Das Öl und der Irak

Martini 10.12.2002 12:06 Themen: Militarismus
Ich habe hier eine Zusammenfassung von Einschätzungen zum Thema geschrieben, die ÖL als ein Interesse der großen Wirtschaftsmächte behandelt. Sicher ist das nur ein Aspekt des bevorstehenden Krieges, aber gerade, wenn es um Wirtschaftspolitik geht sind viele unsicher. Hier noch mal eine allgemeinverständliche Zusammenfassung zum Thema:
Wie eine Fieberkurve hat der Ölpreis in den vergangenen Monaten den Konflikt zwischen den USA und dem Irak nachgezeichnet. Als es im September noch danach aussah, dass die USA alleine und schnell einen Militärschlag gegen den Irak planten, kletterte der Preis zeitweise auf über 30 Dollar das Fass – fast eine Verdopplung gegenüber den Preisen von Anfang des Jahres. Mittlerweile bröckelt der Preis wieder, seit sich abzeichnet, dass die USA zunächst das Ergebnis der Waffeninspektionen abwarten wollen, ehe sie über einen Krieg gegen den Irak entscheiden. Aber es ist jetzt schon klar: sollte die Mission der Waffeninspektoren scheitern und die Kriegsgefahr wieder zunehmen, dann dürfte auch der Ölpreis wieder steigen.

Mit der Lage an den Ölmärkten haben diese Preissprünge wenig zu tun. Denn ginge es nach Angebot und Nachfrage, wäre der Ölpreis in diesem Jahr kaum über 20 Dollar gestiegen. Lediglich eine so genannte Angstprämie hat in den vergangenen Monaten den Preis nach oben getrieben. Die waren die Käufer breit zu zahlen, nur um sicher zu gehen auch in einem möglichen Krieg am Golf ausreichend Öl zu haben. Denn die Golfstaaten fördern rund ein Drittel des weltweiten Öls. Und ein Krieg birgt auch die Gefahr, dass diese Lieferungen ins Stocken geraten könnten. Dabei hat der letzte Golfkrieg, als der Irak in Kuwait einmarschierte, gezeigt, dass die Ölversorgung auch in diesem Fall nicht abreißen muss, wie Barbara Meyer-Bukow vom Mineralölwirtschaftsverband, der Vertretung der deutschen Raffinerien, erläutert:
"Die Erfahrung 1990/91 hat gezeigt, dass nach dem Ausbruch des Krieges der Ölpreis kurz auf 40 Dollar pro Barrel hochgegangen ist, aber wirklich nur für ein zwei Tage aber dann kontinuierlich abbröckelte, als sich nämlich erwies, dass es keine tatsächliche Knappheit gab. Andere Förderstaaten haben die Mengen, die nicht mehr aus Irak und Kuwait kamen, ausgeglichen durch eigene Förderung und man kann eigentlich davon ausgehen, dass ein kriegerischer Konflikt, der jetzt ausbricht, ähnliche Wirkungen haben wird. Von daher eine langfristige Entwicklung auf den Preis dürfte ein Krieg nicht haben."

Auch die USA dürften kein Interesse daran haben, durch einen Krieg mit dem Irak eine neue Ölkrise auszulösen. Allerdings könnten sich die USA durch einen Regimewechsel in Bagdad, der die Nachbarstaaten nicht in Mitleidenschaft zieht, auch für die Ölversorgung durchaus Vorteile erhoffen. Denn mag der Irak derzeit auch nur sehr wenig Öl fördern, seine Ölreserven sind dafür riesig. Rund 11 Prozent der weltweiten Ölreserven, die sich unter heutigen Bedingungen wirtschaftlich ausbeuten lassen, lagern unter dem Land an Euphrat und Tigris. Das sind nach Saudi-Arabien die größten Reserven überhaupt.

