Italien gibt zu: Es gab Schiessbefehl in Genua

CopyCat 16.02.2002 16:32 Themen: Repression
Nur für OpenPosting, da kein eigener Artikel. Aber vielleicht schreibt wer was darüber, wer mehr Hintergründe kennt?
Die italienische und die deutsche Regierung und die Presse haben stets von einer Notwehrsituation gesprochen, in der es zu den Schüssen auf Carlo kam. Andere Situationen, in den geschossen wurden, sind ignoriert worden bzw. untergegangen.
Ein neuer Bericht scheit das alles zu relativieren: Es gab einen Schiessbefehl!
Rom (dpa) - Italiens Innenminister Claudio Scajola hat während des G-8-Gipfel von Genua im Juli nach eigenen Angaben Schießbefehl an die Sicherheitskräfte erteilt. Das berichteten italienische Medien. Bisher war dies selbst den Justizbehörden nicht bekannt. Auch die Polizeispitzen hatten den Schießbefehl nicht erwähnt. Die Opposition forderte, umgehend das italienische Parlament über die Vorgänge in Genua zu informieren. Am 20. Juli war ein italienischer Demonstrant von einem italienischen Militärpolizisten erschossen worden."

Kommende Woche kommt die Staatsanwaltschaft Italiens nach Berlin, um die Opfer des brutalen Überfalls auf die Diaz-Schule zu vernehmen. Aber nicht als Opfer, sondern als Angeklagte! (Der Staat versucht nicht mal mehr "rechtsstaatlich" zu erscheinen.
Daher findet am 19.2. um 16.30 vor dem Amtsgericht in Berlin-Tiergarten eine Kundgebung statt.
Bringt alle Flugblätter mit Texte, Transparente und ausgedruckte Genua-Bilder mit!!!
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Ergänzungen

alles eine schweinerei

micmatic 16.02.2002 - 19:33
was soll man dazu noch sagen...

Offizielle dpa Meldung

red.rudi 16.02.2002 - 20:07
Nochmal die orginal dpa Meldung von Yahoo:
 http://de.news.yahoo.com/020216/3/2nctd.html

Einige Ergänzungen 17.02.2002 - 13:39
Scajola hatte angeblich am Abend nach dem Tod Carlo Giulianis Schießbefehl

für den Fall erteilt, dass ein Durchbruch in die "Rote Zone" stattfinden würde.

La Repubblica schreibt, dass laut Scajola dieser Befehl sich nicht auf die Gefahr

bezog, die von den Demonstranten an sich ausgegangen wäre, sondern auf einen

befürchteten Anschlag des internationalen Terrorismus. Es habe von Geheimdiensten

aus aller Welt Hinweise in dieser Richtung gegeben.

Diese Erklärung wurde von Vittorio Agnolotto (Genova Social Forum) zurückgewiesen:

"Der Versuch Scajolas, die Verantwortung für das was am 20. Juli geschah von sich zu

weisen, indem er behauptet, dass der Schießbefehl erst am Freitagabend gegeben

wurde, ist lächerlich." Er spricht von insgesamt 15 Projektilen, die von den

ermittelnden Justizbehörden in verschiedenen Zonen der Stadt aufgefunden wurden.

Dagegen das übliche von rechts. Der Fraktionsvorsitzende von Forza Italia im Senat,

Schifani: "Die Postkommunisten [gemeint sind die "Linksdemokraten" von der DS]

tragen die Verantwortung für die politische Unterstützung der Verwüstung von Genua

durch Guerrillieros und Banditen mit roten Fahnen, wie sie von Millionen Italienern

gesehen wurde."

Noch besser der Vizepräsident des Senats, Roberto Caldaroli von der Lega Nord:

"Wer heute diese Entscheidungen angreift, indem er harte, aber notwendige Beschlüsse

mystifiziert und instrumentalisiert, muss wegen Begünstigung im Gefängnis enden. In

Genua hat man den Straßenterrorismus gesehen, verwandt mit dem, der am 11. September

in Aktion getreten ist" .


(Agenturmeldung)



Artikel in La Repubblica

Tja eben das Kapital

Krefeld 19.02.2002 - 01:11
Wen man den Staat provoziert antworted er eben auch mit seinem wahrem Gesicht.

