München - Versuch einer Einschätzung

Frotzel 05.02.2002 20:23 Themen: Militarismus
Hier soll Einschätzung der Aktivitäten gegen die NATO-Konferenz versucht werden. Hat aber keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit!
Dominierend für die Zeit vor der konferenz war sicher die Repressionskampagne der Stadt, der Bullen und die Medienhetze. Hier sei kritisch angemerkt, dass nahezu alle Projekte und Gruppen angesichts der Drohungen des Entzugs von städtischen Räumen und Zuschüssen einknickten. Sicher sind die Bedenken davor berechtigt. Dennoch: Meines Erachtens war diese Repressionskampagne ein Versuch von Ude und Co, mal zu schauen, wieweit mensch denn da gehen kann. Ein Entschlossenes: "Leck uns am Arsch" verbunden mit einem "Ihr werdet schon sehen, was Ihr davon habt" hätte höchstwahrscheinlich Erfolg gehabt.

Zweitens kann es einfach nicht sein, dass linke/autonome Strukturen einfach so klein beigeben und den ankommenden AktivistInnen eine fast völlig zerschlagene Infrastruktur hinterlassen. Hier zeigen sich die nachteile einer abhängigkeit von der "Öffentlichen Hand". Jedoch sei angemerkt, dass trotzdem alles noch erstaunlich gut lief.

Was die Aktionen betrifft: Erstaunlicherweise war die Aktionskarte für Angriffspunkte in München zwar wohl allen BürgerInnen der Stadt und sicher vielen BundesbürgerInnen als "Randaleführer" bekannt. In der Linken scheint sich aber kaum jemand darüber informiert zu haben. Dementsprechend waren die meisten (auch viel zu spät ankommenden) Leute völlig verpeilt, wussten ausser Latschdemos nichts zu tun und es wurden meines Wissens auch keine (?) der Zielobjekte
angegriffen. Was passiert wäre, wenn fünfzig Gruppen sich darauf vorbereitet hätten, diese Punkte oder die Konferenz durch Direkte Aktionen angegriffen hätten, Vermittlungsarbeit geleistet hätten und sogar noch rechtzeitig gekommen wären, ist gut vorstellbar...

Was dann aber von den wenigen Aktionsgruppen und Einzelpersonen an Aktionen auf die Beine gestellt wurde (kommunikationsguerilla, DA-Training, Presseplattform, Demo der Sprachlosen, Blockade der Kreuzung, Sabotage, Nacktaktion am Samstag usw.) war dann ja doch überwiegend richtig
cool. münchen und die Konferenz wären tatsächlich im Chaos versunken, wenn zweitausend Menschen ähnlich gehandelt hätten.

Zum Samstag: Erschrecken am Marienplatz. Tausende Linke und anderes Volk steht herum, lässt sich kontrollieren, bekommt Platzverweise und schreit "Hoch die Internationale Solidarität". Der Gipfel der Idiotie und Tiefstpunkt der Wirksamkeit. Ich halte Grossdemos sowohl für unseren inneren Zusammenhalt als auch für die Öffentlichkeit für sehr wirksam, aber aufgrund der fehlenden Aktionen und des verpeilten beginns am Samstag war ich mal wieder völlig frustriert.

Erstaunlich, dass es dann doch noch richtig gut wurde. Planlose Polizei, Chaos und wildgewordene Greifstrupps in der Innenstadt, sechstausend Leute trotz Demonstrationsverbot, grösstenteils entschlossenes Vorgehen, eine Gruppe von ca vierhundert Leuten, die bis fast an den Bayerischen Hof gekommen ist usw. Besonders cool die Stimmung im Kessel Schillerstrasse... Dort wurden auch zwanzig Antifa-Rocker-Zivibullen vor laufenden Kameras enttarnt. Provokateure rausekeln!

Besonders cool der "Ausbruch" einiger AktivistInnen aus dem Kessel Schillerstrasse. Für eine Aktion waren sie recht schick angezogen und sind nach etwa zwei Stunden englischsprechend an die Bullenkette herangegangen. Die Bullen auf der anderen Seite hätten sie auch schon durchgelassen, sie wollten nur zu ihrem Hotel. Hat geklappt, Subversion total.