Vor allem die amerikanischen Ölkonzerne wittern im Irak das große Geschäft. Denn der Irak wäre zur Steigerung seiner Produktion in jedem Fall auf ausländische Hilfe angewiesen. Zu marode sind mittlerweile die Förderanlagen, als das der durch die Herrschaft Saddam Husseins und die UN-Sanktionen verarmte Irak selbst die Mittel für eine Sanierung aufbringen könnte. Deshalb bemühen sich die amerikanischen Ölkonzerne schon jetzt bei der irakischen Opposition um Verträge für die Zeit nach Saddam Hussein. Auch wenn das kein leichtes Geschäft ist, denn neben den Amerikanern gibt es noch einige andere Nationen die hier mitmischen wollen, wie Friedemann Müller von der Stiftung Wissenschaft und Politik erläutert

"Wenn also das Land wirklich amerikanisch besetzt ist, beziehungsweise eine Regierung eingesetzt wird, die von USA ihre Legitimation ableitet, dann ist durchaus vorstellbar, dass amerikanische Firmen hier eine gute Chance haben, aufgenommen zu werden als Investoren. Dennoch muss gesagt werden, dass insbesondere russische und französische aber auch andere Unternehmen, chinesische, vietnamesische, italienische, die in den 90er Jahren tätig waren im Irak, dass die bevorzugte Partner der irakischen Ölindustrie wären, weil sie sich schon ein wenig auskennen mit der Problematik dort."

Schon innerhalb weniger Jahre wäre dann der Irak in der Lage, große Förderkapazitäten aufzubauen und könnte damit die Fähigkeit des Opec-Kartells zur Preispolitik auf den Ölmärkten nachhaltig schwächen.
Mit rund 40 Prozent der weltweiten Ölproduktion und sogar 60 Prozent des weltweit gehandelten Öls dominieren die elf Mitglieder der Organisation erdölexportierender Staaten, kurz Opec, nach wie vor den Ölmarkt. Mit ihrer Förderpolitik steuern sie den Ölpreis. Im Zentrum dieser Preispolitik steht Saudi-Arabien, das mit rund einem Drittel der Opec-Förderung schon alleine den Preis beeinflussen kann, wenn es den Ölhahn auf oder zu dreht. Doch die Preispolitik der Opec wird immer schwieriger, denn schon jetzt leidet der Ölmarkt eigentlich an einer Überversorgung. Die Förderkapazitäten in der Welt sind so hoch wie seit langem nicht mehr, weil, so Barbara Meyer-Bukow vom Mineralölwirtschaftsverband...
"...in den letzten Jahren hohe Investitionen getätigt worden sind in Förderanlagen. Denn der weltweite Verbrauch hat sich in den letzten Jahren nur ganz geringfügig verändert. Wir haben ja im Jahr 2000 unter anderem deswegen so hohe Preise gehabt, weil in den 90 sehr wenig in Förderanlagen investiert worden ist aufgrund des niedrigen Preisniveaus. Wir hatten ja die ganzen 90 Jahre Rohölpreis die irgendwo zwischen 12 und 18 Dollar pro Barrel lagen, also nicht gerade Investitionen in diesem Bereich anregten."

So paradox es klingt, das relativ große Angebot ist die Konsequenz aus dem Beschluss der Opec den Preisverfall an den Ölmärkten nicht länger hinzunehmen. Die elf Mitglieder des Kartells mussten 1998 einen starken Einnahmerückgang hinnehmen, als durch die Asienkrise die Nachfrage plötzlich einbrach und der Ölpreis bis auf 10 Dollar sackte. 1998 war das schwarze Jahr für die Opec, denn die Einnahmen aus dem Ölgeschäft sanken so tief, wie seit der ersten Ölkrise Anfang der 70er Jahre nicht mehr. Nimmt man die Einnahmen pro Kopf, dann liegen sie schon seit Mitte der 80er Jahre in dem Bereich, was vor der ersten Ölkrise verdient wurde. Den Opec-Staaten fällt es deshalb immer schwerer, mit den Öleinnahmen die sozialen Probleme in ihren Ländern zu bewältigen.

