Kommunismus-statt-Europa Demo; Berlin

Alexandra Kollontai 01.05.2004 00:28 Themen: Soziale Kämpfe
Grund zu Pessimismus? Ein schneller Eindruck der Demo heute abend, und Fragen zu ihrer Wirkungs- und Kraftlosigkeit.
Dies soll ein erster Eindruck zu der "Kommunismus-statt-Europa" Demo heute Abend in Berlin sein. Starke Kontrollen im Vorfeld, aber die Stimmung am Auftaktort war gut, viel Papier zum (weiter)lesen wurde verteilt und als der Truck kam, war die Musik laut, die ersten Redebeitrtäge eher leise. Die Demo ging wegen Auflagen der Polizei (Transpilänge etc. betreffend) erst relativ spät los, so gegen halb acht. Und der erste Teil der Strecke unterm Bhf Friedrichstr. durch die Friedrichstr. entlang Richtung Unter den Linden war bereits sehr still. An der Kreuzung Friedrichstr./Unter den Linden war dann ein Aufgebot an Polizei, Wasserwerfern, Wannen, Räumpanzern, BGS ect. das schon sehr krass war (vergleichbar mit dem am Senefelder Platz einige Stunden vorher bei dem RTS Versuch, aber um einiges mehr), vielleicht war spätestens von dem Zeitpunkt an in der Demo irgendwie klar, dass man sich nicht mehr großartig wird bewegen können, die Demo ist dann auch natürlich abgebogen von der Friedrichstr. weg und von da an eigentlich nur noch durch kleine ruhige Mitte-Straßen gezogen.
In der Demo kam nicht das Gefühl auf von kämpferischer Stimmung oder so, angesicht des Kriegszustandes um uns herum hätte ich eigentlich ein bischen andere Reaktionen erwartet, sei es nur eine Art der Aufmerksamkeit, an Ketten und so war gar nicht zu denken! Die Redebeiträge (von den Post-Pessimistinnen, KP, Jimmy Boyle etc.) waren theoretisch ganz gut, aber kreisten irgendwie auch mehr um sich selbst (es gab aber einen Solidaritätsgruß nach Gera und ein Bericht zum/gegen den Abschiebknast Grünau), teilweise recht zynisch, viel Parole, und wenig bezug auf die Aktivitäten der Linken und der breiten Bündnisse, der Maisteine, der vielen Aktionen in anderen Städten die zur Zeit statt finden. Echt sehr deprimierend und voll der öde Latsch!!!! Von "außen" war denke ich auch nicht verständlich, was wir da wollten (wobei das nicht mein Hauptkriterium an eine Demo ist, es ist schon ok provokative, nicht auf den ersten Blick eingängige Themen aufzumachen).
Auch wurde meines Erachtens nicht die 16 Uhr Demo morgen erwähnt, als am Schluss auf dem Rosenthaler Platz einige Termine für Aktionen bekannt gegeben wurden.
Sehr krass waren dann aber auch nochmal die Polizeiketten, die wirlich weiträumig verhindert haben, dass sich Demoteilnehmerinnen Richtung Alex + R.L. Platz bewegen. Auch der U-Bhf am Rosenthaler Platz war gesperrt. Das stand in einem seltsamen Verhältnis zur Stimmung der Demo, ich glaube da hatte fast niemand noch was vor.
Also was sollte das insgesamt?
Und wie langweilig kann eine Demo mit einem im Prinzip guten Ansatz denn sein? Wie mutlos und zergliedert die Leute? Eine Demo wird auch nur das was wir draus machen, das ist schon klar, aber so sollten wir es auf jeden Fall nicht machen, sonst brauch man von Kommunismus echt nicht reden! Im übrigen gab es aber einige erfreuliche Diskussionen um diesen Begriff und auch einige Papiere die sich inhaltlich noch mehr mit den Begriffen von sog. Neo-Liberalismus und K. beschäftigen, mit dem Ziel vielleicht differenzierter plakative Formeln zu sprengen und zu überwinden. Und so bleibt es schade um diese vertane Chance, gemeinsam was zu zeigen, Gegenwelt zu symbolisieren, an eine mögliche andere Zukunft zu erinnern und diesen kapitalistischen Normalzustand, radikal in Frage zu stellen, der durch die heute gefeierte EU-Erweiterung auf ein neues und weiteres zementiert werden soll und tatsächlich wird.
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Ergänzungen

"Kommunismus ist sexy..."

