Horrorszenarien für den Wahltag

BaBa 20.09.2002 21:30 Themen: Medien
Die bürgerlichen Medien überschlagen sich an Horror- und Gewaltphantasien für den kommenden Wahlsonntag. Eine Zusammenfassung mit anschließender Prognose kommt zu dem Schluss, dass die Presse eine etwaige außergewöhnliche Kreativität erst ermöglicht haben wird.
An Schreckensszenarien für den übermorgigen Tag des Bundestagswahl mangelt es nicht. Von wütenden Prügelorgien bis hin zu Flugzeugattentaten wird die gesamte Pallette an immens übertriebenen Gewaltphantasien von den bürgerlichen Medien an den "Horrorzont" gemalt. Ein kurzer Überblick über die "angebotene" Vorgehensweise radikaler WahlgegnerInnen lässt die Angelegenheit jedoch unter Berücksichtigung der Gegenposition in einem anderen Licht erscheinen.

Während eine gewisse Zeit lang vornehmlich über das Phänomen des Wahlboykotts als Kompensation einer "Politik(er)verdrossenheit" kolportiert wurde, treten anschließend vermehrt die Gewaltarien in den Vordergrund. So werden "Schlägertrupps" in Wahlkabinen ebenso prognostiziert wie Steinewerfer und auch einfache Randalierer.
Daraufhin folgten Voraussagungen, die die Boykott-Aktionen eher in der Qualität einer aktiven Störung vermuteten, also beispielsweise das extrem langsame Ankreuzen von Wahlzetteln und das absichtliche Unbrauchbarmachen der Kugelschreiber, "versehentliches" Durcheinanderwühlen der Wahlunterlagen, obsessives Kaffeeverschütten auf eben diesen etc.
Schließlich und mittlerweile auf der Zielgeraden der Vorwahlphase angekommen verschieben sich die Prognosen nun ins eher radikal-subversive Spektrum. So ist von Puderzucker in Wahlumschlägen als vermeintliche AnthraxAnschläge genauso die Rede wie von seltsam anmutenden "Wahlbriefbrandsätzen" mit Zeitzündern, die ganze Wahlurnen in Brand setzen sollen sowie den sonstigen, eher gewohnten, militanten Anti-Wahlaktionsformen.

Was jedoch in all der Berichterstattung nicht genannt wird sind natürlich zuvorderst die Beweggründe der WahlgegnerInnen. Aber vor allem wird gerne mit Wohlwollen weggelassen, dass alle aufgezählten wahnwitzigen Szenarien reine Spekulation der jeweiligen "Journalisten" sind, auf nichts als der Phantasie ihrer Autoren beruhen und mit der Wirklichkeit zuerst einmal nicht in Verbindung stehen. Bis zur Veröffentlichung dieser Vorstellungen natürlich.
Und somit bietet eben genau dieser Reigen professioneller Kreativität eben vielleicht den BoykottaktivistInnen die benötigte Außergewöhnlichkeit, die eine Aktionsform braucht um Öffentlichkeit zu erlangen. Die Presse gibt also quasi exakt vor, von welchem Kaliber Wahlboykottaktionen sein müssen damit über sie berichtet wird.

Es bleibt abzuwarten, ob die Wahlboykottaktiven sich die Aufrufe seitens der Journallie zu Herzen nehmen und ihre Aktionsform auf ein "angemessenes" Niveau anpassen und Aufmerksamkeit erringen werden oder ob alles doch nur Hirngespinste irgendwelcher überforderter Journalisten gewesen sein werden, der kommende Sonntag wird uns schlauer machen.
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Ergänzungen

"außergewöhnliche Kreativität"

Neugieriger 20.09.2002 - 23:04
Meint ihr mit "außergewöhnliche Kreativität" das, was
der rechte Schläger kürzlich mit Ströbele gemacht hat?

Genau das Gegenteil

! 20.09.2002 - 23:07
Wenn von linker oder libertär oder radikaldemokratischer Seite Kritik kommt, gestört wird, veralbert wird,.. heisst es immer gleich "Die Linksfaschisten". Wenn dann die Faschos mit ihren Methoden: (rohe und feige Gewalt) kommen, dann hält rechts/koservativ lieber den Mund oder rechtfertigt.

Die Meisten Journalisten sind Unschuldig!

Ute 20.09.2002 - 23:22
Die Meisten Jounalisten sind Unschuldig, sonst hagelts bei denen Gegendarstellungen, und irgendwann können sie ihr Blatt Dicht machen, weil sie wegen der Gerichtskosten und Schmerzensgelden und Nicht verkauften Exemplare Pleite sind, Journalisten können Höchstenns interpretieren!
Und interpretieren können sie Nur was sie vom Innenministerium BfVS LfVS BKA LKA usw. usw. bekommen, man kann sicher sein das Fast alle Hirnrissigen Spekulationen und Defamierungen über Teile der Bundesdeutschen Bevölkerung, so von diesen Institutionen ausgestreut werden.

Die meisten Journalisten unschuldig?

unschuldige Stricher-Journaile 21.09.2002 - 01:04
Die meisten Journalisten sind eben nicht "unschuldig", sondern schreiben das, was von ihren Verlegern & Chef-Redakteuren gewunscht wird, sonst: Arbeitsamt!
Sie lügen, täuschen und betrügen und loben heute Honneker und den Anti-Kapitalismus und morgen Kohl & die "soziale Marktwirtschaft", gestern bejubelten sie "den Retter des deutschen Volkes Adolf Hitler" und heute Stauffenberg!
Sie sind Huren wie Nutten, Schauspieler oder Anwälte: für 'ne Handvoll Euro tun sie alles!

Gegen Journalistenhaß

Zeruja Krause 21.09.2002 - 14:09
Hi,
Du Journalistenhasser, ich schreib auch ab und zu mal als freie Journalistin. Für mich ist das ein ehrenvoller Beruf, wenn Du z.B. Beispiel die Sendung "Monitor" oder die Zeitung "Junge Welt" nimmst dann sind das nur wenige Beispiele für verantwortungsvollen Umgang mit dem Mittel Sprache. Dies ist nur ein Handwerkzeug, was Du im Grunde auch benutzt. Das Medium Indy-Media und die hier schreibenden gehören auch zu dem von Dir beschimpften Berufsstand, auch wenn die Indymedia-SchreiberInnen kein Geld dafür bekommen. In dem Sinne, daß auch dieses Medium ja Einfluß nimmt, auch wenn unbezahlt. Zum GlÜck nicht alle so schlecht wie der JournalistInnen-Beschimpfer. Was hast Du gegen Huren? Gehörst Du vielleicht zu den Männern, die heimlich in die Piep-Schau gehen und öffentlich die hart arbeitenden LiebesarbeiterInnen beschimpfst? Und die Anwälte? Ohne sie hätte es kaum einen Pfennig Geld für ZwangsarbeiterInnen gegeben, ohne sie würden ganze Heerscharen von DemonstrantInnen im Knast verschimmeln. Und hast Du noch nie in Deinem Leben einen guten Spielfilm gesehen, verwöhnt von dem Spiel eines guten Schauspielers oder Schauspielerin? Armesch Luder!!
 antiidiotis@yahoo.de

bla

giesemann 22.09.2002 - 00:42
ich denke nicht, daß in der gegenwärtigen situation in diesem lande ein boykott der wahl IRGENDETWAS bewirkt. es besteht schon ein unterschied zwischen grippe und ebolavirus. deshlab wähle ich rot-grün.