Fazit: Insgesamt äusserst positiv, von den Leuten, von der Stimmung, von den Aktionen, den Demos, der Vermittlungsebene... Ein Anfang zumindest was Direkte Aktion betrifft,
ein erster Schritt hin zu mehr Wirksamkeit, Öffentlichkeit und Kreativität. München hat viel Power zum Weitermachen gegeben!

Und eine Forderung: Verpeilte Linke, raff dich endlich auf! Latschdemos machen Spass, sind aber nicht alles. Widerstand kann vielfältig, kreativ, lustig und unglaublich wirksam sein!
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Ergänzungen

nicht ganz einverstanden

direct action rult trotzdem 05.02.2002 - 20:36
ich kann dir nicht beipflichten, wenn du auf die Latschdemos schimpft. Unter normalen Umständen würde ich dir schon recht geben, zB, in Brüssel hat es mich enttäuscht dass die Rote Zone nicht angegriffen wurde, aber grade in München, mit dem Verbot und der Diffamierungskampagne fand ich es unheimlich wichtig, dass es eine grosse und geschlossene Demo gab die sich entschlossen gegen das Verbot behaupten kann. Und da das grösstenteils passiert ist, und ich es auch total gut fand, wie zB. der Kessel durchbrochen wurde, fand ich es nicht soo schlimm, dass es keine "angriffe auf die zielobjekte" gab.....

Den Ball geben wir zurück

Zugereißte 05.02.2002 - 21:36
an die MünchnerInnen. Ein wenig Verantwortung für das was passiert haben die Gruppen vor Ort nun auch. Sie tragen ja oft die Repressionsfolgen, aber kennen sich auch am Besten aus.
Als Auswärtige haben wir Freitag versucht herauszufinden, ob und welches Gegenkonzept es gibt. So etwas muß von den Gruppen Vorort initiiert und unterstützt werden. Aber Nix, kein Aufruf zu Kleingruppenaktionen, kein Stadtplan mit lohnenden Objekten...
Bitte, wer würde sich den ernsthaft die Köpfe einschlagen lassen, beim Versuch die beiden Zugänge zum Bayerischen Hof zu durchbrechen. Gegen jeweils 2-3 Wasserwerfer in engen Gassen...
Es gab nur die Aufrufe Freitag und Samstag zu Marienplatz.
Hinzu kommt, daß die große Zahl der sehr jungen und unverfahrenen DemoteilnehmerInnen, die Demozüge recht zäh und unflexibel gemacht haben. Oft wurde der Sinn von Ketten nicht eingesehen.
Wir geben dem Vorkommentar recht, selbst die Welt am Sonntag war gezwungen von der Durchbrechung des Demoverbotes zu sprechen.
Ein Erfolg.

Subversion?

ppp 05.02.2002 - 22:29
Na ja, ob es so subversiv ist, sich aus einem Bullenkessel rauszuschleichen, lassen wir mal dahingestellt sein. Aber die Latschdemo war doch okay, war sehr deutlich zu sehen, daß sich die Leute ihr Recht nicht nehmen lassen, außerdem wurden schicke MünchnerInnen beim Einkaufen eingekesselt und haben wohl erstmal gerafft, von wem hier die Gewalt ausgeht. Auch auf der Demo gab es Kreativität - etwa als eine Bullenkette mit Konfetti und Luftschlangen beschmissen wurde und die Menge "Ihr seid nur ein Karnevalsverein" skandierte. Bei Aktionen - gerade bei militanten Aktionen - kleinerer Gruppen wäre halt nicht der Schutz der Menge dagewesen, und aufgrund der Bullenpräsenz hätte es da wohl noch mehr Festnahmen gegeben.
Insgesamt wars ein Erfolg, für München fast schon eine Revolution.
Die Aktion mit dem Papppanzer war trotzdem geil, gibt`s davon Fotos?

Die Einschätzung...