Anarchist 01.05.2004 - 06:24
Naja das meiste ist ja Geschmackssache, zum Beispiel das Fehlen von Sozialen Strategien - Es war fast nur: Die Welt ist so scheisse und wir sind so hilflos!

Eine Kraftvolle Demo war das sicher nicht. Auch der Spruch: "Europa ist scheisse, Kommunismus ist sexy" liegt dann wohl eher unter dem Niveau überzeugender Argumentationsmuster!!! Alles in Allem hätte die Demo auch im U-Bahntunnel stattfinden können, da wären wir noch eher (aussermedial) wahrgenommen worden von der Bevölkerung.

Ansonsten Anarchie statt Kommunismus! Herrschaftslosigkeit statt Diktatur des Proletariats! Klassenkampf statt Gelaber!

Aber bevor ich hier noch alles zu schlecht mache: Das war eine DEMO OHNE NATIONALFAHNEN!!!

mmmh

kommunist kosmopolit 01.05.2004 - 09:09
ja,
die stimmung auf der demo ware leider deprimierend.
aber das ist bestimmt nicht schuld der organisatorInnen.

die inhaltliche intention der demo gefiel mir, nur die leute haben leider nichts daraus gemacht.

kosmopolitischer kommunismus statt europa

gemecker

ape 01.05.2004 - 12:17
man kann ja vieles kritisieren an der demo, aber das die "langweilig" war, weil man nur irgendwo "rumlatsch", was eh keinen menschen drumrum interessiert usw. wie hier in dem bericht und dem gabba-kommentar, das ist natürlich nur gemecker. denn das trifft ja im grunde auf JEDE demo zu. im vergleich zu vielen andren demos die letzten jahre in berlin, gab es zumindest einen ordentlichen ersten block, einen großen lauti mit vernünftigen redebeitröägen, wirklich flotte und sympathische musik,und die kritik an europ ist auf jeden fall deutlich geworden nach außen, auch wenn nicht, WAS GENAU an europa kritisiert wird. und das ist durchaus ein krtisierbarer punkt. also wie auch immer, ich fands ne nette, gute, und politisch wichtige einstimmung auf den 1. mai. dafür, dass kp-berlin und postpessimistinnen das ding fast im alleingang organsiert haben, ist das schon ziemlich stark gewesen. und prima, dass sich dann doch noch soooo viele gruppen, speziell antifa-gruppen, dem bündnis angeschlossen haben. ein sympathischeres bündnis jedenfalls als das 1.mai-bündnis, wo wieder die irren von b.a.n.g. und co ihre show machen.....

@anarchist

gugu 01.05.2004 - 12:37
falsch. es waren mindestens drei DEutschlandfähnchen an PArkas und an NAtionalstaatssymbolen der verbrecherischen Art, also Palis, mangelte es auhc nicht.

