MIA. - Aktion in Magdeburg

Mülli 24.01.2004 01:51 Themen: Antifa
Seit kurzem liegen in ca. 80 Kneipen, Diskotheken und anderen Einrichtungen in Magdeburg MIA.-kritische Karten aus.
Hintergrund ist das neonationalistische Auftreten der Band und der hinter ihr stehenden KünstlerInnengruppe "Angefangen".
Die Karte kann in nicht allzu großen Mengen auch für andere Städte bestellt werden. Passend dazu wurde eine Internetseite
auf  http://www.was-es-ist.de.vu/ eingerichtet.
Schon einige Tage zuvor wurden im "C7", einem alternativen Club in der Stadt, Flyer zu MIA.s nationalistischer Musik verteilt, was einige Diskussionen brachte. Erschreckend war hierbei, dass so manchE MIA.-Fan garnicht das nationalistische an MIA. in Frage stellte, sondern dass es kein Verständnis dafür gab, dass die Nation und Deutschland im Speziellen als so was Schlimmes betrachtet werden. Schließlich seien wir nun mal "Deutsche" und würden hier leben und außerdem sei ja nicht alles schlecht (so der Tenor). Da hat also der nationalistische Diskurs, den auch MIA. mit ihrem Lied "Was es ist" bedient, schon gewirkt.

Dass es keinen nachvollziehbaren Grund gibt, sich unbedingt auf die "Nation" zu beziehen, wenn es um irgendwelche positiven Werte gehen soll (was MIA. ja behaupten), ist eine Sache. Denn Nationen sind konstruiert, wer sich darauf positiv bezieht oder versucht, die damit in Verbindung stehenden Begriffe "neu zu besetzen" - auch ein Anliegen des Angefangen-Projekts - identifiziert sich also mit etwas auf die Menschen aufgesetzten. Außerdem kann sich kein Mensch konkret auf Deutschland beziehen, ohne dabei die Geschichte aus den Augen zu verlieren. Die Verbrechen Nazideutschlands als Gipfel menschenverachtender Politik gehören einfach zu dem Konstrukt eines "Deutschlands" dazu. Wer wie MIA. diese Geschichte abhakt und "frische Spuren im weißen Strand" (der deutschen Geschichte) machen will, relativiert damit diese Verbrechen und ihre Bedeutung. Diese Taten können nicht "wiedergutgemacht" werden.
Das heißt nicht im gleichen Zug, dass alle hier geborenen Menschen - ich meine die jüngeren Generationen - sich als "TäterInnen" fühlen müssen - aber wer sich "deutsch" fühlen will, kommt um diese geschichtliche Verantwortung nicht mehr herum!

MIA. und Angefangen sind deshalb gefährlich, weil sie den pronationalen Diskurs, der längst im Mainstream der Bevölkerung normalisiert wurde, in eine Szene hereinträgt, die ein Walser oder rechte Bundestagsabgeordnete und all die anderen ProtagonistInnen nicht oder nur schwer erreichen können. Durch die insgesamt unkritischere Haltung auch junger Menschen (und damit ist gemeint, dass hinter Parolen oftmals nur noch wenig Ahnung von den Hintergründen und den Zusammenhängen besteht bzw. auch kaum ein Interesse daran besteht) trifft MIA.s Botschaft, mensch dürfe und solle sich wieder ungehemmt "deutsch" fühlen dürfen, auf fruchtbaren Boden. Um hier nicht alle möglichen schon veröffentlichten Texte zu wiederholen, zuletzt der Hinweis auf die Internetseite www.was-es-ist.de.vu, wo die meisten uns in diesem Zusammenhang bekannten Texte auch eingebunden oder verlinkt wurden. Wer dort bestimmte Artikel vermisst, kann uns das mailen, damit wir sie mit auf die Seite stellen.
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Ergänzungen

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abc 24.01.2004 - 03:20

nett, aber

weist 24.01.2004 - 03:35
wo bleiben die aktionen gegen die junge freiheit, gegen merz, merkel und meyer?

oder habt ihr etwa angst, daß die sich wehren?

nationalismus + mia

georg 24.01.2004 - 15:31
die beschwerde gegen den nationalismus/positiven bezug auf das "krautland" macht schon sinn. anscheinend rennt allerdings die antideutsche fraktion offene türen in der linken ein: kaum jemand möchte sich über den positiven krautland-bezug ereifern. ob mia daran schuld ist, möchte ich bezweifeln: mia ist der künstlerisch-bauchrednerische bezug einer (bauch-)linken jugend, die kaum nachdenken mag. und das ist nicht skandalös,sondern ganz normal langweilig.

