Göttinger Studi-Protest von unten organisiert

Schmendi 07.11.2003 16:48 Themen: Bildung
Auch in Göttingen mehren sich die Proteste gegen Kürzungen und Studiengebühren. Doch leider ist der Protest hier gespalten: Während ein breites "Bündnis gegen Bildungsklau" gegen Bildungsabbau insgesamt mobilisiert und den Kontext zum Sozialabbau herausarbeitet, versuchen sich die Gruppen um den bürgerlichen AStA in schauderlichster Standortrhetorik.
Nachdem schon in vielen Bundesländern Studiengebühren in der unterschiedlichsten Form existieren, sollen erste Versuche in dieser Richtung nun auch in Hessen unternommen werden. Die Proteste dagegen sind massiv und übersteigen bei weitem das, was in Niedersachsen seinerzeit gelaufen ist. Große Demonstrationen und Streiks an verschiedenen Universitäten machen der Koch-Regierung Druck. Auch in Berlin gibt es massive Proteste und streikende Studierende.

Auch in Niedersachsen gibt es bei der CDU-geführten Landesregierung Bemühungen, das Studium weniger menschenfreundlich auszugestalten. So planen Wulf & Co. massive Kürzungen an allen Hochschulen des Landes. In Göttingen selbst sollen 12 Millionen Sparvolummen aufgebracht werden. 5 Millionen davon in der Medizin, 7 Millonen an den übrigen Fakultäten. Dies hätte massive Kürzungen an allen Fakultäten zur Folge. So soll der Studiengang „Medien- und Kommunikationswissenschaften“ geschlossen werden. Ebenso wie das Sozialrecht an der juristischen Fakultät und die Rechtsmedizin. Die Forst- und Agrarwissenschaften sollen nach massivem Stellenabbau zusammengelegt werden.

So hat sich in Göttingen ein breites Protestbündnis zusammengefunden. So hat der vom RCDS und dem ADF (  http://www.stud.uni-goettingen.de/~adf/ ) gestellte AStA (  http://asta.uni-goettingen.de ) zusammen mit den Gewerkschaften bereits zwei Großdemonstrationen mit 2000 bzw. 8000 TeilnehmerInnen veranstaltet. Ein zu diesem Zweck gegründetes „Bündnis für eine starke Uni Göttingen“ verteilt Unterschriftenlisten und auch der Wirtschaft mischt hier mit.

Das Ziel dieser Aktionen ist ganz offen benannt: Göttingen sei ein leistungsstarker Universitätsstandort und müsse deshalb von den Kürzungen verschont werden. Die entsprechende Standortrhetorik gipfelt dann in Vorschlägen wie dem, Einsparungen an der Universität Göttingen dadurch zu verhindern, das die Uni Vechta geschlossen wird. Dieser Vorschlag kam tatsächlich – einmal vom AStA in seiner aktuellen Publikation und einmal vom Universitätspräsidenten Kern.

Eine Gruppe von Studierenden, die diese Form von Protest nicht einmal annähernd für zielführend hielt, hat aus diesem Grund das „Bündnis gegen Bildungsklau“ ins Leben gerufen. Hier wurde nun begonnen, einen „Widerstand von unten“ zu organisieren. So gab es an vielen Fakultäten Vollversammlungen. Bei der letzten Demonstration am Donnerstag wurde ein Lautsprecherwagen mit einem offenen Mikrofon zur Verfügung gestellt und dergleichen mehr.

Ziel des Bündnisses ist es, den Widerstand gegen Bildungsabbau nicht partiell auf Göttingen zu beschränken, sondern in Solidarität mit anderen Standorten vorzutragen. Darüber hinaus wird von vielen im Bündnis Organisierten ein Zusammenhang zwischen Bildungsabbau auf der einen und Sozialabbau auf der anderen Seite gesehen. Ganz im Gegensatz zum AStA, der entsprechend auf allen Ebenen versucht, die Arbeit des Bündnisses zu unterminieren. So durfte das Bündnis trotz angefragtem Redebeitrag nicht auf der Abschlusskundgebung der Demonstration sprechen. Die Polizeit versuchte zudem in Absprache mit dem AStA den kurzerhand organisierten Lautsprecherwagen nicht auf die Demo zu lassen. Erst nach heftigen Protesten von großen Teilen der Demonstration stimmte der AStA-Vorsitzende dem Lauti zu. Allerdings unter der perviden Bedingungen, das er und sein AStA von dort nicht kritisiert würden. Sehr demokratisch auch, das Ganze.

Zudem wurde mehrfach von einem Sprecher der dem AStA nahe stehenden Fachschaft Jura versucht, die Demonstration in Gute (= Leute, die für die Uni Göttingen demonstrieren) und Böse (=Leute, die sich gegen jeglichen Sozialabbau wenden und den AStA deshalb weniger toll finden).

Am kommenden Dienstag ist nun ein Aktionstag gegen Bildungsklau geplant. In unterschiedlichsten, kreativen Aktionen werden Studierende auf dem Campus, im Hörsaalgebäude und auf dem Marktplatz versuchen, auf die Situation der Studierenden in Göttingen und anderswo aufmerksam zu machen.

Das Bündnis gegen Bildungsklau hat zudem eine offene Mailingliste eingerichtet. Hierüber soll die Koordination der Proteste gegen Bildungsabbau ebenso laufen wie Diskussionen und Informationen rund um dieses Thema. Zum eintragen schickt einfach eine Mail an  Bildungsklau-subscribe@yahoogroups.de .
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Ergänzungen

grossdemo hannover

inform@tikus 07.11.2003 - 20:26
Am nächsten Dienstag ist in Hannover Grossdemo.

 http://bildet-die-rettung.de.vu

Kürz' mich am Arsch!

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so peinlich wars noch nie — IchBleibzuHause

harte zeite... — verständnislos