Pingutopia Demo Köln 17.8.

lightograph 18.08.2004 13:10 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Nach der stürmung des besetzten Geländes + Haus am Morgen, demonstrierten am Abend ca. 150 Menschen gegen die Zerstörung von Pingutopia.
Pingutopia war 3 wochen lang das Soziale Zentrum in Köln und lief bis zum schlauss gut.
Am dienstag morgen gegen 6:30 Uhr kamen dann die Greenis mit 3 Hundertschaften und stürmten das Gelände.
Unter Sutz der Greenis wurde dan das Haus platt gemacht. Am abend stand kein Stein mehr auf dem anderen.
Es wurden wohl ca. 20 leute festgenommen, aber fast alle waren am Abernd wieder frei.

Hier die Bilder zur Demo, die sich gegen die Zerstörung richtete.
Die Demo startete um 20 uhr am Rudolfplatz. Trotz fehlender Anmeldung konnten wir demonstrieren, wenn auch mit vielen Bullen, die uns ursprünglich den weg versperren wollten, was aber nicht klappte.
Bis zu letzt suchten sich vergeblich nach verantwortlichen (konnte man den Funksprüchen entnehmen).

Demorute:
Rudolfplz.
Freisenplz.
Rudolfplz.
Zülpicherplz.
Kneipe "Stifel"
Babarossaplz.
halt vor der SSK (anderes von der Räumung bedrohtes haus)
Eifelplz. (ex-pingutopia besichtigen)
Babarossaplz. (hier bin ich gegeangen)
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Ergänzungen

zusätzlicher bericht

lightograph 18.08.2004 - 13:30

skandal!

kechie 18.08.2004 - 14:41
als die bullen am anfang die demo blockieren wollten, gabs eine sehr schöne umgehung der sperre, mindestens drei festnahmen verhindert wurden, ein teilnehmer wurde von den bullen auf die hauptstr. getrieben.
ab da war aber nichts mehr gelungen: der lauti war mit einer meute besoffener gröl prolls besetzt (ich glaube pingutopia leute), überhaupt war die ganze demo voller besoffener! peinlich, das nur angereiste leute ne anständige demo durchführten!

alkohol...

egal 18.08.2004 - 15:25
@ kechie:

dass auf dem lautstprecherwagen eine "meute besoffener gröl prolls" gewesen sei, kann ich nicht bestätigen. abgesehen davon, dass eine solche beleidigende sprache nur auf die sprecherInnen selbst zurückfällt und deren menschenverachtende gesinnung offenbart, ist es nicht unbedingt schlecht mal prollig herumzugröhlen, wenn einem das haus kaputtgemacht wird!

und dass die ganze demo "voller besoffener" gewesen sei, halte ich ebenfalls für ein schlecht gestreutes gerücht. ausserdem sind an einem durchschnittlichen kneipenabend in köln mehr alkoholisierte auf den strassen unterwegs als auf der demo - und diese demo hatte mit den dort gerufenen parolen, den dauernden durchsagen des lautsprecherwagens, den flugblättern und transparenten durchaus eine politische aussage rübergebracht. ob die dann gerne gehört wurde, ist eine andere frage.

das einzige, was es zu kritisieren gäbe, war die defekte tonanlage, aber das lag eher an der technik als am drogenkonsum einiger weniger.

@kechie

pingu 18.08.2004 - 17:10
Ich war zwar nur kurz auf der Demo, aber was ich gehört habe, läßt mich deinen etwas angepißten Bericht mit einer gewissen Reserviertheit betrachten. Die Pingutopia-Leute, die vielleicht 'besoffen' rüberkamen, waren so wie ich's mitbekommen habe einfach nur müde wie Sau, nach vielleicht 4 Stunden Schlaf eine extrem stressige Räumung mit Ingewahrsamnahme, anschließendem Wunden lecken etc. Aber das Kölsch floß schon recht reichlich. Ich weiß es einfach nicht gut genug, um konkret auf deine Vorwürfe einzugehen.

