Braucht Hamburg eine linke Wahlalternative?

Andreas 21.12.2003 16:56 Themen: Soziale Kämpfe
Unter diesem Thema luden PDS und Regenbogen letzten Donnerstag zu einem breiten Treffen. Nach der Bekanntgabe der Auflösung der bisherigen Regierung am 09. Dezember sollte ein Meinungsbild erstellt werden, ob eine linke Wahlalternative zu den nächsten Bürgerschaftswahlen angeboten werden soll. Einig waren sich die Veranstalter darüber, daß nur ein breitgefächertes Bündnis zwischen politischen und sozialen Gruppen für so ein Vorhaben tragfähig ist.
*** EINLEITUNG ***
Vergangenen Donnerstag, den 18.12. trafen sich ca. 180 Personen aus unterschiedlichen linken politischen Zusammenhängen im Hörsaal der Hochschule für Wirtschaft und Politik. Sie waren einer gemeinsamen Einladung von PDS und Regenbogen gefolgt, um in einem breiten Rahmen abzuklären, ob für die kommende Bürgerschaftswahl eine linke Wahlalternative in Form eines breiten Bündnisses linker Strukturen antreten soll.
(Regenbogen ist eine Wählervereinigung, die sich als linker Flügel zur Zeit des Kosovo-Krieges von den Grünen abspaltete und bereits eine Legislaturperiode in der Bürgerschaft saß, bevor sie bei der letzten Wahl an der 5%-Hürde scheiterte.)
Es waren Personen aus den Zusammenhängen Regenbogen, PDS, Sozialistische Alternative (SAV), Revolutionär Sozialistischer Bund, Widerstand International, Freies Sender Kombinat (Radio FSK), Cafee mit Herz, GEW, Verdi, Linksruck, DKP, Solid Sozialistische Jugend der PDS, Flüchtlingsrat, SOPO Sozialpolitische Opposition und viele weitere anwesend. Durch den Abend führte ein Redakteur der Zeitschrift „Analyse und Kritik“.


*** HINTERGRUND ***
Nach Unmengen von Skandalen und internen Streitigkeiten hat Hamburgs erster Bürgermeister Ole von Beust am 09. Dezember die Auflösung der Regierung und Neuwahlen Ende Februar 2004 angekündigt. Bei vielen sitzt der Schock über die schwarz-schillige Regierungspolitik noch tief, ungeachtet der vor kurzem veröffentlichten FORSA-Umfrage, nach der für die CDU bei den Neuwahlen auch eine absolute Mehrheit möglich sei. Allerdings hätten sich 40% der Befragten noch nicht entschieden.
Auch die Vorstellung, eine Ablösung der Regierung durch Rot-Grün würde Verbesserungen bringen, ist jedoch nur eine Illusion. Beliebige Koalitionen sind möglich, denn die vier etablierten Parteien CDU, SPD, Grüne und FDP sind sich so nahe gerückt, daß mittlerweile jeder mit jedem kann, ohne Kopfschmerzen zu bekommen.
Dirk Nockemann nach den größten Regierungserfolgen gefragt, antwortete die PRO/Schill-Partei u.a., noch nie seien so viele Menschen in ihre Heimatländer abgeschoben worden wie unter Schwarz-Schill (nämlich 96% der Bewerber; nur 2% konnten mit Erfolg klagen, Anm.d.Verf.). Und die SPD bemühte sich zu ergänzen, daß sie ja auch gerne mehr abgeschoben hätten, als sie noch an der Macht waren, daß das damals aber nicht so einfach umsetzbar gewesen wäre.
Vor etwas mehr als einer Woche sprach Ex-Bürgermeister Ole von Beust (CDU) vor dem Hamburger Überseeclub sinngemäß, durch die Geschichte der Bundesrepublik hätten die sogenannten „Schwachen“ sich Rechte erwirkt, von denen man prüfen müsse, ob diese nicht überzogen seien. Letztendlich gehe es um eine völlige Neustrukturierung der Gesellschaft.
Was uns allen also in den nächsten Jahren blühen wird, können wohl die wenigsten bereits erfassen.

Vor diesem Hintergrund waren sich die Initiatoren der Veranstaltung klar, daß eine Zukunft nur in einer gut ausgebauten außerparlamentarischen Opposition bestehen kann. Sie befürchten, daß viele der Wähler, die sich prinzipiell für ein linkes Wahlbündnis entscheiden würden, allein aus Angst vor einer neuen Legislaturperiode CDU lieber der SPD ihre Stimme geben, weil das rein subjektiv das kleinere Übel sei. Eine Ansicht, die die Veranstalter nachvollziehen können, aber ausdrücklich darauf hinwiesen, daß sich spätestens nach einem Vierteljahr SPD-Regierung eine große „Katerstimmung“ breitmachen werde. Wenn sich nämlich herausgestellt haben wird, daß sich auch unter der SPD in den wesentlichen Fragen nichts geändert hat.


*** VERSUCH EINER ZUSAMMENFASSUNG ***
Fast alle der ca. 180 im Saal anwesenden , die sich zu Wort meldeten, sprachen sich für eine linke Wahlalternative aus. Auch wenn man bei vielen die Hoffnung mitschwingen hörte, daß es anders kommen möge, wurde auch deutlich gesagt, daß die Chancen, die 5%-Hürde zu nehmen, sehr gering sind. Eine linke Wählergemeinschaft solle ausschließlich den Zielen dienen,
* die Möglichkeit zu bieten, seiner Position auf dem Wahlzettel Ausdruck geben zu können
* damit auch potentielle Nichtwähler zu erreichen
* im Rahmen des Wahlkampfes linke Politik einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen in der Hoffnung, dadurch die außerparlamentarische Auseinandersetzung zu fördern und langfristig auf eine solide linke Basis hinzuarbeiten.

Der Vorschlag ist, einen Mantel zu schaffen, innerhalb dessen sich linke Gruppen jeweils für die von ihnen bevorzugten Eckpunkte starkmachen können, ohne daß es nötig wird, zu einem detaillierteren Konsens innerhalb des Wahlbündnisses kommen zu müssen. Als Wahlprogramm sollen ca. 10 gemeinsam festgelegte, aussagekräftige Punkte dienen, wie z.B. „Wiedereinführung der Vermögenssteuer“, „Erhalt der staatlichen Gesundheitsförderung“, „Schutz der Rechte von Migranten“ usw. Diese sollen mit ein bis zwei Sätzen jeweils begründet und in breitem Zusammenschluß ausgearbeitet werden.

Dieser Mantel solle nach Wunsch der Veranstalter entweder „Regenbogen“ oder „PDS“ heißen. Ein dritter Vorschlag wurde von der Sozialistischen Alternative SAV eingebracht, die eine Neugründung unter dem Namen „Bündnis für Sozialkahlschlag“ ins Leben rufen möchte. Dies wurde von Regenbogen und PDS jedoch kritisiert, da für die entsprechenden Formalitäten (Wer besetzt gewisse Positionen? Wie finanziert sich das Bündnis?) und die notwendige Bekanntmachung unter den Wählern zu wenig Zeit bleibe. Die Anmeldefrist für eine Kandidatur ist der 6. Januar und die dazwischenliegenden Feiertage erschweren die nötigen Behördengänge.
Die SAV hielt ihre Erfahrungen in anderen Städten dagegen.


ERSTER VERANSTALTUNGSTEIL: SOLL ES EIN WAHLBÜNDNIS GEBEN?
Zunächst gaben Regenbogen und PDS eine Einleitung zur Thematik, dann folgte ein Diskussionsteil zu der Frage, ob überhaupt ein Bündnis gegründet werden soll. Es beteiligten sich 13 Personen an der darauffolgenden Diskussion. Der erste Redner wies auf die Gefahr hin, daß Schill wieder antrete und möglicherweise besser abschneiden werde, als alle erwarten. Vertreter vom Gesamtbetriebsrat Hafen und SAV wünschten sich ein linkes Bündnis, das stark gewerkschaftlich bzw. an den Betrieben orientiert sein solle. In weiteren Beiträgen herrschte Uneinigkeit, ob das Ziel in einer Kritik der SPD, einer Kritik an Rechts, oder dem Aufbau einer außerparlamentarischen Opposition liegen solle. Eine Person forderte als Ziel den Einzug in den Senat, eine andere Systemkritik unter dem Motto „Das System hat keine Fehler, es ist der Fehler“. Unklarheit herrschte auch darüber, ob eine Politikalternative (Position der PDS) oder eine Systemalternative /Außerparlamentarische Opposition geschaffen werden sollte.

Aus diesem Veranstaltungsteil erging als Ergebnis, daß eine linke Wahlalternative von fast allen Beteiligten favorisiert wird.



ZWEITER TEIL: UNTER WELCHEM MANTEL SOLL DIESES BÜNDNIS STATTFINDEN?
In diesem Teil der Veranstaltung stellten Regenbogen, PDS und SAV die Argumente für ihre jeweils favorisierte Lösung dar.

Für Regenbogen spreche, daß er politisch kulturell attraktiver sei, den offeneren Rahmen für ein breites Bündnis stellen könne und somit zukunftsfähiger sei, und keinen „Berliner Klotz am Bein“ habe. Eine völlige Neugründung, wie von der SAV gefordert, sei „rein formaljuristisch“ nicht möglich.

Für die PDS spreche, daß erklärtes Ziel die Verhinderung der absoluten Mehrheit der CDU sei und dies nur mit der PDS ginge. Berlin liege zwar „schwer im Magen“, jedoch werde die Berliner Regierung von Ihren Wählern dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Die PDS HH bemühe sich hingegen sehr im außerparlamentarischen Bereich. Die PDS sei zudem bekannter, im Gegensatz zum Regenbogen, den außerhalb der „Szenestadtteile“ fast niemand kenne; sie habe in bestimmten Stadtteilen schon sehr tragfähige Strukturen aufgebaut. Die sozialistische / gesellschaftsverändernde Note sei bei der PDS stärker. Grade im Bereich der Migranten sei Regenbogen im Gegensatz zur PDS kaum bekannt.

