FU Berlin im Streik

AStA FU Berlin 20.11.2003 19:39 Themen: Bildung
Die Vollversammlung aller Studierenden der FU hat den Streik beschlossen
Auf der heutigen Vollversammlung der FU beschlossen ca. 3500 Studierende in den Streik zu treten. Es bildeten sich über 20 Aktionsgruppen um die Studierenden an den einzelnen Fachbereichen zu informieren und zu mobilisieren. Für die nächste Woche werden auf Instituts- und Fachbereichsebene weitere Vollversammlungen stattfinden um konkrete Aktionen zu planen.

Die Vollversammlung ruft alle Studierenden dazu auf am Montag um 9:00 zur Informationsveranstaltung des Präsidiums über die Neugliederung der FU Berlin ins Audimax der FU zu kommen. Alle Veranstaltungen zwischen 9:00 - 12:00 Uhr werden auf Veranlassung des Präsidenten ausfallen um den Studierenden die Teilnahme an dieser Veranstaltung zu ermöglichen.

Im Anschluss wird am Montag um 12:00 Uhr eine weitere Vollversammlung stattfinden, um die Zwischenergebnisse der Arbeitsgruppen zusammenzutragen und die kommende Streikwoche zu planen.
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Ergänzungen

@brecher

nj 21.11.2003 - 00:13
tja..es waren genug Leute auf der VV (5% Hürde). Wenn die anderen, die gegen den Streik sind nicht kommen, ist es nicht unsere Schuld.

Und wenn du übrigends so denkst, dann möchte ich mal deine Meinung zu den letzten Kommunal/Landtagswaheln hören...xx% Nichtwähler, dann noch die Verteilung der Stimmung auf zig Parteien und dann bin ich mal gespannt ob der Sieger dieser Wahlen für dich auch legitim ist.

tja

brecherin 21.11.2003 - 00:26
..hätte es eine klare definition von streik gegeben, hätte es nicht so viele missverständnisse gegeben... und sicherlich wäre die Abstimmungen dann "ordentlicher" verlaufen... aber was war, ist gewesen... daraus kann man nur lernen ....und legitimiert ist der streik auf jeden fall, da rein optisch die Mehrheit bei der endgültigen Abstimmungen (der Streik-Abstimmung) vorhanden war..

Inhalte? -- Brauchen wir nicht...

skeptic 21.11.2003 - 08:28
Man sollte ehrlicherweise vielleicht noch ergänzen, dass der Streik bisher noch keinerlei Inhalte hat. Eine vorab verfasste Resolution (kein NC, 135 000 Studienplätze, Viertelparität, keine Studiengebühren) wurde weder diskutiert noch verabschiedet. Grund dafür war der übliche Ablauf der VV, bei dem die Leute spätestens nach zwei Stunden, unzähligen Diskussionen über Verfahrensfragen und Geschäftsordnungsanträgen etc. die Lust an der Veranstaltung verlieren und drohen, den Raum zu verlassen. Daraufhin wurde dann beschlossen, doch erst mal über den Streik abzustimmen und die Diskussion über die Resolution auf Montag zu vertagen.

Ergänzung

xyz 21.11.2003 - 09:53
Ja, die VV war sicherlich nicht eine der besten des Planeten. Und von daher kann man auch die Kritik einiger Leute verstehen die da meinten "Streik ohne Resolution" ist falsch.
Allerdings muß ich dann wiederum sagen, daß nach der offiziellen VV vieles deutlich geordneter und konstruktiver ablief. Die Bildung der einzelnen AG's velief danach recht zügig, es waren zum Glück noch viele Leute geblieben. In diesen AG's wurde nochmal einige Stunden diskutiert, geplant und kommuniziert.

Die nächste VV am Montag 12 Uhr im Audimax wird, so hoffe ich, besser ablaufen, da kurz zuvor (ab 9 Uhr) der Präsident der FU die konkreten Kürzungspläne vorstellen wird und die Motivation einiger Studenten dadurch womöglich steigt einen Streik mitzutragen.
Außerdem wurd es in der VV Berichte aus den Aktionsgruppen geben, so daß alle anderen erstmal ein Überblick über den Protest gegeben wird.
Und nicht zu vergessen wird es auf dieser VV endlich die Verabschiedung einer halbwegs einheitlichen Resolution geben (so Student will).

Streik oder nicht Streik?

alex 21.11.2003 - 11:11
Was heißt denn hier "Alle Veranstaltungen zwischen 9:00 - 12:00 Uhr werden auf Veranlassung des Präsidenten ausfallen um den Studierenden die Teilnahme an dieser Veranstaltung zu ermöglichen."?

Ist das nun ein Streik oder was? Warum muss der Pr. den dann 'frei geben'?

noch ne Ergänzung

xyz 21.11.2003 - 11:15
Die FU hat ab sofort eine Streikzentrale im Internet unter  http://www.streikzentrale.de.vu/

Dort gibt es demnächst mehr Information was wo wie und warum etwas läuft.

