Karl Marx über die Urgesellschaften

Wal Buchenberg 06.12.2002 07:26 Themen: Bildung
Wo für gemeinsame Rechnung gearbeitet wird, herrscht Gemeineigentum, wo für Rechnung einzelner Familien, bzw. für individuelle Rechnung gearbeitet wird, herrscht Privateigentum.In allen Urgesellschaften wurde gemeinsam für die Gemeinschaft gearbeitet.
Urgesellschaften
Eigentum ist der juristische Ausdruck für die jeweilige Organisationsform der gesellschaftlichen Arbeit. Wo gemeinsam auf gemeinsame Rechnung gearbeitet wird, herrscht Gemeineigentum, wo für Rechnung einzelner Familien, bzw. für individuelle Rechnung gearbeitet wird, herrscht Privateigentum.
In den Urgesellschaften wurde gemeinsam für die Gemeinschaft gearbeitet. Es sind dabei zwei Entwicklungsstufen zu unterscheiden: Erstens die Wandergesellschaften der Sammler und Jäger und die sesshaften, landwirtschaftlichen Gesellschaften, in denen sich allmählich das urgesellschaftliche Gemeineigentum auflöst und sich erst Familieneigentum und dann individuelles Eigentum herausbildet.

?Alle Produktion ist Aneignung der Natur von Seiten des Individuums innerhalb und vermittelst einer bestimmten Gesellschaftsform. In diesem Sinn ist es eine Binsenweisheit zu sagen, dass Eigentum (Aneignen) eine Bedingung der Produktion sei. Lächerlich aber ist es, hiervon einen Sprung auf eine bestimmte Form des Eigentums, z.B. das Privateigentum zu machen. ...
Dass ... von keiner Produktion, also auch von keiner Gesellschaft die Rede sein kann, wo keine Form des Eigentums existiert, ist eine Binsenweisheit. Eine Aneignung, die sich nichts zu eigen macht, ist ein Widerspruch in sich.? K. Marx, Grundrisse, 9.

?Welches immer die gesellschaftlichen Formen der Produktion, Arbeiter (=Produzent) und Produktionsmittel bleiben stets ihre Faktoren. Aber die einen und die anderen sind dies nur der Möglichkeit nach im Zustand ihrer Trennung voneinander. Damit überhaupt produziert werde, müssen sie sich verbinden. Die besondere Art und Weise, worin diese Verbindung bewerkstelligt wird, unterscheidet die verschiedenen ökonomischen Epochen der Gesellschaftsstruktur.? K. Marx, Kapital II, MEW 24, 42.

1. Bis zur Sesshaftwerdung der Menschen gab es nur das Stammeseigentum in Form der Herde oder in Form des gemeinsamen Bodenbesitzes (ca. 500.000 bis 8000 v. Chr.).
?Die Geschichte zeigt ... das Gemeineigentum (z.B. bei den Indern, Slawen, alten Kelten etc.) als die ursprünglichere Form, eine Form, die unter der Gestalt des Gemeindeeigentums noch lange eine bedeutende Rolle spielt.? K. Marx, Grundrisse, 9.

?....Eine gründlichere Geschichtsforschung findet das Gemeineigentum ... als Ausgangspunkt bei allen Kulturvölkern wieder.? K. Marx, Grundrisse, 764.

?Da wir annehmen können, dass das Hirtenwesen, überhaupt Wanderung die erste Form der Existenzweise ist, nicht dass der Stamm sich niederlässt auf einem bestimmten Sitz, sondern dass er abweidet, was er vorfindet ..., so erscheint die Stammgemeinschaft, das natürliche Gemeinwesen nicht als Resultat, sondern als Voraussetzung der gemeinschaftlichen Aneignung (temporären) und Benutzung des Bodens. ...
Die naturwüchsige Stammgemeinschaft, ... ist die erste Voraussetzung - die Gemeinschaftlichkeit in Blut, Sprache, Sitten etc. - der Aneignung der objektiven Bedingungen ihres Lebens, und der sich reproduzierenden und vergegenständlichenden Tätigkeit desselben (Tätigkeit als Hirten, Jäger, Ackerbauer etc.).
Die Erde ist das große Laboratorium, das Arsenal, das sowohl das Arbeitsmittel, wie das Arbeitsmaterial liefert, wie den Sitz, die Basis des Gemeinwesens. Sie verhalten sich naiv zu derselben als dem Eigentum des Gemeinwesens und des in der ... Arbeit sich produzierenden und reproduzierenden Gemeinwesens. Jeder Einzelne verhält sich nur als Glied, als Mitglied dieses Gemeinwesens als Eigentümer oder Besitzer.? K. Marx, Grundrisse, 375f.

