Neueste News aus Venezuela

dkp-hamburch 16.04.2002 20:20 Themen: Weltweit
1.Putchisten hatten Kontakt zur US-Regierung!

2.Erdöl-Chefs geben auf!

3.Prozess gegen die Putchisten

4.Kommentar Mainstream-Medien
Newsweek: Putschisten hatten Kontakt zur US-Regierung
(4/15/02) US-Nachrichtenmagazin belegt Verwicklung der USA in den Putsch
Seit mindestens zwei Monaten standen die Militärs, die am 11. April den Putsch gegen den demokratischen Präsidenten Venezuelas, Hugo Chávez, durchführten, in Kontakt mit der Botschaft der USA in Caracas. Das schreibt das US-Nachrichtenmagazin "Newsweek" in seiner heutigen Ausgabe. Das Magazin berichtet unter Berufung auf Quellen in der US-Regierung, die Putschisten hätten bereits im Februar die USA über ihre Putschpläne informiert. Die USA hätten zu diesem Zeitpunkt aber noch von einem Putsch abgeraten.

Erdöl-Chefs geben auf
(4/15/02) Korrupte Spitze der PDVSA reicht Rücktritt ein
Die bisherigen Chefs des staatlichen Erdölkonzerns PDVSA haben nach der Rückkehr des Präsidenten Chávez ihren Rücktritt eingereicht. Der Widerstand der korrupten Manager gegen ihre Ablösung war einer der Auslöser für den rechten Generalstreik der vergangenen Woche, der im Putsch gegipfelt hatte. Präsident Chávez rief die Arbeiter der PDVSA auf, die Arbeit wieder aufzunehmen.
Unterdessen kündigten Ölarbeiter an, den ersten Tanker, der mit Öl nach Cuba auslaufen wird, im Hafen von Caracas mit einer Kundgebung zu verabschieden. Eine der ersten Erklärungen der Putschisten war, keinen Tropfen Öl mehr nach Cuba liefern zu wollen.

Prozess gegen die Putschisten
(4/15/02) "Die Putschisten müssen sich für ihre Handlungen verantworten", sagt Venezuelas Verteidigungsminister
Der Verteidigungsminister der Bolivarianischen Republik Venezuela, José Vicente Rangel, unterstrich heute, daß sich die Putschisten für ihre Handlungen vor Gericht verantworten müssen. Rangel erklärte, es sei nun die Aufgabe der Staatsanwaltschaft, die notwendigen Untersuchungen einzuleiten, um anschließend denen, die gegen die Verfassung und die Gesetze des Landes verstossen haben, den Prozess machen zu können.
"Von Pedro Carmona Estanga, den die Putschisten zum Präsidenten ernannt haben, bis hin zu den politischen Führern dieser Aktion werden sie Antwort geben müssen", sagte Rangel der kubanischen Agentur Prensa Latina.

Zu früh gefreut
(4/15/02) Ein Kommentar zum Sieg des Volkes und zur zu frühen Freude der deutschen Medien über den Putsch
Zu früh gefreut haben sich am vergangenen Wochenende die Faschisten in Venezuela, die angeblich allmächtige US-Administration und auch die deutschen Schreiberlinge des Imperialismus. Das Volk Venezuelas machte innerhalb von 48 Stunden dem Putsch reaktionärer Offiziere, des Unternehmerverbandes Fedecámaras und der rechten Gewerkschaftsspitze ein Ende. Unter dem Jubel von einer Million Menschen kehrte der mehrfach demokratisch gewählte Präsident der Bolivarianischen Republik Venezuela, Hugo Chávez, aus der Gefangenschaft nach Caracas zurück.

Vorangegangen war ein lange geplanter Putsch. Nach einem dreitägigen Generalstreik mit schleppender Beteiligung ließen die Rechten ihre Anhänger auf den Präsidentenpalast marschieren. Dort standen Zehntausende AnhängerInnen der Regierung. Als sich beide Mengen gegenüberstanden, fielen plötzlich Schüsse. Abgefeuert von Zivilisten im Demonstrationszug der Rechten und von Heckenschützen aus umliegenden Gebäuden. Das Ergebnis waren 13 Tote, die Mehrzahl von ihnen VerteidigerInnen der demokratischen Regierung. Doch die von den Rechten beherrschten Medien behaupteten, die Regierung hätte auf das "wehrlose Volk" schießen lassen. Der Vorwand war geliefert, die Militärs besetzten den Präsidentenpalast und forderten Chávez zum Rücktritt auf. Doch der blieb standhaft: "Ich werde nicht zurücktreten. Machen Sie Ihren Putsch und tragen Sie die Verantwortung dafür!"