Latschdemonstrant 05.02.2002 - 22:42
...irrt hier meiner Ansicht nach lediglich in der verfehlten Wortwahl. Wieder einmal muß die persönliche Arroganz ausgepackt werden. Wenn geschrieben worden wäre: "es gibt eine Menge zu lernen in die und die Richtung mit unseren Aktionen als Denkansatz" und "das Durchbrechen des Demoverbots hätte durch gleichzeitig stattfindende, dezentrale Aktionen richtiggehend brilliant werden können", hätte das absolut gepaßt. In München hat die "Latschdemo" in der Form, wie sie dann abgelaufen ist, unbedingt stattfinden müssen, sie war das hauptsächliche Politikum geworden. In der Regel bin ich über die Massenaufmärsche mit dem Autor einer Meinung.
Es waren dermaßen viele neue, junge und alte Leute dabei, daß die etwas chaotische Organisation der Demo absolut entschuldbar ist. Im übrigen machte genau dies die Bullen völlig planlos, es ist zu überlegen, wie mensch das für die Zukunft aufgreifen und einbinden kann. Was den Mobilisierungsschub, der durch die München-Demo entstanden ist, anbelangt, so ist das Motto "von Genua nach München" voll erfüllt worden. Wieder daheim war ich von dem Ruck, der durch meine schlaffe Umgebung gegangen ist, direkt überrascht.
Zu den ganz tollen Sachen zähle ich die Einigkeit. Bis auf einige Vorfälle am Rand, waren alle Strömungen in der Bewegung miteindander solidarisch am Werkeln. Es ist herauszuheben, daß es ohne die autonomen Gruppen sehr wahrscheinlich kein Durchbrechen der Ketten gegeben hätte und auch keine Demo, sondern ein Spektakel wie Freitag abend. Die Leute haben sich sehr diszipliniert verhalten und mußten dafür auch ganz schön was einstecken. Sie haben bewiesen, daß sie keine blinde Gewalt ausüben, sondern sehr genau überlegen, wann was angebracht ist. Liebe Leute, wenn ihr mal wieder eine Bank entglast, werde ich mich nicht von euch distanzieren.

Entglasen?

xOR 05.02.2002 - 23:38
Niederbrennen!

Demos besser als sonst, aber zu wenig

Direct-Action-"Fan" 05.02.2002 - 23:40
Ich würde die Demos auch nicht ganz so negativ sehen. Der Anfang war schwach, aber der Ausbruch und teilweise kreativ-spontane Ansätze waren besser als was sonst oft läuft. Nichtsdestotrotz bleibt insgesamt festzustellen, daß die Hauptschwäche in der ziemlich grundlegenden Unwilligkeit und Unfähigkeit zu kreativer WIderständigkeit und Aktion liegt. Es gab nur wenige Aktionen, die Inhalte und Positionen vermittelten, subversiv waren, direkt waren. Das reicht von der Straße bis zu Aktionen im Gewahrsam der Bullen (welch ein Genuß nach dem NATO-Massaker-Theater, mit über 10 Leuten, die kreativen Widerstand mögen, bei den Bullen zu sein ... die waren bestimmt froh, uns wieder los zu sein).
Tatsächlich gab es viele Versuche, im Vorfeld zu Aktionen aufzurufen. Es war ein für doitsche Verhältnisse perfekter Stadtplan im Umlauf, der bis auf die BILD-Titelseite kam ... nur viele "Linke" kannten den nicht. Keine Ahnung, was da immer im Vorfeld solcher Aktionen geschieht ... es wurde zu einem Direct-Action-Training ab Mittwoch eingeladen (zwischen 5 und 15 Personen nahmen teil!), es gab einen Infopunkt für kreativen Widerstand usw. War alles überall gestreut - aber Vorbereitung und kreative Ideen fehlen meist fast völlig.
Genau weil das so ist, fand ich die Demo am Samstag dann aber eher eine positive Überraschung. Allerdings: Ein ganzes Wochenende subversive und direkte Aktion mit inhaltlicher Vermittlung PLUS eine solche Demo - das wärs gewesen! Und wie ich das beobachtet habe, haben auch die ganzen Direct-Action-AkteurInnen an der Demo mitgewirkt ... wenn mensch ein Wochenende Zeit hat, ist einfach alles möglich!