?Bei wandernden Hirtenstämmen - und alle Hirtenvölker sind ursprünglich wandernd - erscheint die Erde gleich den anderen Naturbedingungen in elementarischer Unbegrenztheit, z.B. in den asiatischen Steppen und der asiatischen Hochebene. Sie wird abgeweidet etc. konsumiert durch die Herden, an denen wieder die Herdenvölker existieren.
Sie verhalten sich zu ihr als ihrem Eigentum, obgleich sie dies Eigentum nie fixieren.
Der Jagdgrund so bei den wilden Indianerstämmen in Amerika; der (Indianer)Stamm betrachtet eine gewisse Region als sein Jagdgebiet und behauptet es gewaltsam gegen andere Stämme, oder sucht andere Stämme aus dem von ihnen behaupteten zu vertreiben.
Bei den wandernden Hirtenstämmen ist die Gemeinde in der Tat stets vereinigt, Reisegesellschaft, Karawane, Horde, und die Formen der Über- und Unterordnung entwickeln sich aus den Bedingungen dieser Lebensweise.? K. Marx, Grundrisse, 390.

?Durch das Jagen der Stämme wird eine Erdregion erst zum Jagdrevier; durch den Ackerbau die Erde, der Grund und Boden erst als der verlängerte Leib des Individuums gesetzt.? K. Marx, Grundrisse, 393.

?Eigentum meint also ursprünglich nichts als Verhalten des Menschen zu seinen natürlichen Produktionsbedingungen als ihm gehörigen, als den seinen, als mit seinem eigenen Dasein vorausgesetzten; Verhalten zu denselben als natürlichen Voraussetzungen seiner selbst, die sozusagen nur seinen verlängerten Leib bilden. ...
Eine natürliche Produktionsbedingung für das lebendige Individuum ist sein Zugehören zu einer naturwüchsigen Gesellschaft, Stamm etc. Dieses ist z.B. schon Bedingung für seine Sprache etc. Sein eigenes produktives Dasein ist nur unter dieser Bedingung. ...
Das Eigentum meint also Gehören zu einem Stamm (Gemeinwesen) ... und vermittelst des Verhaltens dieses Gemeinwesens zum Grund und Boden, zur Erde als seinem unorganischen Leib, Verhalten des Individuums zum Grund und Boden, zur äußeren Urbedingung der Produktion - da die Erde in einem Rohmaterial, Instrument, Frucht ist - als zu seiner Individualität gehörigen Voraussetzung ... derselben.? K. Marx, Grundrisse, 391f.

?Das Verhalten zur Erde als Eigentum ist immer vermittelt durch die Okkupation, friedliche oder gewaltsame, von Grund und Boden durch den Stamm oder die Gemeinde in irgendeiner mehr oder minder naturwüchsigen oder schon historisch entwickelteren Form.
Das Individuum kann hier nie in der Punktualität auftreten, in der es als bloßer freier Arbeiter erscheint.? K. Marx, Grundrisse, 385.

?Als die erste große Produktivkraft erscheint das Gemeinwesen selbst.? K. Marx, Grundrisse, 395.

?Die Abstraktion eines Gemeinwesens, worin die Mitglieder nichts gemein haben, als etwa Sprache etc. und kaum diese, ist offenbar das Produkt viel späterer historischer Zustände.? K. Marx, Grundrisse, 390.

?Der Mensch vereinzelt sich erst durch den historischen Prozess. Er erscheint ursprünglich als ein Gattungswesen, Stammwesen, Herdentier...? K. Marx, Grundrisse, 395.