Es schien alles klar. Die Menschenjagd auf Minister und AnhängerInnen der Regierung begann. Illegale Hausdurchsuchungen, Überfälle, Morde. Eine Szenerie, die erschreckend an Chile 1973 erinnerte. Und die deutsche Presse jubelte: "Wir sind das Volk" titelte die Süddeutsche Zeitung und der "Spiegel" goß hämischen Spott über den gestürzten Präsidenten und seine AnhängerInnen, den "aufgehetzten politischen Pöbel", aus. Zu dumm nur, daß der "Spiegel" erst am Montag erschien, denn das Volk Venezuelas ließ sich die Errungenschaften der "Bolivarianischen Revolution" nicht kampflos nehmen. Aus den armen Vierteln und aus den bäuerlichen Regionen zogen Zehntausende, Hunderttausende in die Hauptstadt, errichteten Barrikaden, belagerten die rechten Medien und die forderten die Freilassung des Präsidenten. "Der so minutiöse Plan der Putschisten stimmte nur in einem Detail nicht: die Entschlossenheit des Volkes, die Revolution zu verteidigen", kommentierte die kubanische Presseagentur Prensa Latina. Am Sonntag morgen hatte die Revolution gesiegt.
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Ergänzungen

Wir brauchen keinen starken Mann

16.04.2002 - 20:34
...denn wir sind selber stark genug. (dazu zähle ich Chavez genauso wie DKP-"Berufs-Revolutionäre")

Von Aufgaben und Aufgeben

Carlos 17.04.2002 - 00:00
Erdöl-Chefs geben auf . Korrupte Spitze der PDVSA reicht Rücktritt ein.
Wollen wir aber nicht vergessen, dass eben diese korrupte Spitze erst vor etwas mehr als einem Jahr von Chavez höchstpersönlich eingesetzt wurde, nachdem er den vorletzten Vorstand zuvor abgesetzt hatte.
Leider ist es auch nicht so, dass die "Erdöl Chefs" aufgegeben haben. Die 33 größten Öl-Multis haben Vertretungen in Venezuela und machen seit Jahren prima Geschäfte mit der Regierung Chavez. Auch sonst lassen sich ausländische Investoren ungern von der Polemik der "bolivarianischen Revolution" abschrecken. Im Jahr 2000 nahm Venezuela immerhin den fünften Rang bei den weltweiten Direktinvestitionen in Lateinamerika ein. Und erst im letzten Jahr hat die venezuelanische Regierung Investoren großzügig zur Erschließung von Gasvorkommen und zur Beteiligung an geplanten Energieversorgern für das brasilianische Amazonien eingeladen.

Weniger gut als den Investoren geht es hingegen der Bevölkerung: Die Arbeitslosenrate ist mit derzeit offiziell 12% seit mehr als 10 Jahren konstant und das obwohl Venezuela seit 1999 die Ölproduktion um mehr als 50% gesteigert hat und im letzten Jahr auf Platz 3 der OPEC-Ölproduzenten lag und im gleichen Zeitraum der Ölpreis von 8$ auf 20$ pro Barrel gestiegen ist. Irgendwo scheint es da bei aller pompösen Rhetorik ein kleines "Verteilungsproblem" zu geben...

Medien-Bosse: "Wir waren's nicht"

news 17.04.2002 - 00:06
Medien-Bosse: "Wir waren's nicht"
(4/16/02) Jetzt wollen es die Chefs der venezolanischen Medien nicht gewesen sein, aber immer mehr Journalisten schmeißen die Brocken hin
"El Universal" kann es nicht lassen. Das Hetzblatt, dass zu den schlimmsten Putsch-Forderern gehört hatte, versucht noch immer, die rechte Scheiße an das Volk zu bringen. In der Online-Ausgabe vom 16. April titeln sie:"Eigentümer der Medien weisen Beschuldigungen zurück". Und schamlos schreibt dieses Kampfblatt der Putschisten: "Eigentümer der venezolanischen Pressemdien weisen die Vorwürfe der Komplizenschaft und Desinformation während der Revolte, die für zwei Tage zum Abtritt des Präsidenten Hugo Chávez von der Macht geführt hatte, und während der kurzen Amtszeit von Pedro Carmona zurück, meldet ANSA."

Unterdessen meldet die offizielle staatliche Nachrichtenagentur Venpres, daß zahlreiche Journalisten von Radio- und Fernsehstationen und von Zeitungen in den letzten Tagen ihre Jobs gekündigt haben, da sie dem Druck ihrer Chefs nicht mehr nachgeben wollten. Es war ihnen verboten worden, Informationen zu verbreiten und Anhänger von Chávez zu interviewen. Insbesondere in der Zeit des Putsches hatte sich diese Situation in den Medien verschärft.

@ Carlos

lügen haben kurze beine 17.04.2002 - 00:12
Zitat: "Die Arbeitslosenrate ist mit derzeit offiziell 12% seit mehr als 10 Jahren konstant" Antwort: "die Senkung der offiziellen Arbeitslosenrate von 18% auf 13%" innerhalb von zwei Jahren. Gesamter Text ist zu finden unter:
 http://www.de.indymedia.org/2002/04/19952.shtml Was soll der scheiss? ist jetzt indy ein exerzierfeld für reaktionäre desinformationskampangien?

@lügen haben kurze beine & carlos

statist 17.04.2002 - 01:35
Offizielle Arbeitslosenquote in Venezuela lt. IWF-Statistik (basiert auf den von den Regierungen gemeldeten Zahlen):

vor Chavez:
1996 -- 11,8%
1997 -- 11,3%
1998 -- 11,1%

seit Chavez
1999 -- 14,9%
2000 -- 13,9%
2001 -- 14,1%
2002 (Februar) 12,8%

Die Feststellung von Carlos, die Quote "sei seit 10 Jahren konstant" ist also eher noch etwas freundlich formuliert.