Die zweite Reihe - Eine Querfrontrecherche

ein anderer mensch 18.08.2003 16:43 Themen: Antifa
vorläufig letzter Teil - Nationale Sozialisten
Im vierten Teil unserer Querfrontrecherche  http://www.germany.indymedia.org/2003/08/59573.shtml veröffentlichten wir die Mitgliederliste des Philosophischen Salons, wie sie als Anwesenheitsliste auf der März-MV 2003 ausgelegt worden war. Unsere Recherchegruppe hatte diese Liste in Form einer Abschrift von gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen aus dem Kalaschnikow-Umfeld mit der Zusicherung zugespielt bekommen, dass dieses Dokument echt sei.

Aus Gründen der Seriosität und um die Liste zitierfähig zu machen, baten wir zwischenzeitlich Leute in Berlin beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg ins öffentliche Vereinsregister zu schauen, ob unsere Angaben dort bestätigt werden.

Hier das Ergebnis und einige weitere interessante Informationen:

1) Das Vereinregister in Berlin-Charlottenburger Amtsgericht ist öffentlich, d.h. die Einsichtnahme ist jedeR ohne bes. Formalien (also ohne Ausweis) möglich. Genauso können - so die Rechtslage - dort Abschriften selbstgefertigt werden. Wozu es Platz und Raum gibt. Papier und Kugelschreiber nicht vergessen!
Der Philosophische Salon e.V. wird dort unter der Register-Nr. 95 VR 20707 NZ geführt.

2) Die Mitgliederliste/Anwesenheitsliste von der März-MV 2003 liegt bei Gericht im Original vor. Sie wurde dem Registergericht und damit der Öffentlichkeit vom Vorstand Pribnow, Müller-Mertens, Meinel übergeben. Und dies ist allen Mitgliedern durch das Protokoll, dem die Liste anhing, bekannt.

3) In der Originaliste gibt es noch zwei weitere Mitglieder:

Gudrun Eussner und Dirk Röpcke.

Dirk Röpcke ist kurze Zeit nach der MV aus dem Verein ausgetreten und distanziert sich von Pribnow  http://www.guenther-anders.net/index.htm .

Gudrun Eussner wurde zusammen mit Max Brym bereits im November 2002 ausgeschlossen (?!).  http://www.philosophischersalon.de/texte/einladung1.html

4) Auf der MV am 20.4.2002 (Der Verein hatte damals 21 Mitglieder) tritt der 2. Vorsitzende Nicolai Röschert von seinem Posten zurück, weil der Vorstand (Stefan Pribnow, 1.Vors., Martin Müller-Mertens, Kassierer und Manfred Suchan, Beisitzer) mehrheitlich gegen seine Stimme Bernd Rabehl in den Verein aufgenommen hat. Später tritt er auch aus dem Verein aus.

5) Der Verein ist gemeinnützig.

6) Eigentümer des Verlages Philosophischer Salon ist der Verein.

6) Das Vermögen des Vereins fällt bei der Auflösung an die Marx-Engels-Stiftung  http://www.marx-engels-stiftung.de/


Im zweiten Teil definierten wir unser Verständnis von Querfrontals eine politische Praxis, die darauf abzielt entlang der nationalen Frage eine dauerhafte Zusammenarbeit aller ideologischer Strömungen - ganz gleich ob rechts oder links - zu installieren. Der Philosophische Salon erfüllt dieses Zweck vorbildlich.

Da gibt es den Nationalrevolutionär Bernd Rabehl, einst SDS-Aktivist und heute Professor am Otto-Suhr-Institut der FU Berlin. Der sein Nationalistisches Machwerk "Feindblick" durch den Verein verlegt und vermarktet bekommt.  http://www.feindblick.de/

Seine neuesten nationalrevolutionären Absonderungen "Rudi Dutschke, Revolutionär im geteilten Deutschland" werden standesgemäß in der "Edition Antaios" des um die "Junge Freiheit" angesiedelten "Instituts für Staatspolitik" verlegt und im "Ostpreußenblatt" (9/03) der "Landsmannschaft Ostpreußen" persönlich beworben.  http://www.webarchiv-server.de/pin/archiv03/0903ob44.htm

