Strafvollzug: Folgen einer Selbsttötung

Thomas Meyer-Falk 26.12.2003 12:05 Themen: Repression
Strafvollzug: Folgen einer Selbsttötung
Strafvollzug: Folgen einer Selbsttötung

Vor einigen Monaten berichtete ich über den mutmaßlichen Selbstmord eines Gefangenen in der Haftanstalt Bruchsal ( http://www.de.indymedia.org/2003/09/62666.shtml); nach einigen Tagen stand fest: Der Mitgefangene hatte sich in seiner Zelle tatsächlich erhängt.

Betroffen über diesen Suizid, schrieb die Insassenvertretung (dabei handelte es sich um ein von den Gefangenen der Anstalt gewähltes Gremium, bestehend aus fünf Gefangenen), vertreten durch ihren Ersten Sprecher G. und Protokollführer L. einen Brandbrief und verteilten diesen an Gerichte, Abgeordnete, sowie die Landesjustizministerin; des weiteren hängten sie eine Kopie dieses Briefes in der Justizvollzugsanstalt (JVA) aus.
Sie fragten nach der Mitverantwortlichkeit von Justizmitarbeitern an diesem Suizid und führten aus, die JVA habe Vollzugslockerungen offenbar verzögert, bzw. abgelehnt.

Folge dieses Schreibens war, dass beide Insassen, Herr G. und Herr L. vom Leiter der Anstalt aus der Insassenvertretung geworfen (dazu ist ein Anstaltsleiter ggf. befugt, soviel zur Demokratieerziehung im Vollzug), sowie mit drei Tagen Arrest (zu verbringen in einer kahlen Zelle, nur mit Bett, Klo, Tisch/Stuhlersatz ausgestattet) bedacht wurden. Beide Gefangene wehrten sich gerichtlich gegen diese Anordnung, bzw. Disziplinierung - erfolgreich!

Jetzt, im Dezember 2003 hob das zuständige Landgericht den Arrest ebenso auf, wie den Hinauswurf aus der Insassenvertretung. Zwar bescheinigte das Gericht dem Gefangenen G., er hätte durch das Schreiben, sowie das Aushängen desselben in der JVA das ?geordnete Zusammenleben innerhalb der Anstalt? gestört, das Schreiben sei ferner geeignet, ?die Arbeit der Anstaltsbediensteten nicht nur außerhalb (der Anstalt) zu verunglimpfen?. Denn tatsächlich habe die JVA keine Vollzugslockerungen verzögert, sondern vielmehr habe die sachlich zuständige Abteilungsjuristin nachgefragt, wie der Sachstand sei (der verstorbene Insasse verbüßte eine lebenslange Freiheitsstrafe, bei diesen muß das Ministerium der Gewährung von Ausgängen zustimmen).

Nach Ansicht des Gerichts stellt das Verhalten des Gefangenen G. jedoch keine schwere Verfehlung dar, ferner sei es ihm nicht zu verwehren, dass er sich kritisch mit der Frage des gesetzlich normierten Resozialisierungsgedankens auseinandergesetzt hätte in ?seinem? Schreiben.

Es steht zu erwarten, dass der Beschluss durch die Vollzugsbehörde angefochten werden wird, so dass letztlich das Oberlandesgericht Karlsruhe zu entscheiden hat, ob die Maßnahmen des Leiters der JVA gesetzeskonform sind.

Die massive Reaktion der Anstalt mag Außenstehende verwundern (zumal ihr nun von einem Gericht deren Rechtswidrigkeit attestiert wurde), scheint doch dieser ein obrigkeitsstaatliches Weltbild zugrunde zu liegen. Jedoch entspricht diese Form des Umgangs seitens der Anstalt mit den Gefangenen dem Alltag; dass auch Gefangene Grundrechtsträger sind und ihnen nach der Rechtssprechung des Bundesverfassungsgerichts das Recht zu polemischer und überspitzter Kritik zusteht, wird gerne vergessen. Sicher, es wäre vielleicht sinnvoller gewesen, hätten G. und L. zuerst mit dem Anstaltsleiter gesprochen, bevor sie unmittelbar nach dem Suizid des Gefangenen den Brandbrief verschickten, andererseits ist ihre Reaktion ohne weiteres verständlich angesichts ihrer Betroffenheit, kannten sie doch den verstorbenen Insassen seit vielen Jahren. In Sachen Meinungsfreiheit und souveränem Umgang scheint im Strafvollzug jedoch vieles im Argen zu liegen.

