Reichtum

W. Buchenberg 21.08.2004 13:51 Themen: Soziale Kämpfe
Was ist Armut?
Diese Frage wird nicht nur auf Montagsdemonstrationen diskutiert.
Vielleicht hilft bei der Antwort die Gegenfrage: Was ist Reichtum?
Reichtum
In Homers Odyssee prahlte der Schweinehirt von Odysseus über den Reichtum seines Herrn: "Nicht zwanzig Männer zusammen haben so viele Reichtümer." (Odyssee, 14, 96f.)
Das Zwanzigfache eines Durchschnitthaushaltes war also im Griechenland Homers ein märchenhafter Reichtum.
Rund 300 Jahre später, im 5. Jahrhundert v. Chr., erfahren wir von einem Landgut in Eleusis im Wert von 12.000 Drachmen eines gewissen Buselos, der ein wohlhabender Athener Bürger war und keine Ausnahmeerscheinung wie Odysseus, ohne dass dieser Reichtum Anlass zum Erstaunen gab. Der Besitz des Buselos war vierzigmal höher als die athenische Armutsgrenze, bis zu der ein Athener Anspruch auf staatliche Unterstützung hatte. (vgl. Finley, Antike Wirtschaft, 113.)

In den USA gab es im Jahr 1892 gut 4.000 Dollar-Millionäre. Vermögen im Wert von 1 Million Dollar galt damals als "Reichtumsschwelle".

Rund hundert Jahre später, um 1982, musste man, um in die Forbes-Liste der 400 reichsten Familien der USA aufgenommen zu werden, ein "Nettovermögen von 90 Millionen Dollar" besitzen.
Im Jahr 2000 wurden erst Familien mit einem Vermögen von mehr als 725 Millionen Dollar in die Forbes-Liste aufgenommen. (nach: Economist, 16.6. 2001)

Um derzeit von Zinsen "standesgemäß" leben zu können, muss man rund 10 Millionen US-Dollar besitzen. "Das ist zur Zeit genug, um ein Jahreseinkommen von rund 500.000 Dollar sicherzustellen. Oberhalb eines Geldvermögens von 100 Millionen Dollar, gehörst du zu den Superreichen..." (Economist, 16..2001).

"Eine traditionelle Schweizer Bank hat kaum Interesse an Kunden mit einem verfügbaren Geldvermögen von weniger als 5 Millionen US-Dollar." (Economist, 16.6.2001).


"1997 gab es in der Welt 7,2 Millionen Dollar-Millionäre. Diese verfügten über rund ein Drittel des Weltreichtums." (Economist, 16.6. 2001)

Heute leben in den USA leben 170 Milliardäre, jeder mit einem Vermögen, das 10-millionenmal so hoch ist wie ein überdurchschnittliches Jahresgehalt von 100.000 Dollar. (Nach: "The Economist" 28. 11.98 und 30.05.98.)
Jetzt berichtet die Financial Times Deutschland, dass der Besitz von einer lumpigen Million Euro oder Pfund keineswegs ausreicht, zu den Reichen gezählt zu werden.
Aber berichten wir zunächst über den Reichtum in Deutschland:
1. Reichtum in Deutschland (nach unterschiedlichen Berechnungsweisen):
Reichtum als 10-Prozent-Zahl? (Nach meinen Berechnungen machen Kapitalisten in Deutschland weniger als 3 Prozent aus.)
"Es verfügten 1988 die obersten 10 % der Haushalte über fast die Hälfte des Nettogrund- und Nettogeldvermögens..., während die untere Hälfte der Haushalte weniger als 4 % dieser Vermögensarten besaß." LitDokAB 99/2000-1, a-440.



1.1.2 Reichtum als Konsum?

Reich mit 1 Million DM im Jahr?
"Unter den 25.000 Einkommensmillionären, die 1992 in Deutschland registriert wurden, waren die Selbständigen in den freien Berufen mit 3.000 Fällen überdurchschnittlich vertreten. Zu ihnen zählten überwiegend Ärzte, Rechtsanwälte und Notare sowie Architekten." LitDokAB 99/2000-1, a-909.
Freie Berufe sind ebenso wenig wie Spitzensportler Kapitalisten. Also bleiben noch rund 20.000 Großkapitalisten (und ihre Spitzenfunktionäre) mit einem Jahreseinkommen von einer Million Mark.

Soweit nicht anders vermerkt, stammen Daten und Zitate aus: Literaturdokumentation zur Arbeitsmarkt und Berufsforschung, Hrsg. von der Bundesanstalt für Arbeit, div. Jhrg.



"Vermögend sein ist schon lange nicht mehr das, was es einmal war" meldet jetzt die Financial Times Deutschland. "Die Kosten für ein Leben im Luxus sind in den vergangenen 50 Jahren ins Unermeßliche gestiegen.

"Vor 50 Jahren haben die Dienste eines Butlers 850 £ pro Jahr gekostet. Heute wären es 30.000 £. "Aber wirklich Reiche haben noch einen Koch, Haushälterinnen, Gärtner, einen Chauffeur, ein Kindermädchen und eine Sekretärin", sagt Jane Urquhart von der Vermittlungsagentur Greycoats. "Auch Logis wäre inbegriffen." 1954 summierte sich der Jahreslohn für alle Hausangestellten auf 2300 £. heute müsste ein Arbeitgeber rund 200.000 £ berappen.

