Was sind und wie agieren Eliten in linken Strukturen???

Aus der Projektgruppe HierarchNIE! 21.11.2002 14:38 Themen: Atom
Eliten sind offene Seilschaften von Menschen, deren Verhalten bewußt oder unbewußt (unreflektiert) Eliten schafft und absichert. Offen sind sie deshalb, weil es einfach ist, selbst zum Teil der Eliten zu werden – wenn bestimmte Verhaltensweisen, sozusagen die Grundregeln des Elitedaseins, eingehalten werden. Eliten sind keine Verschwörungsgruppe, sie sind häufig untereinander zerstritten. Es gibt nicht eine Elite, nicht eine homogene Gruppe, sondern Elite bezeichnet ein Verhältnis unterschiedlicher Möglichkeiten zwischen Menschen. Eliten sind (fast) überall. Was sie auszeichnet, soll im folgenden beschrieben werden. Eine Definition dagegen ist schwer, vielleicht könnte sie so lauten: Eliten sind ein System kontinuierlich höherer Handlungs- und Beeinflussungsmöglichkeiten des jeweiligen Geschehens. Eliten werden von Menschen gebildet, aber nicht deren konkretes Handeln im Einzelfall, sondern die geschaffenen Rahmenbedingungen schaffen und sichern die Elite. Elitär ist, wer die Handlungsmöglichkeiten der Eliten nutzt und sie gegen andere, die nicht zur Elite gehören, abgrenzt oder einsetzt.
Der folgende Text handelt von der Struktur der Eliten und benennt konkrete Beispiele.
„Zwei fehlen noch“
Über Eliten in der politischen Bewegung
Herrschaft ist ein komplexes System aus diskursiven Elementen („herrschende Meinung“, Normen, Standards, Zurichtung auf Rollen und Verhaltensweisen, gerichtete Kommunikation und Wissensvermittlung, „was sich gehört“ und mehr) und formaler Herrschaft (Gewalt, Institutionen der Macht, Sanktionen und Strafen, Grenzen, Kapitalakkumulation, Eigentum und Besitz). Jeder Mensch wächst unter heutigen Bedingungen innerhalb von vielfältigen, ineinandergeschachtelten Herrschaftslogiken auf und reproduziert diese selbst wieder – alltäglich. Herrschaft ist überall, wirkt durch alle Teile von Gesellschaft hindurch und entsteht aufgrund der völlig einseitigen Zurichtung aller Menschen auf herrschaftsförmiges Denken und Handeln „wie von selbst“ immer wieder neu.
Das gilt, wie könnte es anders sein, auch in politischen Gruppen. Sehr viele und sehr unterschiedliche Formen der Herrschaft treten dort auf. Oftmals und gerade dort, wo ein emanzipatorischer Anspruch besteht bzw. als Parole ausgegeben wird, sind versteckte, manipulative, intransparente Herrschaftsformen besonders häufig. Der Grund ist klar: In „linken“ oder nahestehenden politischen Gruppen ist Herrschaft eigentlich verpönt. Wer sich offen darauf bezieht, gerät in die Kritik und verliert an Einfluß. Daher haben sich verdecktere Formen des Herrschens, d.h. der möglichen zielgerichteten Beeinflussung von Menschen und Abläufen ohne Wissen bzw. ohne Zustimmung anderer Beteiligter, herausgebildet. Sie zu entdecken, ist oft schwieriger als bei offener Repression oder Kommandogewalt, seien es Schläge von Erwachsenen gegenüber Kindern, der Bullenknüppel oder der auch als solches bezeichnete Beschluß eines Vorstandes bzw. die Anweisung eines Vorgesetzten. Wegen ihrer gewollten und gleichzeitig erzwungenen (denn es darf sie ja nicht geben) Verdecktheit können Eliten aber noch gefährlicher werden – und sie haben das Zeug, Herrschaft ständig zu modernisieren. Immer wieder machen Ex-Linke und ehemalige politische Aktive Karriere in Vereinen, Regierungsämtern, Behörden oder Firmen. Was sie dort einbringen, ist ihr Know-How aus den politischen Bewegungen, d.h. ihr Wissen und ihre Erfahrung mit besonders modernen, weil unscheinbaren, manipulativen und gut verschleierten Herrschaftsformen. Die Organisationsformen von X-1000malquer und attac (personell in den Führungsstrukturen ohnehin zu Teilen identisch), die rotgrüne Kriegsregierung und –rhetorik oder das Durchdrücken von Ökoprojekten ohne Bürgerbeteiligung sind Beispiele dafür, daß „Linke“ immer wieder zu den moderneren HerrscherInnen gehören.

In diesem Text geht es um eine moderne Form der Herrschaft – die Eliten. Sie sind die NachfolgerInnen der Regierungen, Vereinsvorstände usw., die immer schnell erkennbar und daher auch leichter angreifbar waren. In „linken“ Gruppen sind Eliten der Normalzustand von Herrschaft. Es gibt sie nicht nur dort, aber dort sind sie fast überall die normale Praxis. Nur wenige orthodox zentralistische Gruppen mit starken formalen Gremien haben mehr Regierungen als Eliten.

„Zwei fehlen noch“ – die Kurzgeschichte, 1. Folge: „Zwei fehlen noch“ war einer der scheinbar harmlosen Sätze, an denen die Existenz und das Wirken von Eliten erkennbar wurden. Er fiel im Castor-Widerstand im November 2002 in Lüneburg ... und was er aussagte und versteckte, soll in den kommenden Zeilen deutlich werden.


Definition
Eliten sind offene Seilschaften von Menschen, deren Verhalten bewußt oder unbewußt (unreflektiert) Eliten schafft und absichert. Offen sind sie deshalb, weil es einfach ist, selbst zum Teil der Eliten zu werden – wenn bestimmte Verhaltensweisen, sozusagen die Grundregeln des Elitedaseins, eingehalten werden. Eliten sind keine Verschwörungsgruppe, sie sind häufig untereinander zerstritten. Es gibt nicht eine Elite, nicht eine homogene Gruppe, sondern Elite bezeichnet ein Verhältnis unterschiedlicher Möglichkeiten zwischen Menschen. Eliten sind (fast) überall. Was sie auszeichnet, soll im folgenden beschrieben werden. Eine Definition dagegen ist schwer, vielleicht könnte sie so lauten: Eliten sind ein System kontinuierlich höherer Handlungs- und Beeinflussungsmöglichkeiten des jeweiligen Geschehens. Eliten werden von Menschen gebildet, aber nicht deren konkretes Handeln im Einzelfall, sondern die geschaffenen Rahmenbedingungen schaffen und sichern die Elite. Elitär ist, wer die Handlungsmöglichkeiten der Eliten nutzt und sie gegen andere, die nicht zur Elite gehören, abgrenzt oder einsetzt.

Abgrenzungen zu ähnlichen Begriffen
Elite ist die modernisierte Form von Regierung, Vorstand oder anderen institutionellen Führungsgremien. Sie sind weder gewählt noch irgendwie anders bestimmt. Ein formales Amt hilft höchstens im Einzelfall, meist ist es gleichgültig. Daher sind Eliten von anderen Formen der Herrschaftsausübung abzugrenzen. Im Folgenden werden einige genannt, die Eliten am nächsten kommen.
Gemeinsam ist allen Formen von Herrschaft der Willen zur Kontrolle – Kontrolle über Menschen, Abläufe und Ressourcen. Wie diese Kontrolle organisiert ist, ist unterschiedlich.

a. Dominanz
Dominanz bezeichnet den konkreten Vorgang der Ausübung von Macht durch die eigene Überlegenheit – Waffen, Kraft, Rhetorik. Wo Dominanz in gleichen oder ähnlichen Verhältnissen wiederkehrt, wird sie zur kontinuierlichen Herrschaft, je nachdem als Führungsperson, Führungsgremium, Elite o.ä.
Dominanz und Elite sind verbindbar. Eliten müssen in der Lage sein, größere oder andere Versammlungen zu dominieren (z.B. Plena). Das tun sie für sich am günstigsten, wenn sie die Rahmenbedingungen so beeinflussen, wie es ihrer Durchsetzung hilft. Dominantes Redeverhalten oder formale Abstimmungen wären eher unmoderne, auffällige Mittel – die Eliten meist aber auch beherrschen. Meist agieren Eliten über den Einfluß auf Vorbereitung und Ablauf des Plenums, z.B. die Auswahl von Ort, Zeitpunkt, Moderation usw. Auch das ist Dominanz, aber eine unauffälligere, wenn auch meist wirksamere. Eliten und zumindest die Fähigkeit zur Dominanz sind eng verknüpft.

b. Formale Herrschaft
Zur formalen Herrschaft gehören alle durch Satzungen, Gesetze oder sonstige Rechtsetzungen formalisierten Unterschiede in den Handlungs- und Durchsetzungsmöglichkeiten von Menschen – also Vorstände, auf Führungspersonen begrenzte Zugänge zu Besitz, Räumen usw., gewählte Leitungspersonen (incl. verschleierten Formen wie Moderation), Hausrecht, Demoleitung und vieles, vieles mehr. Für Eliten ist es wichtig, bestimmte formale Zugriffe zu sichern. Diese werden dann aber im Hintergrund belassen. Offensiver Bezug auf Hausrecht usw. kommt nur verklausuliert, dann aber sehr penetrant rüber: „Ich muß dafür den Kopf hinhalten“ oder „wir drei sind am Ende dafür verantwortlich“ (Beispiele für versteckte Demo- oder Hausrechtsanwendung).

c. Apparate
Eng mit der formalen Herrschaft zusammen hängt der Begriff der „Apparate“. Solche basieren immer auf formaler Herrschaft, jedoch dehnt sich ihr Machtbereich über die eigentliche Zuständigkeit hinaus aus. Formale Herrschaft ist auf den eigenen Wirkungsbereich beschränkt, doch Apparate können weitaus mehr Wirkung entfalten. So übernehmen personell gut ausgestattete Geschäftsstellen oft Koordinierungs- und Steuerungsfunktionen in Bündnissen und Netzwerken. Typisch sind ASTA-, Gewerkschafts-, Jugendring-, Parteibüros/-geschäftsstellen und (Partei-)Stiftungen, die sich als Apparate in Bündnissen und Aktionen überlegen einbringen können.

d. Seilschaften
Am ähnlichsten dem Begriff der Eliten sind die Seilschaften. Seilschaften sind persönliche Verbindungen zwischen Menschen mit gemeinsamer Vergangenheit und/oder gemeinsamen Interessen. Im persönlichen stellen Verwandtschaften solche Seilschaften da, ebenso Cliquen usw. Im politischen Raum gibt es auch quer zu Organisationen Seilschaften z.B. derer, die an Fördergeldern interessiert sind und sich gegenseitig unterstützen (gegen Dritte, gegenüber dem Geldgeber usw.). Die Verbindung zur „Elite“ ist, daß sich viele Eliten-Angehörige auch als Seilschaft organisieren, d.h. sie vertreten z.B. in Plena oder Deli-Treffen gleiche Interessen, u.a. gegen Vorschläge, die Dominanzstrukturen aufzuheben, Transparenz zu schaffen usw.

e. Mackerei
Mackerei ist eine Form diffamierender Dominanzausübung. Sie macht die andere Person oder eine offen gelassene Anzahl von Personen zu minderwertigen Menschen, die deshalb in der Debatte weniger oder nichts zu melden hätten. Mackerei ist widerlich, oft aber ziemlich wirkungslos, weil auffällig und abstossend. Sie wirkt durch Einschüchterung auf einzelne Menschen oder in kleinen Gruppen, meist aber nicht dauerhaft in politischen Zusammenhängen. Eliten versuchen, auf mackeriges Verhalten zu verzichten.