Aber was dir nicht aufgefallen ist (dazu mußte mensch schon einfach etwas mehr in Pingutopia involviert sein und einige der strategischen Details mitbekommen haben), war, daß die Flyerverteilung auf reges Interesse stieß. Pingutopia ist zwar nicht in aller Munde, aber es IST in der Öffentlichkeit bekannt, und zwar ziemlich unabhängig von Herkunft und sozialem Stand. Goldkettchenträger, die vor Büdchen wütend über die Räumungsschweinerei diskutierten, von Hartz angenervte Rentner, Migrantenkids, die normalerweise über Linke lachen; beim liberalem Bürgertum ist durch die Räumung, die definitiv von sehr sehr vielen normalerweise 'unlinken' Menschen entzürnt wahrgenommen wurde, die Bereitschaft, für weitere 4 Jahre ihr Schicksal in die Hände der ewiggleichen Versager zu legen, schwer angekratzt worden. Ein Freund wurde dauernd in Gespräche mit irgendwelchen StiNo's verwickelt; bei einigen Leuten - Bürgern, wohlgemerkt, die ziemlich sicher noch nie auf irgendeiner 'Zeckendemo' waren - kam sogar eine Bereitschaft durch, die Verantwortlichen zu teeren & federn, sozusagen. Die krassen Flyer, die die sinnlose Brutalität der Räumung/Zerstörung eindrucksvoll fotografisch verdeutlichen, taten ihr übriges.

Die Räumungsaktion ist nur von einer Motivation getragen worden: Haß. Blankem, nacktem, komplett irrationalem und sinnlosem Haß auf alle, die anders sind, alle, die sich nicht mehr unter der Knute der herrschenden Clique buckeln wollen, Haß auf alle, die sagen: wir NEHMEN unser Leben in die eigene Hand, wir ÜBERNEHMEN mehr Verantwortung, aber nicht so, wie ihr es euch uns vorzuschreiben anmaßt. Haß - und vielleicht Angst - der UnVerantwortlichen auf Menschen, die letzten Endes nur eins machten: Demokratie im wahren Sinne des Wortes zu leben. Ohne Wahlen. Ohne wichtige Schlipsträger, die ja doch keine Ahnung haben (sonst ginge es nicht so bergab hier). Ohne Repression. Aber mit Respekt voreinander. Mit Toleranz. Mit Freiheit. Mit der Kraft des eigenen Willens und der Arbeit der eigenen Hände. Nicht für irgendeinen Bonzen, nicht für alles Geld der Welt, sondern für sich und für die Menschen, alle Menschen, egal ob mit Sakko oder mit vom Junk vernarbten Armen.
Sicher, es gab Probleme, das können wir offen zugeben. Aber mit einem unerfahrenen Team, ständiger Räumungsdrohung, ohne Hierarchien, ohne Strom und fließendes Wasser und angesichts all der Schicksale, die in Pingutopia hochkamen, der zerstörten Existenzen, denen du als junger euphorisch-naiver Linker mal richtig krass ins Gesicht schauen mußtest - und in deren Augen du dann sahst, daß sie genau so Menschen sind wie du, mit Träumen, Hoffnungen, Illusionen, Fehlern und Schwächen, angesichts all dem ist es denk ich mal verzeihlich, was schief gelaufen ist. Hätten wir mehr Zeit gehabt, Wasser und Strom, hätte sich das eh alles in nächster Zeit einmütig geregelt. Wir haben gelernt, Freiheit auszuhalten. Es war nicht immer leicht, aber wir wissen jetzt: es geht, verdammtnochmal! Und eine gute, demokratische (im Sinn des Wortes), freie, nichtkommerzielle Anarchie zu leben: auch das geht. Vielleicht (noch) nicht im Großen, aber es geht.

Die real existierende Demokratur in Köln hat sich mit dieser Aktion zu einem sehr schlecht überlegtenen Zeitpunkt die Maske selbst vom Gesicht gerissen und eine schockierte Öffentlichkeit in die abstoßende Fratze aus Willkür, brutaler Gewalt, Machtausübung durch schiere Terrorisierung und Einschüchterung, die nicht vor Besitz und Leben haltmacht, blicken lassen. Selten wurde so deutlich und unbefangen gezeigt, wie widerlich die Schrammas, Moritzes, Steffenhagens, Schlüters und Mungens in diesem Land wirklich sind. Selbst von den räumenden Bullen waren viele, ich sag mal sicher jedeR 4., schockiert und/oder schämte sich, dort zu sein und die verbrecherischen Befehle auszuführen. Scheiß Gruppendruck, letzten Endes haben sie dann doch gespurt, aber ich wäre gestern zu gern Mäuschen in den Umkleideräumen der Hundertschaften gewesen...