Tat und Volkszugehörigikeit

Jorge 24.01.2004 - 22:50
Wenn es um Nazi-Verbrechen geht, scheinen die "Opfervölker" mehr zwischen Tat und Volkszugehörigikeit zu trennen als das "Tätervolk".

So ist es in Polen auf fast allen Gedenktafeln Standard, nicht von "Deutschen", sondern von "hitlerowcy" (="Hitleristen") zu sprechen.
(siehe Bild)

Ungläubige

markus 25.01.2004 - 02:26
"Erschreckend war hierbei, dass so manchE MIA.-Fan garnicht das nationalistische an MIA. in Frage stellte, sondern dass es kein Verständnis dafür gab, dass die Nation und Deutschland im Speziellen als so was Schlimmes betrachtet werden."

Oh Gott. Habt die dann wenigstens mit Eiern beworfen?

wow !

der wahnsinn himself 25.01.2004 - 05:06
ich finds echt putzig, wieviel energie die leude vergeuden, das wesentliche aus dem blick zu verlieren !!!
später erzähl ich euch auch vielleicht, wie von jetzt, rückwärts gerechnet, in jeder musikdekade der selbe schwachsinn passiert ist...
sollen die leude karten drucken, ringelpiez mit anfassen machen, oder schlicht ihre zeit verschwenden,- wem`s gefällt...

schreibt mehr, damit ich mich an euren geistigen ausstülpungen ergötzen kann !!!

liebst,

euer wow !

...

hups 25.01.2004 - 15:08
cool germania geht steil



Wie eine Regieanweisung für die Neueste Deutsche Welle liest sich da ein Bericht der Bundesregierung zur Kulturpolitik, der die „Aufgabe, an der Veränderung einseitiger, oft noch vergangenheitsgeprägter Deutschlandbilder zu arbeiten“, auf die Agenda setzt. Parallel votieren Wolfgang Thierse und Erwin Huber zwecks Abwehr der „amerikanischen Übermacht“ für sprachlich quotierte Radiosendungen und Sigmar Gabriel, Pop-Beauftragter der Bundesregierung, erfreut sich im gemeinsamen FAZ-Interview mit WirSindHelden an deren „gesellschaftskritischer Haltung“. Berliner Republik und Berliner Sound vereint zu Cool Germania: solcherlei Lockerungsübungen bilden sich auch fernab der Szene auf der bundesrepublikanischen Makroebene ab.



In zwei scheinbar entgegengesetzten Modellen wird das deutsche Weltmachtstreben forciert: der alten Schule, die sich auf preußische Tugenden stützt und die historischen Verbrechen leugnet, wo es nur möglich ist, steht ein „aufgeklärter“ Diskurs gegenüber, der nicht trotz, sondern wegen Auschwitz Belgrad bombardiert und Bundeswehrsoldaten in Israel stationieren will. In der Debatte um das „Vertriebenen“-Zentrum stellt sich entsprechend das linksliberale Milieu, das für eine europäisch integrierte Softcore-Variante in Wroclaw votiert, der offen revisionistischen Erika Steinbach, die als Standort für das „Opfer“-Mahnmal Berlin favorisiert, entgegen. Analog zur Großwetterlage ergibt sich so eine popdiskursive Konstellation, in der die Retro-Fascho-Styles propagierende Fraktion, repräsentiert etwa durch die „Neue Deutsche Härte“, mit dem von Mia angeführten „Neoberlinismus“ konkurriert. Beide Versionen zeitigen dabei dieselbe Konsequenz: ein starkes Deutschland als Speerspitze in der Revolte gegen den Westen. Die poppige Variante ist derzeit eindeutig die erfolgversprechendere, da sie wesentlich glaubhafter Läuterung und Harmlosigkeit vermitteln kann. Unbedenklichkeit wird ihr bescheinigt, weil sie eleganter, sensibler und weniger trampelhaft auftritt. Zwar agiert sie ungehemmt mit Schlussstrichforderungen, verpackt in die Rede von der großen „Last“, die abzulegen sei und schwadroniert von „Wunden“, zugefügt durch wild geschwungene Keulen – erscheint in ihrem Revisionismus aber nicht als unbelehrbare Hitler-Wiedergängerin, sondern als geläuterte Demokratin, zudem als ungerecht Verfolgte. Der so geschaffene Opfer-Status und die Behauptung, aus der Geschichte gelernt zu haben, fließen ins idealistischen Weltbild ein, das Resultat dieser Addition ergibt einen moralischen Mehrwert, der nun gewinnbringend in die Realpolitik eingebracht werden kann.