Einen Privatjet der Marke "Marketeer" - Bett, Bar und Stewardessen inbegriffen - konnten Magnaten wie der US-Unternehmer Howard Hughes schon für 71.500 £ haben. Heute zahlt man für eine "Gulfstream V" mit Fernseher und goldenen Wasserhähnen 26 Mio. £. Der Preis einer kleinen, aber feinen Luxusyacht ist in den vergangenen 50 Jahren von 10.000 £ auf 500.000 £ gestiegen.

Hyperinflation bei Luxusprodukten
Diese Zahlen zeigen, dass der Lebensstil der Millionäre eine Hyperinflation durchlaufen hat. Tatsächlich sind die Preise für Produkte, die mit einem Leben in Luxus assoziiert werden, erstaunlich angestiegen. Und zwar ohne Ausnahme." Aus: FTD



Schlechte Zeiten für Reiche? Keineswegs!


Der Reichtum der hier allein betrachtet wird, ist der nur Konsumfonds der Reichen, die Revenue, wie die klassische Ökonomie sagt. Tatsächlich ist das nicht aller Reichtum und keineswegs der wichtigste Teil des Reichtums.

Konsumreichtum oder Revenue verbraucht sich und wird weniger. Dieses Schicksal teilt der Konsumfonds der Reichen mit dem Konsumfonds der Lohnarbeiter. Sie unterscheiden sich nur der Menge nach.

Allerdings verbrauchen die Lohnarbeiter so gut wie ihr gesamtes Einkommen für Konsum. Wirklicher Reichtum beginnt jenseits des Konsums. Wirklicher Reichtum ist die Macht, sich neuen Reichtum schaffen zu lassen. Wirklicher Reichtum ist die Verfügungsgewalt über Arbeitskraft, wirklicher Reichtum ist produktiver Reichtum, ist Kapital. Solcher Reichtum, und nicht eine Zahl auf dem Bankkonto, macht erst den Unterschied zwischen den sozialen Klassen, zwischen den Besitzenden und den Nichtbesitzenden.

Keineswegs verprassen die Kapitalisten ihren gesamten Mehrwert. Tatsächlich teilt sich die Frucht kapitalistischer Ausbeutung, der Mehrwert in Revenue und neues Kapital, das akkumuliert wird. Ein Kapitalist kann leben wir ein Schuster und trotzdem riesige Kapitalreichtümer anhäufen.

Von Rockefeller Senior wird die Story erzählt, dass er auf seinen Reisen in normalen Doppelzimmern abstieg. Ein Hotelier traute sich zu sagen: "Ihr Sohn, Rockefeller Junior stieg bei uns in der Luxus-Suite ab!" Darauf meinte Rockefeller: "Der hat auch einen reichen Vater, ich nicht!"

"In der Tat zerfällt der Mehrwert, den der Arbeiter schafft, in Revenue und Kapital, d.h. in Konsumtionsmittel und in zusätzliche Produktionsmittel." K. Marx, Kapital III. MEW 25, 857

"Ein Teil des Mehrwerts wird vom Kapitalisten als Revenue verzehrt, ein andrer Teil als Kapital angewandt und akkumuliert.
Bei gegebener Masse des Mehrwerts wird der eine dieser Teile um so größer sein, je kleiner der andere ist. Alle anderen Umstände als gleichbleibend genommen, bestimmt das Verhältnis, worin diese Teilung sich vollzieht, die Größe der Akkumulation.
Wer aber diese Teilung vornimmt, das ist der Eigentümer des Mehrwerts, der Kapitalist. Sie ist also sein Willensakt.
" K. Marx, Kapital I. MEW 23, 617-618.



"Es ist nicht der Besitz von Land oder Geld, sondern das Kommando über Arbeit, das die Reichen von den Armen unterscheidet." Sir F. M. Eden: The State of the Poor...London, 1797. zit. n. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 644.

"Nun ist der Reichtum einerseits Sache, verwirklicht in Sachen, materiellen Produkten, denen der Mensch als Subjekt gegenübersteht; andererseits als Wert ist er bloßes Kommando über fremde Arbeit..." K. Marx, Grundrisse, 387.

"Ein produktiver Arbeiter ist ein Arbeiter, der fremden Reichtum produziert. Nur als solches Produktionsinstrument für fremden Reichtum hat seine Existenz einen Sinn." K. Marx, Theorien über den Mehrwert I., MEW 26.1, 196.

"Ein Land ist um so reicher, je geringer seine produktive Bevölkerung verhältnismäßig zum Gesamtprodukt ist; ganz wie für den einzelnen Kapitalisten, je weniger Arbeiter er braucht, um denselben Mehrwert zu erzeugen, um so besser für ihn.
Das Land ist um so reicher, je geringer die produktive Bevölkerung im Verhältnis zur unproduktiven, bei derselben Quantität von Produkten. Denn die verhältnismäßige Geringheit der produktiven Bevölkerung wäre ja nur eine anderer Ausdruck für den verhältnismäßigen Grad der Produktivität der Arbeit." K. Marx, Theorien über den Mehrwert I., MEW 26.1, 199.
Deutschland ist also reich, weil es so viele Arbeitslose hat. Das ist die Logik des Kapitalismus!


2. Ist Reichtum böse?
Insofern Entwicklung des Reichtums dasselbe ist wie Entwicklung der Produktivkräfte, ist Entwicklung des Reichtums notwendig und gut.