2. Folge: „Zwei fehlen noch“. Der Spruch fiel auf einem Plenum. Er teilte Menschen brutal in zwei Klassen. Und kaum jemand merkte es. Das ist moderne Herrschaft ...

Merkmale von Eliten
Die folgenden Punkte sollen klarstellen, welche Formen der Ausübung von Herrschaft und Kontrolle für Eliten typisch sind. Die einzelnen Punkte können auch bei anderen „Regierungsformen“ auftreten, allerdings ist die Kombination und die Intransparenz/Verschleierung für Eliten typisch. Die Macht von Eliten fußt nicht auf direkte Handlungsmöglichkeiten gegen andere, sondern auf ihre deutlich besseren Handlungs- und Beeinflussungsmöglichkeiten. Systematisch und kollektiv eingesetzt sind sie sehr wirksam. Gegenüber Widerstand, der die Existenz von Eliten bzw. Herrschaft im allgemeinen in Frage stellt, handeln Eliten meist auch kollektiv. Sie vergessen sonstige Streitpunkte oder gar tiefe Gräben zwischen sich, um abzusichern, weiterhin in Elitenstrukturen agieren zu können. Wie in modernen anderen „Regierungsformen“ auch, sind sie personell durchlässig. Wer sich den Regeln unterwirft, ist dabei. Wer nicht mehr erwünscht ist, fliegt gnadenlos raus.
Die Merkmale von Eliten treten in allen Konstellationen immer wieder auf – egal ob es eine kleine Elite (z.T. nur ein oder zwei Personen) z.B. in der Familie, FreundInnenkreis bzw. der Basisgruppe ist oder ob es größere Kreise von Leuten auf großen Treffen, Aktionen usw. sind.

a. Systematisch ungleicher Zugriff auf Ressourcen
Leben bedeutet immer die Nutzung von Ressourcen. Vorausschauende Menschen schaffen auch neue Ressourcen oder Zugänge zu ihnen. Das gilt für den Alltag genauso wie für politische Arbeit. Ressourcen können vielfältig sein: Wissen, Räume, Geld, Geräte, Rohstoffe, Kommunikationswege, Mobilität und vieles mehr. Eliten verfügen über besonders gute Nutzungsmöglichkeiten. Sie haben Hausrecht, Schlüssel, kennen die Paßwörter, sitzen im ASTA oder kennen dort Leute, sind die LeiterInnen sozialer Räume oder kennen die, haben bessere technische Ausstattungen oder mehr Zugriff auf die der Gruppe usw. Jedes Detail kann das Prinzip vollständig erklären. In Lüneburg (Nov. 2002) war alles klar – die Räume, die Geräte, die Plätze. Kaum etwas war transparent geregelt oder gleichberechtigt offen für alle. Auch wenn es zwecks Verschleierung oft so benannt wurde. Einige Gruppen, die solche Offenheit einforderten, wurden ausgeschlossen. Die Eliten fürchteten um ihre Kontrolle ...
Beispiel: Zur Weltkonferenz 2002 „Rio+10“ verabschiedete der Jugendumweltkongreß (Silvester 2001/02) eine Resolution mit klarer Kritik. Sie wurde in den Medien und auch in linken Bewegungen kaum wahrgenommen. Kurz vor der Tagung haute der BUKO-Vorstand eine ziemlich flache Stellungnahme mit Kritik heraus. Der BUKO ist eine elitäre und sehr seilschaftig mit anderen Gruppen, Medien usw. verbundene Organisation – und schwupp ... diese Stellungnahme fand stärkere Beachtung.

b. Exklusiver Zugang zu Informationen und Kontrolle über die Weitergabe
Was für das Materielle gilt, ist auch bei Informationen so. Erfahrungen, Adressenlisten, Informationen über den Gegenstand der Aktion (Infos von Staatsseite, Presse usw.) sind ungleichmäßig verteilt. Archive und mehr sind unübersichtlich für Außenstehende oder ganz verschlossen. Was an Infos weitergegeben wird (z.B. in ein Plenum) kontrollieren die Eliten. Da sie nicht greifbar sind (wie z.B. ein formaler Vorstand), ist unklar, wo das Wissen zu bekommen ist – ein paradiesischer Zustand für die, die über das Mehr an Wissen ihre Einflußmöglichkeiten ausbauen. So gab es im Castor-Widerstand Nov. 2002 überall PressesprecherInnen. Nicht gewählt, einfach da. Eliten agieren so. Die Liste der PresseansprechpartnerInnen ist nicht offen, das sichert den Eliten deutlich bessere Handlungsmöglichkeiten. Das Gegenmodell einer „Offenen Presseplattform“ wurde in Lüneburg vorgeschlagen – und verboten! Von den Eliten ...

c. Systematisch ungleiche Kontakte zu anderen AkteurInnen, Gruppen usw.
Handlungsmöglichkeiten sind davon abhängig, Menschen zu kennen. „Vitamin B“ (B steht für Beziehungen) helfen überall. Wer Menschen aus den Eliten anderer Gruppen, Einrichtungen oder auch Behörden, Institutionen, Presse usw. kennt, kann besser handeln und beeinflussen. Solche Kontakte sind Sache der Elite. Wer über viele Kontakte verfügt und mit ihnen agiert, ist mehr oder weniger automatisch Teil der Elite. Die Eliten ziehen die Menschen, die elitäre Fähigkeiten haben, zu sich, um diese selbst nutzen zu können. Schulungen, Transparenz im „Wer kann was?“ usw. sind in linken Zusammenhängen deutlich seltener als in bürgerlichen. Eliten sind bei den „Linken“ eben deutlicher ausgebildet. „Linke“ sind aus vielen Blickwinkeln die modernste Herrschaftsform in der Gesellschaft.

d. Kontinuierliche Dominanz in Entscheidungsvorgängen
Es ist kein Zufall, daß der Altersdurchschnitt in Eliten dort liegt, wo hohe Durchsetzungsfähigkeit (Rhetorik, Kraft usw.) mit einem hohen Erfahrungsschatz zusammenfallen. Eliten haben in Plena nicht nur durch ihre deutlich besseren Möglichkeiten im Vorbereitungsprozeß und in der Steuerung des Ablaufs mehr Möglichkeiten als andere, sondern sie dominieren auch durch ihr Auftreten. Sie überzeugen durch Redegewandtheit und immer wieder den wie ein Sachzwang daherkommender Erfahrungsschatz. „Das hat letztes Jahr auch nicht geklappt“ oder „Ihr kennt unsere Bullen nicht!“ sind zwei Beispiele für viele dieser Art. Eliten sitzen regelmäßig in den dominanten Positionen. Wenn es formale Hierarchien zu besetzen gilt, sind sie schnell da, wenn es ihnen wichtig ist: Moderation, Demoleitung, „Koordinationsgruppe“ usw.

3. Folge: „Zwei fehlen noch“. Gemeint waren zwei der Wichtigen. Als das Plenum losgehen sollte, bemerkten einige aus der Elite (die ohne jegliche Rücksprache mit der Moderation begannen und vorgaben, was anstehen würde), daß zwei aus ihrer Elite fehlten. Die anderen, die auch noch draußen rumstanden usw., waren ihnen egal. Wie extrem deutlich ist das! Zwei Klassen Menschen ...

e. Wie bei Papi Staat: Das Gewaltmonopol
Wenn alles nichts hilft, rettet das Gewaltmonopol. Hier sind Eliten in ähnlicher Weise bevorteilt wie formale Führungsgremien. Sie „dürfen“ Menschen beim Reden abwürfen, dürfen sogar ganze Plena sprengen (wie einmal in Lüneburg geschehen, als Eliten sich im Plenum nicht durchsetzen konnten und dann ein internes forderten) oder deren Beschlüsse hinterher aufheben (wie ebenfalls in Lüneburg mehrfach geschehen). Menschen, die nicht zur Elite gehören, werden dafür angegriffen – nicht nur, aber auch von denen, die als Elite die Regeln vorgeben. Sie wechseln sich mit ihren Redebeiträgen ab, beziehen sich aufeinander, dominieren das Geschehen und bezeichnen diejenigen, dagegen aufbegehren, als dominant. Eliten brauchen in der Regel nicht dominant zu sein – es wäre sogar gefährlich, weil sichtbar. Sie „regieren“ unauffällig und locker. Reicht es nicht, so dürften sie oft formale Repression ansetzen, ohne daß ihnen das als Machtmißbrauch ausgelegt wird.
Beispiel: Es war bemerkenswert, wie viel Verständnis in den Plena des Castor-Widerstandes Nov. 2002 in Lüneburg denen entgegengebracht wurde, die Rausschmisse verhängen, Plenumsbeschlüsse nachträglich aufhoben, ständig Leute bei deren Redebeiträge unterbrachen oder beschimpfen. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, daß sie auch körperliche Gewalt hätten anwenden oder die Polizei zu Hilfe holen dürfen. Gleichzeitig wurde Personen, die nicht zur Elite gehörten, jeder längere Redebeitrag als Dominanz ausgelegt.

4. Folge: „Zwei fehlen noch“ – die Bedeutung dieses Satzes im Plenum von Lüneburg fiel einigen auf. Sie hatten sich schon jahrelang mit verdeckter Herrschaft auseinandergesetzt. Ihr Ziel waren offene, gleichberechtigte Strukturen. Ihre Gegner die Elite.

f. Sachzwänge weitergeben und setzen
Eliten begründen ihr Handeln und ihre Vorschläge selten politisch, sondern meist manipulativ, d.h. sie bauen scheinbare Sachzwänge oder Erfahrungswerte auf. Sie schaffen damit gezielt Ängste und Verunsicherung, um mit ihren Vorschlägen dann die scheinbar angenehme Alternative zu bieten. Sie geben formale Sachzwänge weiter, in den meisten Fällen stimmen diese aber gar nicht – so sind z.B. weder Vereinsvorstände noch DemoleiterInnen für das Verhalten der Mitglieder oder Anwesenden verantwortlich. Genau das aber wird immer behauptet.

