IWF-Chef in Tuebingen - "blutige" Proteste

IWF-Chef Hort Koehler in Tuebingen - "blutige" Proteste im Hoersaal


Anlaesslich der Verleihung seiner Honorarprofessur der Fakultaet fuer Wirtschaftswissenschaften der Universitaet Tuebingen hielt der IWF-Chef Horst (Koehler) gestern seine Antrittsvorlesung. Geladen war Politprominenz und Geldadel - von der Oberbuergermeisterin bis zum Sparkassenvorsitzenden von Tuttlingen. Da bereits im Vorfeld angenommen wurde, dass das Publikum nicht nur aus Studierenden der Wirtschaftswissenschaften, sondern unter anderem auch aus potentiellen StoererInnen bestehen wuerde, wachten unsere uniformierten Freunde und Helfer am Eingang der Raeumlichkeiten. Weitere von Ihnen hatten sich in Zivil unters Publikum gemischt.

Als die Urkunden verliehen worden waren und Horst zu seiner Rede ansetzen wollte, stand eine Person mit blutig verschmiertem T-Shirt auf, hielt ein Plakat mit der Aufschrift "IWF - Moerdertreff" in die hoehe und verstarb lautstark und theatralisch auf den Stufen des Hoersaals, waehrend Horst weiterhin die Wohltaten des IWF kundtat und der Sterbenden keine Achtung schenkte - gelernt ist halt gelernt !

Als einige Minuten spaeter die Segnungen der freien Marktwirtschaft gepriesen wurden, stand wieder eine Person mit blutdurchtraenktem T-Shirt auf, hielt ein Plakat und rief "Freie Marktwirtschaft toetet !", lief nach vorne und wurde dort von Securities aufgehalten. Horst zeigte zum ersten mal eine Reaktion als der Aktivist aus dem Hoersaal entfernt werden sollte: "Lassen sie ihn hier. Er soll nacher mit mir diskutieren." Mit dem Hinweis auf die "Diskussion" wie sie in Genua gefuehrt wurde, standen weitere Personen auf, die mit den Plakaten "Kapitalismus toetet" und "Strukturanpassungsmassnahmen" auf die moerderischen Konsequenzen von Kapitalismus und IWF-Politik hinweisen wollten. Lautes Geschrei und Roecheln von Sterbenden zwangen Horst seine Rede zu unterbrechen. Weitere Leute standen auf, um mit Parolen und Plakaten auf die Opfer der IWF-Politik in Argentienien 2001 und Bolivien 2003 hinzuweisen. Die Reaktionen des Publikums reichten von Beifallklatschen bis zum aufgebrachten "Halts maul". Der Unirektor rannte hektisch in der Gegend herum und versuchte eigenhaendig die Protestierenden aus dem Saal zu werfen. Horst selbst reagierte sehr gelasen und bot an seine Rede abzubrechen und gleich in die Diskussion einzusteigen. Dies aber wurde aber von den Reihen in Anzug vehement abgelehnt, die lieber weiterhin Horsts Vorttrag zu "Orientierungen fuer eine bessere Globalisierung" lauschen wollten. Unterdessen wurden vor dem Hoersaal von den Protestierenden die Personalien festgestellt.

Ein Bericht in der Lokalpresse ( http://www.tagblatt.de/?objekt=ST&id=37188) und Reaktionen des Publikums haben mal wieder gezeigt, dass es auch mit wenig Aufwand und Planung moeglich ist in einer oeffentlichkeitswirksamen Aktion eine fundamentale Kritik an IWF und Kapitalismus auszudruecken.

Die Verstorbenen konnten spaeter auf dem alternativen Dies Univeritatis wieder aus dem Reich der Toten zurueckgeholt werden. Der alternative Dies Universitatis (alDi) entand vor einigen Jahren als alternative zum "offiziellen" Dies Univeritatis, einer Veranstaltung auf der sich die Universitaet ihren Erstsemestern praesentiert. Dort wurde es den Burschenschaften trotz eines noch gueltigen Senatsbeschlusses wieder erlaubt, farbentragend (d.h. mit Muetze und Baendel) auf dem Universitaetsgelaende zu erscheinen. Auf dem alDi stellen sich verschiedene linke politische Gruppen und Initiativen vor, es gab eine Infoveranstaltung zu Burschenschaften, Film- und Capoeiravorfuehrungenen und Livemusik.