"Während das Kapital also einerseits dahin streben muss, jede örtliche Schranke des Verkehrs ... niederzureißen, die ganze Erde als seinen Markt zu erobern, strebt es andererseits danach den Raum zu vernichten durch die Zeit; d.h. die Zeit, die die Bewegung von einem Ort zum anderen kostet, auf ein Minimum zu reduzieren. ... Die universelle Tendenz des Kapitals erscheint hier, die es von allen früheren Produktionsweisen unterscheidet.
Obgleich seiner Natur nach selbst borniert, strebt es nach universeller Entwicklung der Produktivkräfte und wird so die Voraussetzung einer neuen Produktionsweise...
Diese Tendenz ... unterscheidet das Kapital von allen früheren Produktionsweisen...
Alle bisherigen Gesellschaftsformen gingen unter an der Entwicklung des Reichtums - oder, was dasselbe ist, der gesellschaftlichen Produktivkräfte. ...
Das Kapital setzt die Produktion des Reichtums selbst und daher die universelle Entwicklung der Produktivkräfte, die beständige Umwälzung seiner vorhandenen Voraussetzungen, als Voraussetzung seiner Reproduktion." K. Marx, Grundrisse, 438f.
br> "In fact aber, wenn die bornierte bürgerliche Form abgestreift wird, was ist der Reichtum anders, als die im universellen Austausch erzeugte Universalität der Bedürfnisse, Fähigkeiten, Genüsse, Produktivkräfte etc. der Individuen? Die volle Entwicklung der menschlichen Herrschaft über die Naturkräfte, die der sogenannten Natur sowohl, wie seiner eigenen Natur? Das absolute Herausarbeiten seiner schöpferischen Anlagen, ohne andere Voraussetzung als die vorhergegangene historische Entwicklung, die diese Totalität der Einwicklung, d.h. die Entwicklung aller menschlichen Kräfte als solcher ... zum Selbstzweck macht? ... Nicht irgend etwas Gewordenes zu bleiben sucht, sondern in der absoluten Bewegung des Werden ist?" K. Marx, Grundrisse, 387.

"Denn der wirkliche Reichtum ist die entwickelte Produktivkraft aller Individuen. Es ist dann keineswegs mehr die Arbeitszeit, sondern die verfügbare Zeit das Maß des Reichtums." K. Marx, Grundrisse, 596.

3.2 Reichtum ist freie Zeit
"Auf Schaffen disponibler Zeit beruht die ganze Entwicklung des Reichtums." K. Marx, Grundrisse, 301.

"… wahrer Reichtum ...(ist) Zeit, die nicht durch unmittelbar produktive Arbeit absorbiert wird, sondern zum Genuss, zur Muße, so dass sie zur freien Tätigkeit und Entwicklung Raum gibt." K. Marx, Theorien über den Mehrwert III., MEW 26.3, 252.

"Aber freie Zeit, verfügbare Zeit, ist der Reichtum selbst - teils zum Genuss der Produkte, teils zur freien Tätigkeit, die nicht wie die Arbeit durch den Zwang eines äußeren Zwecks bestimmt ist, der erfüllt werden muss, dessen Erfüllung Naturnotwendigkeit oder soziale Pflicht ist, wie man will." K. Marx, Theorien über den Mehrwert III., MEW 26.3, 253.

Karl Marx dachte keineswegs an Abschaffung des Reichtums, sondern an Reichtum für alle:
"In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen - erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!" K. Marx, Kritik des Gothaer Programms, MEW 19, 21.
Wal Buchenberg, 20.8.04.



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Ergänzungen

armutszeugnis

7 sozialfuzzis 21.08.2004 - 15:55
"12,8 % der Berliner Bevölkerung gelten nach den Definitionen der OECD und der EU als arm. Zu diesem Ergebnis kommt der erste Berliner Armutsbericht, der heute von der Senatorin für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz Dr. Heidi Knake-Werner der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Damit sind in Berlin über 435.000 Menschen von Armut betroffen. Das ist jeder achte Berliner. In den östlichen Bezirken ist der Anteil der von Armut Betroffenen mit 10,6 % um rund ein Viertel geringer als in den westlichen Bezirken mit 14,2 %."

siehe unter:  http://www.berlin.de/sengessozv/soziales/armutsbericht.html

und was

bragg 21.08.2004 - 19:03
Karl Marx dachte keineswegs an Abschaffung des Reichtums, sondern an Reichtum für alle:
"In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen - erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!"

und was wird bis dahin?

siehste, das weisst du auch nicht

relativierung

bragg 21.08.2004 - 19:31
um den klamauk von buchenberg ein bisschen zu relativieren anbei ein paar zahlen, die helfen, seine durch das milchglas des marxismus gefilterte faktengehubere einzuordnen.



Das globale Bruttoinlandprodukt betrug im Jahr 2000 laut IMF 31.8 Billionnen Dollar; bei Einrechnung der Kaufkraftparitäten steigert es sich auf 40.714 Bio.$; die USA kommen auf einen Anteil von 22%, der Euro-Raum auf 16% und Japan auf rund 7%.

Die weltweiten Schuldverpflichtungen dürften bereits über 120 Billionen Dollar betragen (Merrill Lynch, 2001).

Die globalen Finanzaktiva beliefen sich 1998 auf rund 63 Billionen Dollar (Angaben von Goldman Sachs) 37 Bio.$ liegen in den USA, die acht grossen Industrieländer (G7 plus Spanien) kommen nach Berechnung der «InterSec Research» auf einen Anteil von 92%. Daraus dürften bis Ende 2001 - unter Berücksichtigung der Aktien-Baissen - rund 80 Mrd.$ geworden sein. Prognosen für 2010 sehen eine Verdoppelung auf 160 Bio.$ - bei einem Welt-BIP von wenig mehr als 40 Bio.$ (!!!) Das wird die Welt mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit nicht erleben müssen!