tja,

silmaril 05.02.2002 - 23:43
...wenn das die Einschätzung ist, wenn das die Einsicht ist, daß über die verschiedenen Denk- und Handlungsansätze der vielfältigen Gruppen eben doch zugunsten von gemeinsamem Handeln für die Dauer einer Latschdemo ;-) hinweggesehen werden kann, dann ist die Bewegung der progressiven Kräfte gerade in Deutschland, wo sie sich am sektiererischsten und intolerantesten selbst zerfleischen, einen riesigen Schritt weitergekommen:
Wir müssen nicht immer einer Meinung sein; wer verlangt das denn? Aber wenn wir für den Moment einer Meinung sein können, was hindert uns daran, es zu sein? Denn wenn wir es sind, wird die Aktion ein Erfolg, und wir zeigen, daß wir nicht ein kopfloser Haufen sind, sondern daß uns mehr eint, als der Gegner, wie es in Massenmedien gern kolportiert wird: nämlich der Wunsch nach einer besseren, schöneren und toleranteren, kurz: einer lebenswerteren Welt!

Link zu Hoppetosse-Auswertungsseite

Hopselstopfen 05.02.2002 - 23:48
Wir sammeln, verlinken, was vorhanden ist (u.a. auch all das auf Indymedia), nehmen auch gerne Texte entgegen, wenn die nicht woanders stehen usw.

zwecks Latschdemo

GlH 05.02.2002 - 23:49
Die Demos rund um den Marienplatz mussten u.a. so kommen wie sie waren weil, doch sehr viele ´normale´ Leute, die sonst noch nie, oder seit Jahrzehnten nicht mehr auf einer Demo waren sich dort eingefunden hatten.
Ich denke, dass viele der Leute die von den ´Ordnungskräften´ als normale Einkäufer und nicht als Demonstranten verbucht wurden, schon auch mehr oder weniger zum demonstrieren da waren und somit eben einfach durch die Stadt latschten.
Ich denke an viele Leute die sich z.b. gesagt haben: "Mei, heut is a so a scheenes Wetta, da gen mia doch mal in die Stadt spaziern und grad erst recht weils die Herrn Politiker uns des verbieten wolln. Aber weisst was Gerda? In meim München kann mir irgendso a daherglaufner Preuss net verzähln wann ich zu spazieren hob und wann net!, Gerda gemma!"

Es wurde doch nicht umsonnst zu Spaziergängen duch die Altstadt aufgerufen.
Ich denke dass diesem Aufruf viele Leute gefolgt sind.
Ich denke an mehere Mitarbeiter die allesammt älter als vierzig sind und sicherlich keine Lust haben sich in einem Kessel von Bullen in die Eier treten zu lassen.

Also waren es wohl 8000 Demonstranten und 2000 Spaziergänger, oder so ähnlich.

Dass da keine Menschenketten hergehn ist ja wohl logisch, da Leute die nicht mal wissen was da für ne Tagung war, die sich einfach nicht das Maul verbieten lassen wollen, nicht zu soetwas zu bewegen sind.

Aber ich finds super, dass so viele da waren um einfach da zu sein.
Und die haben erlebt was ´Poliseizaat´ bedeutet.

Respekt und sorry fürs "Einknicken", aber ...

muc´ler 06.02.2002 - 00:15
...zum Thema "dass nahezu alle Projekte und Gruppen angesichts der Drohungen des Entzugs von städtischen Räumen und Zuschüssen einknickten":
Es gab in Muc lange Diskussionen, wie mit dieser Form der Repression umzugehen ist. Letztlich entschied mensch sich, zum Schutze der Infrastruktur für eben solche Aktionen "klein bei zu geben". Klar ist dies einerseits - v.a. für unbeteiligte - entäuschend, andererseits ist die Durchsetzung der finanziellen... Repressionen Muc/Bay. durchaus zuzutrauen, wesshalb ich die Entscheidung - langfristig gesehen - richtig finde. Wie bereits erwähnt, rächt sich hier leider die finanzielle etc. "Unterstützung" durch Stadt/Land/Bund usw.!

Ich finde die beiden anderen bei IndyGer beschriebenen München-Aktionen unbedingt "nachahmens"-wert! Sie sollten uns ermuntern, NEBEN den üblichen Demos auch vermehrt solche, kreative und spontane "Happenings", "Events" etc. zu erproben und durchzuführen (wenngleich ich auch der Meinung bin, dass die "Latschdemos" immer wichtiger Bestandteil von "Widerstansaktionen" sein sollten)!