Für das Modell der SAV („Bündnis gegen Sozialkahlschlag“) spreche, daß das Modell der PDS, eine CDU-Regierung zu verhindern, nach dem „kleineren Übel“ klinge und es Zeit sei, etwas völlig neues zu starten, „aus dem linken Sumpf herauszukommen“. Zudem sei Berlin für die PDS ein riesengroßes Problem und unter einem Parteinamen könne kein Bündnis stattfinden. Regenbogen stecke zu sehr in der linken Szene, man müsse darüber hinaus. Die Zeit für die Formalien einer Neugründung sei knapp, aber ausreichend. Ein Name wie das vorgeschlagene „Bündnis gegen Sozialkahlschlag“ spreche bereits auf dem Wahlzettel für sich.

In der danach folgenden Diskussion wurde kritisiert, daß „Majorisierung“ hier überhaupt nichts zu suchen habe und für die PDS eindeutig auch die Europawahlen im Hintergrund stehen würden. Regenbogen sprach sich für Pragmatismus aus, für ein tragfähiges Bündnis. Viele hatten Kopfschmerzen, nur zwischen Regenbogen und PDS die Wahl haben zu sollen, und vor allem an dem geplanten Entscheidungsprozeß, daß ein kleines Grüppchen von PDS und Regenbogen am nächsten Tag alleine den Mantel festlegen wolle.
Die PDS konterte, sie habe 500 Mitglieder, denen sie Rechenschaft abzulegen habe und die sich einen Erfolg für die bisher geleistete Arbeit wünschten.

In diesem Zusammenhang ist interessant, daß zwei Ortsverbänden der PDS eine Kandidatur extrem wichtig sei und eigentlich unvermeidlich. Regenbogen hatte klargestellt, daß es für den Fall, daß es zu einer PDS-Kandidatur kommen sollte, keine gleichzeitige Kandidatur von Regenbogen geben werde. Eine Unterordnung der PDS unter den Namen eines Wahlbündnisses sei jedoch wahlrechtlich unmöglich.

Auch ist zu diesem Zeitpunkt die unterschiedliche Orientierung der drei Ansätze deutlich zutage getreten: während dem Regenbogen das Wahlergebnis egal ist und der Wahlkampf selber das Entscheidende (also der außerparlamentarische Bereich), baut die PDS auf ein gutes Wahlergebnis mit dem Ziel der innerparlamentarischen Opposition. Das Modell der SAV sieht sich auch außerparlamentarisch, auch wenn erklärtes langfristiges Ziel der SAV die Gründung einer neuen Arbeiterpartei ist. Es hakt vor allem an der knappen Zeit.

Gegen Ende der Veranstaltung kam es zu großerUnruhe im Saal. Viele der anwesenden hatten den Eindruck, daß das präsentierte „breite Bündnis“ hier auf recht undemokratische Art und Weise zustande kommen würde, vor allem weil Regenbogen- und PDS-Vorstand alleine über den Mantel abstimmen würden. Außerdem stieß sauer auf, daß dem dritten, von der SAV präsentierte Modell von den Veranstaltern nur sehr geringer Raum zugebilligt wurde. Denn bei bereits vorab getroffenen Absprachen zwischen den drei Gruppen hatten sich PDS und Regenbogen bereits gegen das dritte Modell ausgesprochen, vor allem aus den schon genannten formalen Gründen. So mußten die Veranstalter am Ende noch einmal erklären, daß es bei der Festlegung des „Mantels“ wirklich nur um diesen gehe und daß die Füllung dieses Mantels selbstverständlich im großen Rahmen stattfinden solle.

Die Unruhe legte sich jedoch erst wieder, als das Publikum eine Abstimmung forderte. Es gab die Alternative zwischen „Entweder PDS- oder Regenbogen-Mantel, wobei beide Organisationen dies am darauffolgenden Tag entscheiden“ oder der Neugründung eines „Bündnisses für Sozialkahlschlag“ nach SAV- Vorschlag. Nachdem sich eine deutliche Mehrheit per Handzeichen für Regenbogen/PDS ausgesprochen hatte, kehrte wieder Ruhe ein. Im Anschluß an die Veranstaltung nutzten viele die Möglichkeit, sich auf Listen für die Mitarbeit entweder im Bürgerschafts-Koordinierungskreis oder für die Koordiierung innerhalb ihres Wahlkreises einzutragen.



FAZIT
Es wird also ein linkes Wahlbündnis geben, welches entweder unter dem Mantel PDS oder Regenbogen auftreten wird.
Entgegen der Planung konnte am darauffolgenden Freitag jedoch noch keine Einigung erzielt werden, weshalb ein Ergebnis erst in der kommenden Woche zu erwarten ist.



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PROTOKOLL DER VERANSTALTUNG
Dieses Protokoll der Veranstaltung ist sehr detailliert und soll allen, die nicht dabei sein konnten, einen genauen Eindruck von der Veranstaltung geben und die Möglichkeit, sich eine eigene Meinung zu bilden, vor allem, weil gegen Ende der Veranstaltung nicht unerhebliche Vorwürfe geäußert wurden.
Es entstand auf Grundlage einer sehr umfangreichen Mitschrift, nicht einer Tonaufzeichnung. Sollte ich den einen oder anderen Beitrag also nicht im Sinne des Redners dargestellt haben, wünsche ich mir eine Richtigstellung unter „Ergänzungen“ !!


Beginn: 19:45 Ende: 22:05 Anwesende: ca. 180 Personen
(Die SAV verteilte zu Beginn der Veranstaltung Flugblätter mit ihrem Alternativvorschlag)

DISKUSSIONSLEITER: Ist ein Redaktionsmitglied der Zeitschrift „Analyse und Kritik“. 18 Einzelpersonen aus PDS und Regenbogen haben diese Veranstaltung vorbereitet aufgrund der Neuwahlen in 8-10 Wochen. Es ist jetzt wichtig, nicht in politische Hektik zu verfallen.
Die Veranstaltung gliedert sich in zwei Teile:
* Im ersten hält Norbert Hackbusch (Regenbogen) ein Eingangsreferat zur politischen Situation, danach geben Martin Wittmaack für die PDS und Dirk Hauer für Regenbogen ein Statement zu den unterschiedlichen Positionen der beiden Veranstalter ab. Im Anschluß daran erfolgt bis 21:00 eine Diskussion.
* Im zweiten Teil soll geklärt werden, wie das Bündnis aussehen soll: Regenbogen oder PDS oder der Vorschlag der SAV mit einem neuzugründenden „Bündnis für Sozialkahlschlag“. (Die SAV verteilte zu Beginn der Veranstaltung Flugblätter mit ihrem Alternativvorschlag, Anm. de. Verf.)
Morgen Nachmittag trifft dann ein Koordinationsgremium die Entscheidung. Wer sich im Bereich Bürgerschaft/Bezirke/Inhaltliche Themen beteiligen möchte, kann sich auf aushängenden Listen eintragen.
Außerdem soll es bitte keine „Staffelholzbeiträge“ durch anwesende Gruppen geben, und wegen der knappen Zeit habe jede Person nur 3 Minuten Redezeit.

TEIL 1
EINGANGSREFERAT
NORBERT HACKBUSCH (Regenbogen): Es ist das erste Mal, daß es so einen offenen Protest gibt. Die Demontage Schills ist eine Genugtuung und der rechtspopulistische Versuch gescheitert. Vor allem die Kämpferlust gegen Schwache, wie Bambule, ignoriert jede gesellschaftliche Diskussion. Nach aktuellen Wahlprognosen ist für die CDU eine absolute Mehrheit möglich; von Beust hat das nicht verdient, weil er die Verantwortung für das Geschehene trägt. Sein Auftreten steht für Neoliberalismus. Es gibt auch eine neue Welle rot-grüner Sympathie mit der Bereitschaft, das kleinere Übel zu wählen. Die SPD sagt, sie wolle die HWP erhalten, den Landesbetrieb Krankenhäuser nicht verkaufen, und Kitaplätze schaffen; die Grünen stellen sich eh ganz toll dar. TAZ-Artikel vom 1.12.: Die SPD wolle die HWP erhalten und statt Studiengebühren ein Studienkontenmodell einführen; die Grünen würden Brechmitteleinsätze gegen vermeintliche Drogendealer ablehnen (obwohl sie diese eingeführt haben), die geschlossenene Jugendunterkunft Feuerbergstraße soll einen neuen Standort bekommen, Prestigeobjekte wie Airbus werden weiter betrieben. Die Ökologie spielt keine nennenswerte Rolle mehr. SPD und Grüne kritisieren den Senat, weil die CDU nicht genug gespart hätte und unsolide Haushaltspolitik betreibe. Die Hoffnung auf einen liberaleren Geist der SPD betreffend: in einem TAZ-Artikel sagte Wrocklage (SPD, Vorgänder von Olaf Scholz), die kräftigste Veränderung entstehe gar nicht durch Schill, sondern durch die Veränderung der Politik der Sozialdemokratie.
Es ist also falsch, sich hier Illusionen zu machen.
Es gibt keine Möglichkeit, Protest auszuüben, wenn es keine linke Wahlalternative gibt; diese sei auch als bundesweites Signal wichtig. Allein diese Signalwirkung reicht schon aus, um ein Wahlbündnis links der SPD zu rechtfertigen.
Da jeder innerhalb der etablierten Parteien mit jedem zu koalieren bereit ist, hat eine linke Kandidatur keine glänzenden Aussichten. Mit vielen Stimmen kann nicht gerechnet werden, man muß trotzdem deutlich zeigen, daß es so nicht weitergeht. Also Thematisierung des Problems, klare Auseinandersetzung mit rot-grünen Illusionen, eine Kandidatur in allen Bezirken, nicht nur in den linkeren Stadtteilen. Keine Illusionen, die 5%-Hürde nehmen zu können. Statt dessen Bezirke als Schwerpunkt.

MARTIN WITTMAACK (PDS-Landesgeschäftsführer): Die Initiatoren dieses Treffens wagen nicht, ein Programm vorzulegen. Man kann auch nicht ein gemeinsames Programm aller Beteiligten in der zur Verfügung stehenden kurzen Zeit ausarbeiten. Statt dessen sollen lieber 10-15 exemplarische Punkte festgelegt werden, zu denen alle beteiligten Gruppen eigene Beiträge machen. Diese Punkte sind noch nicht formuliert; sie könnten z.B. heißen „Für Wiedereinsetzung der Vermögenssteuer und stärkere Besteuerung der Banken und Konzerne“, oder „Für den Erhalt des LBK und Verwendung seiner Kapitalerträge für ein solidarisches Gesundheitssystem“. Es bestehen unterschiedliche Gruppen, und das soll gefördert werden. Es soll mit großer Vielfalt Wahlkampf gemacht werden. Es soll klargemacht werden, daß es eine Opposition gibt, die eine andere Entwicklungslogik will, die anders ist als der Rechtssenat oder Rot-Grün, die für ein solidarisches Hamburg steht.