Der Welthandel brachte es 1999 auf 5.473 Bio.$ und wuchs bis Ende 2000 um rekordhafte 12.5% auf 6.2 Billionen Dollar; der Zuwachs 2001 wird auf magere 2% geschätzt. Exportweltmeister waren die USA mit 782 Mrd.$ vor Deutschland mit 552 Mrd.$ und Japan mit 480 Mrd.$.

Die globalen Bankkredite der an die BIZ berichtenden Banken erreichten per 31. März 2001 nach einer Zunahme von 1372 Mrd.$ im Jahr 2000 und von 835 Mrd.$ im 1. Quartal 2001 die Summe von 12.7 Billionen Dollar.

Das weltweite Pensions-Vermögen wuchs bis 1999 auf 13 Billionen Dollar - 95% mehr als 1994; allein drei Fünftel dieser Werte (7.8 Bio.$) liegen mit einer Zunahme von 140% für die gleiche Zeit in den USA, und 2004 sollen allein die Amerikaner über mindestens 10 Bio.$ Pensionsvermögen verfügen (bei vielen extrapolierten Trends!).

Der Devisenhandel wies im April 2001 ein durchschnittliches Tagesvolumen von 1210 Mrd.$ auf; im April 1998 waren es täglich 1490 Mrd.$, verglichen mit noch 592 Mrd.$ im Jahre 1989 (BIZ). Die Schweiz belegt als Handelsplatz für Devisengeschäfte den 6. Rang mit täglichen Transaktionen im Wert von 71 Mrd.$, was einem Weltmarktanteil von 4.4% entspricht; London (!) belegt mit täglich 504 Mrd.$ (31%) den Spitzenplatz.

Die weltweit insgesamt ausstehenden Anleihen dehnten sich 2000 auf ein Volumen von insgesamt 31.4 Billionen Dollar aus (fast identisch mit dem BIP); die grösste Schuldnergruppe waren Regierungen mit insgesamt 16.3 Bio.$.

Die Märkte für internationale Schuldtitel (vormals «Euromarkt») hatten Mitte 2001, Geld- und Kapitalmarkt zusammen, ein Volumen von 6.7 Billionen Dollar; die Anleihen-Emissionen netto (neue Ausgaben minus Rückzahlungen) beliefen sich im Jahr 2000 auf 1234 Mrd.$ und im ersten Halbjahr 2001 auf 565 Mrd.$. - - - Die Brutto-Emissionen verzeichneten im Jahr 2000 mit 1490 Mrd.$ (von 4300 internationalen Anleihen) und im 1. Quartal 2001 mit 512 Mrd.$ neue Rekorde. - - - Die Umsätze betragen täglich bis 350 Mrd.$ und wöchentlich bis über 1.5 Bio.$.

Ausstehende Anleihen aus Schwellenländern hatten 2000 einen Nominalwert von 1620 Mrd.$.

CH-Obligationen gab es Ende 2000 für 416.7 Milliarden Franken: davon 53.9 Mrd. Fr. in Bundesobligationen («Eidgenossen»), 30.1 Mrd. Fr. von Kantonen und Gemeinden und 152.3 Mrd.Fr. von anderen inländischen Schuldnern; das Volumen schweizerischer Auslandanleihen beträgt 180.4 Mrd. Fr.

Fonds: in der Schweiz sind 2570 Fonds mit einem Gesamtvermögen von 468 Mrd. Fr. zum öffentlichen Vertrieb zugelassen, in Europa beträgt das Fondsvermögen 4.1 Billionen Dollar und weltweit sind rund 11.5 Billionen Dollar in über 40'000 Fonds angelegt (Ende 2000).

Die Börsenkapitalisierung der 2283 grössten Unternehmen der Welt zum Zeitpunkt der Highs im Frühjahr 2000 erreichte 25 Billionen Dollar; danach hat sich bis Oktober 2001 ein Aderlass von etwa 8 Bio.$ ergeben.

Ausländische Investitionen in den USA: 35.9% aller Unternehmensanleihen, 36.7% aller Staatsanleihen, 13.3% der Anleihen von Bundesbetrieben sind im Besitz von Ausländern; die Direkt- und Wertpapier-Investitionen aus dem Ausland betrugen gesamthaft 8.7% des US-BIP (2000).

Ende 2000 verwalteten die 375 Schweizer Banken Kundendepots und Treuhandgelder im Wert von knapp 4000 Milliarden Franken (rund 600 Mrd. Fr. in Anlagefonds) - eine Zunahme von 8% innerhalb eines Jahres. Die Schweiz ist der grösste Offshore-Finanzplatz, vor London, New York und Frankfurt, und die UBS ist die weltgrösste Vermögensverwalterin.

Der «Global-Custody-Market» umfasst Ende 2003 rund 50 Billionen Dollar, nachdem noch vor drei Jahren von den Banken weltweit 'nur' 37'000 Milliarden Dollar verwahrt wurden. Die grösste Custody-Bank ist die «State Street» (8'824 Mrd.$ und 17% Marktanteil), gefolgt von «The Bank of New York (7900 Mrd.$), J. P. Morgan Chase (6900 Mrd.$) und Citibank (5613 Mrd.$); diese vier US-Finanzinstitute kontrollieren also 56% des Marktes. Das reine Depotgeschäft soll wenig profitabel, aber ein guter Ausgangspunkt zu Vermögensverwaltungsmandaten für institutionelle Kunden sein.

