Demo Frankfurt 13.12. - Bericht

Frank 14.12.2003 19:02 Themen: Bildung
Demo gegen Bildungs- und Sozialabbau ein voller Erfolg und ein gutes Zeichen, dass sich die Menschen wieder was zutrauen. Mehr solche direkten Aktionen. Gerne mit noch mehr Inhalt und globaler Bedeutung.
Am 13.12. um 14:20 Uhr kamen 20 Studis von der FH Köln am Hauptbahnhof in Frankfurt (FFM) an. Und sahen erst einmal - nix. Es gab, was uns sehr ungewöhnlich vorkam, keine Auftaktkundgebung, so wie man es sich gedacht hätte. Stattdessen hatten sich ab 14:00 schon alle Studis in der gegenüberliegenden Straße aufgestellt und man sah nur den Arsch der Demo. Das war, wie man sich denken kann nicht sehr motivierend. Es sah erst mal ziemlich wenig aus. Erst auf einem großen Platz, wie später zu sehen, war die ganze Größe der Demo (etwa 10.000 Teilnehmende) richtig abzuschätzen. Entsprechend demotivierend war auch der Demobeginn. Man konnte bis dahin nicht ahnen, welchen Umschwung die Demo noch nehmen würde. Es gab zwar viele Transpis und einige Sprechchöre, ein paar Kids, die Musik machten und einen Demo-Wagen, von dem „Live- Rock“ gespielt wurde, aber die Stimmung blieb gedrückt. Nicht zuletzt lag das sicher auch an der fehlenden Kundgebung, die ja eigentlich den Sinn hätte (haben sollen) die Leute zu informieren und für die Demo einzustimmen. Bei den Schweinereien, die sich Politik und Wirtschaft für uns ausgedacht haben, sollten die bloßen Infos schon genügen, um eine kämpferische Stimmung zu erzeugen. Naja, Schwamm drüber - zurück zur Demo. Diese führte uns durch menschenleere Büroviertel und an den einschüchternden goldenen Türmen der Finanzwelt vorbei. Es war traurig, denn so konnten unsere Sprechchöre nur unsere eigene Langeweile übertönen. Wir latschten also bis zur Uni, wo es gerüchteweise eine Abschlusskundgebung geben sollte. Hier passierte es nun aber, dass der Plan von Demoveranstaltern (RCDS- und Grünen-geführter AStA der Uni FFM – noch Fragen?) und Polizei sabotiert wurde. Ein Kontaktbeamter rief auf, bei der Uni zu bleiben, aber die Menge verteilte sich auf dem gegenüberliegenden Rasen und stand dort unschlüssig herum, wohl nicht glauben wollend, dass dies schon alles gewesen sein sollte. Vom Polizei-Bulli tönte es etwa sinngemäß, dass wir doch bitte zur Uni rübergehen sollten, es würde uns noch ein 2-stündiges Musikprogramm „vom Feinsten“ erwarten. Da hatten sich die "Freunde und Helfer" aber geirrt - die Leute ließen sich nicht so einfach abspeisen. Sie wollten mit ihrem Anliegen in die Öffentlichkeit. Ein paar Demonstranten nahmen ihr Transpi und liefen symbolträchtig an dem Wagen vorbei, wobei sie das Transpi über den Wagen hinweg hebten. Man muss dazu sagen, dass sich die Polizei bis zu diesem Zeitpunkt wenig gezeigt hatte. Auf jeden Fall sind die Massen nun plötzlich in Bewegung geraten. Etwa 2000 sprinteten spontan rechts an dem Platz vorbei in eine Seitenstraße. Etwa 1000 kamen durch, als sich im Hintergrund wartende Bereitschaftskräfte den Dauerläufern in den Weg stellten und etwa 500 kamen auf Umwegen später zu der Spontandemo dazu. Jetzt wurde es anstrengend, bei der Rennerei, die jetzt ansetzte. Immer wieder versuchte die Polizei, die Demonstranten am weiterlaufen zu hindern und immer wieder misslang dies. Wir waren einfach zu viele. Es ging wieder Richtung Hbf und von da auf die Zeil, Frankfurts Haupteinkaufsstraße, wo wir mitten in den vorweihnachtlichen Konsumrausch preschten (incl. Weihnachtsgedöns und Weihnachtsmarkt). Die meisten Passanten guckten sehr überrascht und irritiert, aber verhielten sich nicht abweisend. Der Demozug, rief überwiegend nur regionale Parolen gegen Roland Koch, was etwas traurig war, aber viele stimmten auch ein, wenn Parolen wie: „Roland Koch ist überall – alle sind sie neoliberal“ oder „HeHo leistet Widerstand – gegen den Sozialabbau im Land, Auf die Barrikaden (auf die Barrikaden) - HeHo leistet Widerstand,...“ erklangen. Das ganze hatte einen sehr ernsten, entschlossenen, aber auch einen gutgelaunten, befreiten Charakter, da man die Polizei ausgetrickst hatte und erreicht hatte was man wollte – nämlich die Öffentlichkeit. Der Demozug über den Weihnachtsmarkt war sehr laut und in ständiger Bewegung. So war es auch nicht möglich politische Botschaften an die Passanten zu richten. Dies wäre auf jeden Fall notwendig gewesen, um klar zu machen, dass es tatsächlich Tausende Kochs gibt und auch Tausende Bertelsmann-Unternehmen weltweit. Zu Bertelsmann vgl. Berlin: Bertelsmannbesetzung, wegen deren Rolle bei Studiengebühren und Bildungsprivatisierung. In der Tat hat der Bildungs- und Sozialabbau System und das System heißt Kapitalismus und gehört abgeschafft. Die Aktion „Frankfurter Innenstadt“ war ein voller Erfolg und ein gutes Zeichen, dass sich die Menschen wieder was zutrauen. Noch ein Wort zu den Medien: Wer auf der Demo war, hat nun hoffentlich begriffen, dass in den Massenmedien (Fernsehen und große Tageszeitungen) entweder nix kommt, oder was entstelltes, verkürztes oder was unwahres.
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Ergänzungen

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benny 14.12.2003 - 21:10
Wofür braucht ihr denn ein Empfangskomittee, was euch nochmal erzählt, warum ihr vor Ort seid? Egal! Es gab min. zwei Abspaltungen auf der Route zur Uni. Schon recht früh zogen einmal etwa 100< Leute in eine große Nebenstraße und hatten schnell Kontakt mit Autofahreren und heraneilenden Robos. Wenig Zeit später, nach dem halt nahe des Fußballs bogen 80-100 Leute, von der Route ab, da sie lieber durch die Nebenstraßen zurück in die Innenstadt wollten als zum Campus. Was will man auch beim Campus,wenn man in die Innenstadt zurück kann :-) Somit gab es schon nachmittags eine etwa 20 Personen Gruppe, die über den Weihnachtsmarkt zog. Diese sind dann mit U-Bahn zum Campus und sind im ersten Schwung etwa 100 Leuten wieder in die City. Den Rest kennst du. Beim nächsten Mal lieber etwas daraufachten, wo Leute versuchen andere Wege zu gehen und/oder vielleicht selbst sinnvolle Alternativen als "einfach nur zum Campus gehen" aufzeigen, anstatt hinterher zu jammern, dass der offizielle Teil so langweilig war!

see you in WI,

benny

zwei tage vorher in gießen:

karl 15.12.2003 - 22:12
hat hier niemand was drüber geschrieben, drum poste ich mal den bericht von der studistreikseite hessen:

 http://protest.blogger.de/stories/32536/

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hey — ego