „Diese Halle steht schon seit Jahrzehnten dort, plötzlich wurde sie nach meinem Kauf niedergebrannt. Glücklicherweise kamen keine Personen zu schaden.“ Altinküpe und seine Familie werden seit Jahren von militanten Tierschützern und Rechtsradikalen in Briefen und Anrufen bedroht. Kürzlich wurde in einem Brief angekündigt, dass man sein Haus „anstecken“ und seine Kinder nicht in Ruhe lassen wolle. „Solange nichts passiert, können wir nichts unternehmen“ hieß es damals von Seiten der Polizei. Jetzt besteht erheblicher Handlungsbedarf.

Der Brandanschlag auf den Betrieb von Altinküpe erfolgte in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit einer gestrigen mündlichen Verhandlung, vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof. In dem Verfahren geht es – fast drei Jahre nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes – immer noch um eine Ausnahmegenehmigung zum Schächten. Das Land Hessen weigert sich trotz des Verfassungsgerichtsurteils und diverser Beschlüsse des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes, ihm eine Ausnahmegenehmigung zum Schächten zu erteilen. Nach Ansicht von Altinküpes Anwalt, „trägt die Hessische Landesregierung eine faktische Mitverantwortung für das Attentat“. Zur ohnehin emotional geladenen Atmosphäre, habe das Land Hessen wesentlich dazu beigetragen, dass der Konflikt um das Schächten nicht zur Ruhe kommt. In vielfachen gerichtlichen Auseinandersetzungen um ein Verbot der Schächtgenehmigung, hatte sich das Land Hessen vor Gericht u.a. auf fragwürdige Personen aus der rechten Szene berufen, so der Anwalt weiter gegenüber islam.de.

Der türkische Metzger hatte 2001 in einem Aufsehen erregenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts das Recht erstritten, wonach Muslime eine Ausnahmebewilligung zum islamischen Schächten erhalten können.

Quelle: islam.de

Argumentation?

Sven 27.11.2004 - 16:32
"Und da islamische Fundamentalisten, anders als
andere Moslems, streng nach dem Koran leben wollen, scheint der Vorwurf der Frauenfeindlichkeit des Islams nicht von der Hand zu weisen zu sein. "

Und da der Mörder von Fortuyn sich im Gegensatz zu anderen Ernährungsbewussten konsequent nach ernährungsbewussten Prinzipien ausrichten wollte, scheint der Vorwurf der Mordlust der Ernährungsbewussten nicht von der Hand zu weisen zu sein...

Noch 'ne Ergänzung

Dave Robicheaux 27.11.2004 - 16:46
Selten genug finden sich im Web Positionen von Muslimen zu den angesprochenen Punkten des erstens Beitrags. Am Ende des kleinen Textes habe ich einige Zitate angefügt, wie denn Muslime - anlässlich des vorletzten "SPIEGEL-Covers - auch antworten können.

Gerade beim ersten Poster wird deutlich, dass die Rhetorik des Ressentiments nicht auf rechte Dumpfbacken beschränkt ist, sondern auf alle, die ihr Wissen (besser Information) aus den herkömmlichen Medienstrukturen beziehen. Dies funktioniert dann nach dem sehr einfachen Schema (ein Beispiel von vielen) "Die Muslime behandeln ihre Frauen schlecht, also behandeln wir die Frauen gut..." oder auch "die Muslime sind intolerant [erschüttenderweise wird in der Linken der Toleranz-Begriff nicht mehr hinterfragt, obwohl er doch nur ein pol. Schlagwort war und nie ein Rechtstitel], ergo sind wir tolerant", die Liste ist endlos.

Der erste Poster schreibt "einen Film über die Frauenfeindlichkeit des Islam" als wäre die "Frauenfeindlichkeit des Islam" eine Tatsache und nicht zuerst einmal eine wiedergekaute Behauptung - die aus einem Teil Wahrheit und sehr viel Propaganda bestehet - der letzten 25 Jahren. "Nicht ohne meine Tochter", dutzendfach variiert, rührt auch die Linke immer noch zu humanistischen Tränen. Man fragt sich nur, wo diese Tränen sind, wenn es um die misshandelten Frauen in Bosnien sind oder die Frauen in Tschetschenien, die einen Teil ihrer Angehörigen verloren haben usw.

Davon abgesehen, dass es natürlich Frauenfeindlichkeit bei Muslimen gibt, warum auch nicht, da dies ein Phänomen der Moderne ist, welches vor niemandem halt macht, haben wir genug vor der eigenen Türe zu kehren. Interessanterweise ist diese nicht selten in säkular-nationalistischen Familien mindestens so verbreitet wie bei praktizierenden Muslimen.

Nach einer jüngsten Studie des Bundesfamilienministeriums haben mind. 40 Prozent aller Frauen in diesem Land schon einmal mit Gewalt und sex. Missbrauch Erfahrung machen müssen. Sind die betreffenden Männer jetzt alle Muslime geworden?
Prostitution - als enormes Geschäft - ist fester Bestandteil heutiger kapitalistischer Gesellschaften und die Vernutzung von Frauen, jungen Mädchen und erschüttenderweise auch Kindern erreicht immer wieder ungeahnte Höhen.
So haben die nicht-muslimischen Männern den psychopathischen Mord an Kindern und Frauen in dieser Gesellschaft faktisch zu ihrem Monopol gemacht und mittlerweile gehört das Verschwinden und spätere Auffinden der Leichen von Jungen und Mädchen zur traurigen Realität hiesigen Lebens.