DIRK HAUER (Regenbogen / Sozialpolitische Opposition SOPO): In Ergänzung zu Martin: das Tödlichste wäre eine unfruchtbare Programmdiskussion, deshalb soll dieser Eckpunktekatalog erstellt werden und dessen Punkte nur mit 1-2 Sätzen begründet werden. Sich kurz fassen, und die Gewichtung (~70%)auf Agenda 2010 (Berliner Politik), „Keine Privatisierung sozialer Risiken“, „Verteidigung des Sozialversicherungssystems“, „Gegen freien Markt und Ich-AG“ usw.; die übrigen 30% dazu verwenden, plakativ Hamburgs Politik anzuprangern: Keine Brechmittel, keine geschlossenen Jugendunterkünfte, 1-Euro-Job abschaffen, Kitaplätze fördern; 1-2 Punkte sollten so gewählt werden, daß sie etwas anprangern, was unter Rot-Grün auf jeden Fall erhalten bleiben wird.


*** Diskussion zu den bisherigen Beiträgen ***

NN: Es sei gar nicht so sicher, daß Schill weg ist, denn es gebe viele „vagabundierende Stimmen“. Schill hat heute eine neue Fraktion gegründet und verfügt auch über Geld. Sollte man da nicht Rot-Grün wählen? Eine linke Wahlalternative ist notwendig, die PDS wird man wegen Berlin kaum kommunizieren können.

LUCY REDLER (Sozialistische Alternative SAV): Warum wurde die Regierung gestürzt? Weil alle Psychopathen sind? Da ist was dran. Der Wellinghausen / Lange –Eklat hat dazu beigetragen. Aber auch die Bambule-, Bildungs-, Kita-, LBK-, HWP- und Berufsschulproteste. Dies ist nicht nur ein Phänomen wie die Demo am 1.11. in Berlin; gewerkschaftlich organisierte Arbeiter, Erwerbslose kämpfen nicht mehr mit dem Rücken zur Wand, sie sehen, daß sie nicht alleine sind. In Hessen haben 45.000 gegen das Sparpaket von Koch protestiert. Die Protestwelle muß wieder in die Betriebe gehen, eine breite Stimmung ausdrücken. Diese Stimmung braucht Ausdruck in der Kandidatur, muß auch Nichtwähler ansprechen.

BERND (Gesamt-Betriebsratsvorsitzender Hafen, Verdi, DKP): Hat Betriebsversammlung über Agenda 2010 geführt; breite Zustimmung zum Streik festgestellt, falls Agenda 2010 /Fall der Tarifautonomie kommt. Auch aus dem sozialdemokratischen und Gewerkschaftsspektrum kommt zunehmend Kritik, obwohl es auch gegenläufige Tendenzen gibt. Deshalb gewerkschaftliche Belange im 10-Punkte-Programm in den Vordergrund stellen. Jede Gruppe soll ihren liebsten Schwerpunkt vertreten, es soll kein „Gehacke um Positionen“ geben.

SASKIA (PDS HH): Politikwechsel durch Regierungswechsel durch große außerparlamentarische Opposition herbeiführen. Nicht gegen Rot-Grün arbeiten. Von Beust habe vor dem Überseeclub gesagt, es gehe um einen „Systemwechsel“. Die CDU hat ein kohärent rechtes Programm vorgelegt. Ein linkes Wahlbündnis muß sich also vor allem gegen Rechts richten.

NN (Linksruck): Schwarz-Schill ist ein Produkt von Rot-Grün, deshalb ist Kritik an Rot-Grün wichtig, sonst spielt man in die Hände der Rechten. Warum soll man Wahlkampf machen, wenn man eh keine Chance hat? Die Anzahl der Stimmen ist nicht entscheidend, sondern das Aufkeimen von außerparlamentarischer Opposition, mit Leuten, die in den letzten Jahren passiv geblieben sind. Wahlkampf als Möglichkeit, in die politische Debatte einzugreifen: Perspektiven bieten. Neue Kritik. Die Umverteilungsfrage stellen: Wo ist das Geld?

NN (PDS): Schließt sich Linksruck an: SPD = Totengräber, Von Beust = Grabredner. Sie legten den Grundstein für LBK- und Kita-Skandal. Es darf nicht nur den alten „Hahnenkampf gegen Rechts“ geben.

NN (DKP HH): Viele wollen nicht zur Wahl gehen, weil die Parteien nicht mehr wählbar scheinen. Deshalb Möglichkeit zur Wahl geben. Nicht auf Biegen und Brechen versuchen, ins Parlament zu kommen, sondern alle zusammenholen. Also heute keine große Partei gründen, denn die ist schon fertig :-). Auch die Eigentumsfrage muß auf das Tablett (LBK- und Wasserwerke: Privatisierung = Enteignung der Bevölkerung). [starker Beifall]

HORST (u.a. GEW): 3 Punkte: Erstens – Bei Rot-Grün sei es besser? Wenn man das zu Ende denkt: sollen wir nach Hause gehen? Überall hat es einen Rechtsschwenk gegeben, wo die Politik neoliberal wurde. Wenn man nicht antritt, nützt das also vor allem der Rechtsentwicklung. Regierungswechsel ist n i c h t Politikwechsel. Schwerpunkte: es muß immer ein „Für“ dahinterstehen, nicht nur „Gegen“. Zweitens – Hamburg ist einer der größten Rüstungsproduzenten und der Hafen wichtiger Militär-Umschlagsort. Die Rüstungsproduktion muß weg, Hamburg ein „Friedenszentrum“ werden. Rot-Grün hat das größte Aufrüstungsprogramm initiiert. Drittens – Die Privatisierung der Berufsschulen muß unbedingt verhindert werden.

KARL (Verdi-Erwerbslosenrat): Es wurden Punkte benannt, aber es gibt noch keine Strategie. Es sei so, als würde diskutiert, ob einer Mettwurst oder Schinken wolle, obwohl er Vegetarier ist. Will in den Senat, weil nur mit dessen Macht etwas verändert werden kann. Regierung hat lediglich die Aufgabe, die Grundversorgung sicherzustellen.

HENNING (Solid Sozialistische Jugend): Das Motto der Demo am 20.12. wird sein: Das System macht keine Fehler – es i s t der Fehler. Dies muß mit Inhalt gefüllt werden. Der Wahlkampf darf nicht nur Einzelfälle thematisieren, sondern muß aufs Ganze blicken, aufs System. Antikapitalismus / Systemopposition als Position.

NN: Nicht nur Einzug in die Bürgerschaft als Ziel, sondern das Dazugewinnen von Leuten. Frauenpolitik muß unbedingt in die 10-Punkte-Liste.

KLAUS (Verdi-Erwerbslosensprecher, SAV): Man braucht eine Alternative, weil es sonst nicht aufwärts geht. Rot-Grün, Schwarz-Grün, Rot-Schwarz als Wahlalternativen?? Setzt große Hoffnung in dieses Treffen. Es ist aber nicht egal, wie diese Alternative aussehen soll. Es muß etwas völlig neues her, auch für Nicht-Linke, die gegen Sozialabbau sind. Schwerpunkt auf gewerkschaftspolitischen Themen und Sozialfragen.

ANSGAR (PDS): Es muß eine Politik-, nicht nur eine Wahlalternative geben. Im bürgerlichen Lager gibt es nur noch marginale Unterschiede. Eigentums- /Umverteilungsfrage ist wichtig. Hier im Saal sind Leute aus unterschiedlichsten Strömungen, das ist gut so. Wir sollten unsere Gemeinsamkeiten erkennen, einem breiten Kreis eine „politische Heimat“ bieten. Zeitproblem des SAV-Vorschlags: Aufgaben und Koordinierung müßte deligiert werden, um diesen Plan noch umzusetzen.

NN (Regenbogen): Ist Ex-Kandidat von Regenbogen gewesen, gibt jetzt auf Parlamente nichts mehr. Eine Alternative darf nicht unter der Vorstellung stehen, 5% zu bekommen. Schwerpunkt soll nicht der Wahlkampf sein, sondern einer großen Zahl Menschen (kleiner 5%) beizubringen, daß es um mehr geht: um einen Systemwechsel. Und dagegen zu mobilisieren. Für 2004 nicht nur die Wahl begleiten, sondern auch die neoliberale Wirtschaftspolitik. Kein Wahlkampf, sondern Kampf um die Herzen möglichst vieler, anläßlich des Wahlkampfes, für notwendige Proteste.


TEIL 2
DER MANTEL
DISKUSSIONSLEITER: Schließt sich dem letzten Redner an. Jetzt soll das Modell gefunden werden: PDS, Regenbogen oder SAV-Vorschlag? In der nächsten 3/4h Vorstellung der drei Modelle, danach Diskussion.

DIRK HAUER (Regenbogen): Darstellung der Regenbogen-Mitgliederversammlung gestern: es soll keinen Wahlkampf der Illusionen, sondern eine Wahlalternative für linke Opposition auf dem Wahlzettel werden. Zeichen setzen für eine neue Linke, ein Zusammenwachsen verschiedener Strömungen zu einer gemeinsamen linken Opposition, die langfristig wachsen soll; soziale Bewegungen nicht kanalisieren, sondern befördern, über den 29.02. hinaus. Die gestrige Mitgliederversammlung hat sehr deutlich Ausdruck gegeben, daß der Mantel Regenbogen heißen soll. Begründung: der vorgezogene Wahltermin kommt zur absoluten Unzeit, da der Prozeß des Zusammenwachsens viel mehr Zeit bräuchte. Diese Versammlung heute ist der erste Schritt hierzu. Warum Regenbogen geeignet ist: 1. Formaljuristisch gibt es nur die Alternativen „Regenbogen“ oder „PDS“ wegen der Weihnachtsfeiertage. Regenbogen ist politisch kulturell attraktiver, hat eine größere Ausstrahlungskraft, linksliberal. [Proteste im Saal und Unruhe]. Glaubhafter für einen Bewegungsansatz, weniger für einen Parteiansatz stehend. 2. Bessere Alternative, weil das Regenbogen-Label fähiger ist, damit sich möglichst viele einbringen können , als das der PDS. 3. So ein Bewegungsansatz ist politisch zukunftsfähiger als der Ansatz der PDS, z.B. was Sozialforen oder die „Bewegung der Bewegungen“ angeht. Bietet bessere Anlaufmöglichkeiten. 4. Kein Berliner Klotz am Bein. Auch im Rahmen des Wahlkampfes ist das wichtig. [Größere Unruhen, etwas Beifall im Saal]. Es wird jedoch keinerlei Gegenkandiatur von Regenbogen geben. [Starker Beifall]

DISKUSSIONSLEITER: Bittet wegen der Unruhe zu würdigen, daß beide Gruppen hier gerade eine sehr offene Diskussion führen würden.