Zu Rabehl gesellen sich der Neurechte Heiner Karuscheit, der völkische Nationalist Müller-Mertens mit seinen Kontakt zu Faschisten und Holocaustleugnern, deren menschenverachtendes Geschmiere er bei seiner RBI ständig verbreitet. Und der sich besonders um die Auslandsdeutschen Sorgen macht, damit sie ihre deutsche Kultur in der Fremde nicht verlieren.  http://www.californiadeutsche.com/losing_culture2.htm

Auf der anderen Seite finden wir im selben Vereinsboot, sozusagen auf anderen Seite rudernd, durch SED und Stasierfahrungen national sozialisierte KommunistInnen und MarxistInnen aus mittleren und Führungsetagen der vaterländischen PDS.

Damit beide Flügel sich kontinuierlich aufeinander beziehen können, bildet im Verein der Antisemitismus den Kitt:

"Wer den Staats-Terror Israels rechtfertigt, ungeachtet seiner wie meiner strikten Ablehnung individuellen Terrors im allgemeinen, insbesondere in nicht-revolutionären Situationen, muß gleichwohl begreifen, daß die Palästinenser es den verzweifelten Aufständischen des Warschauer Ghettos gleichtun, wenn sie sich zu Selbstmordattentaten hinreißen lassen. Das habe ich so und so ähnlich schon oft geschrieben und gesagt und dem ist weder etwas hinzuzufügen noch müßte ich auch nur einen Deut davon zurücknehmen." Stefan Pribnow
 http://www.kalaschnikow.net/de/forum/view.php3?bn=politik_kalaschnikow&key=1061133285&first=1061132391&last=1048756648


Die Entstehung Israels gründet laut Kneffel im "im jüdischen Nationalismus ("Zionismus") verbunden mit dem Bewusstsein, den Westmächten als Vorposten im Orient zu dienen. Auf dem Kolonialismus (nichts anderes war es) und dem Nationalismus ritten damals manche andere in Europa auch, mit der einzigen Ausnahme, dass sie versuchten, ihre innereuropäischen Heimatgebiete "ethnisch rein" zu gestalten, sie wanderten nicht aus. Daraus entwickelte sich die Situation, die wir aus anderen Kolonialgebieten mit Masseneinwanderung kennen: Entrechtung, Ausrottung oder Assimilation der alteingesessenen Bevölkerung. Dies auch in Palästina von Anfang an und bis heute."
 http://www.kalaschnikow.net/de/txt/2002/kneffel95.html

Und Kneffel weiter: " Im Kern hat Karsli recht. Israel ist ein landraubender Siedlerstaat, der entgegen allen offiziellen Beschlüssen auch der UNO mit seiner Raubpolitik ungehemmt fortfährt und für sich einen Sonderstatus in Anspruch nimmt.....Aus was für welchen edlen Gründen sollten die Palästinenser es hinnehmen, daß sie in ihrem eigenen Land entrechtete, beraubt und vertrieben werden? Sie nehmen es auch nicht hin und dafür muß man Verständnis haben.
 http://www.rbi-aktuell.de/Politik-Inland/07052002-01/07052002-02/08052002-01/10052002-02/24052002-02.html

Dass man im Verein dieser Nationalen Sozialisten nicht mitmachen muss/kann, ansonsten mensch angesichts dessen nur ein Depp oder eben selber eine braune Socke sein kann, zeigen exemplarisch die Mandatsniederlegung bzw. der Austritt von Röschert und Röpcke.

Doch es geht munter mit dem Antisemitismus im Philosophischen Salon weiter:

Statt Mitgliederkritik auf der März MV wegen der skandalösen Nahostkonferenz gab es Entlastung für den Vorstand. Und dieser plant bereits den nächsten öffentlichen Angriff auf das "Judentum".

