Adbusting in Berlin

Fotograf 14.07.2004 21:58 Themen: Kultur Medien
Umgestaltung zweier hausgroßer Werbeplakate in Berlin-Mitte
Für einige Personen in Berlin scheint die massive Vereinnahmung des öffentlichen Raumes durch Werbung ein Problem darzustellen. Folgende Umgestaltungen von hausgroßen Werbeplakaten (40 mal 20 Meter) habe ich zufaellig mitbekommen. Die BMW-Werbung hing uebrigens an dem Gebaeude der juristischen Fakultaet der Humboldt-Universitaet(!).
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Ergänzungen

Lesen lernen

Leser 15.07.2004 - 01:12
Ich finde sowohl die Idee als auch das Ausführen genial, aber leider besteht ein Problem: Man erreicht nicht viel Leute, da die meisten Menschen heute bei Plakatwerbung - auch bei riesigen, kaum noch zu übersehenden Ausmaßen - gar nicht mehr lesen, was darauf steht, sondern nur noch das Markensymbol wahrnehmen.
Die Mehrheit hat durch die Überflutung durch Werbung schon gar nicht mehr das Hirn angestellt, sondern nimmt nur noch die Marke wahr (einer der Gründe, weswegen die Firmen sich Werbung auch so viel kosten lassen) ohne den "Inhalt" der Werbung aufzunehmen. Da die mit optischer als auch mit akustischer Unterstützung im Kino und Fernsehn so überhand genommen hat, klingeln beim zufälligen Betrachten von Plakaten, wenn sie dem Fernsehnspot visuell ähnlich ist, schon eine Melodie in den Ohren - und dann ist die von der Firma erhoffte Wirkung eingetreten: Der potentielle Kunde denkt nicht mehr über das Produkt nach, sondern hat statt des Produktes bereits eine Marke/ ein Markenprodukt im Kopf.

Schade, daß die Menschheit das Lesen verlernt - schließlich sind die veränderten Plakate sehr lesenswert!

nicht notwendigerweise

weist 15.07.2004 - 11:44
Der ganze Werbekram läüft ja sehr über Mustererkennung (daher auch das ganze Buhei wegen Trademarks): bestimmte graphische Informationen (wie Logo, Layout, Farbe etc) sollen automatisch erkannt werden, damit die verknüpfte Information unterschwellig wahrgenommen wird. Wird nun ein Plakat subtil, aber erkennbar verändert, ist das Resultat (wenns gut gemacht wird), daß PassantInnen wahrnehmen, daß da 'irgendwas nicht so ist wie gewohnt' - also das veränderte Plakat gerade durch die Veränderung zu einem (in diesem Fall *bewußten*) 'Hingucker' wird.

Gratulation

N.N. 15.07.2004 - 15:17
Ich habe selten so schöne Schnappschüsse gesehen,feines Material.Die Unwirksammachung von BILD-Plakaten in F-Hain -Kreuzberg dagegen ging daneben.Bei der Plakatbeobachtung haben wir festgestellt,das Leute ihre Volksmusikstars mehrmals wieder freikratzten,obwohl die Überkleber ganz lustig waren.Aber kein Vergleich zu diesen Umgestaltungen.schade,das Kreativität nur noch unter solchem Risiko angebracht werden kann,mensch,ey,da kann man ziemlich runterfallen,oder ?

Tendenziell wird Werbung immer schlechter

N.N. 15.07.2004 - 15:33
Bei der Plakatbeobachtung fiel uns die soziale Spezifik auf,während sich in Vierteln gehobener Sozialität die Werber zmindestens noch Mühe geben
und auf Aktualität ,d.h. zeitgemäßes Design ,Einfälle und "schöne" Bilder achten,hängen in sogenannten sozial schwachen Kiezen Fototapeten,von denen einem schlecht wird.Die Ästhetik erinnert im Osten an die Fünfziger,
im Westen an die muffigste und schlimmste Achtziger-Jahre- Werbung und hat z.T. populistischen Charakter und ist für viele arbeitslose Grafiker
und Grafikdesigner eine Zumutung.Wenn einerseits die JungeWelt das Publikum mit Sex an den Kiosk locken möchte (So 36)und andererseits irgendjemand
schwarz auf weiß GOTT zum Gespräch fordert ,fragen wir uns ,an wen sich
diese ideologischen Angriffe auf die Geschmacksnerven richten,an wen sie ihre Mission noch loswerden wollen.Unbeliveable.

No Logo

KriWi 15.07.2004 - 16:35
Die Vereinnahmung öffentlichen Raums, die gesellschaftspolitischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen des Handelns globalisierter Konzerne sowie die Folgen zunehmender Absatzorientierung in der Wirtschaft waren auch Thema einer Veranstaltung der Kritischen WirtschaftswissenschaftlerInnen an der FU Berlin.
Den Aufhänger bildete das Buch "No Logo!" von Naomi Klein. Die Intention war, gezielt den Nachwuchs der Wirtschaftselite anzusprechen und zu zeigen, wohin das derzeitige Verständnis von Wirtschaftswissenschaften uns führt. Literaturhinweise und Links finden sich unter  http://www.kritische-wirtschaftswissenschaften.de/Bwl/index.htm#NoLogo .

Nicht effizient genug

Mr. T 15.07.2004 - 23:21
3% Prozent des in Deutschland für Werbung ausgegebenen Geldes fliesst in die Plakatwerbung, manche Fernsehsender alleine streichen bis zu 6% ein...

schon wieder repariert

ruben 16.07.2004 - 00:51
nur zu schade, dass die ausgeschnitten teile nicht vern?nftig entsorgt wurden, denn als ich heute nachmittag da vorbeigekommen bin, waren die teile schon wieder eingesetzt. :(

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superfett!

mu 15.07.2004 - 00:40
äh, ja,wie gesagt, superfett!

Ergänzung

ausgefüllt 15.07.2004 - 01:09
Erste Sahne! Nur weiter so!

schicke Bilder

BerlinerIn 15.07.2004 - 01:11
Wirklich, sehr schicke Aktion!

Macht weiter damit!
Herrlich, komme aus dem schmunzeln gar nich mehr raus.

applaus!!

bald nachmacher... 15.07.2004 - 02:50
einfach nur richtig fett...WEITERMACHEN!!!

Effizienz

kermit 17.07.2004 - 12:48
Mr. T. kritisiert die mangelnde Effizienz der Aktion, mit der Begründung, dass nur ein geringer Prozentsatz des Werbeetats in Plakatwerbung fließt. Ich halte es dagegen aber fuer vermessen, sich als Ziel zu setzen, das gesamte Werbebudget aller Firmen abzugraben oder jede Werbung in jeder Form zu sabotieren. Den Fernseher kannst Du ausgeschaltet lassen, wenn Du aber einfach Fahrrad faehrst, wirst Du gezwungen, Dir sexistische, rassistische oder anderswie gesellschaftlich fragwuerdige Plakte anzuschauen. Es geht um die Rueckeroberung des oeffentlichen Raumes, wie der Autor des Artikels auch schreibt, es geht um die kuenstlerische Eigengestaltung oeffentlicher Flaechen. Mit welchem Recht darf die Telekom am Brandenburger Tor werben, mit welchem Recht darf BMW seine Werbung an einem Universitaetsgebauede flankieren? Das erste, was mir einfaellt, wenn ich Riesenwerbung fuer die Berliner Bank sehe, ist doch, das Plakat zu zerstoeren. Wenn es nun zerstoert und dabei gleichzeitig noch eine eigene Aussage durch kuenstlerische Neugestaltung plaziert wird, finde ich die Aktion großartig und aeussert effizient.