Die Asienkrise war denn auch der Auslöser für das Kartell, wieder eine stringente Preispolitik zu betreiben. In der Opec hatten Förderquoten fast ein Jahrzehnt lang so gut wie keine Rolle gespielt. Der Ölpreis schwankte zwischen 15 und 20 Dollar und weder die Opec noch andere Förderländer brachten den Willen und die Kraft auf, die Preise zu erhöhen. Doch mit dem Preisverfall durch die Asienkrise rückte das Kartell zusammen und drosselte die Förderung so stark, dass sich der Ölpreis Anfang 1999 innerhalb eines Jahres auf knapp 30 Dollar fast verdreifachte. Später erhöhten die Opec-Länder die Förderung wieder, denn die Konjunktur und damit die Nachfrage drohte wegzubrechen.

Vor allem Russland hat es in den vergangenen Jahren geschafft, der Opec Anteile am Ölmarkt abzunehmen. Klaus Matthies, Rohstoffexperte am Hamburger Weltwirtschaftsarchiv:
"Russland hat das Interesse wieder auf die Ölförderung zu kommen, als die Sowjetunion zusammengebrochen ist . Die haben sehr viel investiert in ihre Förderanlagen und in ihre Transporteinrichtungen und die wollen jetzt endlich den Erfolg dieser Investition sehen, d.h. die wollen möglichst viel Öl verkaufen. Und denen ist es auch lieb, wenn das Öl sehr teuer ist, die kommen aber auch mit 20 Dollar gut zurecht und von daher haben die überhaupt kein Interesse weniger zu fördern, das überlassen sie der OPEC, die mit ihrem Preisziel von 25 Dollar die Arbeit der anderen gut erledigt."

Mittlerweile hat Russland sogar Saudi-Arabien in der Förderung überflügelt und die russischen Ölkonzerne sind weiter auf Expansionskurs. Denn die russische Ölindustrie hat ein klares Ziel: Sie will sich als strategischer Partner für die Öllieferung nach Europa und in die USA profilieren. Und dabei sind die russischen Unternehmen schon ein gutes Stück vorangekommen. Deutschland erhält bereits rund 30 Prozent seines Rohöls aus Russland und auch für die USA ist Russland nach langem Zögern als Öllieferant hoffähig geworden. Schon im vergangen Jahr erwarb der größte russische Ölkonzern Lukoil 1.300 Tankstellen in den USA. Im Mai haben die USA und Russland eine Energiepartnerschaft unterzeichnet.

Die Opec versucht so gut es geht, Russland und die anderen Ölproduzenten außerhalb des Kartells in seine Preispolitik einzubinden. Einfach ist das nicht. So musste Saudi-Arabien erst Russland mit einem Preiskrieg drohen, um Anfang des Jahres zumindest kurzfristig zu erreichen, dass sich die Russen an den Anstrengungen der OPEC zur Stabilisierung des Ölpreises beteiligen. Doch auch das Kartell selbst ist nur in Grenzen zu einer einheitlichen Preisstrategie fähig. Zu verschieden sind die wirtschaftlichen Interessen der einzelnen Mitglieder. Klaus Matthies:

"Saudi-Arabien will eben einen Ölpreis, der ihnen eben auch in 100 Jahren noch Abnehmer garantiert und ein Land wie Nigeria oder Algerien, die wenig Öl haben, die streben höhere Ölpreise an, weil sie aus dem wenigen, was sie noch haben, möglichst viel rausholen wollen. Aber in der Vergangenheit hat sich so ein Land wie Saudi-Arabien in der Regel durchgesetzt, weil sie den größten Anteil an der Opec haben, die produzieren ein Drittel des OPEC Öl und haben eben eine entsprechende Position in der Opec."

