Erneut Versuchsfelder in Dahnsdorf zerstört

egal 20.06.2002 11:42 Themen: Ökologie
In der Nacht vom 16. auf den 17. Juni zerstörten Unbekannte Versuchsfelder mit gentechnisch veränderten Kartoffeln am Standort Dahnsdorf in der Nähe von Berlin.
Damit wurden zum zweiten Mal in diesem Jahr Pflanzen auf den Versuchsfeldern der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft von Gentechnik-Kritikern vernichtet. Im März diesen Jahres waren bereits Rapsfelder zerstört worden.
In der Nacht vom 16. auf den 17. Juni zerstörten Unbekannte Versuchsfelder mit gentechnisch veränderten Kartoffeln am Standort Dahnsdorf in der Nähe von Berlin.
Damit wurden zum zweiten Mal in diesem Jahr Pflanzen auf den Versuchsfeldern der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft von Gentechnik-Kritikern vernichtet. Im März diesen Jahres waren bereits Rapsfelder zerstört worden.
Diesmal ist die Arbeit von insgesamt fünf Forschergruppen betroffen. Die Forschungsprojekte werden im Rahmen des Programms "Sicherheitsforschung" des BMBF seit letztem Jahr gefördert. Auf
den Parzellen sollte das Umweltverhalten einer Modellpflanze untersucht werden, die in ihren Knollen neben der Stärke auch Fruktane bildet.

 http://www.biosicherheit.de
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Ergänzungen

ehrlich gemeinte frage

gert 20.06.2002 - 14:14
wo ist eigentlich der große unterschied zwischen einer krass zusammengezüchteten kartoffel, die neben stärke auch fruktane bilden kann, weil halt mal ne kartoffel eine solche mutation aufgezeigt hatte, und einer genmanipulierten kartoffel? woran erkennt man den unterschied zwischen der ersten, "guten", weil natürlichen kartoffel, und der zweiten, "bösen", weil genmanipulierten kartoffel? irgendwie hab ich das gefühl, dass gentechnik "an sich" nicht böser ist als klassische züchtung. böse ist lediglich die kapitalistische verwertung der geninformation, die patentzuschieberei, die den konzernen, die sich ausgiebige forschung leisten können, das recht gibt, lebewesen nach ihrer profitlogik zu verwerten. aber was spricht gegen eine kontrollierte forschung von konzern-unabhängigen wissenschaftlern, deren ergebnisse öffentlich und allen zugänglich sind? ich will eure aktion da oben jetzt nicht verteufeln, aber ne erklärung wäre da schon nett. und am besten eine, die nicht den logozentrismus einer vorgängigen reinen "natur" gegen eine defizitäre "kultur" auszuspielen versucht. bin gespannt.

fye 20.06.2002 - 14:43
Es geht im Prinzip nicht um die Veränderung von kleineren Dingen, du musst dir das im großen Vorstellen.
Dort haben wir dann die Veränderung des Individuums und das dort völlig andere Möglichkeiten freigeschaltet werden als beim "normalen" züchten. Als beispiel würdest du es nie schaffen, einen menschen ohne nase zu züchten, per genmanipulation vielleicht schon eher.
Tja, und das gibt dir einfach mal die möglichkeit individuen genau nach deiner Vorstellung zu schaffen, theoretisch könntest du über Gene ja auch den Willen beeinflussen, zB gibt es Menschen die sich eher unterordnen und solche, die eher anführen, findest du das heraus hast du schon was enormes in der Hand...
Vielleicht ist das bei einer Kartoffel nicht ganz der Fall, aber man sollte die Hemmschwelle soweit unten wie möglcih halten...

Mhh 20.06.2002 - 15:12
Soweit ich wiess, treten bei Gentechnich veränderten Pflanzen mehr Verännderungen auf, also die 3 erwünschten. Ist halt etwas komplexer, als an einer mechanischen Uhr zu basteln. Wegen irgendwelchen Nüssen, die genetchnisch verändert sind, traten bei einigen Leuten allergische Reaktionen auf. Bei Freilandversuchen gibts das Problem, daß die Samen/Pollen sich überall in der Umgebung verteilen und so unkontrolliert die neuen (noch nicht zuende getesten) Pflanzen verbreitet werden.

moin gert,

ulrike m. 20.06.2002 - 15:38
ich kann diese argumentation nicht nachvollziehen. selektion und kreuzung findet natürlich auch in der natur statt.
aber wenn pflanzen zur erzeugung von medikamenten angepflanzt werden, diese gene sich auf dem freien feld verteilen, dann ist nur noch eine frage der zeit bis du einen apfel essen kannst der auch gegen malaria hilft, oder erdbeeren die wirkstoffe dem penicilin ähnlich produzieren.
nach 15 jahren wird man sich dann wundern, warum die ganzen bösen bakterien und viren gegen medikamente resistent werden.
pflanzen mit einem erhöhten vitamin gehalt zu "erfinden" ist auch ein irrweg, denn von dem tollen vitamin a reis der in indonesien gepflanzt worden ist, muß man nur täglich 3,5 kg zuu sich nehmen um seinen vitamin a haushalt zu decken. GUTEN APPETIT!!!
ansonsten empfand ich aktion als lustig rsp. listig.
shalom

Das ist schwer...