Ergänzung zu Braggs

rr/autanop 22.08.2004 - 02:57
Hier wird eine schöne zahlenschubserei sichtbar, die eigentlich mehr verwirrt, als dass sie auf einfache weise klarheit verschafft.
Das problem an dieser ergänzung von Bragg ist eben, dass aufgrund der zahlenkolonnen ein par kleinigkeiten unterdrück bleiben, der "klamauk" von buchenberg wird trotz anderslautender behauptung eben nicht relativiert.

Fakt ist meiner meinung nach:

1. Wert kann sich prinzipiell von alleine vermehren, dazu bedarf es menschlicher arbeit im sinne von zu schaffenden materiellen werten.

Wenn man also geld als wert vermehren will gibt es zwei möglichkeiten:
entweder geld drucken, was aber langfristig zur inflation und daher nicht zur wertvermehrung führt, oder aber das geld investieren. Im zweiten fall gibt man z.b. einer bank geld, damit man zinsen bekommt. Nur, das geld, das die bank für die zinsen ausgibt, das muss sie von denen nehmen, die kredite bei der bank laufen haben. Und die kreditschuldner müssen eben die zinsen durch arbeit erwirtschaften. Man kann das geld auch in firmen investieren, um dann dividenden und sonstige beteiligungen zu bekommen. Aber auch dieses geld muss erarbeitet werden, und zwar von den ausgebeuteten lohnarbeiter, die mangels eigentum an produktionsmitteln auf diese arbeitsform angewiesen sind.

Man kann also an der börse, bei wertanlagen und bei banken kein geld vermehren, diese institutionen verteilen die ursprünglich geschaffenen lediglich an die personen, die diese werte nicht geschaffen haben.
Dies scheint Bragg zu ignorieren.

2. Die kritik von Bragg geht inhaltlich kein bisschen auf Buchenberg ein.

Buchenberg thematisiert hier die immer größer werdende kluft zwischen arm und reich. Er legt dies anhand einiger beispiele auch recht anschaulich dar, wenn er etwa die kriterien für "arm" und "reich" über die geschichtliche entwicklung betrachtet. Insbesondere geht er auf die problematik "eigentum an produktionsmitteln" ein, und reichtum ist ein produktionsmittel, da durch den reichtum weitere werte geschaffen werden können, was dem normalen, wertschaffenden arbeiter aber nicht möglich ist.
Buchenberg führt auch an, dass Reichtum akkumulierend wirkt, wodurch sich eben die kluft zwischen reicher und armer schicht immer mehr vergrößert.
Ebendies wurde ja vorher auch dargelegt.

Bragg spricht hier von einem "durch das milchglas des marxismus gefilterte faktengehubere", er verkennt dabei jedoch, dass der marxismus in seinen analytischen grundwesenheiten von den "kapitalistischen" wirtschaftstheorien nicht unterscheidbar ist. Der wesentliche unterschied zwischen marxismus und beispielsweise neoliberalen wirtschaftstheorien besteht auch nicht in den ergebnissen der analyse der momentanen wirtschaft -die sind bei beiden theorien annähernd gleich-, sondern lediglich in den schlussfolgerungen, die aufgrund dieser analyse gezogen werden.
Wo der marxismus den analytischen schwerpunkt auf die verteilung der wertströme legt, da legt die neoliberale wirtschaftstheorie ihre präferenzen in richtung optimale einseitige wertakkumulation, denn das ist das ziel des neoliberalen: maximaler gewinn.
entsprechend wird das ein oder andere moment einfach weniger in den fokus gerückt.

3. Bragg wendet hier eine typische technik der neoliberalen wirtschaftswissenschaftler an

Er verweist auf eine breite varietät an zahlen und zahlzuordnungen, wirft mit allerhand fachbegriffen um sich, auf die er kaum eingeht. Beispielsweise "kaufkraftparitäten", "finanzaktive" oder "pensions-fonds".
Das ist für heutige "wirtschaftszeitschriften" aber eigentlich mittlerweile normalzustand. Es kann jedoch vorausgesetzt werden, dass ein normaler mensch, der möglicherweise sein leben als einfacher lohnarbeiter fristen muss, eben diese begriffe größtenteils nicht zuordnen kann. Diese "wirtschaftssprache" ist mehr oder weniger bewusst darauf ausgelegt, dass ein mensch, der damit nicht beruflich zu tun hat nicht ohne weiteres in dieser sprache mitreden kann. Denn um einen menschen um die produkte seiner investierten arbeit zu bringen reicht es eben nicht, ihn freundlich oder mit gewalt dazu aufzuforden die werte herzugeben. Man muss ein wenig theater spielen, ihn mit an sich wenig logischen fachbegriffen verwirren und dann diese verwirrung nutzen, indem man ihm z.b. tolle stories vom "schnellen und leichten reichtum" erzählt und mit abenteuerlichen konstruktionen überredet sein geld herzugeben, damit es sich von selbst vermehre.
Diese sprache ist also, wie fast jede komplizierte fachsprache, geeignet menschen vom wesentlichen gehalt einer information abzulenken und unlogische dinge logisch klingen zu lassen. Das ist im pc-business nichts anderes, da werden kunden auch mit allerlei technische fach- und pseudofachbegriffe geködert, die kaum ein normaler durchschnittsbürger kennt. Was bitte ist denn ein "hyperthreat" und was ist ein "Quad-bus"?
Und was ist der unterschied zwischen "bruttoinlandsprodukt", "bruttosozialprodukt" und "bruttoinlandseinkommen"?
Für den durchschnittsmenschen ist das kaum nachvollziehbar.