CHRISTIANE (Landessprecherin PDS): Der Name des Bündnisses ist egal, wenn es alle schaffen, gemeinsam zu stehen. PDS-interner Diskussionsstand: die PDS sollte den Mantel stellen. Worauf es im Wahlkampf ankommt: die absolute Mehrheit der CDU soll v e r h i n d e r t werden. Außerdem soll gezeigt werden, daß man nicht der Wurmfortsatz von irgendwas ist, sondern eine Alternative zur Großen Koalition der Ausgrenzung. Berlin liegt schwer im Magen, aber 1. Die PDS wird in Berlin von ihren Wählern zur Rechenschaft gezogen werden; 2. Die PDS HH bemüht sich sehr im außerparlamentarischen Bereich. [Schweigen im Saal]. Die Bundespolitik spielt natürlich eine erhebliche Rolle; die PDS soll bundesweit Alternativen zu Agenda 2010 etc. bilden. Die PDS ist bekannter, das ist ein Plus. Außerdem ist die PDS mehr als Regenbogen in der Lage, aus dem linken Millieu hinauszugehen. Die Politik ist auf breite Massen mehr ausgelegt. [Murmeln im Saal; Applaus.] Strukturen in Stadtteilen sind schon recht gut gediehen, müssen weiter aufgebaut werden. Die sozialistische und die gesellschaftsverändernde Note ist bei der PDS stärker. Zur Migrantenpolitik: viele dürfen nicht wählen. Viele PDS-Mitglieder stammen aus dem Migrantenbereich; die Migranten kennen die PDS, Regenbogen sei nicht bekannt. PDS als Ansprechpartner für Migranten und aktiver Einsatz für Interkultutalität. [mittlerer Applaus]

DISKUSSIONSLEITER: Der SAV soll jetzt Raum gegeben werden, ihr Modell vorzustellen.

J. (SAV): SAV als Gruppe soll nicht der Mantel für ein Bündnis sein. Er selber sei aktives Verdi-Mitglied, in der letzten Bürgerschaftswahl Regenbogen-Kandidat gewesen, arbeitet im „Netzwerk für eine kämpferische und demokratische Verdi“. Es soll kein „kleineres Übel“, sondern eine wirkliche Alternative geben. Die SPD bereitete LBK- und HeinGas-Verkauf vor. Der Spitzenkandidat der SPD ist für Studiengebühren. Zur PDS: eine Mehrheit der CDU verhindern klingt nach dem „kleineren Übel“. Es ist Zeit, einen Aufbruch zu starten und Proteste zusammenzuführen. Eine Kandidatur wie „Gemeinsam gegen Sozialkahlschlag“ soll alle zusammenführen. Man muß erklären, daß die Politik der leeren Kassen eine Lüge ist, und eine Umverteilung nötig ist. Zu Norbert Hackbusch: viele würden Rot-Grün wollen? Na ja, aber es tut sich was in der Gesellschaft. Diese Stimmung muß man aufgreifen, aus dem „linken Sumpf“ herauskommen. Konkreter Vorschlag: Die PDS hat ein riesengroßes Problem wegen Berlin. [Applaus]. Unter einer Partei kann kein Bündnis stattfinden. Zu Regenbogen: Regenbogen hat eine bestimmte Kultur, steckt zu sehr in der linken Szene, da muß man drüber hinaus. [Diskussionsleiter verweist auf die abgelaufene Redezeit; Proteste im Saal] Ein Statut kann man schnell schaffen, die Formalien sind schnell abgeschlossen. Es soll eine Abstimmung geben. [Massiver Applaus]. Regenbogen und PDS sollen das nicht alleine entscheiden.

DISKUSSIONSLEITER: Über linke Sumpfiefe läßt sich streiten. [Im Saal ist es laut; einige Leute unterstellen ein „nicht besonders demokratisches Vorgehen“]

*** Diskussion zum zweiten Teil ***

NN (DKP-HH): Majorisieren hat hier nichts zu suchen. Es gibt nur die Alternative zwischen Regenbogen und PDS? Das macht traurig. Es werde immer nur das Gemeinschaftliche dargestellt, die Wirklichkeit sieht aber ganz anders aus. Rot-Rot in Berlin ist aber echt ein Problem. Für die PDS dient die Bürgerschaftswahl als Vorbereitung für die Europa-Wahl. Das Problem mit Regenbogen ist simpel: diese sind in der Vergangenheit nicht so aktiv gewesen. Ist dafür, so viele Alternativen wie möglich auf die Regenbogen-Liste zu setzen. Versteht nicht, wie morgen ein Gremium aus PDS und Regenbogen allein über die wichtige Mantelfrage entscheiden soll. [Massiver Applaus]

NN (Regenbogen): Man hat von Regenbogen nicht viel gehört, weil er sich nicht bemüht hat, breit und fett zu sein, sondern überall mitmischte. [Applaus]. Die PDS würde in Winkelakrobatik enden. Eine Neugründung wäre charmant, aber unrealistisch. Lieber eine pragmatische Entscheidung treffen und dann in Ruhe ein tragfähiges Bündnis gründen. [Applaus]

NN: Ärgert sich über Dirk Hauer, weil ein Mantel hier nichts zu suchen hat. Regenbogen hat damals in der Bürgerschaft den Koalitionsvertrag mitunterschrieben. Das Fundament (PDS und Regenbogen zusammen) ist sehr erstaunlich. In Hamburg-Harburg kennt niemand Regenbogen. Regenbogen als Mantel ist schwierig zu erklären. Organisationspolitische Fahnen müssen absolut in den Hintergrund. Die Liste muß möglichst breit geöffnet werden.

BIRGIT (Flüchtlingsrat): Der Flüchtlingsrat macht auf jeden Fall Wahlkampf, unabhängig einer eventuellen linken Kraft. Ein Bündnis wird er, auch aktiv, unterstützen. Hat den Eindruck, daß die Wahl nicht am 29.02, sondern heute Abend stattfindet. Will weder PDS noch Regenbogen, an die Gründung eines neuen, unabhängigen Bündnisses glaubt sie aus zeitlichen und organisatorischen Gründen nicht. Es s o l l kein kleiner, ausgewählter Kreis die Entscheidung treffen. Dieser muß unbedingt erweitert werden.

YAVUZ FERSOGLU (PDS-Landessprecher): Die PDS ist ein guter Mantel für alle, die mitmachen wollen. Die PDS hat 500 Mitglieder, mehr als andere Gruppen hier im Saal, denen muß er Rechenschaft ablegen. Er sieht kein Problem darin, daß Regenbogen und PDS sich zusammenstellen, glaubt allerdings nicht an ein neues Bündnis.

SUE (SAV): In den Betrieben ist im Moment viel los. Sie kennt Regenbogen und findet diesen sehr offen. Aber ein neues Bündnis ist besser, um Leute anzusprechen, die Regenbogen nicht erreichen kann. Technische Schwierigkeiten sind nur ein kleines Hindernis; wichtig ist, die breite Masse in den Betrieben zu erreichen. Andere Gruppen sind bei der Planung ausgeschlossen worden. Die PDS ist keine Alternative, eine offene Regenbogenliste würde die SAV jedoch unterstützen. Aber die Formalia seien wirklich kein Problem. Es muß o f f e n e Treffen geben, und Betriebe und Schulen als Schwerpunkt. [Applaus]

DISKUSSIONSLEITER: Viele kleine Initiativen sind gegen so kleine Gremien. Norbert Hackbusch möchte gern noch einmal versuchen, etwas geradezubiegen.

NORBERT HACKBUSCH (Regenbogen): Um den Antidemokratioe-Vorwurf zu entkräften, möchte er das Prozedere noch einmal vorstellen: morgen soll überlegt werden, wie der Mantel aussehen soll. Nicht die Kandidaten auf der Liste, nicht die Inhalte, sondern n u r der Mantel. Der Rest soll in Veranstaltungen wie der heutigen abgestimmt werden., und alle werden eingeladen. Aber das Problem ist: die SAV sagt, einen tragfähigen Mantel innerhalb der kurzen Zeit zu bauen ist möglich. Da gibt es aber Schwierigkeiten: wer meldet an, usw. , das hält er unverantwortlich, auch wegen interner Querelen. Deshalb ist n u r PDS oder Regenbogen reell. Beide sind relativ groß. Das Problem, sich zu entscheiden, ist gewaltig. Es gibt keine Listenverbindung (PDS + Regenbogen) aus wahlrechtlichen Gründen. [Murmeln im Saal] Die Füllung des Mantels soll im großen Rahmen geklärt werden. [Murmeln] Es gibt nur PDS oder Regenbogen, alles andere ist unrealistisch und kein wichtiger Punkt mehr. [Massive Unruhen im Saal.]. Morgen werden sich die gewählten Vertreter der Vorstände von PDS und Regenbogen zusammensetzen und treffen einzig und allein die Entscheidung. [Massive Proteste]

DISKUSSIONSLEITER: Wenn es Kräfte gibt, die eigenständig was machen wollen, wird sie niemand daran hindern. [Großer Ärger, „Zentralismus“-, „Wenn die SAV dieses Treffen zerlegen will, soll sie das offen sagen“ und „Keine Alternative“-Rufe; ca. 20% sind im Laufe der Veranstaltung wieder gegangen, das Treffen scheint kurz vor dem Platzen.]

NN (PDS): Betont, daß es nur um den M a n t e l geht. Man kann nur 1 Kreuz machen. [Massive Unruhen]

DISKUSSIONSLEITER: Es gibt 2 konkrete Angebote, und eins, daß noch nicht in der Umsetzung steckt. Wenn man an einem davon mitarbeiten möchte, soll man sich in die Listen am Ausgang eintragen.