2. Mit der Sesshaftigkeit (seit ca. 8000 v. Chr.) entwickelt sich die gemeinsame Arbeit und das Gemeineigentum entweder zu einem patriarchalen Despotismus (Sumerer, Ägypter, Inder, Chinesen = ?asiatische Produktionsweise?) oder zu einer patriarchalen Demokratie (Griechenland, Rom, Germanen).
?Es kann ferner die Gemeinschaftlichkeit innerhalb des Stammwesens mehr so erscheinen, dass die Einheit in einem einzigen Haupt der Stammfamilie repräsentiert ist (=patriarchaler Despotismus), oder als die Beziehung der Familienväter aufeinander (=patriarchale Demokratie).
Danach entwickelt sich eine entweder mehr despotische oder demokratische Form dieses Gemeinwesens.? K. Marx, Grundrisse, 377.

2.1. Zentral gelenkte, gemeinsame Arbeit als Basis der despotischen, frühen Hochkulturen in Asien. In diesen ?asiatischen? Gesellschaften bildet sich kaum privates Eigentum aus.
?Da die Einheit der wirkliche Eigentümer ist und die wirkliche Voraussetzung des gemeinschaftlichen Eigentums - so kann diese selbst als ein Besonderes über den vielen wirklichen besonderen Gemeinwesen erscheinen, wo der Einzelne dann in fact eigentumslos ist, oder das Eigentum ... für ihn vermittelt erscheint durch das Ablassen der Gesamteinheit - die im Despoten realisiert ist als dem Vater der vielen Gemeinwesen...
Das Mehrprodukt - das übrigens legal bestimmt wird infolge der wirklichen Aneignung durch Arbeit - gehört damit von selbst dieser höchsten Einheit. Mitten im orientalischen Despotismus und der Eigentumslosigkeit, die juristisch in ihm zu existieren scheint, existiert daher in der Tat als Grundlage dieses Stamm- oder Gemeindeeigentum, erzeugt meist durch eine Kombination von Handwerk und Landwirtschaft innerhalb der kleinen Gemeinde, die so durchaus selbstversorgend wird und alle Bedingungen der Reproduktion und Mehrproduktion in sich selbst enthält.
Ein Teil ihrer Mehrarbeit gehört der höheren Gemeinschaft, die zuletzt als Person existiert, und diese Mehrarbeit macht sich geltend sowohl im Tribut etc. wie in gemeinsamen Arbeiten zur Verherrlichung der Einheit, teils des wirklichen Despoten, teils des gedachten Stammwesens, des Gottes.
Diese Art Gemeindeeigentum kann nun ... entweder so erscheinen, dass die kleinen Gemeinden unabhängig nebeneinander vegetieren und in sich selbst der Einzelne auf dem ihm angewiesenen Landteil unabhängig mit seiner Familie arbeitet; (eine bestimmte Arbeit dient für gemeinschaftlichen Vorrat, Versicherung sozusagen, einerseits, und für Bestreitung der Kosten des Gemeinwesens als solchen, also für Krieg, Gottesdienst etc. ...); das herrschaftliche Dominium (Herrengut) im ursprünglichsten Sinn findet sich erst hier, z.B. in den slawischen Gemeinden, in den rumänischen etc. Hierin liegt der Übergang in Frondienst etc.);
Oder die Einheit kann auf die Gemeinschaftlichkeit in der Arbeit selbst sich erstrecken, die ein förmliches System sein kann, wie in Mexiko, Peru besonders, bei den alten Kelten, einigen indischen Stämmen.
Es kann ferner die Gemeinschaftlichkeit innerhalb des Stammwesens mehr so erscheinen, dass die Einheit in einem Haupt der Stammfamilie repräsentiert ist ...
Die gemeinschaftlichen Bedingungen der wirklichen Aneignung durch die Arbeit, Wasserleitungen, etc. ... erscheinen dann als Werk der höheren Einheit - der über den kleinen Gemeinden schwebenden despotischen Regierung.? K. Marx, Grundrisse, 376f.