g. Intransparente Machtzirkel
Im Gegensatz zu formalen Herrschaftsformen (Demokratie, Delegiertensystemen usw.) sind Eliten intransparent und müssen es sein. Nur dann, wenn sie scheinbar gleichberechtigt rüberkommen, können sie ihre Überlegenheit durch die besseren Handlungs- und Beeinflussungsmöglichkeiten ausspielen. Plenumsstrukturen sind ihnen deshalb am liebsten, sie steuern Plena meist nach Belieben. Dabei geht es ihnen oft gar nicht um bestimmte Ergebnisse, sondern darum, daß wie weiter die Kontrolle und Definitionsmacht behalten (Zugang zu Ressourcen, Räumen, Presse, Geldern usw.). Das Geschwafel von Basisdemokratie und der Aufbau von komplizierten Entscheidungssystemen (Delegiertenstrukturen, Bezugsgruppen mit SprecherInnenrat usw.) gehören zu ihren typischen Verhaltensweisen von Eliten. Wo auch immer sie penetrant herbeigeführt werden, ist wahrscheinlich, daß ausgeprägte Eliten das eigentliche Geschehen prägen.
Beispiele: Gut zu erkennen ist die intransparente Machtstruktur bei gleichzeitiger Basisdemokratie-Mythologisierung z.B. in der Kampagne X-1000malquer, wo die „Basis“ Stunden um Stunden über Kleinigkeiten diskutiert, während die Eliten mit der Presse reden, warum die Aktion läuft, die internen Infoverteiler und Mailinglisten kontrollieren oder Zugriff auf die gigantischen materiellen und finanziellen Ressourcen haben. Noch widerlicher ist die Struktur von Attac, die in den gleichen Köpfen entwickelt wurde: Dort ersetzt das reine Gelaber vor Netzwerk und Basisdemokratie jegliche Mitbestimmung. Tatsächlich herrscht ein ganz kleiner Kreis über die bundesweiten Inhalte, Pressekontakte – formal sogar nur eine ca. 5köpfige Gruppe in einer Stadt (Verein share e.V., Verden). Beim Castor-Widerstand (siehe auch  http://www.projektwerkstatt.de/aktuell/castor/castor_lueneburg.html) in Lüneburg verwiesen Eliten autonom agierende Gruppen immer auf den Zwang, alles im Plenum verabschieden zu müssen (Kontrolle!). Als sie sich aber im Plenum nicht durchsetzen konnten, hoben sie die Plenumsbeschlüsse anschließend auf. Das ist aber gar nicht widersprüchlich, sondern in beiden Fällen die konsequente Umsetzung ihres Macht- und Kontrollanspruchs. Das sind aber nur die Spitzen des Eisbergs, die gleichen oder ähnliche Erscheinungen gibt es auf allen Camps, Konferenzen usw. So gab es auf der Anti-Atom-Konferenz in Mülheim eine interne Vorbesprechung, wo geklärt wurde, was in welchem Arbeitskreis rauskommen sollte und wie das durch Moderation und Wortmeldungen zu erreichen sei. Verschwörungstheorie? Ein Autor dieses Textes war anwesend, weil er einen Elitemenschen kannte ...
Das Übergehen Plenumsbeschlüssen bzw. das intransparente Durchsetzung von eigenen Vorstellungen gelingt Eliten besser als formalen Gremien. Letztere sind sichtbarer und damit auch schneller angreifbarer. Das „von oben“ ist spürbarer, wo formale Macht existiert (jetzt für formale Macht statt Eliten zu sein, ist aber nur die klassische Zwei-Haufen-Scheiße-Theorie, d.h. etwas ist erträglich, weil es noch Schlechteres gibt – es geht darum, Erdbeerkuchen zu haben! Daher: Keine Macht für niemand, nirgendwo und in keiner Form!).

h. Konspiratität sichert Eliten
Konspirativität gehört zu den beliebtesten Tricks, diese Intransparenz zu begründen. Die Nicht-Weitergabe von Informationen, Adressen, Kontaktpersonen usw. wird mit der Angst vor Staatsschutz oder VS begründet, richtet sich aber tatsächlich gegen der „eigene“ Basis. Wo es nur anonyme Telefonnummern und Mailadressen mit beschränkter Zugänglichkeit für Teile der Gruppe gibt, machen es die Eliten den Bullen sogar leichter. Die brauchen nur noch diese zu überwachen – alles ist übersichtlich. Schwierigkeiten aber gibt es für Menschen außerhalb der Eliten, Kontakt und Durchblick zu bekommen.
Konspirativität ist aber noch aus einem anderen Grund nützlich. Mit dem Hinweis auf Verfassungs- und Staatsschutz läßt sich Kritik an hierarchischen Strukturen abblocken. Das ist ein Lieblingsthema von Eliten: Ihre Namen und ihr Handeln dürfen nicht benannt werden, weil das den Repressionsbehörden Hinweise auf die Organisierungsformen politischer Bewegung geben könnte. Tatsächlich dürfte denen das meiste aber bekannt sein, denn Eliten treten ja selbst nach außen auf, z.B. als „PressesprecherInnen“, als „ModeratorInnen“ usw. Nur nach innen wollen sie unsichtbar bleiben. Konspirativität richtet sich meist gar nicht gegen VS und Staatsschutz, sondern gegen die eigene Basis.
Beispiel: Anonyme Telefonnummern, Anrufbeantworter und Mailadressen erleichtern wegen der Zentralisierung aller Infoflüsse den Bullen die Abhörarbeit. Innerhalb der Gruppe sichern sie aber den Eliten das Informationsmonopol und verhindern, daß Außenstehende ohne ihre Kontrolle Kontakt mit Menschen aus der Gruppe aufnehmen können. Bei Streit über die Organisierung der Proteste zum Atomforum 2002 in Stuttgart ging eine der wichtigsten Personen der Elite sogar soweit, anderen Anti-Atom-Gruppen zu schreiben, sie sollten nicht mehr die Gruppen-Mailadresse, sondern nur noch die private der einen Eliteperson benutzen, weil sonst eventuell andere AktivistInnen (nicht VS, Staatsschutz usw.) mitlesen könnten.

i. Konsens definieren
Der Konsens ist der optimale Entscheidungsmodus für Eliten. Mit ihm läßt sich zweierlei Politik machen – und das völlig unauffällig. Zum einen ist für einen Konsens wichtig, was der Status Quo ist. Das aber muß definiert werden – und da sind die Eliten in ihrem Element. „Das war immer so“ oder „letztes Mal so“ ist genau die Chance, etwas vorzugeben. Dann kann es nur noch im Konsens geändert werden. Sehr oft, wie etwas als Konsens bezeichnet, was nicht beraten oder beschlossen, sondern nur jahrelang von Eliten als herrschende Meinung in die Köpfe gebracht wurde.
Als zweites ist bei Konsensentscheidungen wichtig, wie herum die Frage gestellt wird. Das aber wird bei der Erklärung des Konsensmodells nie erwähnt, damit nur die Eliten dieses entscheidende taktische Mittel einsetzen können. Zudem ist immer wieder gut zu beobachten, wie zwar das Veto-Recht in der Propaganda als Stärkung der Einzelnen benannt wird – wenn es aber genutzt wird, wird meist krasser psychischer Druck ausgeübt (jedenfalls dann, wenn der Wille der Eliten dadurch betroffen ist).
Konsens und Plenum machen damit die stark, die Herrschaft ausüben wollen. Eliten setzen auf Konsens und Plenum. Daß sie dort verlieren, ist viel unwahrscheinlicher als bei einer Wahl oder Abstimmung (ohne das jetzt gutheißen zu wollen – die Alternative ist die Abwesenheit von Herrschaft).
Beispiel: Die Sache mit der Fragestellung fiel im ersten Rauswurf-Plenum beim Castor-Protest Nov. 2002 in Lüneburg auf. Denkbar waren dort zwei Fragestellungen: Ein Rauswurf brauchte den Konsens, oder es mußten alle zustimmen, daß jemand dableiben kann. Die Eliten (aus verschiedenen Gruppen, teilweise sogar mit verschiedenen Auffassungen zur Frage des Rauswurfs) waren sich einig, daß alle zustimmen mußten. Damit wurden formal alle sehr stark gemacht. Jede Person hätte jede andere rauswerfen können. Doch nur die Eliten haben ein solches Kontrollinteresse – und wollten damit die Rauswürfe. Nicht-Eliten-Angehörige hätten auch gar nicht so agieren können – hätten sie nach gleichem Prinzip den Ausschluß von Eliteleuten gefordert, wären sie nur ausgelacht worden.

5. Folge „Zwei fehlen noch“ – wenig später waren die Eliten vollzählig. Ihre KritikerInnen aber, die den Satz durchschauten, warfen sie einen Tag später raus. Ja: Raus! Etliche Gruppen durften am Castor-Widerstand im November 2002 nicht mitmachen. Weil die Eliten es nicht wollten! Die institutionelle Herrschaft (Bullen ...) brauchten nicht einzugreifen. Der Castor kam zügig ans Ziel, Herrschaftskritik fiel in Lüneburg und im Wendland weitgehend aus ... der Rauswurf aber war nötig. Es ist nicht gut für Eliten, wenn sie auf Menschen treffen, die Eliten erkennen und angreifen.




Die Alternative für politische Organisierung: Weg mit aller Kontrolle! Offene Plattformen statt Eliten, Vereine usw.!
Nicht die Debatte um die „richtige“ Entscheidungsform ist wichtig – es ist nur der Streit zwischen DemokratInnen, BasisdemokratistInnen, Plenomanen usw. und soll Ablenkung schaffen davon, daß ganz woanders entschieden wird. Die Eliten bevorzugen zwar die gleichmachenden Großstrukturen, aber sie können überall agieren. Die Herrschaftsfrage zu stellen, heißt die Rahmenbedingungen anzugreifen und neu zu organisieren. Solange Eigentums- und Besitzrecht, ungleicher Zugang zu Ressourcen und Wissen usw. das Verhältnis der Menschen untereinander prägen, gibt es Herrschaft. Daher muß emanzipatorische Politik offene Plattformen schaffen, auf denen alle Menschen mit gleichen Möglichkeiten agieren können. Weder Vorgaben noch ungleiche Zugänge zu Handlungsmöglichkeiten dürfen weiter das Geschehen prägen. Formale Herrschaft ohnehin nicht – wie peinlich es herrschaftstheoretisch doch ist, wenn (wie in Lüneburg) sich „Linke“ auf Hausrecht oder Demoleitungsfunktion positiv beziehen ...
Wie offene Organisierungsplattformen aussehen können, wird noch sehr stark zu entwickeln sein. Es gibt einzelne Beispiele für Anfänge von Praxis, so etwa ...
- Die Offene Presseplattform, bei der alle die gleiche Infrastruktur und die Adressen der JournalistInnen nutzen können. Wo es offene und direkte Begegnungen der daran interessierten AkteurInnen mit der Presse gibt und keine SprecherInnen oder ähnliches. Das erste Experiment dieser Art lief in München bei den Protesten gegen die NATO-Tagung 1.-3.2.2002. In Lüneburg wurde die Presseplattform verboten, auch bei den Protesten gegen das Atomforum im Mai 2002 (Stuttgart) lehnte das elitengeprägte Bündnis die Idee ab.
- Zeitungen und Internetseiten als offene Plattformen, also ohne Zentralredaktion, Zensur usw.
- Offene Aktionsplattformen, wie die Widerstandsbaustelle in Lüneburg beim Castor-Protest Nov. 2002 von der Idee her (leider in der Praxis nicht) oder die vorherige (dann verbotene) Idee der Direct-Action-Plattform in Lüneburg.
- Projektwerkstätten und ähnliche Räume, wo alle Infrastruktur ohne Einschränkung allen zur Verfügung steht. Wo es keine Besitzrechte gibt und keine Räume einzelner Gruppen. Keine Schlösser und keine Paßwörter, sondern wo die Räume (oder gar Häuser) Plattform für alle mit ihren Ideen sind.

Neue Folge? Wäre nett: „Alle oder keineR fehlen noch“ – für die Selbstbestimmung aller Menschen und gleichen Zugang zu allen Handlungsmöglichkeiten. Eliten abschaffen! Herrschaft durchbrechen! Organisieren von unten!