Kleiner Antifa 20.06.2002 - 16:00
Neben den Risiken der Genforschung muss man aber auch positive möglichkeiten sehen. SO hätte man zum Beispiel die Möglichkeit durch höhere erträge das Welthungerproblem zu lösen. Dieses ist auf herkömmliche weise kaum noch zu schaffen. Es sei denn wir holzen den Rest des Regenwaldes ab und pflanzen Kartoffeln oder so. Bei dieser Sache ist natürlich das Problem das keiner den Armen ländern helfen würde weil Kapitalist will ja Kohle sehen für seine Produkte. Demnach ist die auseinandersetzung mit dem Thema Genetik auch eine ausseinandersetzung mit der Kapitalistischen Weltordnung. Wollt ich nur mal so sagen =)

2 knappe Argumente

biologe 20.06.2002 - 18:07
Bei der sog. "grünen Gentechnik" gibt es aus Sicht des Biologen. - Also dann wenn wir den ganzen Schweinkram rund um die Genpiraterie mal einen Augenblick ausblenden. - 2 wesentliche Problemfelder:

1. Im Labor kann ich ohne weiteres Organismen erzeugen die ich durch klassische Zuchtverfahren _grundsätzlich_ nicht erhalten könnte. In dem Moment wo sie das Labor verlassen (z.B. die Pflanze auf dem Acker)werden sich die entsprechende Gene zwangsläufig unkontroliert ausbreiten (z.B. Übertragung auf andere Felder, Kreuzungen mit Wildpflanzen, und so weiter).
Die Folgen für die betroffenen Ökosysteme sind im besten Fall unvorhersehbar. Aber mit Sicherheit unwideruflich.

2. Der Zeitrahmen für ein klassisches Zuchtprogramm bewegt sich in der Größenordnung von mehreren Jahrzehnten bis zu einigen Jahrhunderten. Zeit Für das Ökosystem entsprechend zu reagieren. Viel Zeit für den Menschen Fehler zu erkennen und zu korrigieren. Der Zeitrahmen für Genmanipulationen liegt im, Bereich von Monaten bis zu einigen Jahren. Wenn wir hier merken das was ernsthaft nicht in Ordnung ist wird es oft schon zu spät sein ...

Wozu dieses gigantische Risiko eingehen, wenn die einzigen Nutznießer einige wenige Konzerne sind?


P.S. Das gilt in der Form nur für die Freisetzung genmanipulierter Organismen. In anderen Bereichen (z.B. Medizin, Grundlagenforschung ...)können diese Techniken mit geringem Risiko durchaus sinnvoll eingesetzt werden.

vegan 20.06.2002 - 19:39
um dass welthungerproblem zu lösen, würde es schon ausreichen, wenn die leute hier n bisschen weniger oder am besten überhaupt kein fleisch mehr essen würden! was meinst du denn wo das ganze futter hinwandert, dass zwar in der dritten welt angebaut wird, dort aber keiner den menschen in den mund bekommt? das stopfen wir in massen in "unsere" lieben hühner, rinder, schweine, damit wir sie dann fressen können!
gentech hilft nur den konzernen, dem rest schadets nur!

....

ÍCH 20.06.2002 - 19:44
Da muss ich dem menschen da oben irgendwie schon recht geben...........

desweiteren ich weiss nicht überall auf der welt verhungern menschen und bei uns haun se die felder kaputt....
Ausserdem ma ne frage worin bestände denn für menschen die gefahr genmanipuliertes futter zu essen....
Alle machen se nen wind um manipuliertes zeugs nur weiss keiner eigentlich was passieren könnte.
Vielleicht kann jemand mich da mal aufklären, ich lass mich wohl auch von dem nutzen solcher aktionen überzeugen!
Danke schon mal im vorraus

