Ist eine andere Welt möglich
Zum Attac-Kongress Berlin
Ein Diskussionswochenende über die neue Bewegung in Deutschland - über den Attac-Kongress in Berlin
24.10.01
Günter Melle
Nachdem die neue Bewegung in Belgien am Freitag mit 15 000 Demonstranten vernehmlich und sichtbar in Gand zum Euro-Gipfel auftrat, versammelten sich am Wochenende in der TU-Berlin unter Federführung von Attac über 2500 Teilnehmer, um über neoliberale Globalisierung, Krieg und die Möglichkeiten einer Verbreiterung der Bewegung, nach Genua und dem 11. September, zu diskutieren. Neben den Plenumsveranstaltung wurden dazu eine Reihe Workshops und Themengruppen angeboten. Dieser Kongress, unter dem Motto "Eine andere Welt ist möglich!", wurde - und das war für all die, die zu Hause bleiben mussten, eine direkte Informationsmöglichkeit - im Internet übertragen.
Es war wichtig, das gerade zu diesem Zeitpunkt ein Diskussionsforum angeboten wurde, das sich zu den aktuellen brennenden Fragen äußert. Dem entsprechend stand auch die Aggression der Vereinigten Staaten in Afghanistan mit im Mittelpunkt der Diskussion. Dennoch gab es ein schreiendes Mißverhältnis zwischen den 2500 Kongressteilnehmern und den 15000 Antikriegsdemonstranten vom Wochenende zuvor. Nicht dass die Mehrheit der auf die Straße gegangenen Kriegsgegner diskussionsunwillig wäre, doch viele von ihnen stehen Attac distanziert, wenn nicht ablehnend gegenüber. Und Attac hat mit diesem Kongress wenig dazu beigetragen, mit ihnen in einen Diskussionsprozess zu kommen.
Die Einladung des ehemaligen ersten Finanzministers der Ära Schröder, Oskar Lafontain, war ein klarer Missgriff. Er konnte mit wenig Widerspruch und unter Beifall seine überholten Theorien linkssozialdemokratischer Innen- und Außenpolitik darlegen. Mit der Mitgliedschaft der Gewerkschaftsverbände IGMetall und Ver.di scheint auch das weitere Schicksal dieser Organisation besiegelt. Es ist zu befürchten, dass sie im Spannungsfeld der moderaten politischen Linken agieren und unter ihrem Dach sowohl reaktionäre wie fortschrittliche Positionen versöhnen wird. Das, was die neue Bewegung im Kern beschreibt, den Versuch einer radikalen Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse in den kapitalistischen Metropolen, beinhaltet auch die grundsätzliche Kritik an ihren tragenden Institutionen. Gewerkschaftsverbände sind alles andere als dazu geeignet, diese Kritik zu tragen. Sie sind stabilisierender Faktor dieser ungerechten und ausbeuterischen Verhältnisse.
Es steht zu befürchten, dass Attac sich nur noch schwer aus dieser sozialdemokratischen Umklammerung zu lösen vermag - eigentlich in der neueren Geschichte immer das gleiche Spiel, dass fortschrittliche Bewegungen ihrer Sprengkraft beraubt werden und mit all ihren Illusionen, wie die 68iger Bewegung, an Altersschwäche sterben. Es bleibt zu hoffen, dass sich innerhalb der Bewegung die Kräfte der Kritik stärken werden, die diese andere mögliche Welt nicht in den Salons von Gewerkschaftsbonzen und Palästen linker Sozialdemokraten etablieren wollen.
Doch diese Kräfte können sich nur stärken, wenn sie auch bereit sind, die theoretische Auseinandersetzung mit den "Spezialisten"; des Elends zu führen. Auf diesem Kongress gab es lediglich vereinzelte deutliche Stimmen, die klare radikale Positionen beziehen und Theorien von sozialdemokratischer und grüner Provenienz eine deutliche Abfuhr erteilten. Von der absurden Theorie - Machtmittel Geld - (nur für den der hat!), bis zur Theorie - Selbstverwirklichung im Konsumbereich, von Internetdemokratie zur Stärkung des linken Gewerschaftsflügels war hier alles zu haben. Wie aber eine andere Welt möglich ist, blieb über die bekannten Positionen von Attac (Tobin Tax, Entschuldung, Steuerflucht) hinaus, weitgehend unbeantwortet.