Dieser Machtposition wollen sich allerdings nicht alle Opec-Mitglieder unterordnen. Immer wieder drohen Opec-Länder außerhalb der Golfregion, dass sie das Kartell verlassen wollen. In den vergangen Monaten wurde darüber spekuliert, dass Nigeria solche Absichten hegt. Bei solchen Drohungen geht es aber zumeist darum, den übrigen Mitgliedern eine Erhöhung der eigenen Förderung abzuringen. Ein Austritt der afrikanischen Länder würde die Opec ohnehin kaum schwächen, glaubt Friedemann Müller von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.

"Es würde sie nur schmerzen in so fern, als die Opec sich gerne als ein weltweites Kartell von Entwicklungsländern jedenfalls nicht Industrieländern definiert. Deshalb haben sie gerne Venezuela drin, deshalb haben sie gerne die afrikanischen Ländern, deshalb haben sie gerne Indonesien drin. Aber die Opec ist eine Organisation, die außerordentlich dominiert ist von den Golf-Staaten. Am Golf liegen 63 Prozent der Weltreserven und kann Öl preisgünstig produziert werden Das gibt ihnen einen riesigen Vorteil."

Die Auseinandersetzungen innerhalb der Opec spielen sich jedoch nicht nur zwischen den Golfstaaten und den übrigen Mitgliedern ab. Auch am Golf selbst gibt es unterschiedliche Interessen, die nur schwer unter einen Hut zu bekommen sind. So gehört der Iran innerhalb der Opec zu den Verfechtern einer Hochpreispolitik, obwohl das Land ähnlich wie Saudi-Arabien mit großen Ölreserven gesegnet ist. Noch einmal Friedemann Müller:

"Ich gehe in Tat davon aus, dass es eher ideologische Gründe sind, dass im Iran ein stärkeres Potential da ist, den westlichen Industrieländern schaden zu wollen. Womit sie natürlich auch dem Rest der Welt, auch den Entwicklungsländern Schaden zufügen, die können am wenigsten einen hohen Preis bezahlen. Es ist mehr dieses, als dass Iran glaubt, dass mit einer Hochpreispolitik eine dauerhaft wirksame Opec Politik durchgeführt werden kann."

Eine wirksame Hochpreispolitik scheitert in der Opec schon daran, dass die Kartell-Mitglieder bei steigenden Ölpreisen die vereinbarten Förderquoten überschreiten und sich dabei letztlich gegenseitig betrügen. Derzeit liegen nach Angaben der Internationalen Energieagentur die Fördermengen rund 10 Prozent über den vereinbarten Werten. Dies, und die unübersichtliche Lage an den Ölmärkten, führt ständig dazu, dass die Opec ihr Ziel, den Preis im vorgesehenen Korridor von 22 bis 28 Dollar zu halten verfehlt. So sackte der Ölpreis im vergangen Jahr bis auf 17 Dollar, weil die Nachfrage durch den geringeren Flugverkehr nach den Terroranschlägen des 11. September eingebrochen ist und die Förderländer nicht schnell genug reagierten. Klaus Matthies:
"Diese Feinsteuerung klappt nicht gut. Das liegt einfach daran, dass die Informationen, was am Ölmarkt wirklich los, ist zu spät kommen. Man entscheidet da über Produktionskürzungen oder Produktionsausweitungen zu einem Zeitpunkt wo man noch gar nicht genau weiß, wie eigentlich die tatsächliche Produktion der andere war und wie die Nachfrage im Augenblick ist. Das ist ein Problem, das eben auch dazu führt, dass es der Opec mal mehr mal weniger gut gelingt, den Preis zu erreichen, den sie anstreben."

Die Industrieländer verzichten bislang darauf, selbst in den Markt einzugreifen und sich an der Steuerung des Ölpreises zu beteiligen. Allerdings wird mittlerweile eine solche Preispolitik auch dort diskutiert. So will die EU-Kommission erreichen, dass die Ölreserven, die die Industrieländer für den Fall von Lieferausfällen angelegt haben, künftig auch zur Preispolitik genutzt werden. Dafür sollen nach den Vorstellungen der Kommission die Reserven aufgestockt werden und künftig für 120 statt derzeit 90 Tage Verbrauch reichen. Diese zusätzlichen Mengen könnten dann auf den Markt geworfen werden, so der Plan, um Preisausschläge auszugleichen. Klaus Matthies ist da allerdings skeptisch.