Die perfideste Form, die sich die moralinsaure Heuchelei geben kann, ist die ideologische Figur von der „besonderen Verantwortung“ der Deutschen gegenüber den Missständen der Welt, die dann auch schon einmal zum Bombardement zwingt, um Schlimmeres zu verhindern. Treudoof-besorgt und vom Stigma des Rückwärtsgewandten befreit kann die postfaschistische Demokratie so an Altbekanntes anknüpfen, ohne den impliziten Stahlhelm-Faktor explizit werden zu lassen. Breite Teile der Bevölkerung erfreuen sich an den harmlosen Nettigkeiten der Bundesregierung. Mit gutem Gewissen, ohne einen Anflug von Bauchschmerzen, beteiligen sich auch viele Linke am nationalen Projekt, deren subjektiv gut gemeinter Protest damit objektiv einen Beitrag zur Barbarisierung leistet. Erneut bestätigt sich, dass eine Linke, die primär mit dem Bauch denkt, die Mitbasteln statt Absagen will, nicht auf Umwegen den Kommunismus, sondern direkt den bequemen Platz der moralischen Legitimationsinstanz der Nation ansteuert. Dieses Verdikt trifft Gabi Zimmer und Attac ebenso wie Mia und Eva Gronbach. Der Hype um die genannten Pop-KameradInnen mag bald vorbei sein, das Phänomen als kuriose Randnotiz abgehakt werden, die ProtagonistInnen sich wieder belanglosen Fragen (Party, Liebe, Kleider, Liebe, Party) widmen. Unausweichlich wird jedoch die nächste nationale Mobilisierung anlaufen. Denn wie sich die Wut der Katze beim unmöglichen Unterfangen, ihren eigenen Schwanz zu fassen zu bekommen, sukzessive steigert, kommen die Deutschen nicht zur Ruhe: Sie müssen die durch das Fehlen eines positiven Projekts bedingte Lücke immer wieder durch das Aufspüren und Bekämpfen der scheinbarer moralischer Verfehlungen „der Anderen“ übertünchen.




jeannie bubblegum

weiter unter  http://www.copyriot.com/sinistra



Mirror - wenns mal nicht funktioniert

Mülli 27.01.2004 - 22:12
Da ab und an die *.de.vu - DOmains nicht erreichbar sind, hier eine Adresse, auf der ihr trotzdem zugreifen könnt:
 http://www.projektwerkstatt.de/mia-auuuh/

es gibt noch einen anderen Mirror, den hab ich aber grad nicht im Kopf. wenns irgendwann wichtig sein sollte, poste ich das noch...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Deutschland ist kein Hringespinst — Dekonstruktivist

nope — dj antideutsch

Alles lächerlich... — [Antifa]nautin

@antiimp und antifa8nautin) — gegen deutschland

Nazifake löschen — echter antiimp

YEAH YEAH! — mia fan zirkel kreuzberg

Scheinheiligkeit — tutnichtszursache

@weist und andere — Mülli

standortnationalismus?? — rumpelstizchen

@ antiimp — gegen deutschland

was es ist — bragg

Verkehrte Welt — Mathias

@Mathias — Mülli

mia rockt — martin wulz