Grüsse aus Bad München!

Erfolg für die Stoiber/isten

krümel 06.02.2002 - 02:24
durch das Verbot wurde das eigentliche Anliegen: gegen die Nato-Kriegspolitik und das Aufrüstungsprogramm zu protestieren auf die Rechtsebene gezerrt, d.h. es ging dann nur noch darum, das Demonstrationsrecht durchzusetzen. Es konnten keine Inhalte dargestellt werden. Und damit hat die Staatsmafia über die Inhalte der Anti-Kriegsbewegung gesiegt.

an direct action-fan

gewaltbereiter autonomer 06.02.2002 - 08:26
jetzt würde mich doch interessieren von welchem inofpunkt zu sprichts. weder am asta noch im infoladen waren freitag mehr informationen zu erhalten, als die beiden demotermine.
kein linker stadtplan, kein weiterer infopunkt. also wovon sprichst du?

Macht Euere Entglasungsaktionen wo anders

Uli 06.02.2002 - 10:48
Ich verstehe, daß nicht jeder damit zufrieden ist, den Polizisten Rosen zu schenken. Die Demo in München hat aber gerade durch die Gewaltfreiheit an Macht gewonnen und die Maßnahmen der Polizei ad absurdum geführt. So war es der lokalen meist gelesenen "Abendzeitung" möglich zwei Tage lang über mehrere Seiten über die Absurdität der Polizeiaktionen zu berichten und sich im Gegensatz zu anderen Medien auf unsere Seite zu schlagen.

Wer glaubt, durch Entglasungsaktionen was zu bewegen, vergisst, daß unser größter "Feind" die Gleichgültigkeit der gesamten Bevölkerung ist. Ude bezweckte durch sein rigides, undemokratisches Vorgehen ja gerade eine Anbiederung beim Durchschnittsbürger.

Unser Ziel muß daher darin bestehen, Bürger für unsere Bewegung zu gewinnen, und da hilft eine für alle nachvollziehbare und daher gewaltfreie Aktion immer besser. Die Große Menge neu gewonnener "Braver Bürger" bestätigt dies. Diese Leute würden durch Gewalt wieder verloren.

Wir sehen uns zum Ostermarsch - Wie traditionell (zu Zeiten des kalten Krieges) in München zu tausenden und ohne Gewalt!!!

einknicken

imo 06.02.2002 - 11:38
Im Text und in muclers kommentar klingt es beinahe so, als ob das einknicken in Bezug auf die Infrastruktur eine gemeinsame Entscheidung der Münchner Linken gewesen wäre. Hier muß jetzt aber doch mal ein bißchen differenziert (bzw. gespalten) werden. Es war eine Widerlichkeit vom Eine-Welt-Haus, daß die Unterstützung abgesagt und die Räume für den Protest geschlossen wurden. Das wundert aber auch nicht, weil u.a. der grüne Bürgermeister Hep Monatzeder dort einiges zu sagen hat. Daß er jetzt im Nachhinein den Ude für das Demoverbot kritisiert, zeigt nur erneut die ekelhafte Mentalität der Grünen. Sich gleichzeitig als Kriegstreiber profilieren, Anti-Kriegs-Proteste erst mit allen Mitteln behindern und danach auch noch vereinnahmen, das geht eben nicht. Die Aufkündigung der Solidarität war eine bewußte Entscheidung derer, die sich mit städtischen Geldern finanzieren und wird auch in München von einigen scharf kritisiert.

Kritik an den KritikerInnen meiner Kritik

Frotzel 06.02.2002 - 12:11
Falsch verstanden: Ich habe weder Latschdemos allgemein noch die in München grundlegend kritisiert! Die Kritik an München bezog sich auf den verpeilten Anfang, aber letztendlich haben meiner Meinung nach die Demos und Kessel dazu geführt, das München halt extrem gut so war wie es eben war!!! Meine Kritik bezog sich lediglich auf den verpeilten Beginn, wo ich halt das Schlimmste befürchtet hatte! Bezeichnenderweise wird in den Kommentaren aber mal wieder kaum auf die grundlegende Frage nach der Ergänzung von Demos durch Aktionen eingegangen. Direkte Aktionen brauchen halt oftmals mehr Vorbereitung, mehr Ortskenntnis, frühere Anreise und manchmal auch mehr Mut, wie zum Beispiel bei der Massaker-Aktion, wo von anfang an klar war, dass wir alle eingefahren werden!