Mit hilfe seiner inhaltlich wenig aussagekräftigen versucht Bragg hier wohl von der tatsache abzulenken, dass seine geäußerte kritik an buchenberg und am marxistischen analysieren alles andere als fundiert ist...

@ bragg-kommentatoren

bragg 22.08.2004 - 12:58
auf buchenberg einzugehen, lohnt nicht, da er seinen marx hat und der immer recht. versucht einmal, mit ihm argumente auszutauschen, dann wird auch euch diese erfahrung zuteil.

sonst könnte man ihm vorhalten, dass die reichtumsverteilung, die er hier so anklagend einführt, ausgerechnet in den von ihm als "ungerecht" gekennzeichneten gesellschaften relativ zu anderen gesellschaftsformen sogar sehr gerecht verteilt ist. so sind deutschland und die usa in dieser beziehung, das passt vierlen nicht, bleibt aber dennoch fakt, verglichen etwa mit kenia oder brasilien sehr ausgewogen aufgestellte gemeinwesen.

mich persönlich tröstet ein satz von ihm, der "marx dachte nicht an die abschaffung des reichtums, sondern an reichtum für alle" nicht über die tatsache hinweg, dass marxens denken und die realität zuweilen zwei sehr verschiedene dinge sind: den reichtum für alle ist reichtum für niemanden.

wer das bestreitet, sollte mehr haben als ein paar wage thesen zur akkumulation des kapitals, die, so richtig sie auf den ersten blick scheinen, völlig außer acht lassen, dass akkumulation auf der oberen ebene der superreichen natürlich zwingend akkumulation auch in allen anderen schichten nach sich zieht.

man mag das mass dieser akkumulation, die die welt insgesamt heute wohlhabender denn je zuvor in der menschheitsgeschichte sein lässt, bedauern oder betrauern. jedoch zu meinen, teilhabe an der relativen wohlstandvermehrung finde nicht statt, ist ein ausgemachter blödsinn, den nur behaupten kann, wer nicht durch die welt geht und schaut, sondern im stübchen sitzt und durchs milchglas des ein welt zu sehen versucht, die seinem bilde entspricht.

auch das kann man machen, klar. aber es sollte nicht behauptet werden mit dem gestus der alleinseligmachenden wahrheit.

Ergänzung zu Bragg

rr/autanop 22.08.2004 - 18:27
"den reichtum für alle ist reichtum für niemanden"

Das kann man so nicht stehenlassen, denn das gilt nur, wenn man reichtum nicht allgemein als "besitz an werten", sondern als "mehr eigentum als jemand anders" definiert.
"Reichtum für alle" ist durchaus machbar, und es ist ein riesenunterschied, ob eine gesellschaft nun mal produktionsmittel allgemein verfügbar besitzt und damit jedem ermöglicht werte zu reproduzieren, oder ob lediglich einzelne individuen diese mittel ihr "eigentum" nennen.

"jedoch zu meinen, teilhabe an der relativen wohlstandvermehrung finde nicht statt, ist ein ausgemachter blödsinn" stimmt so auch nicht.

geh doch mal mit offenen augen durch die welt und schau dich um, was so passiert:
die armen werden zunehmend ärmer, die reichen werden zunehmend reicher.
Vor allem wenn du mal die heimischen regionen verlässt und über den tellerrand blickst merkst du schnell, dass die den meisten menschen zur verfügung stehenden werte lediglich gerade mal (wenn überhaupt) zum überleben reichen, diese menschen können lediglich gerade so ihre arbeitskraft erhalten. Ein par wenigen menschen in den industrieländern und ganz wenigen in den unterindustrialisierten ländern geht es aber so gut, dass sie andere für sich arbeiten lassen können und die geschaffenen werte an sich nehmen können.
Die unterschicht der hiesigen gesellschaft wird z.b. dank vw-manager hartz immer größer, und das niveau dieser schicht wird deutlich sinken. Die menschen werden wohl bald gezwungen sein für 1 euro pro stunde zu arbeiten, damit sie überleben können. Ein bisschen geld bekommen sie noch aus steuermitteln, den entstandenen wertgewinn stecken aber die produktionsmitteleigentümer ein, denn gerade die größten unternehmen zahlen die wenigsten steuern.

Es mag nicht in ein schönes heiles neoliberales weltbild passen, dass die neoliberale weltordnung in die massenverelendung und zu sozialen konflikten führt. Das liegt aber wohl daran, dass diese weltordnung mit der theorie des freien marktes, auf die sie aufbaut, nur noch bedingt was zu tun hat, und dass eben die theorie des freien marktes selbst schon in höchsten massen antisozial ist, werden doch schwache und kranke extrem benachteiligt.
Insbesondere die theorie "dass akkumulation auf der oberen ebene der superreichen natürlich zwingend akkumulation auch in allen anderen schichten nach sich zieht." ist absolut unhaltbar.

Denn diese akkumulation von werten ist es, die zu einer weiteren akkumulation führt, und akkumulation - die immer eine einseitige sache ist- kann es nur geben, wenn andere durch arbeit werte schaffen, aber nicht deren besitzer sind. Es ist gerade der unterschied zwischen den eigentümern an produktionsmitteln und zwischen lohnarbeitern, durch die diese akkumulation zustande kommt. Werte - und damit auch geld - können sich nicht von alleine vermehren. Um neue werte zu schaffen bedarf es immer menschlicher arbeit.

