Streiks und Demonstrationen gegen den Sozialabbau in Frankreich

Labournet.De 27.06.2003 15:39 Themen: Soziale Kämpfe
Von Frankreich lernen - heißt: soziale Fantasie und solidarisches Denken und Handeln entwickeln.

Spannender Bericht einer Gruppe von GewerkschafterInnen - darunter etliche der Ruhrkoordination - die Anfang Juni für eine Woche Frankreich besuchten und hautnah die großen Demonstrationen und Streikdiskussionen erlebten.
Frankreich 2003

Von Frankreich lernen - heißt: soziale Fantasie und solidarisches Denken und Handeln entwickeln.

Spannender Bericht einer Gruppe von GewerkschafterInnen - darunter etliche der Ruhrkoordination - die Anfang Juni für eine Woche Frankreich besuchten und hautnah die großen Demonstrationen und Streikdiskussionen erlebten.

Die Angriffe auf die sozialen Rechte der Lohnabhängigen und Armen und Besitzlosen der Gesellschaft sind überall gleich, in Italien, Spanien, Österreich, in Frankreich genauso wie in der BRD. Nur der Widerstand und die Antworten der "Angegriffenen" sind verschieden. Während hierzulande führende Gewerkschafter nach zwei eher schlappen Aktionstagen im Mai nun zur "Sommer"-Pause rufen, verläuft der Abwehrkampf in Frankreich in anderen Bahnen.

Seit November 2002 wehrt sich das gesamte Schulpersonal - von der Lehrerschaft bis zu den Hausmeistern zusammen mit Teilen der Eltern - gegen die Rentenreform und die Dezentralisierung.
Seit dem 13. Mai sind grosse Teile des öffentlichen Dienstes in Streik getreten, von den Angestellten der Steuerbehörden, den Beschäftigten in den Krankenhäusern bis hin zu fast allen Teilen des öffentlichen Transportsektors. In ihrer Mitte als Symbol des grossen Streiks von 1995 die Eisenbahner/innen.
In 150 Städten gab es an diesem Tag Demonstrationen und Streiks. Marseille und Toulouse waren die Zentren der Mobilisierung. Aber auch viele Bereiche aus dem privaten Sektor zeigten ihre Solidarität. "Das waren noch Zeiten, als die Eisenbahner nur an sich selber dachten" titelten Anfang Juni einige der grossen französischen Tageszeitungen. Der Direktor der SNCF, der französischen Eisenbahngesellschaft, hatte in einem Brief an alle 150000 Belegschaftsmitglieder geschrieben die Rentenreform der Regierung gehe sie nichts an, sie hätten ja schließlich ihre Sonderregelungen". Genau das ist es aber, was die "Neoliberalen" heute fürchten, die Herausbildung solidarischer gesellschaftlicher Zusammenhänge durch das gemeinsame Handeln, das tous ensemble, der privilegierten Eisenbahner mit den Erwerbslosen und den viel schlechter gestellten Beschäftigten in anderen Branchen.
Interessant ist aber auch, das Wirken der verschiedenen gewerkschaftlichen und sozialen Akteure (Sud, CGT) in dieser Streikbewegung näher zu betrachten, denn wie in der Geschichte schon öfters, zeigen sich in Frankreich die verschiedenen Strömungen innerhalb der Gewerkschaftsbewegung viel offener und klarer als hier in der BRD. Versuchen wir also in dieser Veranstaltung auch einmal gemeinsam nachzudenken, was wir aus den französischen Erfahrungen lernen können für den eigenen emanzipatorischen Widerstand hier:

Lernen wir also französisch, um an deutsche Verhältnisse besser heran zu kommen.

Veranstaltet von Bhf/Politik und AG "Soziale Grundrechte!"

Dienstag, 8. Juli . 19.30 Uhr
Bahnhof Langendreer (Bochum)
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Ergänzungen