Es entsteht aber mal wieder keine breite Diskussion darüber, wieso Aktionen kaum stattfinden und sich auch nach vielen Frustrationen kaum eineR aufrafft, mal was anderes auszuprobieren!

Also: Druckvolle Latschdemo rules, Direct Action aber auch!

infopoint

comrade 06.02.2002 - 13:36
der infopoint war in der clemensburg in der clemensstrasse, wo auch das gefangenenfrühstück stattgefunden hat.

zum thema planlosigkeit

münchnerin 06.02.2002 - 13:58
Es stimmt schon, dass eine gewisse Verpeiltheit geherrscht hat und auch viele Münchner Leute nichts besseres wussten, als halt auf den Marienplatz zu gehen. Aber hätte denn ein "Aufruf zu direkten Aktionen" daran irgendwas geändert? Mag sein, dass die Kommunikation zwischen Direct-Action-Gruppen und den Infopoints nicht so gut geklappt hat (kann ich nicht so einschätzen), aber den "linken Stadtplan" gab´s im Netz, über die Webseite des Anti-NATO-Bündnisses, und weitere Informationen im Newsletter, den mensch auch eben dort bestellen konnte. Soo viele organisierte Gruppen waren an der Vorbereitung eben leider nicht beteiligt, und in so einem Fall ist es im Zweifel zu spät, am Freitag anzureisen und dann erst einen Plan zu entwickeln. Versteht mich nicht falsch, ich will jetzt hier nicht rumpissen - wer ist nicht schon mal relativ unvorbereitet zu ner Demo o.ä. gefahren - aber so sieht das Ergebnis dann halt aus. (Gut fand ich´s trotzdem, aber etwas mehr wäre vielleicht schon gegangen.)

nachtrag

münchnerin 06.02.2002 - 14:20
Nur weil ich den Artikel grad noch mal gelesen hab: also die Nacktaktion vom Samstag - bzw. Unterwäscheaktion, falls wir von der gleichen Aktion sprechen - fand ich ziemlich bescheuert: "Wer nichts zu befürchten hat, hat auch nichts zu verbergen." Ich kann da drin nichts Anderes als eine Aktion gegen Vermummung erkennen - oder steh ich auf dem Schlauch?

Kreativer Infopunkt

krinderfressende Antikapitalistin 06.02.2002 - 14:22
Es gab noch einen Infopunkt, wo auch das Verhaltens-/DA-Training stattfand und sich viele AktivistInnen Ideen, Plaene und Koordination holen konnten.
DER PLAN: der war WOCHEN im voraus im Internet herunterzuladen und in UNSEREM Infopoint (Thalkirchnerstr) lag er auch aus!

Im ganzen sehe ich das Wochenende positiv, auch wenn ich sagen muss, dass es schon sehr traurig und laecherlich ist, einen Plan zu machen und Wochen vorher bereitzustellen, dann dafuer aus manchen Ecken angegriffen zu werden, weil die Veroeffentlichung die Konspirativitaet verletze, von anderen dann zu erfahren, dass sie GAR keine Ahnung hatten, und ausser den eigenen Zusammenhaengen hat dann auch niemensch was gemacht, den Plan und die Kreativitaet genutzt. Und kommt mir jetzt nicht mit: wir konnten doch nix tun weil zu viele Bullen da waren. Warum konnten unsere Zusammenhaenge dann doch was machen (und waeren wir mehr gewesen, waere noch VIEL mehr gegangen!)?!?!
Ausser Rumgepose, was mensch nicht alles fuer militante und konspirative und was weiss ich fuer tolle Sachen auf Lager habe, war mal wieder nix zu spueren.
Trotzdem: fuer die naexten Gipfel muss so ein Direct Action Plan Standart werden, und es muss auch Standart werden, dass er benutzt wird!