"Dokumente zur Geschichte des Zionismus" so heißt sein neuestes Projekt, gegliedert in: 1. Die Majorisierung 2. Die Eroberung des Bodens 3. Die Eroberung der Arbeit 4. Die Eroberung des Marktes.
 http://www.zionismus.philosophischersalon.de/

Was schrieb die Junge Freiheit vor drei Jahren über Pribnows Kalaschnikow, dem Vorläufer des Philosophischen Salons zutreffend:

"Immer haben JUNGE FREIHEIT und Kalaschnikow ja auch so einiges gemeinsam: beide waren ursprünglich Studentenblätter, die sich zu höherem Niveau entwickelten." Junge Freiheit Nr. 7/00, v. 11.02.2000

Hier endet unsere Querfrontrecherche bis auf weiteres.
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Ergänzungen

Begriff Querfront falsch verwendet

Max 18.08.2003 - 17:22
Der Begriff Querfront wird hier falsch verwendet. Kalaschnikow hat sicherlich teilweise Querfrontansätze und einige Kalaschnikow-Angehörige sind Nationalbolschewisten und Judenhasser. Dennoch sind rechte Ideologiestücke in der Linken sehr verbreitet ohne gleich Querfront (was eine bewusste Intention und Strategie voraussetzt) zu sein. Das betrifft beispielsweise fast alle kommunistische und einige anarchistische Strömungen.

Pauschale Zuordnungen wie "Nazi" und Querfront", wie sie Autor macht, dienen der Verharmlosung und Verwässerung der Begrifflichkeiten. Wenn Du einen ML-Ideologen als Nazi bezeichnest, weil er Arafat ganz toll findet - als was bezeichnest Du dann Kameradschaftsmitglieder, die Menschen anzünden? ist es wirklich dasselbe? War die DDR genau dasselbe wie Hitler-Deutschland? Waren Stasi-Gefängnisse gleich KZs?
Darüberhinaus habe ich den Eindruck, als wenn momentan in der Szene von einigen Checkern eine Säuberungswelle angestossen werden soll.

Wie gesagt: daß Kalschnikow in die nationalrevolutionäre Ecke geht, will ich nicht bestreiten. Aber pauschal alle möglichen Betonköpfe gleich als Nazis zu beschreiben geht zu weit und ist eher kontraproduktiv. Glaubwürdiger macht es auf keinen Fall. Aber seit wann ist die Linke an Glaubwürdikeit interessiert?

JUNGE FREIHEIT und Kalaschnikow

Mikhail 19.08.2003 - 14:04
"Immer haben JUNGE FREIHEIT (JF,d.Verf.) und Kalaschnikow ja auch so einiges gemeinsam: beide waren ursprünglich Studentenblätter, die sich zu höherem Niveau entwickelten." Junge Freiheit Nr. 7/00, v. 11.02.2000", schreibt "von ein anderer mensch".
Leider bringt die JF nur ein Argument für die unsägliche Behauptung, daß beide, JF und Kalaschnikow, etwas gemeinsam hätten. Ich zitiere erneut: "Beide waren ursprünglich Studentenblätter." Wie kann man dieses - bei aller meiner Kritik an bürgerlicher Wissenschaft - zu einem Argument dafür machen, daß die Kalaschnikow rechts-konservativ sei, wie die JF? Das ist doch unwissenschaftlicher Unfug. Allerdings hat der Autor/haben die Autoren der JF durchaus Recht, wenn sie meinen, daß sich beide "Studentenblätter ... zu höherem Niveau entwickelten". Das trifft sowohl auf die Quantität wie auch auf die Qualität zu. Auch diese Behauptung ist durchaus nachprüfbar, wenn man sich die Archive von JF und Kalaschnikow ansieht.

Nimmt man sich nun einen weiteren Punkt in diesem Elaborat wie "Dokumente zur Geschichte des Zionismus" so heißt sein neuestes Projekt, gegliedert in: 1. Die Majorisierung 2. Die Eroberung des Bodens 3. Die Eroberung der Arbeit 4. Die Eroberung des Marktes.  http://www.zionismus.philosophischersalon.de/" dann kann jeder, der sich mit der "Geschichte des Zionismus" befassen möchte, doch nur froh sein, wenn im Internet eine - möglichst wissenschaftlich - editierte "Dokumentation" publiziert werden soll. Unter "Dokumente" verstehe ich also nicht "Interpretationen". So ist also 'nur' zu prüfen, inwieweit die Dokumente echt, also richtig, oder unecht, also falsch, sind. Was die Aufgabe einer Archivisierung bzw. Dokumentation anbetrifft, ist dieses weder rechts noch links. Auch das Thema bzw. der Inhalt der Dokumentat deutet noch nicht auf linke oder rechte Archivare/Dokumentatoren hin. Auch hier baut "von ein anderer mensch" einen wahren Popanz auf.