unpopulär aber richtig

theo 03.05.2004 - 15:17
ich hatte auch mit mehr leuten gerechnet, weil es einen guten aufruf gab und eigentlich ganz fett mobilisiert wurde, auch wenn ich erst recht spät was von der demo erfahren habe. allerdings wurde bei der demo auch ein generelles problem der radikalen linken deutlich: die demo war gleich doppelt unpopulär.
1. weil auch in den augen vieler linker europa doch irgendwie als fortschrittlich gilt und eben nicht als die "falsche alternative" zum alten nationalstaat im sinne kapitalistischer globalisierung begriffen wird. daraus ergibt sich auch, dass dieses (abstrakte)thema europa sich weniger als feindbild eignet an dem sich die emotionen erhitzen. und die veranstalter hatten sich offenbar bewusst auf gängige plattheiten, die man sonst von seiten der antiglobalisierungsbewegung kennt ("die da oben","das böse finanzkapital","der sozialstaat soll seine pflicht erfüllen" etc.), verzichtet. sowas ist ehrwürdig und richtig, aber eben auch unpopulär - auch bei leuten die sich irgendwie als links verstehen.
2. wäre da noch das, was von den veranstaltern der falschen alternative europa und ihrer ideologie gegenüber gestellt wurde - nämlich der kommunismus. auch wahnsinnig unpopulär... von hippies über linksorientierte studies, von punkern bis zu anarchos wird der "kommunismus" wohl eher mit stalinismus, autoritarismus, arbeitslagern, kommandowirtschaft und durchgeknallten k-gruppen assoziiert als mit dem "reich der freiheit", der "freien assoziation" der menschheit oder der "tatsächlichen bewegung", die den kapitalismus abschafft. findet man es richtig, den begriff des kommunismus gegen eine weitreichende anti-kommunistische tradition als antithese zum falschen bestehenden zu rehabilitieren, so ist dies eine notwendige aufbauarbeit für das entstehen eines emanzipativen antikapitalismus, so zusagen ein dreckiges geschäft und alles andere als populär und massenmobilisierend. dem demoteilnehmer wurde mehr abverlangt als ein "sag ja zum nein", das irgendwie alles heißen kann und deshalb aber auch garnichts, zu einer demo für den "kommunismus" mobilisiert man heute überwiegend 'überzeugungstäter'. das trotz dieser unpopularität laut polizeisprecher knapp 1500 teilnehmer dann doch noch gekommen sind, ist kein riesen erfolg aber doch erfreulich. und auf jeden fall ein richtiger schritt, wenn es die linke mit der gesellschaftskritik und dem antikapitalismus ernst meint, dann muss sie es auch weiter wagen, eigene akzente zu setzen, zu intervenieren und solange unpopulär zu sein, bis die abschaffung des kapitalismus wieder populär ist. in diesem sinne, alles richtig gemacht.

Wir können auch !!!

R.A.A.F.-BERLIN 03.05.2004 - 15:59
Demobericht von der R.A.A.F-Berlin

So gegen 18 Uhr versammelten sich schon ein dutzend nette Menschen um gegen dieses Treffen der kapitalistischen Ausbeuter zu stören und ein Zeichen zu setzten gegen dieses Neue Europa,wo wieder einmal verschwiegen wird das alles dieses Europasierung nichts anderes ist als ein weiteres Instrument um Menschen auszubeuten und die Reserven der Erde billiger und Profitreicher in Hände zu bekommen.
Nach unserer Schätzung wahr die Demo gut über 500 leutchen Groß, was aber leider aber nicht gereicht hat,den die Demo war was Musik und Parolen angeht schwach.

Es wurden zwischen durch sachen verlesen was man vorne kaum verstand,von der Musik kaum zu reden,Parolen wurden nur zwischen durch wenig gerufen.
Von Bullenstreß war kaum was zu spühren der Einzige Vorfall was war war der Angebliche Seitentranpiverbot der Bullen,was die Gruppen trotzalledem durchbrochen und Seitentranpis trotzdem gab.
NationalFahnen wahren überhaubt nicht zu sehen an der Spitze, Nur Rote,einige schwarze und eine Rote mit Schwarzen Stern.
Die Bullen nerften ab und zu,und teilweise das Massive Auftreten der Bullen gegen diese Demo war eher Übertrieben.

Die Demo endete nach 20.30 Uhr kurz in der nähe des Mauerparks was viele zum anlass nahm auch noch dort hin zu maschieren was die Bullen mit Zivis und S.E.Klern ziemlich gut unterbinden konnten,auch die 23 haben hier ihren dienst wie üblich zu ernst genommen.


Unser Eindruck ist die Demo war Super und Wichtig und Richtig hätten aber viel mehr kommen mussen,statt wegzubleiben.
die teilnehmer wahren aus Potzdam/Berlin/Schwerin/Hamburg usw angereist.

PS:DIESE DEMONSTRATION HAT WIDER EINMAL BEWIEßEN DAS MAN NICHT ALLE ANTI-DEUTSCHE IN EINEN SACK STECKEN KANN!!!!
SOLIDARISCHE GRÜßE AN DIE POTZDAMER UND SCHWERINER Genossen!!!!








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Demo-Kritik — gabber

Demo-Kritik — gabber

Die Demo war o.k. — gabberanarchist