2600 Nazis marschierten durch Wunsiedel
Im fränkischen Wunsiedel veranstalteten am vergangenen Samstag 2600 Nazis aus ganz Europa ihren alljährlichen Rudolf-Hess-Gedenkmarsch. Begleitet von Trauermusik marschierten die FaschistInnen über eine Stunde schweigend durch den Ort.
Soll der Widerstand gegen den Hess-Marsch bereits in den letzten Jahren sehr schwach gewesen sein, fand er dieses Jahr praktisch nicht statt. An einer bürgerlichen Gegenkundgebung nahmen etwa 500 Menschen teil. Der Wunsiedeler 1. Bürgermeister Karl-Willi Beck (CSU) war bei seiner Rede peinlich darum bemüht, das Image seiner Stadt zu schützen, indem er immer wieder betonte, dass Hess ja gar kein Wunsiedler gewesen sei, und immer wieder durchscheinen ließ, dass es ihm weniger um die Tatsache ging, dass 2600 Nazis einen Gedenkmarsch zu Ehren eines Kriegsverbrechers und Hitler-Stellvertreters veranstalteten, sondern darum, dass sie es in 'seiner' Stadt taten (ich bin sicher, wenn sie in einem Nachbarort marschiert wären, hätte es ihn kein Stück interessiert). Von vielen der anwesenden BürgerInnen erhielt er für seine Rede, in denen er 'rechten oder linken Aufmärschen in unserer Stadt' gleichermaßen eine Absage erteilte, Applaus.
Das schlimmste aber war die Normalität, mit der auch Nazis in Kleingruppen ständig über den Marktplatz, wo die Gegenveranstaltung stattfand, liefen, dort ein Eis in der Sonne genossen usw., ohne irgendwie beschimpft zu werden oder so. Das ganze wirkte wie ein nettes Stadtfest, wo Rechte, Linke, BürgerInnen und Bullen zusammenkamen, ohne dass irgendeine größere Spannung in der Luft zu liegen schien. Diese grotesk-friedliche Atmosphäre war irgendwie das Schlimmste an der ganzen Situation.
Als die Kundgebung zu Ende war, gingen die meisten Leute wieder nach Hause. Nur etwa 100 Menschen verblieben auf dem Marktplatz, an dem der Faschisten-Zug vorbeilaufen sollte.
Am Versammlungsort der Nazis fanden sich dagegen nur eine Handvoll BürgerInnen ein, die z. T. interessiert die Flugblätter der Nazis entgegennahmen. Leute, die dem Aufmarsch feindlich gegenüber zu stehen schienen, waren außer uns keine da, und auch wir brachten angesichts des Zahlenverhältnisses 5 gegen 2600 und der Ankündigung eines Polizisten, auch "verbale Konfrontationen" unterbinden zu wollen, leider nicht den Mut auf, das Maul aufzumachen.
So setzte sich der Schweigemarsch also in Bewegung. In klar getrennten und durch Fahnenträger gekennzeichneten Blöcken, wie sich das für einen echten Aufmarsch gehört, zogen die Faschisten los, begleitet von gespenstischer Trauermusik aus einem Lautsprecherwagen. Die Teilnehmerzahl überstieg nach Medienberichten die des letzten Jahres knapp. Nationalisten aus Deutschland, Österreich, Großbritannien, Skandinavien, Tschechien usw. hoben für Rudolf Hess, ihren 'Märtyrer für den Frieden' (!), stolz ihre Fahnen in den Wind. Wobei mir das verworrene Denkmuster eines tschechischen oder britischen Nationalisten nicht wirklich klar ist, wenn er für einen der ranghöchsten Nationalsozialisten auf die Straße geht.
Auf ihrem einstündigen Marsch durch Wunsiedel wurden die Nazis nur auf einer Strecke von 30 Metern gestört, als sie am Marktplatz vorbeikamen. Dort wurden sie von den 100 verbliebenen GegendemonstrantInnen, die durch eine Polizeiabsperrung 10 Meter auf Abstand zu den FaschistInnen gehalten wurden, beschimpft und mit Parolen bedacht. Ansonsten gab es keinerlei Störaktionen gegen den Hess-Marsch, bei dem übrigens 70 Nazis festgenommen wurden (wegen gefundener Waffen, Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Trunkenheit).