Es ist Auftrag für uns allen, dafür zu kämpfen, daß diese Leute nach der Kommunalwahl oder allgemein: so bald wie nur menschenmöglich, dort sind, wo sie hingehören: in den Schlangen der Bittsteller im JobCenter Köln, die demnächst für 1 Euro pro Stunde Scheiße aus Toiletten wischen dürfen - für die vielen gebrochenen Menschen, die in Pingutopia zum ersten Mal seit Monaten, seit Jahren sogar, wieder eine Chance erhielten, aufrecht zu gehen, wieder ihren wahren Wert und ihre Würde als Menschen zu finden, wieder zu leben, etwas Sinnvolles und Gutes zu tun anstatt als Entrechtete, Enteignete den Schmutz, den diese Verbrecher produzieren, entsorgen zu müssen, ein ungerechtes und unverdientes Schicksal, aber für die *Verantwortlichen* wäre es eine gerechte Lehre. Gebt ihnen zu spüren, wie bitter ihre Medizin schmeckt! Arbeitslosigkeit und Verelendungsgefahr denen, die bewiesen haben, daß sie unfähig sind, mit Macht und Verantwortung umzugehen, die in allem nur Herrschafts- und Unterdrückungsargumente sehen, statt all den vielen guten, aufrechten Menschen, die aus irgendwelchen Gründen nicht die Kurve gekriegt haben! Irgendwo muß Schluß sein - Pingutopia ist nur ein Skandal unter vielen, aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Noch lange nicht.

Que se vayan todos - Alle müssen weg!

Gegen die Ausgrenzung.....

Anarcho 19.08.2004 - 03:19
Ja, es gab beim Pingutopia-Projekt auch BewohnerInnen, die vielleicht nach kapitalistischer Verwertungslogik von geringerem Nutzen sind. Auch nicht alle erfüllen vielleicht die Kriterien als Werbeträger, um AnwohnerInnen für das Projekt zu gewinnen. Es gab dort auch z. B. Menschen mit Alkoholkrankheit. (Deshalb erübrigt sich fast schon die Aufregung, dass auf der Demo Alkohol getrunken worden ist) Ich will sagen, Pingutopia wurde auch von Menschen mitgestaltet, die in unserer "Geiz ist Geil" Gesellschaft zunehmend ausgegrenzt und angefeindet werden. Hier ist in diesem Zusammenhang ein sehr wichtiger Satz gefallen, dass das Projekt auch diesen Menschen ihre Würde zurückgegeben konnte. Pingutopia war ein weitgehend offenes Projekt, das ist immer wichtig zu betonen....... Es ist bemerkenswert wie toll es mit dem Zusammenleben von ganz unterschiedlichen Menschen geklappt hat...

Wichtige Frage ist es, wie es weitergeht in Köln. Warum denn nicht für
die nächste Montagsdemo mobilisieren ? Hartz IV hat doch viel mit Ausgrenzung, Lohn-Arbeitszwang, ungerechter Verteilung usw. zu tun und hinter Pingutopia steht doch die geniale Idee sich privatisierte Räume anzueignen. (an sich eine folgerichtige Radikalisierung der Proteste... Wenn ihr euch den Wohnraum zukünftig nicht mehr leisten könnt, nehmt ihn euch doch einfach... wenn ihr mit der Vereinsamung nicht mehr klarkommt, schließt euch zusammen, arbeitet und feiert zusammen und falls ihr nicht mehr an Parteien glaubt, mischt euch ein und beteiligt euch an der Verwirklichung eines Sozialen Zentrum in eurem Stadtteil.....Bildet dort die Initiative gegen das was euch stört....


Vielleicht schon bis Montag!

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das unrecht — b. brecht