Staats-Gewalt

Ver Dammt 20.02.2002 - 12:14
Ein Staat ist eine Organisation zur Ausübung von Gewalt. Bei solchen Aktionen wie in Genua u.a. wird dieses unmittelbar deutlich.
Aber nerviger und dauerhaft schädlicher (für die Untergeordneten) ist die strukturelle Gewalt: Schule, Privateigentum, Verpflichtungen durch Gesetze ...
Wenn man Beiträge wie die zu Genua (oder gerade aktuell München liest), fällt es schwer, ruhigen Kopfes dabei zu bleiben. Es schreit bis dorthinaus, was in dieser Welt alles passiert.

@Krefeld

Punkonomous 20.02.2002 - 20:50
Ähm... war das ernst gemeint? "Wenn man den Staat provoziert" - Der Agressor in diesem Falle war der Staat und nicht die Demonstranten. Selbst die Mainstream"medien" können nicht umhin, zu berichten, daß die Situation bei solchen Gipfeln meist mit dem ersten übertriebenen Eingreifen der Polizeikräfte eskaliert. Die gewaltgeilen Riot-Touristen sind normalerweise eine kleine Minderheit, die aber gern großgeredet wird, um das brutale Vorgehen der Staatsmacht zu rechtfertigen. Sein wahres Gesicht zeigt "der Staat" übrigens täglich, nur nicht seinen eigenen BürgerInnen, sondern den armen und -mehr oder minder- schwachen, die nicht die Kraft haben, sich zu wehren. WIR haben diese Kraft, wir müssen sie die Mächtigen nur spüren lassen!
Daß wir in Genua Straßenterror gesehen haben, damit hat der Herr Canelloni schon Recht, die Terroristen waren sogar schwer bewaffnet, mit Tränengas, Gummiknüppeln, und wie sie stolz und eindrucksvoll beweisen konnten auch mit scharfen schusswaffen. Und sogar internationale Terror-Hintermänner und -frauen waren da, sie sind einfach ganz dreist mit ihren fetten Limousinen durch die Stadt gefahren, mit Anzug und Krawatte.

@punkonormous

skeptikerIn 20.02.2002 - 21:17
was sind denn die sogenannten Riot-TouristInnen ??

scheissstaat kann man dazu nur sagen!!!

ks 21.02.2002 - 11:04

Vorsicht: Meldung ist sinnverändern gekürzt!

Richtigsteller 20.07.2002 - 17:56
Hier wurde leider nur ein Teil des Artikels eingestellt, dieser Teil erweckt den Eindruck, der Schießbefehl könnte
den Tod von Carlo Giuliani mitverursacht haben.
Er wurde allerdings laut in diesem Artikel stehenden, Angaben des Innenministers erst n a c h dem Tod des Demonstranden gegeben..

Rom - Italiens Innenminister Claudio Scajola hatte beim G-8- Gipfel von Genua im vergangenen Juli nach eigenen Angaben Schießbefehl an die Sicherheitskräfte erteilt. Dies berichteten am Samstag italienische Medien. Bisher war dies den Justizbehörden, die über die Ausschreitungen bei dem Gipfel ermitteln, nicht bekannt. Auch die Polizeispitzen hatten den Schießbefehl bisher nicht erwähnt. Die italienische Opposition hat am Samstag Scajola aufgefordert, umgehend das italienische Parlament über die Vorgänge in Genua zu informieren.

Am 20. Juli war der italienische Demonstrant Carlo Giuliani von einem italienischen Militärpolizisten erschossen worden, als er gemeinsam mit anderen Globalisierungsgegnern ein Polizeiauto attackierte. In der darauffolgenden Nacht stürmten Polizeieinheiten eine Schule, in der sich Demonstranten und auch Journalisten befanden. Zahlreiche Personen wurden von der Polizei misshandelt und teilweise schwer verletzt.

Er habe den Schießbefehl nach dem Tod von Giuliani erteilt, sagte Scajola italienischen Journalisten nach dem Treffen der EU-Innenminister in Santiago de Compostela am Freitag. Das Eindringen von Demonstranten in die rote Sicherheitszone hätte unter allen Umständen verhindert werden müssen, da die Sicherheit der Gipfelteilnehmer in Gefahr gewesen sei. Wie ernst die Lage wirklich gewesen sei, habe der 11. September bewiesen, wurde Scajola von den Medien zitiert. (APA/dpa)