Ich habe mich extra kurz gehalten und nur das nötigste ergänzt:
weiterführende diskussionen sind hier eigentlich fehl am platz. Indy ist ein Newsprojekt und kein forum.
Wenn du an einer weiteren inhaltlichen diskussion interisiert bist, dann kannst du z.B. auf opentheory ein thema eröffnen und zur diskussion freigeben. Oder du gehst, falls du eine tiefgehende diskussion wünschst, in ein richtiges forum, z.b. auf parsimony, und eröffnest da was.

@autanop

bragg 22.08.2004 - 19:36
der irrglaube, dem du anhängst, ist freilich der, zu meinen, dass akkumulation sich in dieser gesellschaftsordnung darauf beschränkt, das in gleichem maße vorhandene anders zu verteilen. in wirklichkeit ist es natürlich so, dass der antrieb, an der akkumulation teilhaben zu können, erst die ursache dafür ist, dass werte geschaffen werden sprich: die menge der vorhandenen reichtümer sich absolut vermehrt. absolut, nicht gefühlermaßen.

dazu aus der süddeutschen von heute:


Trotz Wirtschaftskrise

Deutschlands Reiche im Aufwind

Konjunkturflaute und Arbeitslosigkeit können einer Gruppe nichts anhaben: den Wohlhabenden, Reichen und Superreichen. Ihre Zahl wird auch in den kommenden Jahren auf europäische Spitzenwerte steigen. Doch dieser Wohlstand ist nicht nur geografisch sehr ungleich verteilt.
Von Lothar Gries



Einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung zufolge liegt die Bundesrepublik mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 26000 Dollar (21000 Euro) inzwischen zwar auf gleicher Höhe mit Finnland und Italien.

Das Wohlstandsniveau in Dänemark und den Niederlanden übersteigt das deutsche um mehr als zehn Prozent. Eine Studie des Beratungsunternehmens Datamonitor zeigt jedoch, dass das Vermögen der Deutschen, die mindestens 50 000 Euro liquide Mittel – also Bargeld, Spareinlagen, Aktien oder Fondsanteile – besitzen, deutlich ansteigen und 2007 die Schwelle von 1600 Milliarden Euro überschreiten wird. Das wären 350 Milliarden Euro mehr als 2002.

Der Wert des Vermögens nehme zwar deutlich langsamer zu als in den Vorjahren, erwarten die Experten. Zwischen 1997 und 2002 stieg das Geldvermögen jährlich um gut zehn Prozent. Doch sei ein genereller Abstieg Deutschlands in die Armut nicht zu erwarten, meinen sie. Deutschland bleibt damit in den nächsten Jahren der attraktivste Markt Europas für Vermögensverwalter und Privatbanken.



Jagdgründe für Vermögensverwalter
Auch ist es in hier zu Lande trotz flauer Konjunktur und stagnierender Börsen immer noch möglich, ein Vermögen aufzubauen. Die Zahl der als wohlhabend eingestuften Erwachsenen über 18 Jahre wird der Untersuchung zufolge in den nächsten Jahren weiter zunehmen.

Die Analysten von Datamonitor erwarten, dass 2007 rund 8,6 Millionen Deutsche – knapp zehn Prozent der Bevölkerung – über ein Finanzvermögen von 50000 Euro bis 300 000 Euro verfügen werden. Das wären 1,7 Millionen mehr als noch 2002 und entspräche einer jährlichen durchschnittlichen Wachstumsrate von gut fünf Prozent.


In keinem anderen Land gibt es derart viele Wohlhabende. Das gilt auch für diejenigen Deutschen, die drei Millionen Euro und mehr besitzen. Ihre Zahl dürfte den Prognosen zufolge bis 2007 auf 28 000 steigen und am schnellsten von allen Reichen-Gruppen zunehmen.

Der Abstand zu Frankreich als dem zweitgrößten Markt für wohlhabende Privatpersonen in Europa dürfte sich damit kaum verringern. Bisher gibt es in hier zu Lande rund 1,4 Millionen mehr wohlhabende Privatpersonen als jenseits des Rheins.



Geografische Zersplitterung
Wie in anderen Ländern auch, ist das Vermögen jedoch höchst ungleich verteilt. Rund die Hälfte des liquiden Geldvermögens liegt in der Gruppe derjenigen Privatpersonen, die über 300000 Euro und mehr verfügen. Sie stellen nur rund ein Prozent der Bevölkerung über 18 Jahre.

Auch ist das Vermögen in Deutschland geografisch sehr stark zersplittert. Hamburg, Bremen, Baden-Württemberg und vor allem Nordrhein-Westfalen sind die Regionen mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen. Nirgendwo sonst gibt es derart viele Privatbanken und Vermögensverwalter wie zwischen Bielefeld und Köln. In den ostdeutschen Bundesländern ist die Zahl der Reichen am niedrigsten, was sich auch nicht ändern soll.


ABER: man kann sich auch in dem gedanken einrichten, einen menschlichen fortschritt, der dazu führt, dass es mehr menschen besser geht als ehedem (mehr, nicht allen!), zu negieren, und das gegenteil zu fühlen. dabei muss man natürlich zwingend vernachlässigen, dass heute durchaus mehr menschen die welt bevölkern als jemals zuvor, was - selbst vorausgesetzt, die menschen lebten auf keinem höheren niveau aus meinetwegen vor 100 jahren - zwingend bedeutet, dass mehr reichtum breiter verteilt sein muss - einfac, weil mehr am vorhandenen teilhaben, auf wie niedrigem niveau auch immer.

gut, das passt jetzt wieder nicht ins simple weltbild mechanistisch denkender milchglas-marxisten. davon aber wirds nicht falscher.








