Göttingen: Bezahlt wird nicht

Seeed sind doch ziemliche Sexisten! Am Anfang fand ich ihre Musik noch relativ coool, doch staunte ich letztens bei ihrem Musikvideo, als sie am Ende derbe sexistische Sprüche abliessen - oder habe ich da aufgrund mangelnder Englischkenntisse was falsch verstanden? Na ja, aber eigentlich wollte ich auch den Leuten gratulieren, die sich da freien Eintritt verschafft hatten. Dies wird auch noch bei so vielen anderen kommerziellen Veranstaltungen passieren, wenn Spaß und Unterhaltung immer teurer werden, während die Menschen immer weniger Geld dafür zur Verfügung haben.

Vor einem jahr fand dasselbe Spektakel (MTV-Campus-Invasion) an der Potsdamer Uni statt. Hier gab es neben mir vielleicht noch ein oder zwei andere Leute, die dieses Spektakel ablehnten. Warum? MTV bekam von der Uni Geld (was dann anderswo fehlte), einige der alten Bäume (haben mehr als 100 Jahre auf dem Buckel) auf dem Campus wurden gefällt usw. Mit schwarzen Planen und weiträumiger Abspeerung verhindert, daß Leute mit wenig Geld was vom Konzert mitbekamen.
Bei einer fast 100%igen Zustimmung hatten wir keine Lust was zu machen...

Also mal ehrlich... Ich frage mich langsam wirklich warum sich viele Leute dauernd über vermeintlich überteuerte Konzerte bzw. Veranstaltungen aufregen. Besonders krass ist das in Autonomen Zentren. Die Leute fahren sonst auf jedes Festival und bezahlen in den kommerziellen Clubs auch mal gerne 10 Euro Eintritt und fuers Bier dann 4 Euro, aber dann regen sie sich ueber soli sachen auf. eine veranstaltung verursacht nunmal immense kosten, wenn die leute nicht bezahlen laesst sich sowas halt in zukunft nicht mehr durchfuehren. denkt mal nach...

leider hats in den letzten jahren etlichen umsonst&draussen events kopf und kragen gekostet dass bei solchen events ohne fette sperrgitter jede menge gverräterbier von der näxten tanke eingschleppt wird und ie selbstverwalteten kleinveranstalter dann auf den kosten fürs equipment hängengeblieben sind.

wenn die security scheisse genug ist, wird dagegen jeder mondpreis für reinkommen und gesöff bezahlt, man kanns ja beim näxten kleinen laden wieder einsparen.

wann begreifen die konsumschafe eigentlich, wem sie das was antun. abgesehen, dass so ein event eine fettkrasse werbeveranstaltung wie mtv ist, die das ganze ja auch noch werbetechnisch und kommerziell bis zum letzten ausschlachten.

nicht zu vergessen unser freunde von der GEMA, die immer und überall die hand aufhalten wo in der öffentlichkeit ein ton gespielt wird um sich ihre provision an der verwertung von musikalischen aufführungsrechten zu sichern. "Bundesweit beschäftigen wir an zehn Standorten rund 1.100 Mitarbeiter und sind mit einem jährlichen Inkasso von über € 800 Mio. die größte deutsche Verwertungsgesellschaft." Bei den Zahlen im geschäftsbereich ist mir schwindlig geworden, weil mein Bildschirm nicht breit genug ist :-)

Gegen Kommerz und Rechtehuberei!

über infos oder links zu wie die gema die kohle nicht zahlen trotz konzerten und diskos wäre ich und bestimmt viele anderen sehr erfreut also her mit infos links tips etc....
wir immer schwieriger in autonome zentren linke gegenkultur zu veranstalten, jedes konzert wird um kohle gefordert jede disko jede kneipenabend

Es ist natürlich immer leicht, über Institutionen wie GEMA o.ä. herzuziehen. Fakt ist allerdings, dass die meisten KünstlerInnen ohne sie ganz schön arm dran wären, denn über sie werden die Urheberrechte geschützt und die eingenommenen Tantiemen ja auch wieder an die Bands ausgezahlt, die zweifellos allein mit den Kümmergagen, wie sie gerade nichtkommerzielle Läden leider meist nurzahlen können, kaum über die Runden kämen. Also ist die GEMA auch ein Garant für künstlerisch-kulturelle Vielfalt.
Ähnliches gilt natürlich auch für die geschmähten Eintrittspreise: Veranstaltungen zu machen kostet nun mal Geld, und das ist mit wenigen Euros Eintritt im Regelfall kaum einzuspielen - und je weniger Einnahmen da sind, desto weniger Gage kann ja auch wieder den KünstlerInnen gezahlt werden (also ich meine jetzt ganz klar den low-budget-Bereich und nicht irgendwelche Phantasiegagen der Stones oder auch mancher prominenter Punkband..). Was die mtv-Campus-Invasion angeht, würde ich einfach mal konstatieren, dass da doch relativ viel für relativ wenig Geld geboten wurde, also dieser pauschale mtv-ist-kagge-weil-alles-kommerz-Reflex da zu kurz greift. Etwas anderes zu organisieren, das steht und fällt letztlich ebenso wie die campus invasion mit dem Engagement der jeweiligen Studierendenvertretungen, die meist auch noch anderes zu tun haben außer Festivals zu organisieren. Von daher ist mit relativ wenig Mitteln hier eine hochkarätige Veranstaltung "abzugreifen" gewesen.
Also wie gesagt, alles kost' was, das Catering, die Gage, die PA, die Promotion, die Unterbringung etc., und das muss bei der mtv campus invasion wie bei jeder Kulturveranstaltung, egal ob im Autonomenschuppen oder im Kulturhaus, erstmal wieder eingespielt sein. Think about it.

Also bei 10.000 Leutchen, die im Schnitt 15 Euros gelöhnt haben, bleibt schon noch`n bißchen was übrig für MTV. Letztere find ich übrigens so schlecht gar nicht mal. Um so mehr als deine gelobte "Studierendenvertretung", die in Göttingen ziemlich rechts ist, mit "derartiger Musik", wie sie in ihrer Zeitung schreiben, eher wenig anfangen konnten. Die haben sich vor allem Sorgen um die dadurch "eingeschränkten Öffnungszeiten" der Seminare gemacht haben.