JULIA (Regenbogen): Morgen soll es keine Entscheidung, sondern nur eine Auswertung des heutigen Treffens geben. Dann wird es ein Koordinationsgremium von ca. 8-12 der hier anwesenden Leute geben in paritätischer Größe, zur weiteren Koordinierung. Es soll k e i n e Kungeleien geben. Der SAV-Antrag ist noch unklar geblieben. Hält ihn zwar prinzipiell für durchführbar, aber für viel zu aufwändig Für Positionsfindung etc. muß ausreichend Zeit sein. [Applaus]

SAAL: Forderung nach „Kampfabstimmung“.

Die Veranstalter stellen zwei Möglichkeiten zur Wahl: die erste, daß es einen Mantel gibt, der entweder Regenbogen oder PDS heißen wird und über dessen Namen morgen Vertreter der beiden Gruppen eine Entscheidung treffen werden; die zweite, eine neue Liste nach Vorschlag der SAV zu gründen.
Die Abstimmung per Handzeichen ergab deutlich mehr Stimmen für die Regenbogen / PDS-Lösung als für die SAV-Lösung.
Entsprechend soll jetzt verfahren werden. [Die Stimmung hat sich wieder deutlich beruhigt]
Am Ausgang nutzen viele die Gelegenheit, sich in die Listen für die Koordinierungskreise einzutragen.

ENDE um 22:05.

UPDATE: Am Samstag den 20.12. stand noch keine Entscheidung fest, wie der Name des Mantels sein wird. Diese Entscheidung wird in den nächsten Tagen getroffen werden.




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Ergänzungen

Wieder dieselbe alte Diskussion?

gabs bei Indy auch schon 100mal 21.12.2003 - 17:20
In linken Kreisen wird oft behauptet: "Wahlen ändern nichts". Wenn wir nun wirklich grundsätzliche Anderungen meinen und uns unser System ansehen, müssen wir dem wohl recht geben. Innerhalb des Systems sind aber Änderungen denkbar. So baut der Rot-Rote Senat in Berlin genauso die Sozialsysteme ab wie andere Landesregierungen. Nur: Bei Rot-Rot gehts nicht so schnell und nicht so repressiv. Der Unteschied mit einer linkeren Herrschaft wäre also ein nicht ganz so schneller Verfall demokratischer und sozialer Grundrechte. Systemalternativen lassen sich dagegen eh nur von unten aufbauen, da ist es fast egal wer regiert... abesehen von wirklich Rechten: die würden nämlich alle Alternative einfach in den Knast stecken,

Formalia vs. Fortschritt?

kleiner trompeter, lustiges rotgardistenblut 21.12.2003 - 22:43
Wenn mensch schon zu bürgerlichen Wahlen (und auf diese bezieht sich das Luxemburg-Zitat, wochnach sie verboten wären, wenn sie [aus dem Parlament heraus – tsetsetse!] was verändern würden) antritt, dann bitte schön um sie zu nutzen, den Leuten anti-kapitalistische Alternativen anzubieten.

Es frage sich doch bitte mal jedeR, was ein Mensch auf die Frage antworten würde, ob „PDS“ auf dem Wahlschein als Alternative angesehen wird! Und den Begriff „Mantel“ finde ich in diesem Zusammenhang gar nicht angebracht. Es geht bei beschriebener Debatte um nichts geringeres als den Namen.

Wenn die Gruppe, in der ich Mitglied wäre, irgendwo auf der Welt so eine Politik treiben würde, wie die PDS in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern oder Köln, würde ich doch versuchen was dagegen zu tun und bei mangelndem Erfolg austreten! Aber was wird da in HH gemacht? – Zeit- und „formaljuristische“ (bürgerliche?) Argumente werden aufgefahren: „Eine völlige Neugründung, wie von der SAV gefordert, sei „rein formaljuristisch“ nicht möglich.“ Und weiter: „Eine Unterordnung der PDS unter den Namen eines Wahlbündnisses sei jedoch wahlrechtlich unmöglich.“

Da möchte ich doch glatt formal-taktische Gründe entgegen halten
– wenn nicht gar politische!!

Es ist übrigens sehr interessant, dass ohne den Namen PDS von Seiten der PDS nichts mitgemacht würde, und PDS-Mitglieder gleichzeitig in Worten so tun, als wäre das kein autoritäres Verhalten („(Landessprecherin PDS): Der Name des Bündnisses ist egal, wenn es alle schaffen, gemeinsam zu stehen“).
- Wieso soll das linke Bündnis dann ausgerechnet „PDS“ heißen??

Auf die folgende Äußerung derselben Rednerin: „Die PDS HH bemüht sich sehr im außerparlamentarischen Bereich,“ herrschte übrigens „[Schweigen im Saal].“
– So so!

Zur Frage, ob mensch außer- oder innerparlamentarische Ziele verfolgen solle, finde ich die Darstellung einer vorgetragenen Position nicht nur ihres Inhalts, sondern auch wegen der semantischen Wiedergabe am geilsten: „Das Modell der SAV sieht sich auch außerparlamentarisch, auch wenn erklärtes langfristiges Ziel der SAV die Gründung einer neuen Arbeiterpartei ist. Es hakt vor allem an der knappen Zeit.“
Der Punkt ist doch wohl, dass die PDS alles dafür tut, eine solche Massenpartei nicht zu werden, sondern nur an den Parlamentssitzen leckt.

Ich wünsche den HamburgerInnen die Möglichkeit, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass sie
- gegen die neoliberale deutsche Einheitspartei SPDCDUGrünFDP ist, der die PDS mittlerweile bei jeder Gelegenheit zuarbeitet,
- Rechts-Populisten wie Schills oder Möllemännern Herpes an die Lippen wünscht
und dass sie als Schlussfolgerung zieht, nicht Resignation sondern Widerstand zu verbreiten.

Schönen Tag noch!

United we stand – devided we´ll get more exploited

---
Als Ergänzung noch
- der Verweis auf ähnliche Debatten in Köln:  http://www.sozialismus.info/modules.php?name=Orte&ost=Köln&ast=142
- ein Beitrag brit. GenossInnen zur Frage, welche Rolle Ken Livingstone spielt:

[Zu finden unter:  http://www.worldsocialist-cwi.org/]

„18 December 2003
Britain
Ken Livingstone - the return of the prodigal son?
NEW LABOUR'S National Executive Committee (NEC) has recommended that Ken Livingstone should be readmitted into the party. That's just three years after his expulsion in 2000 for standing as an independent mayoral candidate against Labour's Frank Dobson.
Jim Horton
Livingstone's expected return to the New Labour fold is a logical consequence of both his own political trajectory and Blair's desperation to avoid in the 2004 mayoral election a repeat of his humiliating drubbing last time.
Blair hopes a New Labour victory is guaranteed with Livingstone as the party candidate. But while Livingstone remains favourite to win (the Tories will be damaged by their candidate Steve Norris's new job as chairman of rail contractor Jarvis) he could lose the support of those radicalised layers who once viewed him as a left alternative to New Labour.
There was uncertainty over whether Nicky Gavron, recently selected as New Labour's mayoral candidate, would stand down. Gavron decided to play hard-ball in the final negotiations, at one stage appearing to renege on an apparent deal with the left to yield to Livingstone if she were selected.
One party member described her as Livingstone's "stalking donkey". Subsequent horse-trading resulted in Gavron's demands, including deputy mayor and senior jobs in the Mayor's administration for her key allies, being met. Of course Gavron had no real choice, and nor do New Labour. Opinion polls show Gavron on just 10%.
Notwithstanding his political shortcomings the Socialist Party welcomed Livingstone's victory in 2000 as a blow against Blair. It gave an opportunity to galvanise opposition to New Labour into a mass movement. But rather than set about the task of creating a radical left alternative Livingstone has spent the last three years lobbying for readmission.
We explained before his election that only with an imaginative definition of the term could Livingstone still be described as left-wing. Livingstone had promised to work with not against the government, professing no ideological differences with Blair.
Even on the one issue that separated Livingstone and Blair, tube privatisation, which was a key factor in his victory, Livingstone eventually capitulated. He had relied on legal manoeuvrings rather than a mass campaign involving tube workers and commuters.
Despite his radical stance against the war and tuition fees, as mayor Livingstone has courted London's business community and more recently he backed the defeated New Labour candidate in the Brent East by-election and condemned RMT strike action over the sacking of one of their members.
Socialists can no longer give Livingstone even critical support. Our task is to campaign for a new mass party of the working class to provide a mass political alternative to all the parties of big business.

From The Socialist, paper of the Socialist Party, cwi in England and Wales

Bündnis?

Teilnehmer 21.12.2003 - 22:53
Mein Eindruck von der Veranstaltung war zweigeteilt. Am Anfang machte sie Lust auf gemeinsame Aktivitäten, ein gleichberechtigtes, breites, linkes Bündnis. In der zweiten Hälfte wurde dann aber leider deutlich, dass es Regenbogen und PDS offenbar um eine Eigenkandidatur ihrer jeweiligen Partei geht, sie sich unter sich (!) einigen wollen, wer nun darf, und gleichzeitig verhindert werden soll, dass es eine irgendwie geartete Konkurrenz gibt. Es war ein Unding, die Versammlung zweimal 45 Minuten Redezeit zuzugestehen und dann nicbt einmal die Frage entscheiden zu lassen, unter welchem "Mantel" dann das Ganze laufen sollte. Zumal eine Reihe von Gruppen (u.a. SAV, DKP) deutlich machten, dass für sie eine Unterstützung einer PDS-Kandidatur nicht in Frage kommt.
Es ist im Moment noch zu hoffen, dass die Vernunft bei Regenbogen und PDS über wahlkampftaktische Mätzchen der PDS siegt.
Für ein wirklich gleichberechtigtes Bündnis war diese Veranstaltung jedenfalls ein Fehlstart.

DKP-Schritt zu Europawahl nachvollziehbar!

