Die Karawane in Ingelheim

Valentine 02.09.2002 01:31 Themen: Antirassismus
Ingelheim 29. August 2002
Ankunft und Begrüßung durch das Mainzer Karawanevorbereitungskommittee
14°° Uhr Pressekonferenz, es waren der Westdeutsche Rundfunk, Mainzer Lokalblatt und der Evangelische Pressedienst anwesend.
15°° Uhr, eine Delegation überreicht den innenpolitischen SprecherInnen von SPD und Grünen eine Deklaration, die die sofortige Beendigung der Ausreiselager-Projekte fordert (Orginalwortlaut siehe Anhang). Vor dem Landtag protestieren die Karawanegruppe mit Slogans und Transparenten gegen staatlichen Rassismus. Während der Innenminister und der Fraktionsvorsitzende der CDU wortlos verschwinden, betrachtet eine Menge Besucher, die einer Plenarsitzung beiwohnten, interessiert die Versammlung. Es werden Karawanezeitungen verteilt. Die Versammlung ruft dann den Ordnungsdienst und dieser die Polizei auf den Plan. Eine Versammlung innerhalb der Bannmeile sei nicht erlaubt. Die Delegation berichtet von ihrem Gespräch mit den Fraktionen. SPD und Grüne betonen die grundsätzliche Notwendigkeit von Abschiebungen, wobei die Sprecherin der Grünen sich in Kritik an den Ausreiselagern übt, während der Sprecher der SPD Ausreiselager für humaner als Abschiebegefängnisse hält, ignorierend, daß diejenigen in den Ausreiselagern (richterlicher Beschluß nicht erforderlich) aufgrund des notwendigen richterlichen Beschlusses nicht in Abschiebehaft genommen werden können. Beide Sprecher distanzieren sich von dem berühmten Zitats des Leiters der Clearingstelle (entscheidet wer ins Lager geht) Martini-Emden, der durch die ergriffenen Maßnahmen der Lagerinternierung eine gewisse Hoffnungs- und Orientierungslosigkeit der betroffenen Personen feststellt. Aber sie scheinen es als Erfolg zu sehen, daß bei den vielen, die sich dem Lager durch Abtauchen in die Illegalität entzogen haben, man gar nicht wisse, ob diese sich überhaupt noch in der BRD aufhalten. Ansonsten gab es in den drei Jahren ,die das Lager nun existiert, fünf Abschiebungen und fünf erzwungene „freiwillige“ Ausreisen. Zur Zeit läuft die Planung in Trier ein weit größeres Lager (Ingelheim ca. 50 Personen) zu bauen und Ingelheim evt. zu schließen.
17°° Uhr Besuch beim Ausreiselager. Direkt neben dem Lager ragen die meterhohen Kamera-bewehrten Betonmauern empor, hinter dem sich das Abschiebegefängnis befindet. Hinter dem Lagerzaun gucken uns viele Kinderaugen entgegen. Einige Menschen kommen zu uns heraus. Es wird über die Brutalität und Inhumanität dieser Unterbringung und die Bedrohung durch Abschiebung gesprochen ,darüber wie die Kinder im Lager geboren dort aufwachsen, daß von den 9 Euro/ Erw. und 4 Euro/Kind pro Woche nichts einzukaufen ist, über den schrecklichen Alltag, die Perspektivlosigkeit und die Frage, warum der deutsche Staat so handelt. Über Lautsprecher wird Musik gespielt und in mehreren Reden das kriminelle Verhalten gegenüber Flüchtlingen, die bewußte Zerstörung menschlicher Existenz, die Grausamkeit der Gebäude (Lager und Knast) und die Grausamkeit derer, deren Köpfen dies entspringt, hervorgehoben. Ebenso wird die Verantwortung Deutschlands an den U
m wunderbaren arabischen Essen.