24.10.01
Günter Melle
Nachdem die neue Bewegung in Belgien am Freitag mit 15 000 Demonstranten vernehmlich und sichtbar in Gand zum Euro-Gipfel auftrat, versammelten sich am Wochenende in der TU-Berlin unter Federführung von Attac über 2500 Teilnehmer, um über neoliberale Globalisierung, Krieg und die Möglichkeiten einer Verbreiterung der Bewegung, nach Genua und dem 11. September, zu diskutieren. Neben den Plenumsveranstaltung wurden dazu eine Reihe Workshops und Themengruppen angeboten. Dieser Kongress, unter dem Motto "Eine andere Welt ist möglich!", wurde - und das war für all die, die zu Hause bleiben mussten, eine direkte Informationsmöglichkeit - im Internet übertragen.
Es war wichtig, das gerade zu diesem Zeitpunkt ein Diskussionsforum angeboten wurde, das sich zu den aktuellen brennenden Fragen äußert. Dem entsprechend stand auch die Aggression der Vereinigten Staaten in Afghanistan mit im Mittelpunkt der Diskussion. Dennoch gab es ein schreiendes Mißverhältnis zwischen den 2500 Kongressteilnehmern und den 15000 Antikriegsdemonstranten vom Wochenende zuvor. Nicht dass die Mehrheit der auf die Straße gegangenen Kriegsgegner diskussionsunwillig wäre, doch viele von ihnen stehen Attac distanziert, wenn nicht ablehnend gegenüber. Und Attac hat mit diesem Kongress wenig dazu beigetragen, mit ihnen in einen Diskussionsprozess zu kommen.
Die Einladung des ehemaligen ersten Finanzministers der Ära Schröder, Oskar Lafontain, war ein klarer Missgriff. Er konnte mit wenig Widerspruch und unter Beifall seine überholten Theorien linkssozialdemokratischer Innen- und Außenpolitik darlegen. Mit der Mitgliedschaft der Gewerkschaftsverbände IGMetall und Ver.di scheint auch das weitere Schicksal dieser Organisation besiegelt. Es ist zu befürchten, dass sie im Spannungsfeld der moderaten politischen Linken agieren und unter ihrem Dach sowohl reaktionäre wie fortschrittliche Positionen versöhnen wird. Das, was die neue Bewegung im Kern beschreibt, den Versuch einer radikalen Kritik der gesellschaftlichen Verhältnisse in den kapitalistischen Metropolen, beinhaltet auch die grundsätzliche Kritik an ihren tragenden Institutionen. Gewerkschaftsverbände sind alles andere als dazu geeignet, diese Kritik zu tragen. Sie sind stabilisierender Faktor dieser ungerechten und ausbeuterischen Verhältnisse.
Es steht zu befürchten, dass Attac sich nur noch schwer aus dieser sozialdemokratischen Umklammerung zu lösen vermag - eigentlich in der neueren Geschichte immer das gleiche Spiel, dass fortschrittliche Bewegungen ihrer Sprengkraft beraubt werden und mit all ihren Illusionen, wie die 68iger Bewegung, an Altersschwäche sterben. Es bleibt zu hoffen, dass sich innerhalb der Bewegung die Kräfte der Kritik stärken werden, die diese andere mögliche Welt nicht in den Salons von Gewerkschaftsbonzen und Palästen linker Sozialdemokraten etablieren wollen.