Mehr:
- Herrschaftskritik und herrschaftsfreie Gesellschaft:  http://www.projektwerkstatt.de/herrschaft
- Organisierung von unten und kreativer Widerstand:  http://www.hoppetosse.net
- Direct-Action:  http://www.direct-action.de.vu
- Entscheidungsfindung und Gruppenprozesse von unten:  http://www.projektwerkstatt.de/von-unten


Hinweis: Nächste Woche wird in der Projektwerkstatt der Reader zu Entscheidungsfindung von unten zusammengestellt - mit Grundlagentexten zu internen Hierarchien und vielen Tipps und Methoden, sie zu überwinden oder wenigstens zu mildern ... vom Plattform- oder Open-Space-Modell bis zu Detailvorschlägen.
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Ergänzungen

Worum´s eigentlich geht

Jörg lenk nicht ab 21.11.2002 - 16:11
Die Probleme des Herrn Bergstedt resultieren schlichtweg daher, daß er im vergangenen Jahr vom VS angequatscht wurde. Statt dem VS die Tür vor der Nase zuzuschlagen, hatte er nach eigenen Angaben 8 mal Kontakt mit ihnen, da er sich einbildete, auf diesem Wege etwas über den VS herausfinden zu können. Statt dies nun als generellen Fehler zu betrachten, propagierte der diese gefährliche Umgangsweise auch noch als "kreativ-feindlich".
Dies als dies bekannt wurde, hatten die Mehrheit der Leute, die gegen das Atomforum in Stattgart kativ werden wollten verständlicherweise kein Vertrauen mehr und waren deshalb nicht mehr bereit mit ihm zusammenzuarbeiten.
Statt sich mit dieser Kritik auseinanderzusetzen, hetzt er seitdem gegen angebliche Eliten...
Näheres zu dem Beginn des Konflikt in Stuttgart:
 http://www.de.indymedia.org/2002/07/26350.shtml

Der 1. Kommentator lügt

Berliner 21.11.2002 - 16:50
Diese Anti-Bergstätt-Front gibt es schon länger. Nur wird immer ein neuer Aufhänger "gefunden". Meist wird dabei Tatsächliches umgedeutet und viel dazuerfunden. Ist ja schwer zu raten, aus welcher Richtung diese Bergstätt-Konkurrenten kommen.
Die Probleme die Bergstätt hat resultieren eher aus seiner etwas merkwürdigen Art und seiner teilweisen Domainanz. Dennoch: Bin mal gespannt, wie gleich die vom Text getroffenen Hunde losheulen werden.

Es gibt ja zwei Möglichkeiten!

Gundi 21.11.2002 - 17:20
Entweder ist das Ding von dem Psychologischen Dienst der Etablierten Eliten Palast Garde, um den Wendländischen Anti Castor Widerstand Psychologisch auf zu weichen.
Oder das Ding stammt wirklich von dem Bergstedt, und der will die Wendländische Anti Castor Widerstands Elite auf weichen, damit Amtliche Maulwürfe der Etablierten Elite Palast Garde, in den Anti Castor Widerstand einsickern können, wie Kirsti in den Hannoverschen Asta.

Mensch der Castor rollt von La Hague bis Gorleben durch Fast die Gesamte Bundesrepublik, da liegen Hunderte von Dörfern und Städten an der Strecke, da kann sich in jedem Ort eine kleine Eigenständige Elite für Wendland Elite Müde Kämpfer entwickeln, aber was soll diese "Ohne Filter" Mentalität, das nur der Widerstand am Bohrloch der Einzig Echte Widerstand sein soll, das Internet machts doch Möglich, du kannst doch sogar auch noch aus Timbuktu oder von Honolulu Echten Anti Castor Widerstand machen, aber dann eben nicht mit dem Anspruch, das du der Einzig Wahre Widerstand am Bohrloch bist, weil du eben nicht am Bohrloch sitzt, und du kannst auch nicht erwarten, das die Anti Atom Widerstands Bewegung am Bohrloch, einer Anti Atom Widerstands Bewegung in Timbuktu oder auf Honolulu ihre Sämtlichen Strukturen Offen legt.
Wenn du das willst bist du auch nur ein Anwärter auf einen Sitz und Schutz in einer Elite, da du nicht in der Lage bist, deine Widerstands Anliegen Selbsständig, Eigenverantwortlich, Legal und Glaubhaft zu artikulieren.
Und Eliten der Strasse, Arbeiter, Arbeitslosen, Obdachlosen, Armen und Kranken, ist den Eliten der Etablierten Parteien und Herrschenden in jedem Fall der Vorzug zu geben, das sind die Eliten nämlich dort, wo sie hingehören, bei der Masse der Bürger.

interessant

unbeteiligtA 21.11.2002 - 17:26
wenn mensch dem ersten (und z.t. dem zweiten) kommentar folgt, besteht die projektwerkstatt also nur aus einer person - j.b.?
statt sich mit den durchaus berechtigten kritikpunkten des textes auseinanderzusetzen, werden fronten aufgebaut und ganze projekte mit der hetze gegen eine einzelperson (zu der mensch stehen mag, wie mensch will - ich hab mir da noch keine endgültige meinung gebildet, weil ich j.b. nicht persönlich kenne) 'fertiggemacht'.
ist doch verdammt nochmal egal, wer den text verfasst hat - vieles ist einfach zutreffend bzw. zumindest bedenkenswert...

Der Beitrag bestätigt aber auch das es Reiche

21.11.2002 - 18:00
jedweder Form Kirchlich Weltlich Europa, USA, Afrika oder nicht geben kann, oder sie Längerfristig Überlebens Fähig wären, weil Wirkliche Emanzipierte Effektive Verwaltung kann es nur Regional Eng Begrenzt geben, weil die Vorstellungen von sowas schon über ein Paar Hundert Kilometer Fundamental ändern kann.
Ich will nicht schon wieder mit Palästina anfangen, aber ich bin auch der Meinung, Grenze Gerecht abgesteckt, und Zaun gebaut, bis sich die Derzeitigen Wellen geglättet haben.

@berliner

Jörg lenk nicht ab 21.11.2002 - 18:40
Das mit dem Lügenvorwurf kann so nicht stehenbleiben, in der Anti-AKW-Bewegung gab´s den Streß um Jörg vor Stuttgart nicht!
Wenn die verschiedensten Leute immer wieder Krach mit ihm haben, muß daß aber nicht unbedingt an den Leuten liegen...
In der Vergangenheit, fand ich viele seiner Kritiquen auch einleuchtend - wenn ich nun aber sehe, wie "unsauber" er arbeitet, nun ja.
"Nur wird immer ein neuer Aufhänger "gefunden". Meist wird dabei Tatsächliches umgedeutet und viel dazuerfunden." - das ist ja wohl eher Jörgs Methode.

1. Semester Logik

Pillepalle 22.11.2002 - 00:43
"Eliten sind offene Seilschaften von Menschen, deren Verhalten bewußt oder unbewußt (unreflektiert) Eliten schafft und absichert."
Ach ja, und ein Elefant zeichnet sich dadurch aus, daß er ein Elefant ist.

ad absurdum

flopserver 22.11.2002 - 01:36
I. Folgender obenstehender Satz zeigt wie die "Elite-"Kritiker selber auf ihre sogenannte Elite fixiert sind: "Etliche Gruppen durften am Castor-Widerstand im November 2002 nicht mitmachen. Weil die Eliten es nicht wollten!"
Als wenn diese Gruppen nicht selber ihren Castor-Widerstandsaktionen organisieren hätten können. Auch die Straßen- und Bahnstrecken im Wendland sind lang und bieten Platz für die unterschiedlichsten Gruppen und Aktionen. Es fragt sich, mit welchem Interesse sind die "Elite"-Kritiker so auf ihre Elitepersonen fixiert. II. Die Eliteparanoia durchzog schon ständig die Texte der Marxistische Gruppe, die letztlich auf nichts anders hinausliefen als linke, auf Emanzipation zielende Argumetationsweisen einer Beliebigkeit preiszugeben.
III. Je länger die Kritik und Rede von bestimmten Personen über die vorgeblichen Eliten anhält um so mehr machen sich diese selber zu Sprechern und Vorsprechern, zu Signifikanten, die bestimmen wer Elite ist und wer nicht.



Scheiß Eliten

Antifaheld 22.11.2002 - 05:14
Eliten sind immer faschistisch und national oder rechtsgerichtet.Ich Scheiße auf Eliten und will Bambule für Bambule.Wir Linken sind nicht geschaffen für Eliten wer das will soll sich zu den Faschos verpissen!

Bevor ihr hier weiterUnqualifiziert abhustet!

Inge 22.11.2002 - 08:54
Man sollte auch mal den Wahrheitsgehalt des Beitrages überprüfen, auf jeden Fall hinkt die Behauptung des Autors des Beitrages, das Demo Veranstalter nicht für die von ihnen initiierte Demo haften würden, wenn dem so wäre, dann gäbe es auch nicht bei jeder Love Parade die Haftungsfrage, wer denn den Müll der Raver entsorgt, ne Demo wird nich ohne Grund Ordnungsgemäß begonnen und auch wieder beendet, der Demoveranstalter ist erst aus der Haftung für Randale, wenn er die Demo Offiziell für Beendet erklärt hat.

Die Hungrigen kratzen...

Gustav 22.11.2002 - 10:27
Bereits in einigen Kommentaren oben ist darauf hingewiesen worden, dass die schärfsten Kritiker von "Eliten" häufig genug selbst gerne eine bilden würden, ja es faktisch auch tun. (Deutungshoheit, Textkompetenz, andere Leute überzeugen etc.) Das faszinierende ist ja, dass im Text - von wem auch immer geschrieben - bestimmte Mechanismen von Gruppenprozessen beschrieben werden und dies dann zu einer Generalschelte gegen die "LInke" und ihre Machtgeilheit hochgeschossen wird.
Der Begriff "Elite" scheint mir hier am falschen Objekt aufgezogen zu sein. Denn zur Elite gehört auch, dass es etwas zu verteilen gibt. Der Wendland-Widerstand, den ich nicht weiter kenne, hat nun sicherlich im geringen Masse etwas zu verteilen. Sicherlich könenn einzelne in der Szene über einen bestimmten Zeitraum 'Herrschaft' ausüben, als MacherInnen, OrganisatorInnen oder VortänzerInnen; zugleich gibt es aber eine etablierte und schöne Tradition der Kritik an Personen, die sich zu weit vorwagen. Der obige Text gehört dazu. Aber all dies macht noch keine 'Elite' aus, oder wenn nur in einem sehr begrenzten Rahmen. Neben der Verteilung (was hier sehr materiell zu verstehen ist) gehört auch die Dauer und Reichweite der Entscheidungskompetenzen. Nicht jede Journalistin ist Teil der Elite, die dies Land regiert. Diese lässt sich sicherlich auf wenige Personen eingrenzen (politische, ökonomische, publizistische, militärische u.a.) Eliten, die aber nicht deckungsgleich sind mit allen Personen, die in den Bereich arbeiten. Im obigen Text wird ein Elitenbegriff etabliert, der Herrschaftsstrukturen bis zur Unkenntlichkeit nivelliert und damit vollständig entwertet. Wenn ein dominanter Redner auf einem Plenum mindestens moralisch so verwerflich sei wie George Bush oder Queen Elizabeth oder Michael Jackson, ihm dieselben Entscheidungskompetenz zugerechnet wird bleibt nur das Gefühl der Lächerlichkeit.
Die Mechanismen von Gruppenprozessen, auch die Vergesellschaftung von Macht (im Sinne von Foucault nicht mit Herrschaft gleichzusetzen) gehört auf die Ebene der ständigen Reflexion, aber nicht der Destruktion. Die Machtfolie ist erkenntnisreich, auch in kleineren Zusammenhängen, aber sie geht nicht im Elitenbegriff auf. Dieser sollte analytisch nicht entwertet werden.

Was ist Macht?

Hier Arsch 22.11.2002 - 10:38
Manche Leute haben Probleme!

Denkt mal drüber nach, ob es nicht vielleicht euer eigener Geltungsdrang und euer Dominanzstreben ist, was andere aus eurer Sicht als "Eliten" agieren lässt. Wer immer wieder Vereinbarungen, die zwischen Widerständigen getroffen wurden, bricht, darf sich nicht wundern, wenn andere so verantwortungsbewusst sind dass sie euch an Aktionen, die Vertrauen und ein gewisses Maß an Verantwortung voraussetzen, nicht mehr mitmachen lassen.

Denkt mal über euer eigenes Verhalten nach. Das Gerede von den Eliten ist nachgerade eine klassischeProjektion!

22.11.2002 - 12:38
was hat bomber-harris damit zu tun? nicht ganz dicht, solche menschenverachtenden postings hierein zu stellen?