Nun einige Zitate, wie denn Muslime in Deutschland auf die bekannten Positionen antworten:

"Man muß immer positiv in den Spiegel sehen. Am Montag erscheint das neue Magazin aus Hamburg mit dutzenden Seiten über die Situation muslimischer Frauen in Deutschland. Die Männer und Frauen der Spiegel-Redaktion haben den Qur’an gelesen, Muslimas ausgeführt und versucht, in türkisch und arabisch geprägte Unterwelten vorzustoßen. Die Botschaft ist schlicht: in Deutschland wird geschlagen, gemordet und vergewaltigt. Das wussten wir eigentlich schon. Nur, durch den Spiegel-Beitrag wird auch ein gesellschaftlicher Skandal aufgedeckt, der, falls es jemand noch nicht wissen sollte, hier wiederholt wird: Es kommt auch bei Türken und Arabern, also auch bei Muslimen zu menschlichen Abgründen. Hui, das ist schon ziemlich provokativ. ...

... Noch zitiert man in den deutschen Redaktionsstuben aus den islamischen Glaubensquellen eher vorsichtig und selektiv. Man scheut auch eher die Darstellung des Gesamtzusammenhangs. Man konzentriert sich eher auf die negative Ausnahme als auf die positive Regel. Europäische Muslime, Srebrenica oder konvertierte Frauen sind ungelöste Denksportaufgaben in der Darstellung des Kampfes der Kulturen. ...

... War es vor einigen Jahren noch generell schwierig, für das Thema Islam zu interessieren, möchte heute jeder gute Deutsche über den Islam mitreden, warnen oder aufklären. Als Muslim muss man sich erklären. Nein, ich lehne Massenmorde, Zwangsheirat und Frauenschlagen ab. Ja, Sie können meine Frau auch selbst fragen. Goethe hat noch den Qur’an studiert, heute liest man Zeitungen. Munition findet der Hobby-Islamgegner in der „Welt“, der „Zeit“ oder bei „Bild“. Schlichtes, einfaches, gehobenes Niveau. Das Land der verstorbenen Dichter und Denker hat sich geistig wieder einmal mobilisiert und diskutiert flächendeckend in Talkshows, Aulas und Universitäten über das neue Überthema. Achtung Deutschland: Im Fernsehen kommt schon mehr Islam als Fußball. ...

Islamische Lebenspraxis kann provozieren, vor allem da, wo sie das Gegenteil tut. War es in den 70er Jahren noch eine Provokation, sich auszuziehen, ist es heute eine Provokation, sich zu verhüllen. Eine ganze verbürgerlichte Generation fragt sich heute angesichts wachsender muslimischer Massen: Was ist ein harmloser Joint gegen ein kollektives Freitagsgebet? Es könnte noch schlimmer kommen. Bald werden auch junge deutsche Mädchen entdecken, dass ein Kopftuch längst viel mehr schockt als eine langweilige Punkfrisur. Muslimische Frauen, die sich verhüllen wollen, sind ein Kulturschock in einem Land, das die Prostitution (hier sind wir Importnation) industriemäßig betreibt, da sonst die Aggressionen der Männer im Lande zu schlimm würden. Verhüllte Frauen sind natürlich auch interessant für Männerphantasien, die ganz gerne bei der Befreiung der muslimischen Frauen behilflich sein würden.

Es gibt ja keine Tabus mehr. Also legen wir noch nach: In Europa hat man nicht vier Frauen nebeneinander, sondern hintereinander. Oder eben eine Lebensabschnittsgeliebte. Ehebruch gehört heute zum kulturell unbefragbaren und (natürlich) großartigen Kulturgut Europas wie Goethe und Schiller. Sexuelle Selbstbestimmung, Individualismus und Konsum sind die privaten Heiligenschreine der kapitalistischen Gesellschaft. Opium fürs Volk: Sex, Urlaub und Markenjeans bis zum Abwinken. Kultur ist die private Religion des Säkularen. Ökonomisch geht es allerdings immer weniger frei und selbstbestimmt zu. Öffentlich etabliert sich nicht nur der totale Staat, totale Kontrolle und so ganz nebenbei auch die totale Verschuldung, sondern auch das fromme Bekenntnis, dass wir nur als emsige Arbeiter (die Mehrheit) eine Zukunft in einer globalen Welt haben. Der Kapitalismus ist eine Religion ohne Alternativen. Entscheide! Sklave der Bank? Sklave Allahs? ..."

Quelle: Was ist Islam? Eine absolut radikale Polemik von Khalil Breuer. Erschienen in der Islamischen Zeitung, Ausgabe 97/November 2004 (www.islamische-zeitung.de)

Aber Jahrhunderte lang wurden Predigten

N.N. 27.11.2004 - 18:10
in der katholischen Kirche in Latein abgehalten,und niemnadem hat es geschadet ,dann kam Luther und hat die Bibel übersetzt,und der war auch Antisemit,und unter den alten Katholiken haben sich die Kreuzzühler Rekrutiert...daran liegts nicht !
Religion kann Opium fürs Volk sein...

Korrektion

Pomos 27.11.2004 - 18:25
'In den Niederlanden wird Gotteslästerung übrigens nun auch unter Strafe gestellt.' Absoluter crap. Gotteslaesterung ist unter Strafe, und man diskutiert im Parlament gerade darueber ob man dieses Gesetz loswerden sollte oder nicht.

Re zur Korrektion von Pomos

Josua 27.11.2004 - 20:18
3sat kulturzeit meldete:

Niederlande. Ministerpräsident Jan Peter Balkenende und Justizminister Piet Hein Donner wollen Gotteslästerung strafrechtlich ahnden. Nach
dem niederländischen Strafgesetzbuch kann sie bereits bestraft werden. Der
Paragraph wurde aber seit 35 Jahren nicht mehr angewendet.

 http://www.3sat.de/kulturzeit/news/72985/index.html

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