Im übrigen, ein weiter Punkt, den "von ein anderer mensch" der Indymedia-Gemeinde kundtut, dürfte "die Entlastung für den Vorstand" durchaus keine rechte Handlung sein. Ebensowenig eine linke Handlung, sondern eine durch das Vereinsgesetz, wenn man so will: durch den bürgerlichen Staat und seine bürgerlichen Gesetze, erforderliche Handlung. Ein Vorstand ist zu entlasten. Die Mitglieder haben dies zu tun und nicht zu unterlassen. Ein durchaus üblicher Vorgang in diesem, unserem Lande. Wofür oder wogegen soll solch eine Handlung also ein Argument sein. Selbstverständlich werden Mitglieder eines Vereins, ob Brieftaubenzüchter oder Kleingärtner, sich aufgrund der Satzung (den Zwecken, Zielen, Aufgaben eines Vereins) diesem Anschließen. Und wenn der durch sie gewählte Vorstand diese Zwecke, Ziele und Aufgabe umsetzt, ist doch wohl zu erwarten, daß die Mitglieder den Vorstand entlasten. Also: so what?

Jetzt gehe ich erst einmal zu meinem Mittagessen. Die Hausfrau (echt klassisch bei mir) ruft.

Denunziation statt Aufklärung

xyz 19.08.2003 - 15:51
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Das sind die Schreiberlinge dieser Denunziationen nicht in der Lage. Sie 'verraten' mehr über sich, als über ihren Gegenstand, den sie nicht auf den Begriff bringen. An den Haaren wird herbeigezogen, was sich mit dem Begriff "Antisemitismus" auch nich im geringsten zu verquicken vermag. Statt reziprokes Denken, materialistische Dialektik herrscht pure bürokratische Auflistungs- und Überführungsmentalität. So "denken" üblicherweise nur bezahlte Schnüffler. Hier die politische Polizei am Werke, nicht Kant`s Diktum.

aber immerhin...

weist 19.08.2003 - 16:49
methodologisch sauber. Das Verfahren zur Akquise von Vereinsdaten ist ja schon quasi in SOP-Form verfaßt. Wer weiß, wozu man das alles noch nutzen kann? Mal von Querfrontis bzw. Undifferenzierern abesehen, gibt es ja noch so einige schattige Vereinigungen (''Bürger''konvent etc.), über die nicht ausreichend Klarheit existiert, wer bzw. wessen Interessen dahinterstecken. Hier bietet sich ein schöner Ansatzpunkt, tätig zu werden und diese Informationen in klassischer bzw. Infoguerilla-Form an die Öffentlichkeit zu tragen.
Zu der vorgebrachten Definition von Querfront kann ich nur sagen: Potential. Ein solcher Ansatz auf linksprogressiver und linksprogressiver only-Basis ist etwas, worauf ich mal Bock hätte - wozu über die Eigentumsverteilung und Produktionsmittel in einer zukünftigen anders strukurierten Gesellschaft streiten, wenn dieses Ziel noch in so weiter Ferne liegt? Erst würde ich die Voraussetzungen schaffen, die einen solchen gesellschaftlichen Aufbruch bzw. Wandel überhaupt möglich machen, und dabei kann ein strömungsübergreifendes Linksbündnis wirklich helfen. attac in wirklich systemkritisch, nichthierarchisch und praxisorientiert halt.

Warhead hat vollkommen recht

Rotfront 22.08.2003 - 17:05
Und das, obwohl doch diese sogenannte Recherche aus dem Umfeld der Leute stammt, die gerade noch vehement die Schliessung von Indymedia forderten:
 http://www.redaktion-bahamas.org/aktuell/Beitraege14-3-03.htm

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anti antifa — bak

@ bak — Frager

ausdiskutiert... — Warhead