Thomas Meyer-Falk, c/o JVA - Z. 3117, Schönbornstr. 32, D-76646 Bruchsal
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Ergänzungen

Demokratieerziehung

Reeducation moppel 26.12.2003 - 15:37
Hallö Thomas,

in Deinem Artikel deutest Du eine, wenn auch falsch praktizierte, "Demokratieerziehung" in der Anstalt an. Gibt es sowas tatsächlich? Wird tatsächlich versucht, erwachsenen Menschen die Demokratie näher zu bringen? Und wenn ja, wie sieht so ein Unterricht aus? Gibt es Behördenrichtlinien dafür? Wird der Lernfortschritt überprüft und wie macht man das? Ich weiß, es gibt wichtigere Fragen, aber das interessiert mich nur mal persönlich.

Namen nennen

faschistischer Amtsrichter 26.12.2003 - 21:28
Wie heißt denn der "obrigkeitsstaatliche" Leiter der JVA Bruchsal?

Kontakt zu Thomas

Informant 27.12.2003 - 13:08
Thomas sitzt in Isolationshafthaft. (aus Rache, weil er einen politischen Hintergrund angab?)
Kontakt ist also nicht per Interent möglich. Die Artikel bei Indymedia werden von Freunden reingestellt.
Es gibt mehere Webseiten, die sich mit Thomas Meyer Falk und die faschistoiden Methoden von Justiz und VS beschäftigt.

Auszug von einer:
"Thomas ist ein, wegen Banküberfalls, seit ´97 inhaftierter Redskin, er beging diese "Tat" aus Gründen der Geldbeschaffung für den antifaschistischen Widerstand und nicht um sich selbst zu bereichert..."
"...wegen eines Banküberfalls zu einer Haftstrafe verurteilt, deren Ende auf 2010 festgesetzt ist. Dennoch erhielt er als ?Zulage? die Sicherungsverwahrung, d.h. auch nach 2010 wird er weiterhin interniert bleiben"
also nur durch ein Trick wird hier das Strafrecht ausgehebelt

"Haftbedingungen in der JVA Bruchsal sind mehr als Schickane, Fenster die nicht richtig schließen, eine unnötig übereifrige Postzensur, tägliche Zellenkontrollen wobei er sich vor den Justizsklaven ausziehen muß, das alles verbunden mit den Errungenschaften der Justiz, der Isolationshaft..."
"Thomas Meyer-Falk sitzt derzeit in einer mit Stahlboden versehenen Sicherheitszelle, in welcher die Fenster aus morschem Holz sind und nicht dicht schließen. Dazu wird seine Zelle nur einige wenige Stunden pro Tag geheizt, den Rest des Tages muß er frierend in einer kalten Zelle verbringen."
"auch wir als seine Freunde und Genossen haben Tagtäglich mit VS und anderen Justizsklaven ärger, Briefe werden völlig Sinnlos einbehalten, Kontaktverbote zu Genossen aus Innsbruck (Österreich) und Dijon (Frankreich) sind bis jetzt trauriger Höhepunkt...."
"Schreibt ihm Briefe, schreibt an die Zuständigen Behörden und beschwert euch wie diese mit ihm Umgehen, fordert sie auf Umgehend für bessere Haftbedingungen zu sorgen!...."
 http://www.beepworld.de/members4/derroteraecher/saite1.htm

Ergänzung

So nicht 27.12.2003 - 20:43
Es wird (absichtlich?) verschwiegen, dass der Type einen Menschen bei dem Überfall getötet hat!!!!

was jetzt

deadchicken 28.12.2003 - 00:31
hat er nun oder nicht...finde das schon wichtig ob da jemand gestorben is oder nicht...ne bank machen ohne das jemand wat mitbekommt ist ja i.o. aber so rein und geld her peng und tod ist einfach nicht akzeptabel...gibts da nen statement zu...KLARTEXT BITTE

@so nicht

typen wie du kotzen mich sowas von an 28.12.2003 - 18:02
wer hat deiner meinung nach einen menschen bei seinem überfall getötet? thomas meyer-falk? kann es sein, daß du absichtlich solch einen schwachsinn verbreitest!

Webseite von Thomas

Informant 17.01.2004 - 01:33

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