Doch diese Kräfte können sich nur stärken, wenn sie auch bereit sind, die theoretische Auseinandersetzung mit den "Spezialisten"; des Elends zu führen. Auf diesem Kongress gab es lediglich vereinzelte deutliche Stimmen, die klare radikale Positionen beziehen und Theorien von sozialdemokratischer und grüner Provenienz eine deutliche Abfuhr erteilten. Von der absurden Theorie - Machtmittel Geld - (nur für den der hat!), bis zur Theorie - Selbstverwirklichung im Konsumbereich, von Internetdemokratie zur Stärkung des linken Gewerschaftsflügels war hier alles zu haben. Wie aber eine andere Welt möglich ist, blieb über die bekannten Positionen von Attac (Tobin Tax, Entschuldung, Steuerflucht) hinaus, weitgehend unbeantwortet.
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
Nichts gegen Oskar!
Wie Spaltung verhindern?
beschäftigt. Ich füge ein Link dazu an.
Neben theoretischem wird an einem klaren Beispiel gezeigt, wie Bewegungen zerschlagen werden: Die Bewegung
wird zunächst versucht in "radikale" und "gemäßigte" zu spalten. Die "gemäßigten" "dürfen" mit dem Staat verhandeln.
Allerdings sind bestimmte Ergebnisse der Verhandlung bereits ausgeschlossen: Die staatliche Seite bestimmt den
Rahmen. Die "radikalen" wenden sich von den "gemäßigten" ab, die wiederum nichts mit den "unvernünftigen
radikalen" anfangen können. Die "radikalen" können jetzt besonders kriminalisiert werden, da ihnen jegliche Legitimation entzogen
wurde und die "gemäßigten" haben niemanden mehr im Rücken und haben bei Verhandlunegn kein Gewicht mehr.
So ist es beim Stress um den Flughafenausbau in Frankfurt/M. (80er Jahre) gegangen. Diese "geschickte" Herrschaftsstrategie
nennt sich "Mediationsverfahren". Attac scheint unfreiwillig(?) in eine ähnliche Falle(?) zu laufen. Interessant, daß hier
bestimmte Namen aus bestimmten Beispielen wieder auftauchen. Was können wir tun? Spaltung kann von
beiden Seiten betrieben werden. Daher sollten die "radikalen" sich davor hüten, andere auzugrenzen oder ihnen
überheblich zu begegnen, weil sie nicht super-radikal-revolutionär-militant sind. Ausserdem sollten die kritischen
Kräfte in attac unterstützt werden. Sich jetzt von attac abzuwenden, hieße die Spaltung zu vollenden. Und diesmal
wissen wir es vorher! Also macht was. (Und wenn Ihr dies Texte oder den Buchtip ausdruckt und verteilt oder per
e-mail verschickt)
Wie aber eine andere Welt möglich ist, blieb über die bekannten Positionen von Attac (Tobin Tax, Entschuldung, Steuerflucht) hinaus, weitgehend unbeantwortet.
Das kommt eben davon, daß kein Mensch mehr bereit ist, Marx auswendig zu lernen. Es ist voll reaktionär, von Revolutionären "bessere Vorschläge" zu erwarten. Die Zeit ist noch nicht reif für "bessere Vorschläge", erstmal müssen wir unsere Bewegung stärken, die Herrschenden angreifen, Leuchtzeichen des Kampfes aufrichten und müssen die Fundamente der Repression in Wirtschaft, Staat, und der Mentalität von uns selbst und unserer Mitmenschen zerstören, und dann, anschließend könne wir immer noch überlegen, wie man das Reich der Liebe (ohne Militär, ohne Wirtschaft und Parlament) gegen den Erbitterten Widerstand der Reaktion verteidigt.
Die Forderung nach "besseren Vorschlägen" ist reaktionär, denn jeder Vorschlag bedeutet implizit eine Begrenzung unseres revolutionären Projektes, doch die Revolution duldet keine Beschränkungen.