(Den Plan gab´s unter anderem unter www.buko24.de/nato.htm zum downloaden unter "maps")

Geilopeilo

Hotzenplotz 06.02.2002 - 16:54
Ich fand die "Latschdemo" eigentlich ziemlich geil. Laut, chaotisch und kraftvoll. Für München echt bemerkenswert

Für die Zukunft...

muc´ler 06.02.2002 - 17:01
... denke ich, sollte (muss wohl) mensch die Möglichkeit eines "Versammlungsverbotes" einplanen und daraus gewisse Schlüsse ziehen. Etwa, dass mensch frühzeitig(er)anreisen muss, um Aktionen zu planen. Oder dass Vorbereitungsaktionen, -plena etc. nicht in städtisch... unterstützten Einrichtungen , sondern informell bei Leuten/Kneipen(-hinterräumen) etc. stattfinden müssen. Dass mensch sich nicht unbedingt auf "die anderen vor Ort" verlässt (bzw. verlassen kann). Dass mensch sich Stadtpläne (!) auch selbst besorgen und "taktische" Orte eintragen kann (selbst die Muc-Bullen waren so "freundlich", den BürgerInnen im Internet eine Karte mit abgesperrten Bereichen zu Verfügung zu stellen). Dringend müssten für den Fall eines "Totalverbots" bessere Info-Strukturen erarbeitet werden, denn selbst in Muc wussen nur die wenigsten von etwa von den beiden Aktionen (is in der Hinsicht eben nur´n Millionen-Dorf).
Nachdem hier schon einiges an Kritk gepostet wurde, sollten aber auch die positiven Punkte stärker herausgearbeitet und diskutiert werden, wie mensch auf diesen aufbauen kann. In Muc sind DA eben zwar kein "Stief-" aber doch noch ein sehr junges "Kind", die Erfahrungen sind spärlich und die Angst vor Repression (zu Recht oder Unrecht) gross. Dennoch schliesse ich mich der "erfolgreich"-Wertung an und hoffe, dass die durchs Wochenende erzeugte "Stimmung" anhält.
Grüsse

servus

demoläufer 06.02.2002 - 19:15
na hallo es ist toll das einige von euch schon wieder voll dabei sind gewaltaktionen ins netz zu schreiben spitze wenn ich mich rechjt erinnere mit ein grund warum münchen das demoverbot ausgesprochen hat
wenn autonome kommen können sie auch vor ort besprechen was sie zerstören wollen und das nicht wochen vorher ins internet eingeben und damit auch die möglichkeit zu nehmen ihre meinung kund zu tun
versteht mich nicht falsch ich bin nicht gegen gewalt icvh bin gegen vandalismus wenn ihr von bullen geschlagen werdet schlagt zurück kein problem aber lauft nicht durch die straßen und werft schaufensterscheiben ein und zündet autos an das ist kein protest das ist dämlich das was im kessel mit den bullen wannen pasiert ist war schjon ganz ok aber nicht auf privat autos
überhaupt münchen braucht mehr demos ich habe so viele menschen gesehen die beim ersten anzeichens von polizeigewalt abgehauen sind keine kettenbildung nein wofür auch vielleicht um die gefangenen zahl zu veringern währ doch was oder und wenn man eine demo macht dann solte man zusammenbleiben und wenn die bullen laufen um vor uns zu kommen dann müssen wir halt auch laufen und dafür sorgen das die demo zusammenbleibt naja in münchen nicht da maschiert jeder für sich nix mit internationaler solidarität
das war woll auch der grund für die vielen kessel in der stadt 7000 menschen da muß doch mehr drin sein als sich dauernd einkesseln zu lassen

naja viele ausgebildete prügel bullen wenige erfahrene demobesucher müchen muß das demonstrieren woll erst wieder lernen

Irgendwie auch lustig, ...

rootY 12.02.2002 - 20:35
... dass mensch mit Hilfe einiger Worte (zumindest in München)den Ausnahmezustand herbeireden kann. Jedenfalls scheinen den Cops ein paar Google-Ergebnisse der Suchanfrage "München Kravalle" als Legitimation für Versammlungsverbote auszureichen. So traurig das ist, eventuell bietet es ja auch Chancen?

nochn persoenlicher bericht...

thomas ziegler 19.02.2002 - 00:21
...findet sich im link...