In Kontakt mit Bagdad - Update 38

--- 29.03.2003 20:04 Themen: 3. Golfkrieg Militarismus
Unter den getroffenen Kommunikationszentren sind mindesten zwei der Objekte, die von den Human Shields als unbedingt schutzwürdig eingestuft waren getroffen worden - Das seit 36 Stunden andauernde Bombardement ist Ursache der faktischen Belagerung der Stadt - Das Fehlen von Wasser ist zum größten Problem geworden, die Menschen müssen auf die Gewässer des Tigris zurückgreifen. - Die Krankenhäuser weisen inzwischen auch Schwerverletzte ab. - Die unabhängigen Journalisten haben seit heute wieder große Probleme wegen der stringenten polizeilichen Kontrollen -
In Kontakt mit Bagdad - Update 38

Stand: Saturday March 29, 2003 at 02:35 PM

 http://italy.indymedia.org/news/2003/03/236364.php

Bagdad im Belagerungszustand

Seit sechsunddreißig Stunden fallen eine nach der anderen die Bomben, im Wechsel mit dem Pfeifen der Raketen die den südlichen Stadtrand treffen.

Der Informationspalast ist durch das Bombardement der letzten Nacht wie "verformt", so auch die niedrigeren Bauten, die ihn umgaben. Die Fensterscheiben sin im Umkreis von Hunderten von Metern zu Bruch gegangen.

Durch den unaufhörlichen Bombenregen, der sie innerhalb eines Kreises aus Rauch, Feuer und Trümmern einzwängt, die auch denen, die dazu in der Lage wären, es unmöglich machen, zu fliehen, ist die Stadt faktisch belagert, wie man mir schon seit gestern sagte. Die Straßen, die nach Syrien und Jordanien führen, sind unmöglich zu erreichen.

Die Ernährungs- und die Gesundheitssituation sind inzwischen hoffnungslos geworden. Die Verletzten, auch die, die in sehr schlimmem Zustand sind, werden mittlerweile von den Krankenhäusern abgewiesen und auf den Straßen und an improvisierten Orten gepflegt. Die zu Kriegsbeginn befürchtete humanitäre Katastrophe ist in Bagdad inzwischen im Gang.

Es ist unmöglich, aus der Stadt heraus mit anderen Örtlichkeiten im Land zu kommunuizieren.Die Kommunikation zwischen den verschiedenen Teilen des Irak ist durch das Bombardement einiger Telefonzentralen am Rande der Hauptstadt, von denen mindestens zwei ausschliesslich zivil genutzt wurden und unter den zivilen Objekten waren, die von den Human Shields als Schutzwürdig eingestuft wurden, unterbrochen.

Das Fehlen von Wasser ist für die Bevölkerung, die gezwungen ist, auf die Gewässer des Tigris zurückzugreifen, um davon zu nehmen, um zu kochen und für ein Minimum an Körpehygiene zu sorgen, ist mit Sicherheit zu einem der am schwersten zu bewältigenden Problemen geworden. Die permanenten Bombardements sogar auf die Ufer des Flusses machen diese Wasserentnahmen zu einer extrem gefährlichen Angelegenheit.

Was die italienischen Journalisten betrifft, (A.d.Ü.: es wurden gestern auch diese vermisst sie dürften soeben genau in Bagdad auf freien Fuß gestz worden sein, und zwar exakt in diesen Minuten. Wenn die Nachricht stimmt, werden wir sie bald in den Agenturmeldungen finden. Ich habe dazu augenblicklich keine Bestätigung.

Mit der Stadt zu kommunizieren ist extrem schwierig. Seit heute Morgen Probleme mit der Polizei für die unabhängigen Reporter, die erneut engen Kontrollen der Papiere und akkreditierungen ausgestzt sind.