@antifa

cruel 20.06.2002 - 21:52
leider hast du unrecht mit der stetig wiederholten leier, dass wir mehr essen brauchen um die weltbevoelkerung zu versorgen. jaehrlich werden in europa tausende tonnen von 'ueberfluessigem' getreide erzeugt ( http://www.fes.de/fulltext/id/00185.htm#E9E4), und dann weggeschmissen. das problem liegt um einiges tiefer, viele der 'offensichtlichen' loesungen werden von verschiedenen seiten abgeleht, zum beispiel die verschenkung von getreide an laender mit hoher armut, da dabei die dortige erzeugung zerstoert wird. das problem von armut ist ja oft genug ganz einfach die kapitalistische producktion, ausbeutung, monopolismus etc. von daher wird gentechnisch erzeugtes getreide wohl kaum einen einfluss auf die welternaehrung haben... obwohl, da faellt mir noch ein, doch, es wird: monsanto hat ja schon vor einer weile ein getreide entwickelt, dessen samen sich nicht wieder austragen lassen (sog. terminator technologie). dann muss man jedes jahr die saat neu einkaufen. das hat natuerlich besondere auswirkngen auf kleine farmer etc etc etc... also, gen is scheisse

Antwort

von gerd 20.06.2002 - 21:53
Das Hauptproblem, bzw. der wesentliche Unterschied, liegt in darin, dass gentechnisch veränderte Pflanzen auf bisher nicht bekannte Weise andere Pflanzen gleicher und anderer Gattung, aber auch Tiere beeinflussen. Leider sind Veränderungen in den Genen schlecht rückgängig zu machen, wenn diese einmal in der Umwelt Verbreitung finden. Entgegen
den Beteuerungen der GentechnikAnhänger, die eine solche Wirkung auf andere Organismen ausschliesst, gab es schon etliche Beweise dafür, dass z.Bsp. gentechnisch veränderter Raps Nachbarfelder "verseucht" hat, dass Kühe die gentechnisch veränderte Pflanzenabfälle zu fressen bekamen,
plötzlich eine höhere Milchleistung zur Vergleichsgruppe aufwiesen. Nun ist eine Kuh die mehr Milch gibt nichts schlechtes, nur hätte es diesen Effekt(glaubt man den Beteuerungen) eben nicht geben dürfen! Niemand kann ausschliessen dass auch andere, unter Umstanden weniger "erfreuliche" Wirkungen bei Pflanzen oder Tieren entstehen.
Gegen den Genetischen Supergau wäre Tschernobyl ein Witz.

Antworten

Mhhh 20.06.2002 - 22:00
@ ICH: Das mit dem Hunger hat der Kommentator über Dir g schon angerissen. Wer Fleisch ist (ich tu das auch ab und zu) für den wird mehr Weideland gebra8ucht, als wenn er sich pflanzlich ernährt.
Das mit den Gefahren hab ich weiter obern angerissen: Es gab irgendwelche Allergiefälle, aber in den meisten Fällen ist es einfach nicht sicher, was passiert (Russisch Roulette?). Ich bin kein völliger Gegner der Gentechnik, denke aber, daß aufgrund von Geldgeilheit zu leichtsinning gearbeitet wird.

@ cruel: stimmt, das ist noch ein weiterer wichtiger Punkt. Begriffe wie "Butterberg" warn vor 10 Jahren in aller Munde.
Das was Du über die Terminator-Technologie schreibst, sollte mal in einem extra Artikel "gewürdigt" werden.


du meine güte

bronstein 20.06.2002 - 22:07
holla,
sagtmal, denkt doch mal nach, bevor ihr was postet, und besonders wenn es um was wissenschaftliches geht, sollte mensch vielleicht nicht auf der schiene "warum haut ihr die felder kaputt, während die armen kleinen schwarzen kinder in der dritten welt hungern" argumentieren.

1. das welthungerproblem könnte sehr wohl ohne genmanipulierte nahrungsmittel gelöst werden
2. unter anderem wie von "vegan" schon genannt dadurch, das in einem kilo Gemordetes eben nicht ein kilo futter sondern ein vielfaches gesteckt werden muss
3. "eine kontrollierte forschung von konzern-unabhängigen wissenschaftlern" gibt es nicht, und das weisst ihr
4. "logozentrismus einer vorgängigen reinen "natur" gegen eine defizitäre "kultur" ist ein unheimlich tolles satzgebilde
5. "Alle machen se nen wind um manipuliertes zeugs nur weiss keiner eigentlich was passieren könnte."
lies die beiden kurzen argumente weiter oben