?Die Notwendigkeit, eine Naturkraft gesellschaftlich zu kontrollieren, damit hauszuhalten, sie durch Werke von Menschenhand auf großem Maßstab erst anzueignen oder zu zähmen, spielt die entscheidendste Rolle in der Geschichte der Industrie. So z.B. die Wasserreglung in Ägypten... Oder in Indien, Mesopotamien usw., wo die Überrieslung durch künstliche Kanäle dem Boden nicht nur das unentbehrliche Wasser, sondern mit dessen Geschlämme zugleich den Mineraldünger von den Bergen zuführt.? K. Marx, Kapital I, MEW 23, 537.

2.2. In der patriarchalisch-demokratischen Form des Gemeindeeigentums (z.B. bei den Griechen bis etwa 600 v.Chr.) bildet sich ein privates Familieneigentum heraus, das zunächst lange neben dem überlieferten Gemeindeeigentum besteht und dieses allmählich auflöst.
?Die zweite Form ... unterstellt auch das Gemeinwesen als erste Voraussetzung, aber ... sie unterstellt nicht das Land als Basis, sondern die Stadt als schon geschaffenen Sitz (Zentrum) der Landleute (Grundeigentümer). Der Acker erscheint als Territorium der Stadt. ...
Die Schwierigkeiten, die das Gemeindewesen trifft, können nur von anderen Gemeindewesen herrühren, die entweder den Grund und Boden schon okkupiert haben, oder die Gemeinde in ihrer Okkupation beunruhigen.
Der Krieg ist daher die große Gesamtaufgabe, die große gemeinschaftliche Arbeit, die nötig ist, sei es um die objektiven Bedingungen des lebendigen Daseins in Besitz zu nehmen, sei es, um die Okkupation derselben zu beschützen und zu verewigen.
Die aus Familien bestehende Gemeinde ist daher zunächst kriegerisch organisiert - als Kriegs- und Heerwesen und dies ist eine der Bedingungen ihres Daseins als Eigentümerin. Die Konzentration der Wohnsitze in der Stadt ist Grundlage dieser kriegerischen Organisation.? K. Marx, Grundrisse, 378.

?Die einzige Schranke, die das Gemeinwesen finden kann in seinem Verhalten zu den natürlichen Produktionsbedingungen - der Erde - (wenn wir gleich zu den ansässigen Völkern überspringen) als den seinen, ist ein anderes Gemeinwesen ... Der Krieg ist daher eine der ursprünglichsten Arbeiten jedes dieser naturwüchsigen Gemeinwesen, sowohl zur Behauptung des Eigentums, als zum Neuerwerb desselben.? K. Marx, Grundrisse, 390f.

?Die Gemeinde - als Staat - ist einerseits die Beziehung dieser freien und gleichen Privateigentümer aufeinander, ihre Verbindung gegen außen, und ist zugleich ihre Garantie.
Das Gemeinwesen beruht hier ebenso sehr darauf, dass seine Mitglieder aus arbeitenden Grundeigentümern, Parzellenbauern bestehen, wie die Selbständigkeit der letzteren durch ihre Beziehung als Gemeindeglieder aufeinander, Sicherung des ager publicus für die gemeinschaftlichen Bedürfnisse und den gemeinschaftlichen Ruhm etc. besteht.
Voraussetzung bleibt hier für die Aneignung des Grund und Bodens Mitglied der Gemeinde zu sein, aber als Gemeindemitglied ist der Einzelne Privateigentümer. Er bezieht sich zu seinem Privateigentum als Grund und Boden, aber zugleich als seinem Sein als Gemeindemitglied, und die Erhaltung seiner als Grundbesitzer ist ebenso die Erhaltung der Gemeinde, wie umgekehrt ...
Das Eigentum an der eigenen Arbeit ist vermittelt durch das Eigentum an der Bedingung der Arbeit - dem Hufen Land, seinerseits garantiert durch das Dasein der Gemeinde, und diese wieder durch die Mehrarbeit in Form von Kriegsdienst etc. der Gemeindemitglieder. Es ist nicht Kooperation in der reichtumsschaffenden Arbeit, wodurch sich das Gemeindemitglied reproduziert, sondern Kooperation in der Arbeit für die gemeinschaftlichen Interessen (imaginären und wirklichen) zur Aufrechterhaltung des Verbandes nach außen und innen.? K. Marx, Grundrisse, 379f.