Kein leichtes Thema

Hans 22.11.2002 - 12:42
Ich finde, der Arktikel beschreibt sehr gut die tatsächlichen Strukturen in linken Plena (Flora!?).
Diese Stukturen führen auch dazu, dass sich neue Menschen immer weniger beteiligen, weil sie sich nicht wirklich einbringen können / dürfen. Allerdings entstehen solche Strukturen auch aus der jeweiligen Verantwortung, die Einzelne übernehmen und denen damit dann auch automatisch diese Elitenrolle zufällt. Ich hoffe einfach darauf, dass sich die Menschen, die sich in linken Strukturen in den Eliten aufhalten, mit diesem Thema besonders auseinandersetzen und an sich arbeiten. Suspekt sind mir solche, die offensichtlich eine gewisse Macht innehaben und sich diesem Thema nicht stellen wollen, bzw. ihre Rolle auch noch abstreiten.

Scheissegal

schnuckel 22.11.2002 - 12:54
Ist mir alles ziemlich Wurst. Die ständigen Anpöbeleien innerhalb der Linken, die (häufig anzutreffende) Realitätsferne, das arrogante Gehabe gegenüber der "Normal"bevölkerung langweilt mich ohne Ende. Eure Zeit ist vorbei, selbst schuld.

Ihr seid voll doff ,ey!!!

"J.B.`s Jünger Nr.6" 22.11.2002 - 13:45
Jemand der mit dem VS zusammenarbeitet veröffentlicht nicht
sämtliche Erlebnisse und Informationen dieser Begegnungen im Internet
ich bin aber auch der Meinung das dieser Kontakt ein schwerer Fehler war, den j.b. hoffentlich kein zweites mal begehen wird. Es stimmt sicherlich auch das er ein schwiewriger und provokanter Mensch ist.
Was ich aber wesentlichst schwerwiegender finde ist die verdammt primitive Hexenjagd die nicht nur auf ihn sondern auf alle Menschen die sich dem "verbannt" Dogma nicht Beugen wollen. Es ist eine unglaubliche Frechheit und bewiesst völlige Unkenntnis der tatsächlichen Situation, innerhalb der lokalen Strukturen, das Menschen die sich von diesen, zu recht kritisierten, Eliten nicht einschüchtern lassen, sonder sich kritisch solidarisch und nicht feindlich mit j.b. und denn Strukturen der Prowe auseindersetzen als Anhängsel, Willenlos, Manövriermasse, Naiv u.s.w. diffamiert werden. Das einzige "Verbrechen" das diese Personen begangen haben war, sich eine eigene Meinung bilden zu wollen und nicht Brav der einseitigen Hetze zu folgen. Sas diese Menschen dann bereitwillig von einem großteil der Anti-Atom-Bewegung ausgeschlossen werden dürfte die Macht und den Einfluss besagter Eliten verdeutlichen.
Bildet euch eure eigene Meinung rennt nicht länger den hetzern hinterher!!!
Die Wahrheit liegt in der Mitte.

Gründe fürs Wegbleiben

AB 22.11.2002 - 14:15
Diese Art von Diskussion führten und führen dazu, das nachdem der erste Rausch der Aktion vorbei ist und es um kontinuierliche linke Arbeit geht, das die meisten Leute auf der Strecke bleiben.

P.S. Selbe Diskussion verfolgt mich seit ich in der Szene bin ach ja und die Sexismus-Debatte

Anspruch und Wirklichkeit

J. Stay 22.11.2002 - 14:34
Ich bin noch nicht wieder ganz fit, deshalb hier nur einige unsortierte Gedanken. Ich muss dazusagen, dass ich über die Vorgänge in Lüneburg nichts weiß und hier auch nichts zur VS-Debatte beitragen will.

Als einer der von Jörg besonders unter Eliten-Vorwurf stehenden möchte ich folgendes anmerken:

Ich kann wenig mit Jörgs Art anfangen, Dinge, die er nur sehr ungenau weiss, als Beleg für irgendwelche Thesen zu benutzen. Neuester Fall ist hier der angebliche Einfluss von attac auf X-tausendmal quer. Ich kann auch wenig damit anfangen, dass von Jörg so sehr in gut/böse-Schemata eingeteilt wird (da wird dann X-tausendmal quer in einem Atemzug mit rot-grüner Kriegspolitik genannt).

Ich kann aber sehr viel damit anfangen, dass Jörg sehr zugespitzt verdeckte Herrschaftsmechanismen in linken Zusammenhängen kritisiert. Schwierig macht es die Verpackung, denn sie sorgt dafür, dass oft nicht ersthaft und konstruktiv darüber diskutiert werden kann.

Bei X-tausendmal quer gibt es seit Jahren eine ständige Diskussion, wie der basisdemokratische Anspruch und eine Wirklichkeit, die daraus besteht, dass nur ein sehr begrenzter Kreis von Leuten sich die Arbeit machen will, Aktionen langfristig zu planen, unter einen Hut zu kriegen sind.

Dabei gibt es immer mal wieder Entwicklungen zu mehr Transparenz und weniger verdeckten Hierarchien, aber es geht auch manchmal schief. Doch gerade bei diesem Castor-Transport gab es nach langen Debatten im Vorfeld große Anstrengungen, "Orga"-Strukturen, die unabhängig von den aktiven Leuten agieren, abzubauen und die Aktionen wieder viel stärker aus der Aktionsgruppe selbst heraus zu entwicklen. Sicher ist da vieles noch nicht so ideal, aber der Wille, eine gute Mischung aus Effizienz und Herrschaftsfreiheit zu erreichen ist da.

Problematisch sind da übrigens oft nicht irgendwelche Eliten, sondern (gerade im Wendland) viele Leute, die ganz platt sagen, dass sie nicht mitbestimmen wollen, sondern das doch jemand sagen soll, wo es langgeht. Dagegen immer wieder neu anzugehen, halte ich für dringend notwendig.

Ich wünsche mir eine konstruktive Diskussion, nicht mit dem Schwerpunkt, was alles schlecht ist, sondern darüber, wie Widerstand besser organisiert werden kann. Dabei berücksichtigt werden sollte, dass es nicht nur Menschen gibt, die bereit sind, sich herrschaftsfrei zu organisieren, sondern auch diejenigen, die das bisher noch nicht wollen.

Das soll keine Ausrede für Elite-Strukturen sein, sondern nur aufzeigen, dass die Sache komplexer ist, als es in manchen Texten Jörgs aussieht.

Anmerkung zu Gustav

flopserver 22.11.2002 - 14:57
Sehr gut was Du erörterst. Hinzufügen möchte ich noch, daß die ständigen Projektionen auf die Leitern der Hierachie (Machtfolie), den Facettenreichtum tagtäglicher Konflikte verdrängt und sich somit selber als Teil einer autoritären Charackterstruktur offenbaren.

Wunderbar analysiert!!!

Hab´ nix mit J.B. zu tun ;-) 22.11.2002 - 16:00
Dieser Scheiß mit den Eliten hat mich schon mal dazu gebracht, einen herkömmlich-zentralistischen Haufen vorzuziehen. War allerdings damals auch die einzige Möglichkeit, weiterhin eine antikapitalistische Politik zu machen, ohne völlig auszurasten. Aber eigentlich ist das nicht die Lösung - auch wenn es einem ´ne gewisse Erleichterung verschafft, offen aussprechen zu dürfen, wer der Chef/ die Chefin ist und diese auch abwählen zu dürfen, wenn sie ihren Job nicht gut machen.

Das mit den Eliten ist weit schlimmer als offene hierarchische Strukturen, und es setzt sich in immer mehr Lebensbereichen durch. Das Unangenehmste daran ist, dass die Hierarchie dabei fast ausschließlich mit den Ellbogen klargemacht wird. Insofern würde ich noch weiter gehen als die AutorInnen dieses Artikels: Die Hauptmethode der modernen Elite besteht nicht in "Samtpfötchen" und Unauffälligkeit, sondern im ständigen Abwerten anderer Menschen. Aber es nützt nichts, sich in "geordnete Verhältnisse" zurückzuziehen... Das hier ist die Herrschaftsform der Zukunft und wir müssen lernen, uns dagegen zu wehren!

Zu ergänzen bleibt, dass die wichtigste Qualifikation für ein Elite-Mitglied darin besteht, "zum Führen geboren" zu sein - nämlich durch (Klassen-)herkunft und/oder Geschlecht und Alter. Wie sehr mich gerade dieser Punkt ankotzt, brauche ich hoffentlich nicht zu betonen.

Ach ja: Solche "Hexenjagden", bei denen jede/r gleich mit rausfliegt, der/die nicht bereit ist, einen bestimmten Menschen zu schneiden oder auszugrenzen, habe ich hier in der Pampa auch schon oft genug erlebt. Ist ein Grund, weshalb manche Leute nicht mehr mit mir sprechen. Echt, ich hasse einfach solche Methoden!!!

"Es ist eine unglaubliche Frechheit und bewiesst völlige Unkenntnis der tatsächlichen Situation, innerhalb der lokalen Strukturen, das Menschen die sich von diesen, zu recht kritisierten, Eliten nicht einschüchtern lassen, sonder sich kritisch solidarisch und nicht feindlich mit j.b. und denn Strukturen der Prowe auseindersetzen als Anhängsel, Willenlos, Manövriermasse, Naiv u.s.w. diffamiert werden."

Auch das ist keine Lüneburger Spezialität, sondern eine Unverschämtheit, wegen der mir schon vor etwa 10 Jahren mal die Kinnlade runtergefallen ist.

Ein Grund, weshalb viele Leute sich zurückziehen, oft zutiefst frustriert und keineswegs, weil sie lieber Karriere machen wollen, sondern weil sie fertig sind, schlichtweg fertig, ist diese Art von Strukturen und nicht, dass sie mal in der angemessenen Schärfe kritisiert werden.

Ergänzung halt

Hab´ nix mit J.B. zu tun ;-) 22.11.2002 - 16:29
@Jochen:

Vielen Dank, das war ja mal ein differenzierter und vernünftiger Beitrag von "elitärer" Seite! ;-))) Gerade bei x-1000 habe ich auch immer den Eindruck, dass sich zumindest bemüht wird, und auch mit einem gewissen Erfolg. Immerhin wird da durch die Ermunterung zum Gründen von Bezugsgruppen aktiv zur Selbstorganisation "von unten" aufgefordert, und auch die SprecherInnenräte finde ich ´ne gute Sache. Hätte mich in diesem Punkt von dem Text abgrenzen müssen.

Nach Erzählungen eines Alt-Aktivisten hier sind die Strukturen von x-1000 übrigens genau deshalb entstanden, weil da Leute auf den im Artikel kritisierten Eliten-Stil keinen Bock mehr hatten und was anderes versuchen wollten - offene Organisierung, neuen Leuten das Mitmachen und Mitbestimmen erleichtern statt erschweren.

Mir sprach der Artikel nur so sehr aus dem Herzen, dass ich irgendwie nicht in der Stimmung war, zu differenzieren. Sorry!

@Warhead:

"Von unnützen Pennern..." mit ihrer "nichtsnutzigen Existens" - oh, thanks! Geh´ doch nach drüben. Zur CDU oder noch ein Stück weiter nach rechts. Weißt du, bei den "waschechten Stalinisten" und "reaktionären Maoisten" reden sie nämlich, wenn sie inhaltlich Ähnliches meinen wie du grade, zumindest vom "Lumpenproletariat", mit dem man einfach keine Revolution machen könne, weil diese Leute nicht durch den kapitalistischen Arbeitsprozess diszipliniert seien.