Mehr als kapitalistische Ausbeutung

ahab 20.06.2002 - 22:42
Schöne Idee mit den WissenschaftlerInnen, die alles offen legen und nur gutes tun; aber de facto ist so, dass hier nicht nur die kapitalistische Ausbeutungsstruktur dahinter anschlagsrelevant ist, sondern auch der Mythos des weiss bekittelten Wissenschaftlers, der schon weiss was er tut. Gentechnik ist momentan noch eine sehr, sehr grobe Schnibbelei. Hier werden ganze Gensequenzen verschoben, von denen nicht immer unbedingt bekannt ist, ob sie jetzt nur beispielsweise Fruktan hinzufügen, oder vielleicht nicht noch ganz andere Stoffwechselvorgänge in der Pflanze verändern, die im Besten Falle nur die Pflanze selbst dahin metzelt,im schlechteren Falle Tiere die sie fressen, oder Tiere, die diese Tiere wiederum fressen, oder Tiere, die Tiere fresse, die .... . Da liegt noch viel im argen. Und ich wüsste keinen Grund, warum "wir" ausgerechnet jetzt mit der gentechnichen Veränderung von Pflanzen oder Tieren anfangen sollten, wenn "wir" nicht mal in der Lage sind die vorhandenen Lebensmittel dieses Planeten fair zu verteilen.

argentinien

geniX 20.06.2002 - 23:53
übrigens ist Argentinien nicht nur das Land mit den schönsten Kochtopfdemos, sondern auch eines der Länder mit der größten Verbreitung an Gentechnik weltweit! Soviel zum "Argument" Gentech könnte Hunger bekämpfen. Hungersnöte entstehen heutzutage überhaupt nicht mehr durch Missernten, sondern durch ungerechte Verteilung. Nahrung gibt es immer genug, und der Transport von unserem Wohlstandsüberfluss in Hungerregionen stellt technisch auch kein Problem dar.

Ein Problem ist auch, dass die Südländer Monokulturen für den Export anpflanzen, anstatt für sich selber zu produzieren.

Es gibt allerdings "Hoffnung": Durch Klimawandel könnten ja vielleicht tatsächlich so viele Missernten passieren, dass nicht genügend Essen für alle da ist. Dann rettet uns nur noch Frankentech *ironisch*

ach so

gert 21.06.2002 - 02:37
darf ich kurz zusammenfassen? Also, insbesondere der "biologe" hat das ja ganz gut erklärt: gentechnik ist offenbar nicht "an sich" böse, sondern hat durchaus sinnvolle anwendungsbereiche (medizin, grundlagenforschung). das problem bei der obigen kartoffel ist, dass man nicht genau weiß, ob die wissenschaftlerInnen da nicht ein paar gene zuviel manipuliert haben - und so eine kartoffel geschaffen haben, die evtl. das ökosystem in den umliegenden äckern und weit darüber hinaus durcheinanderbringen könnte. die kritik besteht also nicht an der genmanipulation als solchen, sondern daran, dass sie zu einem verfrühten zeitpunkt auf die schöpfung losgelassen wird. wenn aber eines tages die wissenschaft so weit ist, dass sie die kartoffel durch und durch verstanden hat, dann darf sie ihre verbesserten fruktan-kartoffeln unbekümmert pflanzen. Hab ich das richtig verstanden?

yepp!

ich 21.06.2002 - 05:17

Informationsdefizite

Togliatti 23.06.2002 - 13:58
die Mehrzahl der "Ergaenzungen" ist von nahezu himmelschreiender Ahnunxlosigkeit geprägt. "Welthungerproblem" - es gibt nur eine durchgeknallte Weltwirtschaft, die nicht in der Lage ist, Nahrunxmittel dorthin zu schaffen, wo sie gebraucht werden. Rund ein Drittel der Welternte an Weizen wird in der Massentierhaltung verfüttert, bei Soja sieht es noch krasser aus. Wir brauchen zur Lösung dieser Probleme nicht genmanipulierte Pflanzen (patentiert, die die Abhängigkeit der Landwirtschaft von wenigen Konzernen zementieren), sondern ein anderes Wirtschaftssystem und, jawohl, weniger Konsum tierischer Nahrunxmittel. Gentechnologie ist nicht per se "böse", die Herstellung von Insulin mit Hilfe leicht veränderter Coli-Bakterien ist eine sinnvolle Sache. Die Freisetzung genmanipulierter Organismen dagegen ist verantwortunxlos. Als Vektoren der künstlichen Gene dienen Viren, als Indikatoren häufig Resistenzgene gegen Antibiotika. Welche Risiken das aufwirft, ist nicht allzu schwer vorstellbar... Wenn ich Zeit finde, suche ich mal nach allgemeinverständlichen Darstellungen zu den Themen, nötig zu sein scheint es.