Zur Unterstützung durch die Uni

Waffe der Kritik 21.11.2003 - 13:29
Zu all denen, die gestern auf der VV schon angemahnt haben, es ginge doch nicht gegen die Uni bzw. gegen das Präsidium und unsere geschätzten ProfessorInnen und denen, die das heute hier wiederholen, sei folgendes gesagt. Wer denkt, Zusammenschlüsse mit der Unileitung seien möglich, hat die hochschulpolitische Lage aber auch gänzlich verkannt. Richtig, es gibt vielleicht 5-10 Profs, die tatsächlich gegen jegliche Form der Studiengebühren und gegen eine Umstrukturierung der Hochschulen zu funktionierenden und florierenden Dienstleistungsunternehmen, also für freie Bildung für jedermann und -frau sind (übrigens etwas, was man leider auch nicht gerade über viele Studierende mehr sagen kann). Abgesehen davon ist diese Entwicklung dem Lehrkörper aber weitgehend gleichgültig, soweit er nicht selbst davon betroffen ist.

Dass es aber auch einen nicht geringen Anteil unter den ProfessorInnen (wie man auf der VV gestern gehört hat, gilt das auch für manche Studierende) gibt, die offen für eine Elitenbildung (im doppelten Sinn) einstehen und daher Studiengebühren und flächendeckende NCs begrüßen, ist keine neue Erkenntnis und schon gar kein Geheimnis. Präsident Lenzen, wie schon Präsident Gaethgens vor ihm, 'widersetzt' sich z.B. der Einführung von Studiengebühren nur aus einem Grund (wenn überhaupt): weil diese nicht der Uni zu Gute kommen. Gegen die Schließung weniger "produktiver" Institute und die Einführung von Studiengebühren ab dem ersten Semester hat die Unileitung prinzipiell nichts, solange das Unternehmen Freie Universität davon profitiert. Wie an allen deutschen Hochschulen ist auch das Präsdium der FU vor allem anderen darauf konzentriert, nach der sich ankündigenden Wende zu Bildung als privat und kommerziell angebotener Dienstleistung einen möglich guten Marktwert zu erreichen. Dass heißt, Entschlackung bzw. Abwicklung der weniger profitablen Fächer (vor allem Sozial- und Geisteswissenschaften), Bereinigung der Statistiken (also weg mit den sogenannten Langzeitstudierenden) und Profilierung durch erfolgreiche Absolventinnen, was man natürlich am besten dadurch erreicht, wenn man überhaupt nur eine bestimmte Elite via NC zulässt.

Mit freier Bildung hat das nichts mehr zu tun. Vielmehr ähnelt diese Situation, auch wenn die Uni keine Fabrik und die Studierenden auch im weitesten Sinne keine Arbeiter sind, dennoch dem Marx'schen Hauptwiderspruch. Es ist nämlich momentan durch die bildungspolitische Perspektive in der Tat so, dass ein grundlegender Widerspruch zwischen den Interessen der Unileitung und denen der Studierenden (auch wenn viele das offenbar noch nicht wahrnehmen) besteht. Daher müssen unsere Interessen gegen das Präsidium und den professoral geführten akademischen Senat nicht weniger durchgesetzt werden als gegen die staatliche Bildungspolitik. Wer das nicht erkennt, hat - wie gesagt - nichts verstanden und jegliche Form des Widerstands, ob nun Streik, Spontidemos oder offene Briefe ist von vorn herein völlig sinnlos (was nicht heißt, dass eine dieser Aktionsformen in dieser Gesellschaft generell erfolgsversprechend wäre).

Wie das zu finanzieren sei? So fürchterlich das Sozialforum Berlin mit seiner völlig unzureichende Kritik der Verhältnisse aus sein mag, hat deren Vertreter gestern doch diese Sache recht schön dargestellt: Es liegt nicht an uns zu erklären, wo das Geld herkommen soll. Es ist vielmehr die Aufgabe jeder Gesellschaft, freie Bildung für alle zu gewährleisten. Dass diese, die nunmal eine kapitalistische ist, dazu nur insoweit bereit ist, wie sie davon profitiert, ist eine Selbstverständlichekeit. Deswegen kann man derlei Interesse eben auch nur im Widerspruch und nicht um Kompromiss oder gar im Konsens durchsetzen.

zweifel notwendig

David 21.11.2003 - 22:48
leider hat bei der VV mal wieder keine inhaltliche Diskussion stattgefunden. Man hat sich mit der ewigen Litanei von der freien Bildung beschränkt, ohne sagen zu können oder zu wollen, worin diese konkret bestehen soll. Wer studentische Selbstverständlichkeiten kritisch befragt, wird ausgepfiffen. Daß das humboldtsche Ideal in den letzten Jahrzehnten gründlich mißlungen ist, scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben. Wer eine qualitätvollere Bildung wünscht, wird reflexartig als elitärer Neoliberaler diffamiert. Das soll dann also "kritische Öffentlichkeit" sein? Aber egal, demonstrieren wir erstmal, die Inhalte stellen sich ganz gewiß von alleine ein!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Tja — Brecher

@Brecher — Fanny

Streik... und was dann? — Hans Wurst

Streikleitung wählen! — Ergänzer

Führung?? — FUler, dem AStA nahe