Nu is das Problem aber bei mir ein ganz anderes: Neben meinem Vollzeit-Job schaffe ich es einfach nicht, noch einem 2. Beruf als Mitglied des Orga-Teams nachzugehen. Zumal man da meiner Erfahrung nach auch noch dauernd auf Leute warten muss oder in Kneipen oder auf Partys ablungern, um ausreichend Vitamin B zu entwickeln. Mönsch, ich muss auch mal schlafen!!!

Noch ne Ergänzung

Hab´ nix mit J.B. zu tun ;-) 22.11.2002 - 16:46
...und trotzdem wünsche ich mir nach der Revolution nicht die Diktatur der MacherInnen und MackerInnen. Dann schon lieber die des Proletariats - aber noch besser: Gar keine.

appd??? Unter Anarchie stelle ich mir was anderes vor. Herrschaftslosigkeit zum Beispiel. Keine Unterdrückung, Ausbeutung und Abwertung von Menschen zum Beispiel. Aber dass das mit "autonomen" Ansätzen und Strukturen absolut nicht zu machen ist, ist mir schon lange klar. Da macht halt jede/r, was er/sie will. Andere unterdrücken zum Beispiel.

^nicht diszipliniertes arbeiten...

Warhead 22.11.2002 - 17:00
...sondern diszipliniertes Denken ist das Problem,bzw das völlige Nichtvorhandensein desselbigen.
Das zeichnet das Proletariat und vor allem das Lumpenproletariat aus.Fehlende Lageanalyse,totales fehlen jeglicher Selbstkritik,keinerlei reflektieren...aber eifrige Projektion in jegliche Richtung und illusionärer Selbstbetrug.
Herrschaftslosigkeit??Wie soll das möglich sein...unbedingte Freiheit erfordert Einsicht in die Notwendigkeiten,und wenn zehn Leute nichtmal kommunizieren können ohne einen Moderator an der Hand zu haben,möchte ich einmal deine Vorstellung dieser Herrschaftslosigkeit hören

Diszipliniertes Denken? Auch das noch!

Hab´ nix mit J.B. zu tun ;-) 22.11.2002 - 17:54
Und du denkst diszipliniert? Ach, deshalb nennst du dich "Warhead". Das ging mir schon gleich gegen den Strich. Aus den Köpfen muss der Krieg nämlich auch verschwinden - und das ganze militärische Zeugs.

Um jetzt mal ´nen Schritt in diese Richtung vorwärtszukommen - und damit das nicht zu ´ner Privatfehde ausartet hier: Die Menschen, seien sie proletarisch, lumpenproletarisch, stinkbürgerlich, Anarchos oder sonstwas, denken sowohl mengenmäßig als auch inhaltlich ganz unterschiedlich. Es ist nicht so, dass jede/r, der/die dieselbe Fahne schwenkt, auch die gleiche Meinung hat. Insofern finde ich deine Äußerung "das Proletariat denkt" soundso reinen Quark. Das Proletariat denkt gar nicht, Menschen denken.

Um festzustellen, wie viel Lageanalyse ein Mensch hat, müsste man sich schon mit ihm/ihr unterhalten - und auch zuhören dabei. Ansonsten kann man nur feststellen, dass da nix geäußert wird oder jedenfalls nix bei einem ankommt.

Dass mit der Herrschaftslosigkeit ist ´ne schwierige Sache, das ist mir schon klar. Natürlich hat das auch viel damit zu tun, selbst die Verantwortung für sich zu übernehmen, statt irgendwem zu gehorchen. Aber es hat auch viel damit zu tun, wie man mit anderen Menschen umgeht. Irgendwelche "Anarchie", bei der jede/r jedem eins über die Glocke haut, oder bei der jeder Haufen von Raufbolden sich dazu berechtigt fühlt, ist mir jedenfalls nicht so recht. Ansonsten kann ich nicht mehr versprechen mit der Herrschaftslosigkeit, als dass ich mir Mühe geben will.

Ach ja: Diszipliniertes Denken soll man ja angeblich an den Unis lernen, und da kommt "das Proletariat" so selten hin. Vielleicht würde ja die eine oder andere Veränderung im Bildungssystem was ändern?

Allerdings habe ich auch gar keine Lust, geistig strammzustehen und immer schön die Vorgesetzten korrekt zu grüßen... Ein bisschen Kreativität, Neugier und andere geistige Vergnügungen wären mir lieber.

Ich will eine lebenswerte Zukunft

Hoffnung 22.11.2002 - 18:04
Jeder der nicht mit der Projektwerkstatt und befreundeten Gruppen zusammenarbeitet, wird durch den Dreck gezogen. Alles wird als Elitär oder Herrschaft ausüben gedeutet. Bedenken beim Veröffentlichen von Informationen werden als geheimhalten der Strukturen vor Mitstreitern gesehen. Vielleicht solltest Du mal das Konsens Prinzip ausprobieren, die Beschreibung trifft nämlich nicht zu. Die Politischen Inhalte der Gruppe scheinen Dir weniger wichtig zu sein als die Hierarchiefreiheit einer Gruppe. Ich möchte für ein Leben haben, in der ich ohne Angst vor dem Atomtod leben kann, brauche ich dafür wirklich absolute Hierarchiefreiheit?
Ich möchte auch, dass alle gleichberechtigt arbeiten können, aber dass ist nur möglich wenn sich die Leute auf einen Informationsstand bringen. Ich fände es komisch wenn jemand ganz Unerfahrenes, der oder die gerade in eine Gruppe kommt, gleich die Pressearbeit macht.
Was die Presse über unsere Arbeit schreibt, hängt auch von Didaktik, Rhetorik und Überzeugungskraft ab. Warum sollen denn nicht Leute die das beherrschen und meine Position mitvertreten, wie vorher im Konsens abgesprochen, so einen Pressekontakt machen.
Leider ist es kaum möglich das alle Leute eine Aktion vorbereiten, weil nur wenige zum Vorbereiten Lust haben. Ist es dann verwerflich, dass die Aktion trotzdem von wenigen vorbereitet wird? Die Leute die Du kritisierst reißen sich den Arsch auf und versuchen alles um die Leuute, die später noch dazukommen noch teilhaben zu lassen an Entscheidungen. Aber natürlich haben sie bei der Aktion ein Vetorecht, weil sonst hätte sich der Vorbereitungsaufwand doch gar nicht gelohnt.
Nach Deiner Beschreibung gehöre ich zu einer Elite, so offen will ich schon sein dürfen. Ich werde versuchen so wenig Macht wie möglich auszuüben, aber ich werde wegen so einer Kritik nicht meine Ziele vernachlässigen und alles tun, damit es weiter Plenas, gewaltfreie Blockaden usw. gibt. Mein Ziel ist eine Zukunft ohne Atomkraft und ohne Krieg, danach kämpfe ich gerne auch verstärkt für weniger Hierarchie, aber das ist nicht mein Schwerpunkt.

Fortsetzung folgt

Warhead 22.11.2002 - 18:19
Die meisten Menschen denken überhaupt nicht,das haben sie nie gelernt,sie projezieren,das können sie hervorragend.Drei bzw Vierdemsionales Denken lässt sich auch nicht erlernen...man kann es,oder man kann es eben nicht.
Und wer hat behauptet das man an den Unis "strukturiertes Denken"lernt??An den Unis lernt man Gedanken in Worte zu fassen und auszuformulieren.Man kann auch nicht den Beruf des Schauspielers erlernen,und es ist eine Fehlbehauptung als Schauspieler müsste man kreativ,kritikfähig,politisiert und ähnliches sein...Schmarrn...Martin Held sagte ein Schauspieler muss leer und nach Möglichkeit doof sein damit der Regisseur den Schauspieler füllen kann.
Übrigens zu deinen Bemühungen,auf Willy Brandts Grabstein steht
"Man hat sich bemüht"

Achso

Warhead 22.11.2002 - 18:22
Falls jemand an meinem Namen Anstoss nimmt
Ich leite ihn ab vom Gittaristen der UK Subs

Wer ist eigentlich dieser J.B???
Muss man den kennen??

Allgemeines Bemühen

Kein Jörg hier ;-))) 22.11.2002 - 19:54
@ Hoffnung:

Wen meinste denn jetzt mit "du"? Die AutorInnen des Artikels waren mehrere, wie aus dem bisher Geschriebenen hervorging, und ich komme ja zusätzlich hinzu als eine, die eine bestimmte Kritik aus eigener Erfahrung teilt - allerdings ist mir x-1000 da bis jetzt noch nicht unangenehm aufgefallen.

Und natürlich ist es möglich, bestimmte Inhalte wichtig zu finden (warum denn sonst war ich auch bei diesem Castor wieder mit dabei?) und gleichzeitig auch andere Dinge. Komisch, wenn jemand ansonsten noch Gewaltfreiheit wichtig ist, wird denen nicht vorgeworfen, die Inhalte seien ihnen wohl egal. Mir geht es übrigens auch nicht darum, dass einzelne besondere organisatorische Aufgaben übernehmen. Das stört mich ebenso wenig wie dich. Mich stört nur, wenn irgendeine Form von Unterdrückung herrscht. Und das ist für mich was ganz anderes. Und ich bin da auch nicht "aus Prinzip" dagegen, sondern weil ich mitgekriegt habe, wie Menschen durch sowas kaputtgemacht werden. Und weil ich mitgekriegt habe, wie irgendwelche Karrieregeier ganze Bewegungen kaputtgemacht haben (da meine ich speziell die Führungselite bei den Grünen). Ähem, also mein Motto im Umgang mit so Führungstypen ist: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, (echte) Basisdemokratie am allerbesten.

@ Warhead:

Was mich in erster Linie aufgeregt hat, war nicht dein Name, sondern diese bescheuerte Äuperung über "nutzlose Penner" - ein Kommentar, den ich hier jetzt komischerweise nicht mehr wiederfinde... Wenn´s eins gibt, womit man mich total auf die Palme bringen kann, dann ist es sowas. Merkst du denn gar nicht, dass du da schon ein gutes Stück auf der Schiene "lebensunwertes Leben" denkst? Von da bis zu "Die sollte man alle vergasen!" ist es m.E. nicht mehr weit.

Hast du überhaupt schon mal ein paar Obdachlose kennengelernt? Viele von denen - auch manche Hardcore-Alkoholiker, die praktisch nicht mehr viel auf die Reihe kriegen - haben mehr linke (und menschliche!) Grundlagen kapiert als du anscheinend. Deshalb nehme ich dir den "großen Denker" auch nicht ab.

Das mit dem "Bemühen" war zugegebenermaßen total schwach, aber ich hab´ da halt nicht mehr an Patentrezept als die Erfahrung, dass es gelegentlich auch ohne Herrschaft ganz gut klappt und dann für alle Beteiligten ein erheblich besseres Gefühl ist. Die Relativierung kommt daher, dass ich selbst ganz genau weiß, dass ich dann manchmal auch diejenige bin, die einen (zumindest verbalen) Druck auf andere ausübt. Aber zumindest finde ich´s okay, wenn die Leute dann sauer werden und mir ordentlich den Kopf waschen. Das ist vielleicht auch ´ne Form gegenseitiger Fellpflege! ;-)))

In diesem Sinne

Bleibt mal einfach alle ganz ruhig !!!

Paulus ehm. Saulus 22.11.2002 - 19:55
Also, ich muss mal ganz ehrlich sagen, wenn die Herren, welchen wir eigentlich eigentlich mit unserem Widerstand entgegenwirken wollen, diesen Unfug hier lesen, so lachen die sich wohl mächtig ins Fäustchen !!!
Elite hin oder her, im Grunde wollen wir doch alle das gleiche, und ein bischen narzistisch sind wir wohl auch alle ( gibt sicherlich auch Ausnahmen ). Wenn wir auch alle für mehr Freiheit auf dieser Welt sind, so dürfte es uns doch eigentlich nicht so schwer fallen, anderen auch ihren Platz zu lassen. Die Diskussion, die hier geführt wird, schafft nichts anderes als Fronten. Fronten, die wir uns nicht leisten können, wenn wir wirklich unsere Ziele verwirklichen sollen !
Also, vertragt EUCH, und seid nett zu einander, bald ist Weihnachten ;-) !!!