Ich persönlich war sehr geschockt von dieser Übermacht von Nazis, vielmehr aber noch von dem praktisch nicht vorhandenen Widerstand. Die meisten Antifas scheinen der Meinung zu sein, dass sich Widerstand nur dann lohnt, wenn man drei mal so viele ist wie die Nazis. Und so kommt es dann, dass eine Kundgebung mit 500 genervten EinwohnerInnen, ein paar "Wunsiedel ist bunt, nicht braun"-Transparenten und nach WiderstandskämpferInnen umbenannte Straßenschilder alles an Protest ist, was dem größten alljährlichen Naziaufmarsch Europas an Gegenwind entgegenschlägt. Dazu kommt, dass gerade so ein gespenstischer Schweigemarsch zumindest akustisch leicht zu stören ist, wenn wenigstens ein paar mehr Leute den Weg hierher gefunden hätte. Dann wäre auch so eine unerträgliche Normalisierung dieser Zustände nicht möglich gewesen.
Das schlimmste aber war die Normalität, mit der auch Nazis in Kleingruppen ständig über den Marktplatz, wo die Gegenveranstaltung stattfand, liefen, dort ein Eis in der Sonne genossen usw., ohne irgendwie beschimpft zu werden oder so. Das ganze wirkte wie ein nettes Stadtfest, wo Rechte, Linke, BürgerInnen und Bullen zusammenkamen, ohne dass irgendeine größere Spannung in der Luft zu liegen schien. Diese grotesk-friedliche Atmosphäre war irgendwie das Schlimmste an der ganzen Situation.
Als die Kundgebung zu Ende war, gingen die meisten Leute wieder nach Hause. Nur etwa 100 Menschen verblieben auf dem Marktplatz, an dem der Faschisten-Zug vorbeilaufen sollte.
Am Versammlungsort der Nazis fanden sich dagegen nur eine Handvoll BürgerInnen ein, die z. T. interessiert die Flugblätter der Nazis entgegennahmen. Leute, die dem Aufmarsch feindlich gegenüber zu stehen schienen, waren außer uns keine da, und auch wir brachten angesichts des Zahlenverhältnisses 5 gegen 2600 und der Ankündigung eines Polizisten, auch "verbale Konfrontationen" unterbinden zu wollen, leider nicht den Mut auf, das Maul aufzumachen.
So setzte sich der Schweigemarsch also in Bewegung. In klar getrennten und durch Fahnenträger gekennzeichneten Blöcken, wie sich das für einen echten Aufmarsch gehört, zogen die Faschisten los, begleitet von gespenstischer Trauermusik aus einem Lautsprecherwagen. Die Teilnehmerzahl überstieg nach Medienberichten die des letzten Jahres knapp. Nationalisten aus Deutschland, Österreich, Großbritannien, Skandinavien, Tschechien usw. hoben für Rudolf Hess, ihren 'Märtyrer für den Frieden' (!), stolz ihre Fahnen in den Wind. Wobei mir das verworrene Denkmuster eines tschechischen oder britischen Nationalisten nicht wirklich klar ist, wenn er für einen der ranghöchsten Nationalsozialisten auf die Straße geht.
Auf ihrem einstündigen Marsch durch Wunsiedel wurden die Nazis nur auf einer Strecke von 30 Metern gestört, als sie am Marktplatz vorbeikamen. Dort wurden sie von den 100 verbliebenen GegendemonstrantInnen, die durch eine Polizeiabsperrung 10 Meter auf Abstand zu den FaschistInnen gehalten wurden, beschimpft und mit Parolen bedacht. Ansonsten gab es keinerlei Störaktionen gegen den Hess-Marsch, bei dem übrigens 70 Nazis festgenommen wurden (wegen gefundener Waffen, Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Trunkenheit).
