Über 5 Std. Sitzblockade in Laase - wurde jetzt geräumt

Presseteam X-tausendmal quer 14.11.2002 05:01 Themen: Atom
Über 1200 Menschen haben in der Nacht auf Donnerstag für mehrere Stunden die Castor-Transportstrecke von Dannenberg nach Gorleben blockiert. Die Blockade hat wie viele andere Aktionen in den letzten Tagen gezeigt, daß Atomtransporte nur gegen den entschlossenen Widerstand tausender Menschen und nur mit massiver Polizeigewalt durchzusetzen sind. Die Anti-Atom-Bewegung hätte trotz Demonstrationsverboten und massiver Polizeipräsentz wieder einmal gezeigt, dass der Konflikt um die Atomenergie noch lange nicht gelöst ist.
Gegen 23.30 Uhr waren die ersten AtomkraftgegnerInnen von Laase aus kommend trotz Polizeipräsenz auf die Transportstrecke gelangt. Die zahlenmäßig unterlegene Polizei konnte nicht verhindern, dass in kürzester Zeit über 1200 Menschen die
Strecke besetzten. Aus den umliegenden Wäldern und Feldern und über Straßen und Wege kamen weitere Menschen dazu. Erst nach drei Stunden begann die Polizei die Blockade durch Wegtragen der DemonstrantInnen zu räumen. Die Weggetragenen wurden in einen Polizeikessel verbracht, wo ihre Personalien aufgenommen wurden.

Erst um 4.35 Uhr hatte die Polizei alle AktivistInnen von der Straße getragen - die Castoren standen unterdessen seit 3.37 fertig verladen am Verladekran in Dannenberg. Insgesamt war die Transportstrecke auf diese Weise für mehr als 5 Stunden
blockiert.

Es geht uns nicht (nur) darum, wieviele Minuten der Transport braucht oder verzögert wird, sondern wie viele Menschen Zivilcourage gegen eine verantwortungslose Atompolitik zeigen.

Auf einer Pressekonferenz im Gasthof Santelmann in Gedelitz will X-tausendmal quer nach Einfahrt des Castors ins Zwischenlager zusammen mit anderen Anti-Atom-Inititiativen Bilanz des diesjährigen Castortransports ziehen.
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Ergänzungen

Bilder vom Castor

FreeMedia.info 14.11.2002 - 05:57
29 Bilder vom Protest, Transport und der begleitenden Repression (u.a. vom Wasser/Tränengaswerfer auf Schienen !!) findet ihr unter www.freemedia.info

Kessel als "Gefangenensammelstelle"?

Eine Schlaflose 15.11.2002 - 16:14
Bei der Personalienfestellung nach der Blockade in Laase wurde mir von der Polizei mitgeteilt, ich würde jetzt in die "Gefangenensammelstelle" gebracht. Tatsächlich ging´s, wie man schon sehen konnte, auf den Acker (Wintergetreide ca. 5 cm hoch, war natürlich anschließend zertrampelt) in einen Kessel. Dort wurden wir noch viele Stunden festgehalten, was bei einigen Leuten zur Unterkühlung führte. Natürlich kann die Polizei sagen, wir hätten doch eh auf der Straße sitzen bleiben wollen. Der Unterschied ist nur, dass bei einer Blockade natürlich Leute weggehen können, wenn sie aus irgendeinem Grund nicht mehr können. Dies war nun im Kessel selbst dann nicht möglich, wenn man sich an die Sanis gewandt hat. Unterkühlung galt da schon gar nicht als eine mögliche Diagnose, die eine sofortige Unterbringung in beheizten Räumen nötig gemacht hat oder wenigstens eine Untersuchung. Dass dies nicht die Schuld des eines von uns zur Hilfe gerufenen Demo-Sanis war, der selbst über die Situation verzweifelt war, ist klar - er hatte zu diesem Zeitpunkt schon längere Zeit vergeblich versucht, unterkühlte Leute rauszubringen.

Am nächsten Morgen (Do.) fühlten sich einige von uns, die warm genug angezogen gewesen waren und so kurz nach Sonnenaufgang trotz einer durchgemachten Nacht nicht schlafen konnten, dennoch fit genug, zur Abschlusskundgebung nach Gedelitz vor der Gaststätte Santelmann zu fahren. Gerade nach dem Frust im Kessel mit dem vorbeifahrenden Castor wollten wir uns dort ein gutes Frühstück - und vor allem Kaffee - in angenehmer Gesellschaft gönnen. Das erste, was wir beim Ankommen hörten, war, dass ca. 100 m weiter gerade Jochen Stay, der Pressesprecher von x-1000-mal-quer, von der Polizei verprügelt wird!!! Er war auf dem Weg zur Kundgebung, wo er einen der Redebeiträge halten sollte, abgefangen worden. Was genau passiert ist, wissen wir nicht, aber das Jochen mindestens einen Schock erlitten hat, konnten wir ihm ansehen. Später hieß es, ernstlich verletzt sei er wohl nicht.

Pressemeldung von x-1000:  http://www.x1000malquer.de/pa64550.html

Ach ja, parallel zur Kundgebung draußen war drinne die Pressekonferenz.

büschen verwirrt

Die Schlaflose 15.11.2002 - 16:43
Sorry,

Jochen Stay ist natürlich nicht Pressesprecher von x-1000.

Ein Bericht zu dem Vorfall aus der Elbe-Jeetzel-Zeitung:
 http://www.oneworldweb.de/castor/presse/ejz/2002/november/15b.html

EJZ zum Kessel lügt auch

Schlaflose 15.11.2002 - 17:03
Gerade stolpere ich über einen Artikel, in dem die Elbe-Jeetzel-Zeitung behauptet, der Kessel in Laase sei gar keiner gewesen, denn "die eingekreiste Menge konnte verpflegt werden; zudem wurde ein Dixie-Klo in den Kreis gestellt." - stimmt so halbwegs, für die 900nochwas Leute schleppten UnterstützerInnen von draußen gelegentlich ´nen großen Pott heißen Tee oder Suppe rein, und zwei Dixie-Klos durften von der Mahnwache rübergeschleppt werden, vor denen dann die ganze Zeit endlose Schlangen standen. Komische Definition für ´nen Kessel ist das trotzdem.

Völlig falsch hingegen: "Und wer es in der Runde wirklich nicht mehr aushielt und dies auch begründen konnte und sich vom Ort des Geschehens zurückziehen wollte, kam auch heraus." - das muss wohl die Polizei der Presse erzählt haben, wer im Kessel war, weiß, dass es nicht stimmt.

Der vollständige Bericht:
 http://www.oneworldweb.de/castor/presse/ejz/2002/november/15c.html

Nie Wieder!

egal 19.11.2002 - 18:02
Also, für mich war das definitiv das erste und letzte mal, dass ich eine xquer Blockade mitgemacht habe. Wir haben den Castor nicht eine Minute aufgehalten. Und 20 Menschen hätten weit aus mehr Polizei beschäftigen können, als die ganze Blockade zusammen. Außerdem haben die sich doch nur darüber gefreut, dass alle Demonstranis wie Schafe in den kessel gehen und die ganze Strecke erstmal sicher ist.
Am morgen fuhr der Castor dann vobei und alle schauten zu. Mähh!