Ich geb´s auf!

Noch immer nicht zum Jörg mutiert 22.11.2002 - 20:55
Deine Meinung, man müsse sich von überflüssigem Ballast trennen, hat mich restlos überzeugt. Du bist offensichtlich ein echter Militarist (ohne hierarchische Strukturen geht es nicht, Schnauze halten, alles einem Ziel unterordnen) und ich trenne mich nun.
Dasselbe rate ich der appd.

Ich würde ja sogar gerne vermuten, dass du diesen Verein hier mit deinen Äußerungen nur in den Dreck ziehen willst, aber eine Menge beschissener Erfahrungen haben mir gezeigt, dass es Typen wie dich wirklich gibt.

@kein jörg hier

mod 22.11.2002 - 21:40
du hast selbst begründet warum der kommentar von warhead nicht mehr aufzufinden (sprich zensiert) wurde!
;-)

@Nichtjörg

Warhead 22.11.2002 - 22:12
Bei Pogoanarchisten funktioniert das eigentlich seit jeher so.wer die ganze Arbeit macht,die Webseiten betreut,die Texte schreibt,die Ämterkacke und den Börokratiemüll erledigt,die angezapften Telephone bezahlt,neue Ideen und Konzepte entwirft und schlussendlich auch die Kohle für den ganzen Zinnober vorstreckt,der bzw die haben das Sagen.Das Fußvolk ist Fußvolk und wirds auch immer bleiben.Man steht ja immer so schön als der grosse Dikator da,"öhh ühh du/ihr seid so dominant,wir finden das so schrecklich*heul*".
Schön,und wenn man sie dann machen lässt oder sagt sie sollen mal was machen passiert wie immer...NICHTS...
Möchtegerndirektkandidaten die immer das Maul aufreissen sind nichtmal in der lage ihre 200 Unterschriften einzusammeln,alles was kommt ist "Bier aus Wasserleitungen"
Ja,wenns danach geht...ok...wir sind militaristische Dikatorenschweine...wir sind keine Sozialarbeiter,Sozialpädagogen,Streeworker,Sozialstationen.Wir unterhalten auch kein Weglaufhaus und keine Wärmestube...und haben auch nie einen Drang gehabt Altenpfleger oder Psychatriehelfer zu werden.Ich ziehe den Hut vor solchen Menschen die diesen Job gerne machen.Wir machens nicht.
Und bitte...verpeilte aller Sorten,Stressheads,Müslimanen und basisdemokratische Plenenmaniacs...bleibt uns fern.
Und zum guten Schluss empfinde ich es als eine Unverschämtheit als einer hingestellt zu werden der im Geiste permanent die Finger am Gashahn hat.
Wenn ich sage Ballast,dann meine ich die ganzen verpeilten um uns herum die motivlos herumhängen und ausser dem Absondern von verwirrungen zu nichts in der lage sind.

Ich will Atomkrieg!

H.C 23.11.2002 - 01:40
Jetzt und hier!

Entschuldige, Warhead

Kein Jörg 23.11.2002 - 13:41
Über Nacht hab´ ich mir das nochmal durch den Kopf gehen lassen. Meine Reaktion gestern abend war einfach zu hart. Natürlich verstehe ich deinen Frust und habe gelegentlich auch schon selbst heftigst geflucht, grade über junge Punks, die zu dämlich oder zu breit sind, im Winter auch nur die Tür zuzuziehen, wenn sie aus dem Haus gehen. Von der APPD habe ich da bis jetzt auch nur obskure Forderungen nach Freibier für alle und so mitgekriegt und mich dann nicht weiter für den Haufen interessiert, weil ich meine, dass das unsere Probleme mit dem Kapitalismus ja wohl nicht lösen wird.

Heute morgen war ich mir dann ziemlich sicher, dass es sich bei deinen Beiträgen um eine satirisch vorgebrachte Lageanalyse handeln muss, wie elitäres Bewusstsein innerhalb der Linken entsteht - eben auch aus dem berechtigten Frust der Leute heraus, die was Konstruktives machen wollen und Verantwortung übernehmen. Zu der Überzeugung, dass deine Beiträge Satire sind, kam ich vor allem durch deinen Satz: "Wenn wir uns nicht rechtzeitig vom Ballast trennen, werden wir ewig auf Seiten der Verlierer stehen." (der ist ja nun auch schon wieder gelöscht).

Weißt du, dass ich da ewig stehen werde, wurde mir mal klar im gefesselten Zustand in einem Gefängniswagen. Ganz egal, welcher Staat - so lange da noch irgendwelche Bullen rumlaufen, werden sie garantiert hinter mir her sein. Weil man als politischer Mensch die zweifelhafte Fähigkeit verloren hat, sich rauszuhalten. Die andere Möglichkeit wäre, "aufzusteigen" und auf der Seite der Bullen zu stehen. Aber damit würde ich ganz einfach nicht klarkommen. Das war eigentlich so der Tag, wo ich eingesehen hab´, dass ich in meine gemütliche maoistische Partei, wo alles ganz gut klappt und die Leute auch recht nett sind, nicht zurück kann und mich wieder diesem bescheuerten Anarchismus zuwenden muss, von dem mir kein Mensch sagen kann, wie er denn eigentlich funktionieren soll. Und der in der Praxis leider ganz oft genau so aussieht, wie du es für die Pogoanarchisten beschreibst.

Ist es nicht auch ganz okay, als Linke/r auf Seiten der Verlierer zu stehen? Wo denn wohl sonst, so lange es irgendwelche Verlierer gibt?

Es ist eigentlich auch nicht so, dass mich irgendeine "höhere Moral" in diese Position treibt. Es ist nur einfach so, dass ich schon als Kind wusste, wenn vom Untermenschen die Rede ist, dass da Leute wie ich mit gemeint sind. Keine Ahnung, warum. Das muss wohl daraus entstehen, wenn man als Kind aus etwas desolaten Verhältnissen und mit einem frechen Maul auf´s Gymnasium geschickt wird, wo die ganzen feinen Leute rumhängen. Da merkt man, dass einen ewig was von denen trennen wird. Und ich komme auch mit diesem Perfektionsanspruch in der Linken nicht klar, dass man z.B. immer die richtige Meinung haben muss und - zumindest ideologisch - keine Fehler machen darf. Das ist doch wohl schlimmer als in der Schule! Da ist man wenigstens nicht gleich ein Haufen Dreck, wenn man mal keine 1 schreibt.

Und da wir alle keine Engelchen sind, äußerst du dich abfällig über Leute, die "die Funkdisziplin" nicht einhalten u.a., und ich äußere mich abfällig über deine abfälligen Äußerungen. C´est la vie, und als Verbesserung fällt mir wirklich nur ein, sich ein bisschen Mühe zu geben - bis wir die Grundlage von diesem ganzen Mist, die Klassengesellschaft, überwunden haben. Die sozialisiert uns nämlich auf die eine oder andere Rolle hin, auf die Chefrolle mit ihrem elitären Gehabe oder auf die Rolle des passiven Fußvolks, dass sich beklagt, aber nicht die Initiative ergreift, sondern auf den großen Diktator wartet. Ich möchte mich diesen Rollen verweigern und weder das eine noch das andere sein, auch nicht in alternativ. Ich möchte nirgends die ganze Verantwortung schleppen, mit all dem Stress, der da dran hängt, und mit der Wut auf die, die sich von mir bemuttern lassen und dann ewig dagegen rebellieren. Dem fühle ich mich ganz einfach nicht gewachsen - und das ist natürlich auch die Folge davon, auf diese Rolle nicht hinsozialisiert zu sein. Aber ich möchte auch nicht Fußvolk sein, Befehlsempfänger wie die Bullen, und andere für mich denken und handeln lassen. Es muss da doch noch was anderes geben!

Die Probleme gemeinsam angehen und dabei respektieren, dass jeder Mensch anders ist und individuell ganz unterschiedliche Erfahrungen, Fähigkeiten und Ideen einbringt. Voneinander lernen und vom gemeinsamen Interesse ausgehen. Wir können nicht alle die totalen Helden sein und denn noch hochintellektuell und was weiß ich... So einen Anspruch an sich und andere zu stellen, heißt, das kapitalistische Leistungsprinzip sogar noch in zugespitzter Form zu reproduzieren. Aber eben weil es Fehler gibt und auch geben dürfen muss, gibt es auch Kritik daran. Die Aufrufe zu Friede, Freude, Eierkuchen empfinde ich deshalb als Unfug. Es muss doch wohl möglich sein, sich mit bescheuerten Aussagen auch anders auseinanderzusetzen als indem man sie in die Tonne haut.

JB ist kein Spitzel

... 23.11.2002 - 21:57
denn bei dem, was die projektwerkstatt sich erlaubt,
bedarf es keiner spitzel mehr: alle strukturen veröffentlichen, treffen, beteiligte, e-mails, ...
da freut sich der staatsschutz und muß auch nicht mehr soviel spesen für pizzen ausgeben ...
wenn das das verständis von antirepression der projektwerkstatt ist, nämlich durch öffentliche diffamierung der strukturen ganz herrschaftsfrei den repressionsbehörden in den arsch zu kriechen ...