Ein katholisches Kirchengebäude wurde ohne allzu große Schäden zu erleiden und ohne dass es Tote oder Verletzte gegeben hätte, getroffen worden. Die Zahl der Opfer des gestrigen Gemetzels auf dem Markt ist auf 75 angestiegen.

Bis später,

r.

***

Zusatz von mir: Seit einigen Stunden habe ich vom Heim-Pc aus keinen Zugang mehr zum Internet. Das kann, solange das Problem nicht gelöst ist, zu Verzögerungen in der Übertragung der Texte führen. Bis zur Lösung des Problems werde ich sehen, dass ich von anderen Orten aus weiter übertrage. Dies kommt aus dem Internet-Cafe. Diese Mitteilung soll vermeiden, dass bei Verzögerungen der Eindruck entsteht, der Kontakt mit Bagdad sei abgebrochen. Vorerst zumindest werden etwaige Verzögerungen der Übertragung am geschilderten Problem liegen.

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Ergänzungen

Schlaue Bomben

Anmerker 29.03.2003 - 16:37
Erinnert sich noch jemand an die "intelligenten Bomben"? Mir fiel letztens folgende Meldung ein, siehe Link.

Klasse was du machst

Catscrash 29.03.2003 - 16:39
Hi. Vielen Dank für deine Übersetzungen, finde ich echt klasse das sich jemand so angagiert und hoffe das dein Problem nicht allzulange dauert
Greetz
Catscrash

Zu den italienischen Journalisten

--- 29.03.2003 - 17:39

Die italienische Nachrichtenagentur ANSA hat die Freilassung von sieben italienischen Journalisten bestätigt.

Hier die Meldung als Beleg:

Bologna - Die sieben italienischen Journalisten, die von der irakischen Polizei gefangen gehalten wurden sind in Baghdad freigelassen worden und befinden sich im Hotel Palestine. Das hat der Direktor der Tageszeitung "Il Resto del Carlino" Giancarlo Mazzuca bestätigt. Am Morgen waren die von der irakischen Polizei festgehaltenen und ein Hotel in Basrah untergebrachten Reporter nach Bagdad gebracht worden. Einer von ihnen, Franco Battistini, vom Corriere della Sera, hat auch die Redaktion der mailändischen Tageszeitung (A-d.Ü.: Corriere della Sera) angerufen und erklärt, dass sie gut behandelt wurden und betont, dass sie sich Alle "in bester Verfassung" befinden.

Jetzt sind die Journalisten im Hotel und warten auf die Entscheidungen der irakischen Behörden. (A.d.Ü.: eine andere Nachrichtenagentur meldet, dass sie inzwischen von den Irakischen Behörden Visas bekommen haben und im Land bleiben dürfen)

Wer die Journalisten sind: Die frei gelassenen Korrespondenten italienischer Tageszeitungen sind:Franco Battistini vom Corriere della Sera, Ezio Pasero vom Messaggero, Vittorio dell'Uva vom Mattino, Toni Fontana von L´Unita', Leonardo Maisano vom Sole 24 Ore, Lorenzo Bianchi von der Riffeser-Gruppe, Luciano Gulli vom Giornale).

Die Reporter äußern sich

"Sie haben uns sehr viel besser behandelt, als ein Italiener je einen Iraqi behandeln würde, der illegal die Grenze passieren würde", "es ist eine recht lange reise gewesen, aber sie sind ziemlich höflich gewesen" sind einige der Aussagen der sieben in Basra vermissten Journalisten gegenüber von Gabriella Simoni, der Korrespondentin der Nachrichtensdendung TG1-Studio aperto des ersten italienischen Fernsehens. Vor dem Hotel Palestine ist die Stimmung ziemlich gelassen. Wie geht´s? Fragt Simoni. "Sehr gut", antwortet Vittorio dell´Uva. Was passiert jetzt? "Tja, das wissen wir nicht...es war eine recht lange Reise, aber sie waren ziemlich nett...sie haben uns in Basra in einem Hotel untergebracht und dann nach Bagdad geführt". Was haben sie euch gesagt? "Nichts" antwortet Leonardo Maisano "Alles war ziemlich ruhig. Sie haben uns gut behandelt. Die reise ist lang gewesen. Jetzt warten wir darauf, dass sie uns ausweisen". Bist Du ein Wiederholungstäter? wird Lorenzo Bianchi (der schon 1991 gefangen war)gefragt. "Ich habe ein Abo", antwortet er "Sie haben uns ins Sheraton Hotel gebracht, sie haben uns gesagt, dass wir Gäste der regierung sind...eine Formel, die mich sehr an die vom letzten mal erinnerte".