2.3. Eine relative Selbstständigkeit der Einzelfamilie innerhalb der Stammesgemeinschaft führt zur Herausbildung von Privateigentum zunächst als Familieneigentum.
Was wir aus Geschichtsbüchern als klassische Blüte der Antike kennen, erwächst auf den Ruinen ursprünglichen Gemeineigentums.
?Privateigentum, als Gegensatz zum gesellschaftlichen, kollektiven Eigentum, besteht nur da, wo die Arbeitsmittel und die äußeren Bedingungen der Arbeit (= Land) Privatleuten gehören.? K. Marx, Kapital I. MEW 23, 789.

?Je weniger faktisch das Eigentum des Einzelnen nur verwertet (d.h. vermehrt) werden kann durch gemeinsame Arbeit - also z.B. wie die Wasserleitungen im Orient -, je mehr der rein naturwüchsige Charakter des Stammes durch historische Bewegung, Wanderung, gebrochen; je mehr ferner der Stamm sich entfernt von seinem ursprünglichen Sitz und fremden Boden okkupiert, also in wesentlich neue Arbeitsbedingungen tritt und die Energie des Einzelnen mehr entwickelt ist ..., um so mehr sind die Bedingungen gegeben, dass der Einzelne Privateigentümer von Grund und Boden - einer besonderen Parzelle - wird, deren besondere Bearbeitung ihm und seiner Familie anheimfällt.? K. Marx, Grundrisse, 378.

?Abgesehen von allen von außen kommenden schädlichen Einflüssen trägt die Gemeinde in ihrem eigenen Innern die sie zerstörenden Elemente.
Das Privateigentum an Grund und Boden hat sich bereits dorthin eingeschlichen in Gestalt eines Hauses mit seinem Hof, es kann sich zu einem starken Bollwerk verwandeln, von wo aus der Angriff gegen das gemeinschaftliche Land vorbereitet wird. ...
Aber das Wesentliche ist die parzellierte Arbeit als Quelle der privaten Aneignung. Sie lässt der Akkumulation beweglicher Güter Raum, z.B. von Vieh, Geld, bisweilen sogar von Sklaven oder Leibeigenen. Dieses bewegliche, von der Gemeinde unkontrollierbare Eigentum - Gegenstand individuellen Tausches, wobei List und Zufall leichtes Spiel haben, - wird auf die ganze ländliche Ökonomie einen immer größeren Druck ausüben. Das ist das zersetzende Element der ursprünglichen ökonomischen und sozialen Gleichheit. Es führt heterogene Elemente ein, die im Schoße der Gemeinde Interessenkonflikte und Leidenschaften schüren, die geeignet sind, zunächst das Gemeineigentum an Ackerland, dann das an Wäldern, Weiden, Brachland etc. anzugreifen, die einmal in Gemeindeanhängsel des Privateigentums umgewandelt, ihm schließlich zufallen werden.? K. Marx an Sassulitsch, Entwurf, 1881, MEW 19, 404.

?Das Individuum verhält sich zu sich selbst als Eigentümer, als Herr der Bedingungen seiner Wirklichkeit. Es verhält sich ebenso zu den anderen ... als Miteigentümern, ... als selbständigen Eigentümern neben ihm, ... neben denen das früher alles absorbierende und über alle übergreifende Gemeineigentum selbst von nun als besonderer ager publicus neben den vielen Privateigentümern gesetzt ist.
In beiden Formen (im patriarchalen Despotismus wie in der patriarchalen Demokratie) verhalten sich die Individuen nicht als Arbeiter (d.h. Produzent), sondern als Eigentümer - und Mitglieder eines Gemeinwesens, die zugleich arbeiten. Der Zweck dieser Arbeit ist nicht Wertschöpfung ... sondern ihr Zweck ist Erhaltung des einzelnen Eigentümers und seiner Familie, wie des Gemeinwesens.? K. Marx, Grundrisse, 375.