Berliner Basismensch 22.12.2003 - 15:06
Die DKP hat offenbar beschlossen, zur Europawahl NICHT zusammen mit der PDS einerseits - bzw. andererseits mit anderen sozialistischen Organisationen gemeinsam auf der europaweiten Liste der EAL (Europäischen Antikapitalistischen Linken zu kandidieren. Sie will jetzt eine linke Konkurerenzkandidatur zur PDS anlässlich der Europawahl aufbauen. Die DKP, so las man im ND unlängst, begründet dies mit der Weigerung der PDS zu Kooperationsgesprächen. Nach dem Verhalten von PDS und auch Regenbogen in Hamburg erscheint mir das nun nachvollziehbar. In diesem Zusammenhang ist es interessnat, wenn bei indy ein Beitrag nach einigen Stunden gelöscht wird (also zensiert), der das oftmals komplementäre Verhältnis zwischen der Kapitalismus-affirmativen "Reformlinken" innerhalb der PDS einerseits und dem links"alternativen" verbal-antikapitalistischen - und ebenfalls arbeiterfeindlichen - Lebensstilpolitiksumpf bloßlegt. (Kommt letzterer jetzt als "Regenbogen" oder in Gestalt einer Antifa daher). In Bezug auf dei Europawahl: Es wäre besser, die DKP hätte nicht so voreilig gehandelt. Nach dem selbstherrlichen Auftreten der PDS in Hamburg liegt es doch auf der Hand: Die PDS will links von ihr keine Konkurrenz hochkommen lassen. Organisatorische Gründe werden vorgeschoben. Für den Aufbau einer deutschen EAL-Kandidatur zur Europawahl ZUSAMMEN MIT der DKP aber OHNE die PDS bleibt jedoch organisatorisch GENUG ZEIT! Diese Liste sollte EAL (D) - Bündnis gegen Sozialabbau heißen.

JW-Bericht

JW Leser 22.12.2003 - 15:10
Gibt auch nen recht guten bericht in der jw zum Thema:  http://www.jungewelt.de/2003/12-22/014.php

Ansonsten muss ich sagen, dass die PDS in so einem Bündnis eigentlich nichts mehr verloren har.

PDS-HH, nehmt euch ein Stück zurück!

mensch 22.12.2003 - 15:24
Ja, - Hamburg braucht eine linke Wahlalternative!

Der Vorschlag, einen Mantel zu schaffen, innerhalb dessen sich linke Gruppen jeweils für die von ihnen bevorzugten
Eckpunkte starkmachen können, ohne daß es nötig wird, zu einem detaillierteren Konsens innerhalb des Wahlbündnisses
kommen zu müssen, erscheint mir der Situation angemessen. Mehr als diese Interims-Lösung, ist in der konkreten Situation wohl nicht erreichbar.

Der Mantel sollte allerdings Regenbogen heißen. Dieser Name ist vom inhaltlichen Aspekt her für eine solche Allianz am wenigsten schlecht geeignet. Die PDS mag in HH besser sein als woanders; dies sollte sie nicht dadurch in Frage stellen, dass sie das Zustandekommen einer nachhaltigen Allianz in HH mit dem Festhalten an einem Namens-Führungsanspruch erschwert: Besser 2 Prozent für eine entwicklungsfähige authentische Wessi-Regenbogen-Wahlallianz (die später ihren Namen - entsprechend ihrer sich entwickelnden Politik - immer noch mal etwas roter/revolutionärer ausgestalten kann) als 3 Prozent für eine PDS-Kandidatur, deren Name und Image an die Entwicklung der Bundespartei gekoppelt bleiben wird, von den überaus großen Bauchschmerzen an der realen AktivistInnenbasis mal abgesehen. (Eine Neugründung unter dem Namen) "Bündnis gegen Sozialkahlschlag“ erscheint mir von der politischen Aussage her zu eingeengt. Ein solches Bündnis könnte sich besser als Teil der Wahlallianz konstituieren.

Die Ziele: Kritik der SPD, Kritik an Rechts, Aufbau einer außerparlamentarischen Opposition widersprechen sich selbstverständlich nicht grundlegend, sondern es geht um eine angemessene Gewichtung. Ebenso ist ohne gleichzeitiges Aufstellen und Kämpfen von/um tagespolitische Forderungen eine Systemalternative nicht vermittelbar: Je größere formale Gleichheit in den Kämpfen erzielt wird, desto krassser treten die tatsächlichen Ungleichheiten ins Auge und begünstigen (selbstverständlich bereits heute) eine Systemdebatte und setzen schließlich die Systemfrage auf die Tagesordnung.

Die Kritik an Wahlbeteiligungen wirklich linker Kräfte, ausgehend von "linksradikalen" Positionen, ist in meinen Augen ein typisch deutsches Phänomen. In fast allen europäischen Ländern gibt es revolutionäre Wahlallianzen, die in Parlamente auf unterschiedlichen Ebenen gewählt wurden und diese Positionen zur Verstärkung der sozialen, außerparlamentarischen Bewegungen nutzen. Die Vorbehalte in Deutschland haben wohl mehrere Gründe:
- die schlechten Erfahrungen mit den GRÜNEN und der PDS
- die bisherige Unfähigkeit der revolutionären Linken, vergleichbare Wahlerfolge und parlamentarisch nützliche Aktivitäten für die außerparlamentarischen Bewegungen zu entfalten
- die ungünstigen, weniger demokratischen Rahmenbedingung (starke Begünstigung etablierter Parteien, Sperrklauseln gegen kleinere/neue Parteien, geringere Medienvielfalt)
- aber auch der Unwille (und teilweise auch die Unfähigkeit von Teilen der "linksradikalen" Kräfte, einen Kampf um die Köpfe und Herzen der Menschen zu führen, womit Wahlbeteiligungen von vornherein nicht in Frage kommen.

Eine Revolutionierung der Menschen ausschließlich durch außerparlamentarische Aktivitäten und ohne Beteiligung (auch) an Wahlen ist allerdings nicht zu haben, so wenigstens die Summe der gesammelten Erfahrungen der letzten drei Jahrzehnte in vielen Ländern (West-) Europas.


solidarische Grüße nach HH




Ist die PDS eine linke Alternative

in Berlin regiert die PDS! 22.12.2003 - 15:31
In Berlin regiert die PDS. Wie links ist die Politik der PDS?

Die PDS spricht sich für Studiengebühren aus
Die PDS ist für Videoüberwachung
Die PDS ist für neolibarele Politik und Sozialabbau
Die PDS schlug vor, bei Sozialhilfeempfängern Hausbesuche zu machen
Die PDS unterstützt die SPD bei der Schliessung von Freiräumen und verhindert neue

Empfindliches Pflänzchen oder Haifischbecken?

Wolfram Siede (Mitglied der PDS Hamburg) 22.12.2003 - 16:52
Sammlungsbewegung versus Tendenzkandidatur?

Angetreten waren so ziemlich alle verbliebenen Gruppen und Parteien der sozialistischen Linken. Die SAV erschien in doppelter Mannschaftssportartstärke, dafür war die DKP schneller am Aufschlag und erste am Saalmikro. Linksruck verkaufte Linksruck, kommt aber beim nächsten Mal mit alle Mann. Autonome und anarchistische Gruppierungen schwänzten erwartungsgemäß und die jeweiligen Bekenntnisgewerkschaftler outeten am Ende ihrer Beiträge die Parteizugehörigkeit, sicher ist sicher.
Ein solches Szenario hat mit der einer „partei- und ideologieübergreifende Alternative für Menschen in der Stadt“ wenig gemein. Aber natürlich gab es auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer ohne parteipolitische Direktiven. Beispielsweise der Kollege, der sich dem Sozialforum zurechnet und für eine linke Bündniskandidatur plädierte, oder auch die Sprecherin, die für den Flüchtlingsrat erklärte, man wolle gern mit, sonst aber auch ohne eine linke Alternative im anstehenden Wahlkampf die drohende Massenabschiebung von Roma thematisieren.

Den realexistierenden Formationen von PDS, SAV, RSB, DKP, Linksruck, Regenbogen oder [solid] liegen jeweils unterschiedliche politische und strategische Vorstellungen zu Grunde. Die Unterschiede bestimmen das Verhältnis untereinander und führen oft auch zu einem spannungsvollen Verhältnis von parteiförmigen zu überparteilichen Projekte (Flüchtlingsrat, Sozialpolitischen Opposition). Für soziale Bewegungen sind Wahlen als Phasen erhöhter politischer Aufmerksamkeit interessant. Für Parteien ist das Verhältnis zu Wahlen ein unmittelbares und von existenzieller Bedeutung. Das Gerede von einem „wirklich gleichberechtigten Bündnis“, wie im Plenum und auf den Seiten von Indymedia beschworen, vermeidet teils unbedarft, teils vorsätzlich die Frage, auf welche Vorraussetzungen sich eine linke Bündniskandidatur stützten kann und stützen muss. Die „Geschäftsgrundlage“ darzustellen, also zu erklären, was kann, was muss, und was anderenorts entschieden wird, hatten die Veranstalter fahrlässiger Weise gering geschätzt und damit ein gutes Maß an Glaubwürdigkeit eingebüßt.

Für Regenbogen hängt von einem wahrnehmbaren Auftreten im Bürgerschaftswahlkampf nicht weniger, als der Fortbestand der eigenen politischen Formation ab. Mit einem radikaldemokratischen Selbstverständnis, dass sich weniger als Partei sondern selbst bereits als Netzwerk begreift, wird Regenbogen von Mitgliedern und Anhängern an realen Erfolgen (wie der auch immer bestimmt wird) gemessen. Für die PDS wiederum steht die Bürgerschaftswahl ganz im Zeichen des unmittelbar anschließenden Europawahlkampfes. Dort will man als Teil der Fraktion der Vereinigten Linken ein Stimmergebnis über fünf Prozent in die europäischen Sammlungsbewegung von Sozialisten, linke Sozialdemokraten, Grünen, kommunistische Parteien und progressive Bewegungen einbringen. Zugleich stellt das selbstbesteckte Ziel von fünf und mehr Prozent einen Gradmesser für die Überlebensfähigkeit der PDS als sozialistische Partei mit gesamtdeutscher Ausrichtung dar.