Ich persönlich war sehr geschockt von dieser Übermacht von Nazis, vielmehr aber noch von dem praktisch nicht vorhandenen Widerstand. Die meisten Antifas scheinen der Meinung zu sein, dass sich Widerstand nur dann lohnt, wenn man drei mal so viele ist wie die Nazis. Und so kommt es dann, dass eine Kundgebung mit 500 genervten EinwohnerInnen, ein paar "Wunsiedel ist bunt, nicht braun"-Transparenten und nach WiderstandskämpferInnen umbenannte Straßenschilder alles an Protest ist, was dem größten alljährlichen Naziaufmarsch Europas an Gegenwind entgegenschlägt. Dazu kommt, dass gerade so ein gespenstischer Schweigemarsch zumindest akustisch leicht zu stören ist, wenn wenigstens ein paar mehr Leute den Weg hierher gefunden hätte. Dann wäre auch so eine unerträgliche Normalisierung dieser Zustände nicht möglich gewesen.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
Phänomen Wunsiedel
Ali hat recht
Die Bilder mit den Bildunterschriften sind aber trotzdem auf jeden Fall der absolute Faschoschrott. "Nationalisten aus ganz Europa nahmen teil" und "interessierte Bürger nahmen Progagandamaterial entgegen" hallo indymods, was soll das? ein einfacher Bericht, der das kurz und knapp berschreibt, hätt gereicht. so siehts eher nach teilweise nich mal versteckter Propaganda für den Aufmarsch aus. Schmeißt wenigstens die Fotos mit den Bildunterschriften raus. Wie Ali schon gesagt hat, entweder Bilder mit denen Antifas was anfangen können, ansonsten brauchen wir hier sowas nicht, das ist immer noch ein linkes Nachrichtenportal und kein Ort wo die Rechten sich abfeiern können. Hoff ich jedenfalls.
Dicker Mann
Der Artikel beschreibt die Realität
Das muss sich ändern! Wenn ENDLICH konsequent (mindestens) bundesweit und lange im Voraus mobilisiert wird, können wir es schaffen diesem Pack seine symbolträchtigste und erfolgreichste Veranstaltung kaputt zu machen.
Wunsiesel muss ein Event werden wie die Nato-"Sicherheitskonferenz" in München. Das wäre ein Erfolg für die antifaschistische Bewegung! (und die herbste Niederlage der Faschos seit langem)
UNGLAUBLICH!!!
Warum wurde mein Erlebnis gelöscht?
Hier versuch ich´s jetzt noch mal niederzuschreiben, um jeglicher unberechtigter Zensur vorzubeugen, werde ich mir meinen Beitrag auch speichern und ggf. wieder einbringen.
Also das allerschärfste, was die Nazis m. E. gemacht haben, ich war selbst betroffen, war, daß die vielerorts die symbolischen Straßenumbenennungen und Transparente (wo erreichbar) abrissen und mitnahmen oder vor Ort vernichteten, und dies lange, bevor der Nasen-Demozug losging. Ich befand mich zum Zeitpunkt des Aufmarsches eingekesselt am Marktplatz von Wunsiedel. Die Nazis haben doch tatsächlich ein Transparent, welches Wunsiedeler Kinder gemalt haben mitgeführt. Ursprünglich stand da wohl drauf: "Faschisten - herzlich UN-willkommen!" Die Nazis hatten das so gefaltet und getragen, daß das "UN" nicht mehr lesbar war und sie hatten die ganze Zeit dieses riesige Transpi mitgeführt. Offensichtlich sah die Polizei keinen Grund, einzuschreiten. Als sie bei uns am Markt vorbeikamen, fingen wir natürlich lautstark dagegen an zu protestieren. Neben mir stand eine Frau (Mitte 30), welche anfing zu weinen. Auf meine Frage, warum, sagte sie mir, daß ihre Tochter wohl an genau diesem Transparent mitgemalt hatte. Wir unterhielten uns länger. Heraus kam, daß die gesamte Klasse der Tochter unter Androhung von Sanktionen (Schlechter Noten usw.) durch den Direx und den Religionslehrer mehrere Tage ihrer Ferien (während andere Baden waren) in der Schule verbringen mußten und zig Transparente malen mußten. Oft kam die Tochter heulend nach Haus und die Mutti hat versucht sie zu überzeugen, daß es doch aber eine wichtige Arbeit sei. Und nun mußte sie als Mutter mit ansehen, wie die Nazis dieses Transparent mit sich führten. Weiterhin mußten die Schüler wohl vertretern gleich von Haustür zu Haustür gehen und versuchen durch Bitten und Betteln die Leute dafür zu begeistern, sich am Demo-Tag die Plakate in die Fenster zu hängen. Oft ernteten sie nur Spott und wüste Beschimpfungen. Am Ende hingen am 17. auch keine Plakate in Privatfenstern.