?Damit die Gemeinde fortexistiere in der alten Weise, als solche, ist die Reproduktion ihrer Glieder unter den vorausgesetzten objektiven Bedingungen nötig. Die Produktion selbst, Fortschritt der Bevölkerung ... hebt notwendig nach und nach diese Bedingungen auf; zerstört sie statt sie zu reproduzieren ... und damit geht das Gemeinwesen unter mit den Eigentumsverhältnissen, auf denen es gegründet war.
Am zähesten und längsten hält sich notwendig die asiatische Form. Es liegt dies in ihrer Voraussetzung, dass der Einzelne nicht der Gemeinde gegenüber selbständig wird; dass ein selbstversorgender Kreis der Produktion, Einheit von Agrikultur und Handmanufaktur etc. besteht.
Verändert der Einzelne sein Verhältnis zur Gemeinde, so verändert er damit und wirkt zerstörend auf die Gemeinde; wie auf ihre ökonomische Voraussetzung; andererseits wird die Änderung dieser ökonomischen Voraussetzung - durch ihre eigene Dialektik hervorgebracht, Verarmung etc.
Namentlich der Einfluss des Kriegswesens und der Eroberung, der in Rom z.B. wesentlich zu den ökonomischen Bedingungen der Gemeinde selbst gehört, - hebt auf das reale Band, worauf sie beruht. ...
Die Entwicklung der Sklaverei, die Konzentration des Grundbesitzes, Austausch, Geldwesen, Eroberung etc. so bei den Römern, obgleich alle diese Elemente bis zu einem gewissen Punkt verträglich zu sein scheinen mit der Grundlage und sie teils nur unschuldig zu erweitern scheinen, teils als bloße Missbräuche aus ihr hervorzuwachsen scheinen.? K. Marx, Grundrisse, 386.

Vergleiche auch: Sklaverei

Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Wal Buchenberg, 27.11.2002

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Ergänzungen

was

b. obachter 06.12.2002 - 09:49
soll das denn jetzt? is wohl noch zu früh um den nachrichtenwert zu erkennen, den dieser beitrag hat.

Ich finds schon richtig...

ra0105 06.12.2002 - 10:51
Zwar der Artikel keine "News"wert, aber in Anbetracht der Krise der deutschen Linke, ist die Vermittlung theoretischer Grundlagen für unseren Widerstand sicher nicht das verkehrteste.

Patriarchale Sichtweise ade!

Amazone 06.12.2002 - 11:13
Das Matriarchat ist machbar, Herr Nachbar.

unintellektuell

roter oktober 06.12.2002 - 11:52
schön, das es alles irgendwo zu lesen gibt, da braucht man ja selbst gar nicht mehr nachzudenken. da gibt es ja auch immer leute, die einem sagen, wo etwas steht, das dann quasi als "linkes" dogma feststeht. kill your idols!!!!, selbst denken, nicht einfach alles übernehmen. diskutieren, nicht spalten!!!

Musst ja nicht grad aufhören zu denken.

Oli 06.12.2002 - 12:08
>schön, das es alles irgendwo zu lesen gibt, da braucht man ja selbst gar nicht mehr nachzudenken. da gibt es ja auch immer leute, die einem sagen, wo etwas steht, das dann quasi als "linkes" dogma feststeht. kill your idols!!!!, selbst denken, nicht einfach alles übernehmen. diskutieren, nicht spalten!!!

=>Stell dir vor. Sogar das steht schon irgendwo geschrieben.

kenn ich ...

Soziologiestudent 06.12.2002 - 12:50
Hatten wir gerade im Grundkurs Soziologie/1.Semester.
Studierst du auch Soziologie?