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05.09.2002 - 01:28
Ingelheim 29. August

Ankunft und Begrüßung durch das Mainzer Karawanevorbereitungskommittee
14°° Uhr Pressekonferenz, es waren der Westdeutsche Rundfunk, Mainzer Lokalblatt und der Evangelische Pressedienst anwesend.
15°° Uhr, eine Delegation überreicht den innenpolitischen SprecherInnen von SPD und Grünen eine Deklaration, die die sofortige Beendigung der Ausreiselager-Projekte fordert (Orginalwortlaut siehe Anhang). Vor dem Landtag protestieren die Karawanegruppe mit Slogans und Transparenten gegen staatlichen Rassismus. Während der Innenminister und der Fraktionsvorsitzende der CDU wortlos verschwinden, betrachtet eine Menge Besucher, die einer Plenarsitzung beiwohnten, interessiert die Versammlung. Es werden Karawanezeitungen verteilt. Die Versammlung ruft dann den Ordnungsdienst und dieser die Polizei auf den Plan. Eine Versammlung innerhalb der Bannmeile sei nicht erlaubt. Die Delegation berichtet von ihrem Gespräch mit den Fraktionen. SPD und Grüne betonen die grundsätzliche Notwendigkeit von Abschiebungen, wobei die Sprecherin der Grünen sich in Kritik an den Ausreiselagern übt, während der Sprecher der SPD Ausreiselager für humaner als Abschiebegefängnisse hält, ignorierend, daß diejenigen in den Ausreiselagern (richterlicher Beschluß nicht erforderlich) aufgrund des notwendigen richterlichen Beschlusses nicht in Abschiebehaft genommen werden können. Beide Sprecher distanzieren sich von dem berühmten Zitats des Leiters der Clearingstelle (entscheidet wer ins Lager geht) Martini-Emden, der durch die ergriffenen Maßnahmen der Lagerinternierung eine gewisse Hoffnungs- und Orientierungslosigkeit der betroffenen Personen feststellt. Aber sie scheinen es als Erfolg zu sehen, daß bei den vielen, die sich dem Lager durch Abtauchen in die Illegalität entzogen haben, man gar nicht wisse, ob diese sich überhaupt noch in der BRD aufhalten. Ansonsten gab es in den drei Jahren ,die das Lager nun existiert, fünf Abschiebungen und fünf erzwungene „freiwillige“ Ausreisen. Zur Zeit läuft die Planung in Trier ein weit größeres Lager (Ingelheim ca. 50 Personen) zu bauen und Ingelheim evt. zu schließen.
17°° Uhr Besuch beim Ausreiselager. Direkt neben dem Lager ragen die meterhohen Kamera-bewehrten Betonmauern empor, hinter dem sich das Abschiebegefängnis befindet. Hinter dem Lagerzaun gucken uns viele Kinderaugen entgegen. Einige Menschen kommen zu uns heraus. Es wird über die Brutalität und Inhumanität dieser Unterbringung und die Bedrohung durch Abschiebung gesprochen ,darüber wie die Kinder im Lager geboren dort aufwachsen, daß von den 9 Euro/ Erw. und 4 Euro/Kind pro Woche nichts einzukaufen ist, über den schrecklichen Alltag, die Perspektivlosigkeit und die Frage, warum der deutsche Staat so handelt. Über Lautsprecher wird Musik gespielt und in mehreren Reden das kriminelle Verhalten gegenüber Flüchtlingen, die bewußte Zerstörung menschlicher Existenz, die Grausamkeit der Gebäude (Lager und Knast) und die Grausamkeit derer, deren Köpfen dies entspringt, hervorgehoben. Ebenso wird die Verantwortung Deutschlands an den Ursachen, die zu Flucht und Vertreibung führen, hervorgehoben.
Am Abend gibt es eine Diskussion über die Geschichte, Arbeit und Ziele der Karawane. Es werden Unterstützungsunterschriften für Jose Luneta und Sameer Khalil gesammelt. Der Tag endet mit einem wunderbaren arabischen Essen.