Vor diesem Hintergrund stellt die Willenserklärung der beiden Vorstände, „nicht gegeneinander kandidieren zu wollen“, einen nicht zu unterschätzenden Fortschritt da. Das sich Partei und Wählerinnenvereinigung die Steuerung des Prozesses vorbehalten und wenig Neigung zeigen sich von einem nach Tagesform zusammengesetzten Plenum ihre Beschlüsse in diktieren zu lassen, ist verständlich und, ehrlich gesagt, ohne Alternative. Über eine jeweilige Eigenkandidatur entscheiden souverän die Mitglieder und – ob das einem gefällt, oder nicht – sonst niemand.
In den vergangenen Jahren ließ sich beobachten, wie beispielsweise die studentische Liste LINKS mit großem Einsatz und Vehemenz zu Uni- und Bürgerschaftswahlen versuchte die PDS gegen Regenbogen in Stellung zu bringen. Auch jetzt ist die Kuh ist nicht vom Eis und erst die Mitgliederversammlung am 5. Januar wird eine Entscheidung herbei führen, ob die PDS doch noch eine Konkurrenzkandidatur betreibt oder diese abwendet.

Der SAV, die in Hamburg, in Köln und anderen Ortes für offene, linke Wahlbündnisse „Gegen Sozialabbau“ eintritt, verfolgt damit ihren Parteiaufbau und sehr spezielle Strategien: „Zumindest in den nächsten zwölf Monaten[sind] außer bei Wahlbündnissen auf kommunaler Ebene – keine konkreten Schritte hin zu einer neuen Arbeiterpartei zu erwarten“. Solange soll die Bewegung gegen Sozialabbau bis hin zu einem eintägigen Generalstreik ausgebaut werden. Außerdem müssen die Bewegung an der „Arbeiterklasse [der] Kraft, die Agenda 2010 kippen kann“ orientiert werden und schließlich sei „die Notwendigkeit einer neuen politischen Interessenvertretung, einer neuen Arbeiterpartei – mit sozialistischem Programm – herauszustellen.“ Eine solche Partei, soll offen stehen „für Linke aus SPD, Grünen und PDS“, so die „Kampfvorschlägen nach dem 1. November“, „die bereit sind mit diesen Parteien zu brechen (sic!)“. Wohin solche Tendenz- und „Organisationsbündnisse führen, vermag vielleicht ein Blick zu den großen Bruder- und Schwesterorganisationen auf der anderen Seite des Kanals erhellen. Nachdem die englische SWP (Linksruck nahe stehend) seit 2001 auf eine Beteiligung an der „nicht-stalinistischen“ Sammlungsbewegung „Sozialistische Allianz“ orientiert, ist die zweitgrößte Tendenzströmung, die Socialist Party (SAV nahe stehend), wieder ausgetreten. Die International Socialist Group (RSB nahe sehend) ist noch drinnen, kritisiert aber die Dominanz durch die SWP und spricht sich für die Transformation des Wahlbündnisses in eine linksozialistische Partei aus. Andere Vierte Internationalisten versuchen aus der Allianz eine Partei revolutionären Typs zu formieren, und so weiter, und so fort.

Auf dieser Seite der Wasserkannte ist bei der DKP eine Bereitschaft zu der „breiten, übergreifenden Gemeinsamkeit“ auch nicht besonders ausgeprägt. Im Parteivorstand der DKP bastelt man zur Zeit an einer Kampfkandidatur gegen die PDS zur Europawahl und droht auch in Hamburg für den Fall, dass die PDS anzutreten gedenkt, mit einer Gegenkandidatur. Die DKP, so Olaf auf der Versammlung, unterstütze eine offene Liste unter dem Dach von Regenbogen. Das hätte dann ganz praktischen Vorteil, dass alle Kapriolen mit „regionalen Besonderheiten“ erklärt werden können und zudem den Effekt, die Trotzkisten auf Distanz zu halten. Andernfalls käme die DKP in Erklärungsnöte, wenn sie im Zeitraum von weniger als einem halben Jahr einmal zur Wahl von PDS aufruft und anschließen erklärt, „ein Aufruf zur Wahl der Partei des Demokratischen Sozialismus diesmal nicht in Frage kommt“ (stellv. DKP-Vorsitzender Rolf Priemer zu Europawahl).

Seit 1989 ist in der Linken der Wunsch nach Zusammenarbeit gewachsen und zwischen den genannten Organisationen hat sich die Zusammenarbeit auch in der Praxis verfestigt. Das ist gut so und muss fortgesetzt werden! Andererseits lassen sich jahrzehnte lang gewachsene Politikangebote und Organisationen nicht innerhalb weniger Wochen, Monate mittels Wollen und Wünschen auf einen gemeinsame Nenner herunter brechen. Ich bin da inzwischen grundsätzlich skeptisch, ob sich eine gemeinsame Zielorientierung überhaupt noch als ein Konsensverfahren, also als ein Vereinheitlichungsprozess über eine Programmdiskussion vorstellen lässt. Deshalb wäre es mir wichtig, dass ein gemeinsames linkes Projekt jedem und jeder, die Möglichkeit belässt „es anders zu machen“. Eine sozialistische „Programm-“ oder „Tendenzkandidatur“ mit einer Partei alten Typs macht für keinen Sinn und eine Sammlungsbewegung aus der Bewegung heraus, wäre zwar ernst zu nehmen, ist aber nicht in Sicht. Deshalb kann es bei der Suche nach einer geeigneten Form der Kandidatur einzig darum gehen, ob es Regenbogen oder eher der PDS zuzutrauen ist, die unterschiedlichen politischen Strömungen, sozialen Milieus und Interessen anzusprechen und einzubeziehen.

Die Wahl des Mantels ist nicht so wichtig wie

El Zorro wäre Troklodist gewesen 22.12.2003 - 23:46
Die Wahl des Mantels ist nicht so wichtig wie die Wahl des Degens, den er umhüllt
Dem - detaillierten & mithin brauchbaren - Protokoll ließ sich durchaus entnehmen, was die Ausgangspunkte dieses Ratschlages waren. Über die weiteren Implikationen wurde auf der Veranstaltung und wird auch in diesem Medium zu wenig nachgedacht.
Ich lege hier zugrunde, daß die Einschätzung, ein linkes Wahlbündnis komme nicht über die Fünf-Prozent-Hürde, mit Recht die realistische genannt werden kann. Mit Blick auf die SprecherInnen, die sich an einem vermeintlichen Neuanfang in Form eines zu gründenden Bündnisses erwärmten (SAV) oder den Berliner "Proof of the pudding" locker abzutun gedachten (PDS), konnte jedoch Zweifel am Realismus der betreffenden Menschen aufkommen. Kurzum: Es konnte der Eindruck entstehen, daß der eine und die andere parlamentarische Morgenluft geschnuppert hatte. Einige KommentatorInnen heben m. M. sehr richtig hervor, daß sowohl Regenbogen wie PDS Aktien in einer erfolgreichen Wahl haben, Fortbestand & Europawahl lauten die Stichworte. Das ist differenziert zu betrachten vor dem o.g. Ausgangspunkt, daß es unrealistisch ist, sich als Bürgerschaftsabgeordnete/r insgeheim schon ein schmetterndes "J'accuse!" auszumalen, vor dem das Rathaus in seinen Grundfesten erzittert. Blanker Narzißmus, schlimmstenfalls. Das Ding kommt nicht rein, also brauchen wir mit Blick auf das Projekt auch nicht in dieser Hinsicht Parlamentarismusdebatten anzuzetteln.
***
Nein, die Grundbedingung dieser linken Wahlalternative ist die Nichtwahl. Aus dieser Perspektive besehen sollte der Umgang der beteiligten wie der begleitenden Organisationen und Gruppen mit diesem Beitrag zur Wahl am 29. Februar ein anderer sein als die übliche vielseitige Frontstellung à la parlamentarischer Pragmatismus vs. reine Lehre.
Zunächst ist die Bedeutung dieser auf den ersten Blick absurd erscheinenden Konstellation zu klären: Warum soll „Wahlkampf“ gemacht werden, wenn das Ding nicht in die Bürgerschaft soll? Meine bevorzugte Antwort: „Wir“ (ich bitte um Kredit für diese Klammer) haben die Möglichkeit, die vorgezogene Bürgerschaftswahl rechts liegen zu lassen und wie bisher die Auseinandersetzungen in unseren jeweiligen Feldern (und zuweilen auch gemeinsam) auf der Straße auszufechten. Oder "wir" nehmen diese Gelegenheit wahr, eine ausgewählte Zahl von "Themen" mit einer formal wählbaren Liste in den Vordergrund zu stellen. Wählbar zu sein ist bis Ende Februar in den Augen vieler Menschen, die (noch) zu Wahlen gehen, "attraktiver" als ein Infostand, eine Stadtrundfahrt o. a. zu einem der Themen des angestrebten Katalogs. Wenn "wir" möchten, daß bestimmte "Themen" nicht in der Weise hingenommen werden, wie sie ein Senat (und sei es ein "Rot-Rot"-Gestotter wie in Berlin) beschließt & von den ewigen Praktikanten der Macht in den lokalen Medien verkünden läßt, so sind "wir" gehalten, eine Struktur auszubilden, die mit dieser Wahl umzugehen imstande ist. Wenn "wir" angebahnte Entscheidungen in dieser Stadt blockieren oder rückgängig machen wollen, sind "wir" gehalten, uns strategisch mit dem Wahl-Zirkus auseinanderzusetzen. Entschließen "wir" uns dazu, so sollten "wir" dies auf die optimalste Weise tun.
***
Die Wahl des Mantels ist nicht so wichtig wie die Wahl des Degens, den er umhüllt:
- ad SAV: Ein neues Wahlbündnis zählt aus simplen Gründen nicht zu einer optimalen Strategie, dieser Aspekt muß einmal klar gestellt werden: Warum sollten "wir" - wenn es nicht ums Gewähltwerden geht, die Zeit bis Anfang Januar damit zubringen, die erforderlichen Unterschriften zu sammeln, wenn es formal längst wählbare Strukturen gibt? Die Unterschriften kämen vermutlich nicht zustande, viel Kraft würde auf sinnlose Formalien verwendet für eine Wahl, der parlamentarisch ohnehin nichts abzugewinnen ist. "Wir" mögen von Regenbogen, PDS, SAV nichts oder viel halten, unter dem o.g. Gesichtspunkt des "Nichtwahlerfolgs" sind Vorlieben oder Abneigungen zweitrangig. Neue Wahlbündnisse sind damit gleich außen vor.
- ad PDS: Berlin ist - wie ein Redner aus der DKP es auf den Punkt brachte - Hamburg näher als man mit Blick auf die unterschiedlichen Parteikoalitionen glauben wollte. Dort wird der Klassenkampf von oben eben von SPD und PDS organisiert. Das irrationale - oder soll ich sagen: sozialdemokratische? - mancher ParteigängerInnen der PDS ist aber in der Tat, daß sie die Partei noch für veränderbar halten, ihr Stimme und Vertrauen schenken in Hinsicht auf das "S" im Kürzel. Sie zieht gewissermaßen klassenkämpferische Reminiszenzen auf sich.
- ad Regenbogen: Sie hat kein "realpolitisches" Problem, außer, wie beim Ratschlag erinnert wurde, daß die Partei, von dem sich später Regenbogen abgespalten hat, als Preis der Macht eine Koalition eingegangen ist, deren Politik von Beust-Schill ungelenk & dreist, aber im Kern identisch in Anwendung gebracht wurde (Brechmitteleinsatz, KiTa-Card, Abschiebepraxis, usw.) Dieser Zusammenhang ist lang & kompliziert, und so würde es auch im „Wahlkampf“ sein: Dieser Teil der Geschichte würde Regenbogen kaum vorgeworfen werden.
***
Diese Erwägungen – tut mir leid – gehören zu den unwichtigeren, aber: an diesem Zusammenhang entzündeten sich die Gemüter. Es wurde um die rechte Form des Kuchens gerungen, den wir gar nicht backen werden. Der Zahn, hier könnten eventuell doch Pecunia & Pöstchen errungen werden, ist den Betroffenen zu ziehen. Das heißt: dann können sie ihren „Wahlkampf“ oder ihre Unterschriftensammlung alleine machen.