Zu Braggs konservativen Zahlenzauber

Alfons Kilad 22.08.2004 - 23:03
Braggs konservative Haltung zur Geschichte macht u.a. auch sein Zahlenzauber deutlich, bei dem nicht klar ist, was er eigentlich besagen soll. Dahinter steckt allerdings ein bestimmter Sinn. Es ist die Unlust irgendetwas zu verändern. Die herrschende, und sich überlegend fühlende Ökonomie, kann nur Methoden der Analysen verfeinern, Zusammenhänge erkennen – aber nichts hervorbringen, was auf Verbesserung hinausläuft. Sie verteidigt permanent das Bestehende, weil sie unfähig ist irgendetwas angesichts der „unberechenbaren Macht der Ökonomie“ zu verbessern und weil sie selbst gut damit lebt (was eben auf die Mehrzahl der Menschen nicht zutrifft). Der amerikanische Ökonom Paul Krugman brachte es ziemlich ehrlich auf den Punkt als er feststellte : „Am Ende des 20.Jahrhunderts ist kaum jemand der Meinung, dass es eine brauchbare Alternative zur Marktwirtschaft gibt“ (Schmalspur-Ökonomie). Allerdings stammt diese Aussage von 1998 und mittlerweile merkt auch Paul Krugman das seine Theorie der Alternativlosigkeit halt alternativlos ist.

Braggs argumentiert trotz aller Zahlenkenntnis. „so sind deutschland und die usa in dieser beziehung, das passt vierlen nicht, bleibt aber dennoch fakt, verglichen etwa mit kenia oder brasilien sehr ausgewogen aufgestellte gemeinwesen“. Dies ist dümmlich. Bragg bezieht sich nur auf das Verteilungsverhältnis im Land. So gibt es z.B. in Brasilien eine ziemlich extreme Teilung zwischen Arm und Reich, und tatsächlich gibt es weder in den USA noch in Deutschland nichts den brasilianischen Armutsvierteln (die ich selbst einmal kennenlernte) bisher Vergleichbares. Dies ist Fakt. Nur Fakt ist auch, dass die Ursache der Armut in Lateinamerika ebenso wie in Afrika Resultat des Reichtums der Staaten ist, in denen es eben noch „besser“ ist. Und weiterhin ist Fakt, dass sich in den Ländern dies derzeit verändert bzw. in den USA schon recht nachhaltig verändert hat. Krugman rückte deshalb von seiner alternativlosen Liebe zum Bestehenden ab. Bragg sollte dies vielleicht auch einmal machen.

Bragg hängt dem Irrglauben an, „dass der antrieb, an der akkumulation teilhaben zu können, erst die ursache dafür ist, dass werte geschaffen werden“. In Wahrheit ist dies gar nicht so. Die gegenwärtige Gesellschaftsform, welche auf Akkumulation aufbaut hat diese nur zum wesentlichen Prinzip der Wertschaffung gemacht, dem sich alle anderen Formen unterordnen sollen. Tatsächlich besteht die Akkumulation als wesentliche gesellschaftliche Triebfeder völlig unabhängig, was die Menschen konkret wollen. Um Werte zu schaffen bedarf es eben nicht auf alle Ewigkeit einer Kapitalakkumulation. Bragg verwechselt eine bestimmte historische Stufe der menschlichen Entwicklung mit dieser selbst. Er hat keinerlei Blick dafür, dass – salopp ausgedrückt – alles vergänglich ist. Und derjenige der – wie bei Hartz IV – zwar der Akkumulationsanbetung total unterworfen ist, aber nichts mehr davon hat, außer dass unausgesprochene Ziel: „dass wars, da ist der Sarg, schönen Dank noch mal für deinen Arbeitseinsatz , auch wenn er dir persönlich nicht viel gebracht hat“. Bragg hat nur die „Gewinner“ im Auge, wer verliert – na denen kommt er als Experte von unausgegorenen Zahlensalat und deren Substrat: Was scheiß mich euer Elend, mir geht es doch gut.

Seine Abneigung gegen Marx begründet er nicht. Allerdings sind in einem Punkt die Unterschiede zwischen Marx und dessen Gegnern minimal. Wie Bragg betrachtete auch Marx den Kapitalismus als Fortschritt. Der Unterschied wird hauptsächlich an einem Punkt deutlich, den eigentlich jeder verstehen kann. Die meisten Vertreter des herrschenden ökonomischen Elends halten es wie die katholische Kirche. Sie Glauben, dass das Bestehende immer und ewig so bleiben muss. Marx war Praktiker. Er wusste, dass „nichts bleibt, wie es ist“ (B. Brecht). Genau dies erfahren wir in Deutschland immer hautnaher. Lasst dem Bragg seinem Glauben und kämpft gegen Hartz IV. Das hat etwas mit realer Geschichte zu tun. Auf Braggs Anbetung des Bestehenden lohnt es sich nicht einzugehen – die Geschichte hat seine Theorien schon längst widerlegt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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vielen dank — xx

@braggs relativierung — der relativator

Sehr lesenswert — wecko

@Alfons Kilad — bragg