"Ich habe einfach keine Hoffnung, dass die Marktbeeinflussung mit solchen Freigaben von solchen Ölmengen funktionieren kann. Ein Problem ist da ja auch, dass man da mal festlegen müsste, ab wann der Ölpreis zu hoch ist. Es kann ja sein, dass der Ölpreis steigt und dass es aber ganz normal ist, weil Öl knapp wird. Es ist ja nicht unbedingt gesagt, dass das jetzt eine Preissteigerung ist, die auf eine Krise zurückzuführen ist und die man deswegen bekämpfen muss. Was ich damit sagen will, es wird schwierig sein, die Eingreifschwelle festzulegen, ab wann darf oder muss jetzt eingegriffen werden, um den Preis zu stabilisieren. Denn Preise haben ja auch eine Signalfunktion. Hohe Preise sollen ja auch signalisieren, dass das Produkt knapper wird und dass man sich dann mit seiner Menge, mit seinem Energieverbrauch sich daran anpasst."

Und es ist sicher, dass der Ölpreis langfristig steigt. Die Internationale Energieagentur in Paris geht in ihrem kürzlich veröffentlichten World Energy Outlook davon aus, dass bis 2030 der Ölpreis dauerhaft über 29 Dollar das Fass liegen wird. Vor allem der wachsende Verkehr wird dazu führen, dass die Nachfrage nach Öl in den kommenden 30 Jahren um mehr als zwei Drittel steigt. Damit werde, so die Energieagentur, weltweit die Importabhängigkeit der Verbraucherländer weiter zunehmen und der Handel mit Öl sich aufgrund der großen Reserven auf die Golfregion konzentrieren. Auch die USA werden in Zukunft verstärkt am Golf Öl kaufen müssen. Denn bei der heutigen Förderung dürften die US-amerikanischen Reserven in ein bis zwei Jahrzehnten erschöpft sein. Doch knapp wird das Öl auch dann nicht werden, wie Heino Elfert, Herausgeber des Energieinformationsdienstes erklärt.

"Es wird auf lange absehbare Zeit genug Öl geben. Wir reden ja bisher nur von den bestätigten Reserven und es gibt so genannte unbestätigte Reserven, die aber auch da sind, die also bei derzeitigen Preisen nicht wirtschaftlich nicht ausbringbar sind. Wenn wir die also da hinzu nehmen und wir daran denken, dass der Preis auf Dauer bei 35 – 40 Dollar pro Barrel liegen würde, dann hätten also wir auf lange, lange Zeit genug Öl. Was die bestätigten Reserven angeht, so haben wir seit Jahrzehnten immer noch eine Verbrauchsdauer von 40 Jahren. Wenn sie an andere Reservekategorien denken, z.B. Ölsände, Ölschiefer, Kanadas Ölsände, die auch in immer mehr gefördert werden, die auch mit immer wirtschaftlicheren Techniken ausgebracht werden, wenn die ins Spiel kommen, dann haben wir also gewaltige Reservekapazitäten."

Schon heute werden in Kanada Ölsände ähnlich wie Braunkohle im Tagebau abgebaut und das Öl anschließend aus Sand und Gestein herausgepresst. Doch mit dem gegenwärtigen Ölpreis lohnt sich diese teure Technik nur an wenigen Stellen. Die Verbraucherländer und allen voran die USA wollen dafür sorgen, dass das auch in nächster Zukunft so bleibt, denn sie wollen möglichst wenig für ihr Öl bezahlen. Selbst wenn das Öl nicht der Grund für einen möglichen Militärschlag der USA gegen den Irak sein mag - aber es könnte wohl zumindest ein willkommener Nebeneffekt sein, dass der Ölpreis mit dem irakischen Öl für ein paar Jahre gesenkt werden könnte. Das Ergebnis wäre zumindest zweischneidig. Denn mit einem niedrigen Ölpreis würden auch viele Konkurrenten der Opec vom Markt verschwinden. Und das würde die Macht über das Öl viel schneller und stärker am Golf konzentrieren, als es den Verbraucherländern recht sein kann.
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Ergänzungen