"Mir passt, dass al Jazeera die Nachricht bekannt gegeben hat" sagt Toni Fontana,"Sie haben uns ein wenig á la Polizeikommissariat oder Parteizentrale fotografiert...aber die Nachricht ging raus und alles in Allem war das ein Vorteil, weil sich das rumgesprochen hat".

"Wir sind glücklich,...es ist gut gegangen...sie haben uns gut behandelt...wir haben eine sehr gute reise gehabt" bestätigt Luciano Gulli". Haben sie euch nicht gesagt, was los war? "Nein, sie haben nur gesagt, dass in Basra keiner bereit war, die Verantwortung für eine Entscheidung zu übernehmen, wie immer".

Nach Ansicht von Ezio Pasero sind sie sehr nett gewesen, sie haben uns viel besser behandelt, als ein Italiener je einen Ireaker behandeln würde, der illegal die Grenze passieren würde... sie haben uns gesagt, dass wir einen Tag hier bleiben werden, aber die franzosen waren eine woche hier...mal sehen, was passiert". Und Francesco Battistini: "Uns haben sie gesagt, dass sie uns nach Jordanien schicken". Werden sie eich ein Visum geben? "Warten wir ab, was sie entscheiden werden". Bist Du gelassen? "Ja".

Journalisten: Nach Meinung der britischen Kommandantur bestehen in Basra enorme Risiken. - "Die Journalisten, die auf eigene faust versuchen, die Gegend von Basrah zu erreichen, setzen sich enormen gefahren aus, wir fordern alle auf, von solchen Versuchen abzusehen": das sagte der sprecher der britischen streitkräfte in der Golf-Region, der Gruppenkapitän Al Lockwood, dem zufolge die Zentralkommandantur in Qatar in Kenntnis des Falls der verschwundenen italienischen Journalisten ist, über die sie aber bislang keine weiteren Informationen hat. "Wir bitten alle Journalisten im Gebiet" sagte Lockwood,"bitte die scoops zu vergessen und in Koordination mit den Medienreferenten der Miltärkommandanturen zu arbeiten. Andernfalls setzt man sich und die Militärkräfte am Ort, die zur Sicherheit der Journalisteneingreifen müssen, hohen Risiken aus". "Sich ohne geleit in das Gebiet zu begeben" fügte Lockwood hinzu,"setzt dem Risiko aus, von der irakischen regierung für propagandistische zwecke benutzt zu werden, oder schlimmer noch, als Westler von den Paramilitärischen Kräften für feinde gehaltenzu werden. Wir haben im Gebiet von Basrah schon den tragischen Fall eines verstorbenen ITN-Journalisten und zwei vermisste gehabt".

Original hier:  http://www.ansa.it/fdg01/200303291421103070/200303291421103070.shtml


IMC 29.03.2003 - 20:52
der beitrag ist versehentlich falsch sortiert worden und wurde nachträglich hochgesetzt (daher der zeitunterschied zwischen ergänzungen und der publikationszeit).

Aeronautics

Warhead 29.03.2003 - 21:20
Kommt noch eine Übersetzung von Aeronautics,oder kann mir jemand eine vernünftige Übersetzungsmaschine nennen die keinen Grammatiksalat produziert??