24.11.2002 - 02:29
Tja weisst du,auch wenn ich mich zeitweise lustig oder satirisch anhören sollte,so meine ich es trotzdem bitterernst.Ich weiss natürlich selbst das es nicht allzu witzig ist einer Wanne mit Handschellen auf dem Rücken rumzuliegen,insbesondere dann wenn sich über einem noch zwei dutzend andere Leute stapeln und der über dir akute Schübe von Klaustrophobie entwickelt und einem ins genick zu kotzen droht,ja da entwickelt man eben den passenden düsteren Humor eines Gentlemen der nicht wegen jedem Dreck die Contenance verliert.Ja und sowas lernst du unter anderem auch auf deiner höheren Schule mit den Leuten und den Verhaltensformen die du abgelehnt hast.Passenderweise wohnte ich im Grunewald und ging ebenfalls auf elitäre Schulen,auch ohne der Oberschicht anzugehören.Und so abgeschlossen ist die gar nicht wie sie sich eigentlich gibt,es gibt gewisse Benimmregeln wie es sie eben überall gibt.Und man lernt dort Dinge die man nirgendwo anders lernt.Man lernt zu tanzen,sich auf jedem Parkett heimisch zu geben obwohl man es nicht ist.Man lernt die Kunst der Verkleidung und die Kunst des Parlierens sowie auf Gestiken,Mimiken und Stimmungen zu achten.Kleider sind nicht wichtig,Statussymbole sind nicht wichtig,die Kunst der schöngeschwungenen Rede ist es umso mehr.Damit kommst du durch fast jede Bullensperre,in fast jeden Ballsaal hinein.Und ich tanze nunmal gerne auf mehreren Konzerten unterschiedlicher Klaviatur.Ferner kann ich dir sagen wenn niemand den Arsch hochbekommen hätte und den Chef gegeben hätte,die Menschen würden immer noch auf den Bäumen oder in ihren kalten Höhlen sitzen und von ihren dampfenden Nachttrünken den Mond angaffen und ihn anheulen.Und manchmal überlege ich mir das diese Option nicht einmal die schlechteste gewesen wäre.
Ein Mensch der sich nicht unfrei fühlt,trotz aller Knechtschaft,Abhängigkeit,Lügen,nichtvorhandener Pressefreiheit,Totalirismen etc etc,dem wirst du schwerlich klarmachen können das er doch unglücklich ob seiner Unfreiheiten sein muss,es kommt einfach nicht an.Es ist als würde man als Tangotänzer auf einer Party von lauter Einbeinigen aufkreuzen,da ist man einfach fehl am Platze,soll man den Einbeinigen vorwerfen das sie nichts alles tun sich ein Zusatzbein wachsen zu lassen??Soll man sie auffordern sich ein Holzbein zuzulegen,soll man sie in einen Tanzkurs schicken??Man muss den Leuten ihr kleines vergängliches Glück lassen,das ist das einzige an dem sie sich festklammern.Es ist nicht so das sie nicht könnten,sie wollen einfach nicht,und das hat nichts mit der Herkunft oder frühen Sozialisierung zu tun.Sie stehen auf Hirarchie und Führung,und eins deiner Mitteldinger von denen du selbst nicht weisst was es genau für ein Ding sein soll,damit können sie nun schon gar nichts veranstalten.
Du willst die Führung nicht übernehmen,du willst nicht indoktrinieren,unterminieren,intrigieren??Schade schade schade,dann wird es eben ein anderer statt deiner tun.So wie meist natürlich jene denen man nicht immer philantropisches Gut unterstellen kann.Was hast du im Angebot als hohes Gut???"Ich bringe euch die Wahrheit,die vier edlen Kostbarkeiten".Damit kannst du den Weg des Dharma gehen,alle anderen Leute werden dir für deine Scheisswahrheit den Schädel abschlagen und mit dem Blut die Wände streichen.Liess mal die Antigone,da bringt ein Wächter die Wahrheit dem König Kreon,schlechte Nachrichten sind es noch dazu...niemand will Wahrheit,niemand will hören wie die Dinge sind und niemand will irgendwelche Nachrichten,geschweige denn schlechte,sie bewirken ohnehin nichts ausser schlechte Laune.Bring gute Nachrichten,verbreite abgefeimte Lügen,Infamitäten unerhörter Machart...die Massen werden dir zu Füssen liegen als seist du ein Gott...stattdessen nörgelst du rum das die Leute den Prinzen der falschen Hirarchie hinterherjagen.

Oh,da oben fehlt was

Warhead 24.11.2002 - 02:36
Als Überschrift sollte da eigentlich stehen
J.B.geht mir komplett am Arsch vorbei.
Wieso da nun gar nichts mehr steht,ich weiss es nicht

Mir ist J.B. auch egal

Maike - kein Jörg 24.11.2002 - 13:14


Maike - kein Jörg

Ne Oberschichts-Schule war´s bei mir nicht, mir reichten die dörflichen Kleinbürger-Kids mit ihren Albernheiten, während ich so zu Hause die Schnapsleichen zu therapieren versuchte, den Abwasch erledigte und meinem Vater die Hosen klaute, weil die Bitte um ´ne neue jedesmal zur Schreierei führte. Wenn einem da noch irgendwelche Erwachsenen autoritär kommen, zeigt man denen nur noch ein Piepvögelchen. Und hat damit natürlich allgemein den Ruf weg, ´ne ganz Schlimme zu sein...

Das sind so Gründe, weshalb ich überhaupt nichts dagegen hätte, ein Weglaufhaus zu unterhalten oder dergleichen.

Was ich den Leuten erzählen will:

Dass es überhaupt keinen Grund gibt, irgendwen zu erschießen oder auch nur zu verprügeln, denn das hat noch nie geholfen, irgendwelche Probleme zu lösen. Dass es keinen Grund gibt, jeden Tag 40.000 Kinder verhungern zu lassen, denn es ist genug Essen für alle da. Dass es keinen Grund gibt, über Mangel an Arbeitsplätzen zu jammern und dann im sozialen Bereich Stellen zu streichen, denn das ist die Arbeit, die nunmal grade nötig ist. Dass es auch keinen Grund gäbe, zu jammern, wenn tatsächlich keine Arbeit mehr da wäre, denn dann könnten wir alle zusammen faulenzen.

Und nach meiner Erfahrung sind die meisten Leute durchaus in der Lage, diese einfachen Wahrheiten zu verstehen, und sie schlagen einem auch keineswegs den Kopf dafür ab. Zumal das sogar ausgesprochen gute Nachrichten sind! Und einen Chef brauchen wir schon deshalb nicht dafür, diese einfachen Wahrheiten in konkretes Handeln umzusetzen, weil jeder Mensch das nur aus seiner eigenen Lebenssituation heraus tun kann, und da hätte so ein Chef ja viel zu tun, wenn er für jeden Menschen einzeln überlegen muss, was grade zu tun ist. Besser, jede/r strengt selbst seinen Kopf ein bisschen an.

@Maike

Warhead 24.11.2002 - 21:46
Und trotzdem müssen irgendwelche Leute diese Gedanken bündeln und konzertieren,und es bleibt nicht aus,wollen diese Leute auch etwas erreichen,das diese Leute am Ende als machtgeile Elite beschimpft werden.
Im Übrigen ist nicht genügend Nahrung da,es ist genügend Nahrung hier,mitunter auch dort,nie ist sie jedenfalls in einer gewissen Ausgewogenheit überall anzufinden.Und das wird auch immer so bleiben.Simbabwe hat seine Hungerkatatastrophe hausgemacht.

Die Grenzen interessieren mich nicht

Maike 25.11.2002 - 16:11
Was heißt da "Simbabwe hat seine Hungerkatastrophe hausgemacht"? Simbabwe ist NIEMAND. Und: Nicht Länder hungern, sondern die Armen in ihnen. Mal abgesehen davon, dass diese Leute meist weniger Handlungsmöglichkeiten haben als du und ich, wäre es mir auch völlig egal, wenn sie tatsächlich selbst schuld wären. Na und? Steht auf Blödheit etwa die Todesstrafe? In dem Fall bin ich dafür, mit unserem Bürgermeister u.ä. Dorftrotteln anzufangen (aber würde das etwa was ändern?) und nicht mit irgendwelchen Kindern, die weder Macht noch Einfluss noch eine Ausbildung haben. Nahrung und andere Güter werden auf der Erde wild hin- und hertransportiert, und die erste Anforderung dabei sollte eigentlich die sein, dass jede/r was zu essen hat.

Die Bodenerosion in Deutschland betrug übrigens vor etwa 10 Jahren 10-12 Tonnen pro Hektar und Jahr, die Boden-Neubildung 1-2 Tonnen pro Hektar und Jahr (neuere Zahlen hab´ ich nicht).

1994 bezog dieses Land 3,6 Millionen Tonnen *Futtermittel* aus der sogenannten Dritten Welt.

1 Hektar Kulturland ernährt, wenn man folgendes anbaut, soundsoviele Menschen mit Eiweiß und Kalorien:
Eiweiß Kalorien
Kartoffeln 11 17
Gemüse 12 5
Schweine 1,5 2

Manche Schlussfolgerungen kann jede/r selbst ziehen, mache Veränderungen erfordern keinerlei Organisation - und trotzdem passiert recht wenig.

Manches hingegen muss tatsächlich irgendwie koordiniert werden. Na und? Ebenso, wie die Bäcker damit beauftragt sind, für uns alle das Brot zu backen, kann man auch jemanden damit beauftragen, bestimmte Sachen zu koordinieren. Das hat mit Elite überhaupt nichts zu tun, sondern mit Arbeitsteilung. Auch eine Moderation kann in diesem Zusammenhang sinnvoll sein, denn mit - sagen wir - 50 Leuten wird es so langsam schwierig, durch reinen Blickkontakt festzustellen, wer grade reden will, und sich auf eine Reihenfolge zu einigen. Problematisch ist nur, wenn ModeratorInnen sich als so eine Art Chef verstehen, die vorab klarhaben müssen, was dabei rauskommen soll und am besten noch, was jede/r einzelne zu sagen hat, und die dann dafür sorgen müssen, dass das auch alles so nach ihren Plänen abläuft. Man kann übrigens in jedem Handbuch zur Moderation nachlesen, dass genau das *nicht* die Aufgabe von ModeratorInnen ist. Zitat dazu: "Die Rolle des Moderators wird oft mit der einer Hebamme verglichen: er bringt das Kind nicht zur Welt, er unterstützt nur die Geburt." (U. Dauscher: Moderationsmethode und Zukunftswerkstatt, S. 27). Alle, die eine Koordinations-Aufgabe übernehmen, könnten dieses Rollenverständnis übernehmen. Und alle, die bei einer Sache, die Zusammenarbeit erfordert, beteiligt sind, könnten sich in gleichem Maße verantwortlich fühlen wie die KoordinatorInnen. Jede/r halt für das, was er oder sie bei der Sache zu tun hat. Notwendigerweise werden unsere Beiträge in Art und Umfang unterschiedlich sein, denn die Menschen sind nunmal unterschiedlich. Verantwortlich ist man jedoch immer für das, was man tut - nie für das, was andere tun.

Und bei Sachen, die man Scheiße findet, sollte man nicht mitmachen. Sich als Befehlsempfänger zu verstehen, schützt nicht vor der Verantwortung - das sollte nach Ausschwitz eigentlich klar sein.

Die Gedanken, die ich in meinem letzten Kommentar geäußert habe, brauchen zu ihrer Umsetzung keinen, der sie bündelt und konzentriert. Sie brauchen einen Moment klarer Erkenntnis: Dass wir auf einer wunderschönen Erde leben, die uns in überreichem Maße alles bietet, was wir brauchen. Wenn man das wirklich verstanden hat, wenn man es *sieht*, dann kann man sich die Frage nach der Ursache von Leid und Elend ganz einfach beantworten.

Ein Bettler sitzt in der Stadt. Die Vorübergehenden gehen vorüber. Folgen wir einem von ihnen - folgen wir uns selbst.

So jetzt ist Sense

25.11.2002 - 17:20

Aha

Warhead 25.11.2002 - 17:26
Entwicklungspolitik hat mich nie sonderlich interessiert.
Ja ich bin ein asoziales Schwein weil ich nicht jede Gasse des globalen Dorfes betrete.Meine Themen sind Stadtentwicklung und soziales.
Ich pfeif mir jetzt ohne jedes schlechte Gewissen ein Monstersteak ein

Don´t panic!

Maike 26.11.2002 - 09:09
Es ging mir nicht darum, dir oder sonstwem ein schlechtes Gewissen zu machen. Wozu sollte das gut sein?

Wir sind Kinder, die spielen und viele schöne Sachen haben wollen und die am liebsten weglaufen möchten, wenn sie irgendwo ein Problem sehen. Wer das nicht zuerst mal einsieht und mit ein bisschen Freundlichkeit betrachtet, wird nie auf die Idee kommen, sich zu fragen, ob es nicht mehr Spaß machen könnte, sein Spielzeug mit anderen Kindern zu teilen und ob nicht die wendländischen Bahngleisen ein ganz prima Spielplatz sind und so.

Die bierernste, moralinsaure Betrachtungsweise macht jede vernünftige Handlung zu einer unerhörten seelischen Mühsal, da wir uns gleich von der Last der Verantwortung für die ganze Welt erdrückt fühlen. Sie löst eine Fluchtreaktion aus. Völlig zu Recht. Wir sind viel zu klein, um die Verantwortung für die ganze Welt zu tragen. Unsere Macht reicht über die eigenen Hände und den Gebrauch von Werkzeugen nicht hinaus.

Und deshalb - weil es schon schwierig genug ist, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen - lehne ich es strikt ab, auch noch die Verantwortung für irgendwen anders zu tragen.