hallo, geschichte

wolfgang klimm 06.12.2002 - 12:59
also, entschuldigung, soviel habe ich gegen marx erstmal nicht zu sagen, aber es sollte doch klar sein, dass sein geschriebenes wort nicht heilig ist, nur weil er es geschrieben hat. dies aber ist bei diesem posting der fall. leute, was marx und engels über die urgesellschaft geschrieben haben war historischer schwachsinn. sie haben ihre ideal-urgesellschaft gebastelt, die sich ihrer meinung nach aus der anwendung ihrer analyse auf die gesellschaft, welche sie analysierten ergeben musste, also grundlage der von ihnen analysierten. aber: faktisch gelten diese texte als falsch. ihr verdienst liegt darin 1.) zu zeign, dass die menschen gesellschaftliche wesen sind und nicht durch angeborenes bestimmt werden, also das zum beispiel geschlechter oder soziale klassen reale konstrukte und nichts unveränderlich natürliches sind. und 2.) darin zu zeigen, das gerade auch marx und engels nicht unfehlbaren waren. da sie ihre weltsicht ohne analyse der machtverhältnisse, noch mit rückbindung an die biologistischen erklärungsmuster etc. aufbauten, haben sie auch texte produziert, die heute -ausgehend davon die emanzipation des menschen zu wollen- unhaltbar sind. aus den gedanken, die auch hier formuliert sind, hat zum beispiel engels dann glasklar gezogen, das die besten lösung der geschlechterverhältnisse die heterosexuelle und monogame ehe in der sozialistischen gesellschaft wäre. das ist offenkundlich nicht rrevolutionär, dass ist bürgerliche schwachsinn. und so was hier zu posten... was soll ich sagen. lies lieber foucault und adorno und schärfe dein denken, anstaat marx bis aufs i-tüfelchen zu reproduzieren.

blabla

marc sisschrot 06.12.2002 - 13:01
wir sind mittlerweil im 21. jahrhundert, warum wird man mit theorien und ideen aus dem 19. Jahrhundert gelangweilt, die weder zeitgemäß noch richtig waren. vorbild für den kulturbegriff von marx war ein buch eines evolutionisten: "Ancient Society" von Lewis Henry Morgan. kurz gesagt der ausgesprochen dumme gedanke dass es eine festgeschriebene ("unilaterale") entwicklung von kultur gibt mit verschiedenen stadien wie wildheit, barbarei und zivilisation, und man könne außerhalb europas - natürlich dem gipfel der zivilisation - die vorstufen unserer kultur erkennen.
Innerhalb der kulturwissenschaft schnell, bereits zu beginn des 20. jahrhunderts, widerlegt.
(siehe  http://amor.rz.hu-berlin.de/~h0920cyt/VKEW.html - leider akademisch gehalten)
damit will ich sagen, dass marx alle seine gedanken auf äußerst fragwürdigen grundgedanken aufbaut - was nicht heißt, dass er mit allem total falsch lag. er hat sicher vieles in seiner theorie der kapitalistischen ausbeutung auf den punkt getroffen. aber ich hasse es wenn alle gedanken dieses reichen muttersöhnchens, das er war, hofiert werden wie sonstewas.

geld schreit die welt, darum weg damit!

nur einen gegenstandpunkt

anarcho 06.12.2002 - 13:02
eigentum ist verwehrung des freien zugangs zu gütern ohne diese zu nutzen.

unterscheidet sich somit auch deutlich von besitz. allerdings ist eine solche definition deutlich als die typisch marxistisch/komunistische oben. nicht der arbeiter steht im vordergrund sondern die güter die bewirtschaftet werden könnten. diese definition deckt auch die arbeiter, die die güter nutzen. zugleich stellt diese deffinition das in den vordergrund was das problem mit dem eigentum ist: es wird anderen vorenthalten die es brauchen und nutzen können.
nach dieser definition ist die nutzung auch durch menschen, die nicht abeiter sind, wie kinder, behinderte ... kein eigentum. eigentum ist dann auch wirklich diebstahl und deutlich vom besitz abgegrenzt. danke das reicht fürs erste, demnächst mehr. im gegensatz zu dem obigen begriff in dem ein arbeiter sehr wohl zum ausbeuter werden kann.
einfaches beispiel: ein bauer erarbeitet sich eine ernte, lässt die aber dann grossenteils vergammeln, weil er mehr produziert, als er benötigt. in dem fall sind zwar die felder die der bauer nutz kein eigentum sehr wohl aber die ernte, die vergammelt. ich bitte den artikel unter diesem gesichtspunkt nochmal zu betrachten!

