Berlin: 80 Leute stürmen ein Arbeitsamt

Sebastian 31.03.2004 21:46 Themen: Soziale Kämpfe
kurzes Gedächtnisprotokoll
Treffpunkt: 15 Uhr Bahnhof Friedrichstraße. Dort waren ca. 80 Leute und vier Bullen und es ging auch sofort los zur U-Bahn. 80 Leute und jetzt schon acht Bullen mit der U-Bahn bis zur Kochstraße. Und dann zügig hinein ins Arbeitsamt.

Mich hat schon dort am Eingang ein Hausmeister im Blaumann wieder hinausgeschoben. Ich kam aber schnell noch durch eine andere Tür hinein. Nun standen wir drinnen. Einige fingen sofort an Zettel zu verteilen und Leuten zu erklären, was wir hier machen. Wir sind dann alle erst mal nach oben. Andauernd kam ein Anstaltsmitarbeiter oder eine Anstaltsmitarbeiterin und wollte, dass wir das Gebäude sofort verlassen. Bla bla. Das habe ich nicht genau mitbekommen.

Wir sind dann durch alle möglichen Flure gelaufen. Haben uns immer wieder verteilt und andere wieder getroffen. Überall wuselten Leute herum. Wir haben Zettel an Infowände gepikt, einige nervten die MitarbeiterInnen, andere wurden von diesen genervt. Viele verteilten verschiedene Flugblätter oder unterhielten sich mit den Arbeitslosen. Eine Gruppe hatte Flugblätter direkt für die Anstaltsmitarbeiter und -mitarbeiterinnen vorbereitet.

Sehr gewitzt auch: Einige hängten Transparente aus den Fenstern und irgendwelche waren sogar auf dem Dach und hängten ein Transparent von dort hinunter. Dadurch wirkte das Gebäude von außen beschlagnahmter als es uns innen gelang. Nach und nach versammelten sich die Arbeitsamt-InbeschlagnehmerInnen im Hauptflur des ersten Obergeschossen, bauten einen Tisch mit Kaffee und Kuchen auf und einer spielte Geige und sang dazu ketzerisch über PSA und Arbeitszwang. Nachdem ihn der Anstaltsleiter voll gequatscht hatte, sang der Geiger ein Liedchen über Hausrecht.

Dann umzingelte die Polizei so nach und nach und wollte von allen die Personalien aufnehmen und der Anstaltsleiter wollte allen eine Klage wegen Hausfriedensbruch anhängen. Nach halbstündigen Bequatsche ließ er davon aber ab und alle durften ohne Personalienfeststellung hinaus. Bis auf einen, den sie zwischendurch schon abgeführt haben und wegen "Redelsführerschaft" anklagen wollen.

Draußen trafen sich alle und es gab Fokü und laute Musik aus dem Auto. "Stunden später" kam ein Einsatzbereitschaftstrupp – drei oder vier Wannen mit Blaulicht – die stellten sich dann vor die Eingangstür des Arbeitsamtes. Voll sinnlos, voll zu spät. Und dann lösten wir uns so nach und nach auf. Tschüß.
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coole Aktion! — Faulpelz

gute aktion. danke — stefan

Haha — besserwisser

Flugi — Michel