Strategische Fähigkeiten durch Öl

Charles McWaeffele 10.12.2002 - 13:25
es darf auch nicht unterschätzt werden dass Öl auch strategische Fähigkeiten verleiht, dh. zur Aufrechterhaltung eines Militäraparats und zur Durchführung von Kriegen ist die Verfügung über Ol die wichtigste Vorraussetzung.

Die westlichen Wirtschaften könnten mit sehr viel weniger Öl auskommen, aber wohin würde dann das "überflüssige" Öl wandern.

Diesse Situation mit militärischen Mitteln zu bereinigen wie es die USA jetzt vorhaben kann auch militärisch schiefgehen. Vor allem für Europa, dessen Destabilisierung und Zerstörung droht, sollten sich die geostrategischen Verwerfungen auf China und Russland ausdehnen. Wenn Westeuropa sich an einem Krieg beteiligt braucht es Verbündete das es mit dem strategisch wichtigen Öl versorgt. Dazu ist nur Russland in der Lage, oder die USA.

Hitler hat den Angriff auf Russland mit amerikanischem Öl geführt, und wurde versorgt über das neutrale Spanien.

Vor Hitler hatte Rathenau versucht über die Verträge von Rapallo mit Russland für Deutschland strategische Fähigkeiten nach dem WeltkriegI zu gewinnen.

::  http://www.walther-rathenau.de/rapallo.htm

Das wurde durch Hitler später dann hintertrieben, obwohl im Hitler Stalin Pakt die Verträge von Rapallo nochmals ausgeweitet wurden. Hitler meinte dass sich eher auf eine Versorgung mit Öl durch die USA verlassen zu können , und hat die Verträge mit Russland gebrochen und Russland angegriffen.

Als er dann gemerkt hat vor Moskau dass er gelinkt war, hat er sich als Opfer einer amerikanischen juedischen Verschwörung gesehen.

Der damalige deutsche Industriellen Club, der Hitler inthronisiert hat, war der Vorgänger der heutigen Atlantik-Brücke der grössten proatlantischen politischen Lobbyorganisation Deutschlands, zu der auch alle massgeblichen Herausgeber von Medien in Verbindung stehen.

So gesehen kann sich die Geschichte wiederholen , dass Westeuropa, ohne dass es tatsächlich die notwendigen strategischen militärischen Fähigkeiten hätte in einen Krieg hineingezogen wird, bei dem es , und natürlich auch die Bevölkerungen , nur als Verlierer herauskommen könnte.

Und der Krieg gegen Irak bringt uns diesser Situation sehr schnell näher.

Diskussion um die Rolle des Öls im amerikanischen Krieg gegen den Irak

2fler 10.12.2002 - 16:05
Der Präsident von Jordan Invest, Henry Tawfiq Azzam schrieb in Al-Hayat: "Öl ist der ausschlaggebende Faktor im Krieg gegen den Irak." Er argumentierte: Wenn die USA mit einem Regimewechsel im Irak Erfolg haben, können sie kurzfristig eine Fördermenge von 2,5 Millionen Barrel am Tag erzielen und innerhalb von fünf Jahren den Stand von 4 Millionen Barrel pro Tag aus der Zeit vor dem Golfkrieg erreichen. Ein Eintritt des Irak in den Ölmarkt mit wesentlichen Fördermengen würde es den USA ermöglichen, Druck auf die anderen Golfstaaten auszuüben, ihre Regimes zu verändern.