@ marc

Schnute 06.12.2002 - 13:36
mensch, der arme Marx. Da hatta sein halbes Leben in irgendwelchen Bibliotheken verbracht. Und letztendlich war alles falsch.
Obwohls schon immer richtig prima war, wenn wir in der Schule erzaehlt bekommen haben, dass ueber kurz oder lang immer alles besser wird. Das gab immer so ein Gefuehl von Sicherheit.

@ marc

weist 06.12.2002 - 14:12
'vorbild für den kulturbegriff von marx war ein buch eines evolutionisten'

Wohl eher Sozialdarwinisten, bzw. heute würde man sagen Dawkinsianers. Kultur ind kulturelle Konzepte evolvieren sehr offensichtlich, allerdings nicht nach dem damals geläufigen Evolutionskonzept, und auch nicht nach der heute angewandten, verfeinerten und vom rassistischen Ballast befreiten Variante. Wenn man diese auf kulturelle Entwicklungen anwendet, fährt man zwangsläufig gegen die Wand.
Oder, wie es David Hull (auch ein Evolutionsphilosoph) ausdrückte: 'In dem einzigen Zusammenhang, in dem konzeptuelle Replikatoren (=kulturelle 'Gene') Charakteristika sind, werden sie nicht vererbt; in dem einzigen Zusammenhang, in dem sie vererbt werden, sind sie keine Charakteristika'.
Heißt: die meisten kulturellen Prozesse sind zu individualistisch, zu kurzlebig und nicht gut genug ohne Interpretationsänderung zu übertragen, als daß sie Einfluß auf biologisch-evolutive Entwicklungen haben.

Eine evolutionäre Theorie von Kultur, die der Realität gerecht wird, ist möglich, steht aber noch aus.

WAS?

Roland Koch 06.12.2002 - 15:23
WAAAAS?
karl marx war kommunist?also doch!
schnell das portrait von der wand abhängen...

Crosspost im Newswire

Crosspost im Newswire 06.12.2002 - 19:45

Crossposting? NEIN!

Wal Buchenberg 07.12.2002 - 07:06
Der angegebene Beitrag stimmt nur im Anfang mit den Posting hier überein.
Da kannst du gleich jedes Marx-Zitat als Crossposting bezeichnen, weil ja alles schon mal in den Marx-Engels-Werken (MEW) steht!
Gruß Wal Buchenberg

In eigener Sache:

Wal Buchenberg 07.12.2002 - 14:06
Internationales Marx-Forum oder Karl Marx-Forum?

Der Titel des Diskussionsforums wurde in „Karl Marx-Forum“ geändert. Eine entsprechende Änderung auf der Startseite von www.marx-forum.de ist in Arbeit.

Den Namen „Internationales Marx-Forum“ hatte ich mit dem Forum von den vorherigen Betreibern des Diskussionsforums übernommen. Dieser Name hat aber immer Anlass zu dem Missverständnis gegeben, es stünde hinter diesem Forum eine internationale (?) Organisation. Hinter dem Marx-Forum steht aber nur die Einzelperson Wal Buchenberg.

Ein Schlaukopf hatte einmal spitz gefragt, warum das Forum dann nicht „Buchenberg-Forum“ heißt. Das würde Ausgangspunkt und Ziel in Eins setzen. Jede Publikation nennt nicht nur Autor oder Herausgeber (Ausgangspunkt), sondern trägt vor allem einen Titel, der Thema oder Ziel der Sache angibt.

Thema dieses Forum ist aber nicht die Person Wal Buchenberg, sondern die wissenschaftlichen und politischen Texte und Theorien von Karl Marx.

Die Ziele des Marx-Forums sind also mit „Karl Marx-Forum“ präziser benannt als mit „Internationales Marx-Forum“.
Mit dem Marx-Forum und in dem Marx-Forum sollen Sachfragen zum Werk von Karl Marx geklärt werden. Es werden keine organisatorischen Zwecke verfolgt. Deshalb bezeichnet sich das Marx-Forum auch zu Recht als „unabhängig & überparteilich“.
Im übrigen ist die Person Wal Buchenberg nicht Mitglied irgendeiner politischen Organisation und ich habe auch nicht die Absicht, einer bestehenden oder neuen Organisation beizutreten.

Gruß Wal Buchenberg
www.marx-forum.de