Was wichtig ist: Die linken Gruppen, Inis & Organisationen, die sich interessiert gezeigt haben, sollten einen aktiven Umgang mit dem Eckpunktekatalog finden. Die sich nicht interessiert gezeigt haben, sollten es in Erwägung ziehen. Der kurze „Wahlkampf“ ist nicht mehr & nicht weniger als die Situation eines Spektakels, in dem die Inhalte „unserer“ politischen Kämpfe mediale Verstärkungen erhalten, die sie sonst nicht bekommen.
Das rückt den Maßstab vielleicht zurecht: Der „Wahlkampf“ ist nur ein zeitlich begrenztes Feld im Kampf um eine andere Verteilung der Ressourcen, eine Kür, die außerparlamentarische Orientierung, „Reclaiming of the Streets“ bleibt die Pflicht. Darauf sollten „wir“ die Gestaltung des „Wahlkampfes“ ausrichten. Nicht „wir“ werden in den Dienst einer glücklosen Wahlvereinigung genommen, sondern „wir“ nutzen die Vorteile einer Wahlvereinigung, um einen Eckpunktekatalog nach vorne zu stellen, der uns sonst nicht abgenommen würde.

@El Zorro wäre Troklodist gewesen

Sam 23.12.2003 - 01:36
Regenbogen ist nur eine Wählervereinigung und muß deshalb bei jedem erneuten Antritt die Unterschriften sammeln, genau wie ein neues Bündnis dies müßte. Allerdings fallen alle übrigen Formalien einer Neugründung fort, wie Erstellung einer Satzung etc. Das Sammeln der Unterschriften ist nicht tragisch, es brauchen bloß hamburgweit 500 Stück zusammenzukommen, die spätestens am Wahltag vorzuliegen haben.

nichts ist unmöglich

hinterweltler 23.12.2003 - 13:30
viel habt ihr euch da vorgenommen, aber es hört sich gut an...wenn ihr nicht gleich wieder viele interessierte vergrault. "pds" schreckt wahrscheinlich schon einige ab, deshalb sollte die pds da etwas mehr fingerspitzengefühl zeigen und dem wunsch der "basis" entgegenkommen. juristische argumente zählen hier glaub ich nicht, sondern eher das vertrauen einer breiten, engagierten masse; gemeinsam angepackt sind ein paar juristische hürden kein problem.
außerdem gehts ja hier um regionalpolitik, und die aufmerksamkeit wird um so größer, von je mehr leuten dieses bündnis getragen wird (nicht die stärke der einzelnen gruppen addieren, sondern schneeballeffekt!). wenn ihr es schafft, euch nicht haarspalterei zu betreiben, sondern eine konsensfähige linke politik zu betreiben, werden sich eure wähler schnell vermehren, dann klappts vielleicht auch mit dem parlament.
apropos systemkritik. als wählbares bündnis seid ihr teil des systems, also versucht lieber schlechte gesetze zu verhindern und bringt gute auf den weg, als euch an grundsatzdiskussionen aufzureiben. "recclaim the streets" is gut und soll auch weiter gehen, jedoch soll die parlemantarische und die außerparlamentarische diskussion getrennt geführt werden.
is mal soweit alles klar, is natürlich der wahlkampf auch ganz wichtig. kreativ sein, und einen fehler nicht machen: die leute für blöd halten (sind sie nämlich nicht!).

viel glück und solidarität!

warum nicht ungültig wählen?

ich halt 23.12.2003 - 14:02
wie siehts eigentlich mit einer ungültigwahl-kampagne aus?

wenn sich die ganzen leute nicht auf ein "aufkleber" einigen können und eigentlich eh wissen, dass so ein bündis keine chance hat, warum zanken sie sich trotzdem so dumm rum.
die konsequenz aus der festellung: wahlen ändern nichts, kann doch nur sein nicht mehr zu wählen. da das aber scheiß unpolitisch ist, einfach daheim zu bleiben, kann für mich die alternative nur heissen, ugültig wählen. warum muss man sich integrieren, um die neuwahlen politisch zu nutzen?

@Sam: Regenbogen und Unterschriften

Teilnehmer 23.12.2003 - 19:29
Eine kleine Korrektur: Regenbogen muß lt. Auskunft des Landeswahlleiters keine Unterschriften sammeln, da sie bei der letzten Wahl flächendeckend angetreten sind und überall eine Mindestzahl von Stimmen erhalten haben...

Ein möglicher Weg zur Veränderung

Michael 25.12.2003 - 22:44
Wirkliche Veränderung des großen Fehlers-"Das System" genannt, kann meiner Meinung nach am ehesten durch Engagierte aller Gruppen, jene sich zu einem Bündniß zusammengeschlossen haben erreicht werden.
Nach den Vorabinformationen hier auf Indymedia bleibt die PDS u.a. weil sie halt eine Partei, jene im Parlament vertreten ist davon ausgeschlossen, denn die Leute die eher zum Spontanen (Spontis) Spektrum gehören, wollen am ehesten-grundsätzlich die bestehenden Verhältnisse zum Tanzen bringen. Die Gründung als Partei ist also nicht unbedingt von Nöten um sich ins politische Geschehen einbringen zu können. Die Gruppe(N-VertreterInnen) sollte(n) sich aber schon zum Wählen aufstellen um den höchst möglichsten Einfluß auf die sogenannten ParlamentarierInnen ins Rollen zu bringen.
Zum Schluß braucht ihr noch einen Namen für den Mantel-Den kann es doch aber eigentlich nicht geben wenn Kapitalismuß als die Wurzel allen weiteren Übels(z.B. Rassismuß, Sexismuß usw.)innerhalb des linken Spektrums verstanden wird. Unsere "Scheißgesellschaft" gilt es doch in allen seinen negativen Auswüchsen an sich zu ändern. Auf der Straße-bei Reclaim the Streets zum Beispiel kann dazu die passende Lautstärke erzeugt werden um die Schritte auf das richtige Ziel zu lenken-aber zumindestens das Bewußtsein in den Köpfen einiger BürgerInnen wachzurütteln und sie so zu sensibelisieren das Sie leicht verstehen das linker Widerspruch machbar ist.

Ich hoffe in dieser Diskussion ein bißchen Anregung gegeben zu haben.

PDS beschließt Unterstützung von Regenbogen

Wolfram Siede 06.01.2004 - 17:24
Die Landesmitgliederversammlung der Hamburger PDS hat am 06.01.2004 mit großer Mehrheit beschlossen auf eine eigene Kandidatur zu den vorgezogenen Bürgerschaftswahlen zu verzichten. Mit großer Mehrheit sprachen sich die Mitglieder der PDS in Hamburg dafür aus, dass "die bisherigen Bemühungen zur Bündelung der Kräfte links von SPD und GAL, um damit eine wählbare Alternative zur Bürgerschaft unter dem „Mantel“ der WählerInnenvereinigung Regenbogen zu etablieren" unterstützt werden. Ebenso wurde beschlossen, dass die PDS in den Bezirken, in denen sich die Mitglieder der PDS für eigene offene Listen aussprechen, kandidieren wird.

Der Landessprecher der PDS Yavuz Fersoglu erklärte hierzu: "Hiermit ist der Weg frei für eine breit getragene linke Kandidatur zu den Bürgerschaftswahlen. Dem einmütigen Willen von den 300 TeilnehmerInnen der Veranstaltung 'Braucht Hamburg eine linke Wahlalternative' am 18.12. wurde damit entsprochen. Das heißt nicht, dass die PDS sich verstecken wird, sondern dass die Vorstellungen und die Alternativen, für die die PDS steht, öffentlich gemacht werden und auch wählbar sein werden."

Es ist für die PDS von großer Bedeutung deutlich zu machen, dass es eine wählbare Alternative gegen die große Koalition des Sozialabbaus gibt. Die Agenda 2010, eine Steuerreform, die angesichts steigender privater Ausgaben für Gesundheit oder Rente real nur Menschen mit hohen Einkommen entlastet, sind deswegen auch nicht alternativlos. Das gleiche gilt für die Politik des Rechtsenats: Zur Privatisierung des LBKs oder der Berufsschulen, zur Kita-Card, zu den Kürzungen bei der Sozialhilfe, der Arbeitsmarktpolitik oder den sozialen Einrichtungen und geplanten Massenabschiebungen wird es eine deutliche Opposition geben.

Die linkssozialistische Alternative der PDS ist dem Leitbild einer solidarischen Stadt verpflichtet, das sich an den Interessen und Bedürfnissen der Menschen in Hamburg orientiert und nicht an denen großer, exportorientierter Konzerne, wie es der Hamburger Rechts-Senat mit seinem Konzept "Wachsende Stadt" – in der Bürgerschaft unwidersprochen – vertritt und zur Zeit umsetzt.

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Nein — Anarcho

Ergänzung — Goldie

mehr Ergänzung — Warhead

. — Realo

@Realo — Realist

Hoffnung oder Frust?!? — Revolutionärer Sozialist