In seiner Entgegnung weist D. Anas Al-Hajji, Professor für Energieökonomie an der Universität Ohio Azzams Argumente zurück. Zum einen war der Versuch der USA, ihre Ölimporte auf möglichst viele unterschiedliche Quellen zu aufzuteilen, bereits ein halbes Jahr vor dem 11. September auf der Agenda von Präsident Bush. Die Annahme, daß die USA sich in Zukunft von irakischem Öl abhängig machen wollen, widerspricht der erklärten Politik der Diversifizierung. Wenn ein möglicher Krieg gegen den Irak durch Ölüberlegungen veranlaßt wäre, dann wären die USA nicht bereit, dafür die geschätzten 100 Milliarden Dollar auszugeben, und das Lebens vieler Soldaten einzusetzen. Die USA müßten lediglich die Embargos gegen Lybien, Sudan, den Iran und den Irak aufheben und könnten dann soviel Öl bekommen wie sie wollen. Außerdem hat Irak kürzlich verlautbart, daß die 1987 abgeschlossenen Verträge mit den amerikanischen Ölunternehmen gültig bleiben, das heißt diesen Firmen stehen die Türen für Investitionen offen, ohne zum Krieg zu greifen. Tatsächlich sind die USA zur Zeit in der idealen Situation, nicht nur das irakische Öl kontrollieren zu können, sondern auch, was der Irak unter dem "Öl für Lebensmittel"-Programm importiert - jedes ständige Mitglied des Sicherheitsrates kann jede geschäftliche Vereinbarung im Rahmen dieses Programms zurückweisen.

Link

Linker 10.12.2002 - 18:15
Yankonesiens Energiestrategie, siehe insbesondere das letzte Kapitel.

Zur Öl-Diskussion

Alfons Kilad 10.12.2002 - 21:29
Das was Prof. D. Anas Al-Hajji da vertritt (darauf beziehen sich mehrere Gegner der "Öl-Theorie"), hat einige Hacken:
1. War das, was er vertritt, wahrscheinlich das Konzept von Bush Vater. Es funktionierte nicht wegen der Verstaatlichung - und die USA müssten das Irakische Öl teilen, was sie Russland und Frankreich zwar versprechen, aber ist hier Bush jun. wirklich zu trauen?
2. Der Vertrag über das kaspische Öl konnte wegen der Afghanistan Besetzung im Mai abgeschlossen werden. Es bleibt jedoch noch der Iran als Konkurrent - und mit dem Irak sitzen die Amerikaner ihm deutlich näher (übrigens der nächste auf der Liste der Bösen)
3. Sicher war ursprünglich eine breitere Streuung der der Öl-Importe geplant. Da gab es allerdings noch nicht den 11. September und niemand - selbst Bush vielleicht - ahnte wie problemlos die Welt ihn hantieren lassen wird.
4. Wer annimt Bush lockere irgendein Embargo, glaubt entweder an den Weihnachtsmann bzw. kennt die Politik von Bush nicht recht.
5. Natürlich geht es schlicht nicht nur um Öl, d.h. eine rein wirtschaftliche Kalkulation. Es geht um Macht. Bush und Anhang, wollen die Welt beherrschen (wie es ja oft genug angeführt wurde).
6. Die Idee Bush würde Soldaten schonen, ist ja nett gemeint, da sieht D. Anas Al-Hajji wohl einen anderen Bush (nun ja, viele scheinen bis heute nicht zu begreifen, was er da eigentlich macht...
7. Der Krieg ist teuer, aber das zahlt nicht Bush. Dieser zeichnet sich gerade darin aus, dass er die USA rapide verschuldet um Krieg zu führen.
8. Doch wahrscheinlich braucht alles (leider) seine Zeit. Allerdings könnte jeder heute schon gegen die deutsche Unterstützung des Irak-Kriegs aktiv sein. Denn "nach Bush" sieht die Welt anders aus, deutlich anders aus..

11.12.2002 - 12:26
Naja wenn es gar nicht um die Sachzusammenhänge geht, sondern nur darum Bestätigung für ein bestimmtes Bild von Bush zu finden, über das man sich eh schon im vornherein im klaren ist, dann sind das wohl unterschiedliche Anliegen...