So sollte man die Kinder nicht versuchen zu erziehen. Wenn das wahr ist, was mir die seriös erscheinente Mutter erzählte, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn gerade diese Schulklasse das nächste Mal mit den Nazis marschieren wird. Hier sollte man pädagogisch sensibler vorgehen.
Schreibt hier vielleicht jemand aus Wunsiedel, der diese Art und Weise des organisierten Widerstandes bestätigen kann? Wäre für mich ein ziemlicher Skandal. Damit treibt man diese Menschen ja förmlich den Braunen Rattenfängern in die Netze.
Schämt euch, ihr Münchner!
Typ im Lauti
Güntz ist außerdem NPD-Stadtrat in Riesa.
Hintergründe&Weitergehendes
http://de.indymedia.org/2003/08/60105.shtml
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
@sharp
Keine Ausschreitungen in Wunsiedel - polizeiliche Strategie hat sich bewährt
Wunsiedel - Rund 2600 Personen des rechten Spektrums nahmen am vergangenen Samstag an dem Rudolf Heß-Gedenkmarsch in Wunsiedel teil. Im Gegenzug veranstaltete die Wunsiedler Bürgerinitiative gegen Rechtsradikalismus eine Kundgebung, bei der etwa 400 Personen anwesend waren. Während des gesamten Tages kam es zu keinerlei Ausschreitungen. Im Rahmen des Demonstrationsgeschehens erfolgten aber trotzdem 70 Festnahmen. Überwiegend nahm die Polizei die Personen wegen des Tragens verfassungfeindlicher Kennzeichen und des Mitführens von gefährlichen Gegenständen in Gewahrsam. Unter anderem zog die Polizei mehrere Messer, einen Baseballschläger, eine Sturmhaube, mehrere T-Shirts mit Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen und CD mit rechtsradikaler Musik bereits an den Vorkontrollstellen aus dem Verkehr. 67 der in Gewahrsam genommenen Personen waren dem rechten Spektrum zuzuordnen. Für alle war die Freiheitsentziehung nur von kurzer Dauer, sie befinden sich mittlerweile wieder auf freien Fuß. Zu Übergriffen zwischen Demonstranten kam es aufgrund des hohen Polizeiaufgebotes nicht. Rund 1000 Beamte sorgten dieses Jahr für die Gewährung der Sicherheit in Wunsiedel. Die Strategie "Deeskalation durch Stärke" hat sich damit wieder einmal bewährt.
Was? Nazis? Wo denn?
Interessant ist auch, dass die Bullen zwar immer die Nazis schützen, wenn die Gefahr laufen beschädigt zu werden, aber sobald die Faschos in der Überzahl sind, die Gegendemonstranten nicht geschützt werden, also quasi die Rechtsordnung ausser Kraft gesetzt wird.
nazimüll
mehr bilder
schau mal bei "oi-Krach"
Die so erschreckende Übermacht der Nazis...ich lach mich tot! Ihr könnt wirklich garnix...
Antifa am Ende???
Nach zahlreichen Abspaltungen und nach unbedeutenden Demonstrationen die nicht der Rede mehr wert sind hat sich hier wohl die Antifa selbst ihre unbedeutsamkeit erklärt.
Erinnere man sich bitte noch an den 16.8.97 wo es noch eine Großdemo in München gegen den Naziaufmarsch von Wunsiedel gegeben hat.
Sehr sonderlich intensiv hat sich die Antifa mit Wunsiedel in den letzten 2 Jahren sowieso nie beschäftigt.
Und eine vernünftige Argitation hat es auch nie mehr gegeben.
Der Straßenkampf von Berlin als auch die Demonstrationen gegen den Weltwirtschaftsgipfel in München.
Intilligente Strategien gibt es sowieso nicht mehr
unvorstellbar....