noch ein Demobericht aus Stuttgart

Lucky und Luke 23.03.2003 16:59 Themen: 3. Golfkrieg Militarismus
Bericht der Demonstration am 23.03.03 zum EUCOM-Gebäude in Stuttgart-Vaihingen
Der Zug formierte sich bis ca 11:30h am Bahnhof Vaihingen. Unfgefähr 700 Menschen hatten sich versammelt und zogen von dort in einem durchgängigen Spalier in Grün zum Gelände des EUCOM ,welches als Kommandozentrale der militärischen Reccourcenverteilung über Europa , den Haupteil Afrikas, Israels, Syriens, den Libanon, sowie den südlichen Kaukasus, den Atlantik und Russland dient. Es umfasst damit 93 Länder und 33,8 Mio. qkm.
Es zog 1967 hierher, untersteht direkt dem US-Verteidigungsministerium, und ist die Kommandozentrale eines der 5 strategischen Interessensgebieten, welche sich über den gesamten Globus erstrecken. Für die Verteidigung Nordamerikas wird das NORTHCOM eingerichtet. Es gibt das pazifische Oberkommando PACOM. Das SOUTHCOM ist für Mittel- und Südamerika zuständig, das CENTCOM für Nord-Afrika den Persischen Golf und Zentralasien.
Beim Krieg gegen den Irak fällt dem Hauptquartier eine Unterstützungsrolle für Nachschub und Logistik zuteil. (Quelle:Aufruf)

Zurück zur Demo: Es gab zwei Stops mit Redebeiträgen, einmal auf einer Kreuzung in den Innenstadt Vaihingens, der zweite vor einem Flüchtlingsheim. Dort wurde in einem Redebeitrag in mehreren Sprachen Solidarität mit den BewohnerInnen bekundet. Jenseits des Haupteingangs zum EUCOM wurden bereits Polizeigitter und Barrieren errichtet, welche uns den Weg zum eigentlichen Eingangsbereich blockieren sollten, es gilt dort höchste Alarmbereitschaft. Wir stoppten vor den Absperrungen und es gab noch letzte Redebeiträge von verschiedenen Gruppen und Initiativen zum Abschluss.
Es gab noch eine kleinere Rangelei, die mindestens eine Verletzung mit sich zog. Der „harte Kern“ der Demo verweilte noch 10 Minuten , dann zog er jedoch kommentarlos und mitsamt dem Lauti ab.Danach befanden sich aber immer noch etliche Leute vor den Absperrungen, und lieferten sich dort so manches Geplänkel mit den BulletInnen, die mittlerweile ihre Vermummungen wieder abnehmen durften.

Nun zum Abschluss noch eine persönliche Einschätzung zu den Ereignissen: Uns fiel auf, dass der Zug in der Gesamterscheinung hierarchische Strukturen aufwies , der „harte Kern“ stellte sich wie selbstverständlich an die Spitze des Zuges und ließ diesen hinter sich laufen. Desweiteren wurde bei einem Redebeitrag einer SchülerInnen-Initiative Parolen gerufen, obwohl dieser schon längst begonnen hatte. Es wurde sich im Gesamten recht wenig um „andere“ DemoteilnehmerInnen gekümmert, weshalb der Zug einen nicht gerade „gemeinschaftlichen“ Charakter erhielt. Dies ist zumindest von uns so empfunden worden, und stellt deswegen unsere subjektive Sicht dar.
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Ergänzungen

ergänzung

sitzer 23.03.2003 - 21:13
wer in hirarchien denkt, könnte das vielleicht so sehen. also insgesamt war das eine bunte demo verschiedener gruppen und leute, deren motive nicht deckungsgleich waren, und die den "harten kern" so nicht als kopf der veranstaltung ansahen. die leute die da sitzen, sind übrigens diejenigen, die die chaoten auf beiden seiten (grün und schwarz) voneinander getrennt haben. als die vom "harten kern" keine chance mehr auf stress hatten, sind sie gegangen. ganz toll.
zu den "verschiedenen sprachen" in denen die solidarität mit den flüchtlingen bekundet wurde: das war englisch und miserables französisch

korinthenkackerin 24.03.2003 - 01:36
"Uns fiel auf, dass der Zug in der Gesamterscheinung hierarchische Strukturen aufwies , der „harte Kern“ stellte sich wie selbstverständlich an die Spitze des Zuges und ließ diesen hinter sich laufen."

Das ist bei anderen Demos ja auch so sehr anders. Irgeneine Gruppe muss ja vorn laufen, oder? Breitere Strassen!!! - damit alle vorn laufen können??? Es entbehrt ja auch jeglicher Logik, dass die Gruppen, die zur Demo aufrufen, (in diesem fall Radikale) vorn mitlaufen.

?Und wo ist da jetzt die Message?

Wenn das ne linksradikale Demo sein soll, ist es doch auch klar, dass linksradikale Inhalte vermittelt werden sollen, und dass passiert eben am besten vorn, oder? Bei allen bisherigen Antikriegsdemos in Stuttgart hatte dieser "Block" mühe, nicht in einer anti-amerikanischen, hurra!-Antikriegs-Massenbewegung unterzugehen. (Irakfahnen, Deutschlandfahnen und sonstiger Wahn.) Diesmal waren eben mal revolutionäre Standpunkte im Vordergrund sichtbar! - Na und? Ich fands o.k.

Verschiedene Sprachen

zerowork 24.03.2003 - 10:09

Als die Redebeiträge vor dem Flüchtlingsheim (Aussiedlerheim?) gehalten wurden, fühlte ich mich schon irgendwie hilflos. Die Leute, die da drin kaserniert sind, sprechen hauptsächlich Russisch - zumindest hatte ich diesen Eindruck.

Da ist natürlich mit einem Beitrag auf Französisch wenig geholfen. Ich fand es schon gut, dass sich die Leute dort wenigstens Gedanken, um den Umstand gemacht hatten, dass die Leute eventuell nur schlecht oder gar kein Deutsch verstehen, aber französisch und englisch waren imo auch nicht die beste Wahl. In Stuttgart kann es doch nicht so schwer sein jemanden zu finden der/die Russisch spricht, oder?