Wenn wir also Börse, Banken, Parlament mit schonungslos kritisieren und als Ausbeuter entlarven, dann sind wir noch lange nicht dazu verpflichtet, zu sagen, "wie man es besser machen könnte". Wenn WIR erst einmal Geld, Wirtschaft und Staatsgewalt in UNSEREN Händen haben, können wir uns das immer noch überlegen.
ich zünd ne kerze für dich an und lass 99 luftballons fliegen. Und wenn du lust hast können wir ja auch zusammen in den wind pissen, mal sehen wer sich bekleckert, du trottel...
welche Spaltung?
Eindeutig kein Grund sie zu hassen, aber welchen "kritischen Flügel" soll mensch da noch unterstützen? Linksradikale wie fels sollten sich im Gegenteil keine falsche Hoffnungen machen!
Das einzige, was an attac von einer linksradikalen Bewegung kritisiert werden kann ist ihr rebellischer Gestus, der die unsägliche Demo-abstauberei von Linksruck weitterführt und ihre Tendenz zur Diffamierung von "Gewalttätern".
Aber wo keine Verbindung besteht, gibt es auch keine Spaltung.
an den namenlosen
Attac attackieren
Also:
ATTAC attackieren, die reaktion zurückschlagen, Reformer auf den Mars. Der reformistischen Linken den Krieg erklären
Mal ne Frage?
Ich habe viel mit der Gruppe FELS zu tun. Und diese Gruppe ist nicht linksradiakel. Sie gehört nicht zu diesen extremisten, sondern macht vernünftige Politik, genau wie ATTAC auch, wer das nicht wahrhaben will, sollte mal die Arranca lesen, ein sehr gutes Blatt wie ich finde
@fragender
zu attac: wie wärs denn wenn alle linbksradikalen und vor allen die linksradikalen nörgler hier bei attac mitmachten und attac so gestalten wie sie es wollen, so wie studis es mal mit der fpd vorhatten.
bekämpfen kann mensch dann die "führer" aus verden und die lafontaines, oder besser noch sich nicht groß drum scheren und ne staats-, markt-, herrschaftskritik in attac einbringen
kt#ritik@all ist provokateur
stimmt
Nähe zur Macht
"....der frühere Sozialismus suchte immer ein Ganzes zu sein, ob autoritär oder freiheitlich; die soziale Demokratie glaubte einen Weg gefunden zu haben, mit parlamentarischer Demokratie die heutige Gesellschaft sozial zu färben und dann durch die Diktatur Hand an sie zu legen und ihren Sozialismus, den Staatssozialismus, zu dekretieren und mit behördlicher Gewalt gegen Alle, Bourgeoisie, Volk, und andersdenkende Sozialisten durchzuführen.........Seit damals stehen die wirklichen Sozialisten stets zwei tödlichen Feinden gegenüber, statt einem: dem Kapitalismus und dem Staat u n d der sozialdemokratisch-bolschewistischen Phalanx" (Max Nettlau, Geschichte der Anarchie).
Das Suchen der Nähe zur Macht läßt sich z.B. aus Ereignissen in Genua ersehen; während draußen die Demonstranten krankenhausreif geprügelt wurden, war sich ein Popmusiker und Attacmidglied Namens Bono(?) nicht zu schade, mit Herrn Schröder über die Weltlage zu diskutieren - und wurde anschließend vom Kanzler für seine ernsthaften Ansichten gelobt. Wer die Entwicklung der Grünen Partei verfolgt hat, wird sich über die Entwicklung von Attac keine Illusionen machen.
Weils so passend ist, zum Abschluß noch ein Zitat von Bakunin:
"Das sind die Überzeugungen der sizialen Revolutionäre, und deshalb nennt man uns Anarchisten. Wir protestieren nicht gegen diese Bezeichnung, denn wir sind in der Tat Feinde jeglicher Macht, weil wir wissen, daß Macht ebenso zersetzend auf den wirkt, der sie hat, wie auf den, der ihr gehorchen muß"
@ Fragender
ATTAC attackieren!
-Wer ist denn hier der Spalter: Susan George, wenn sie sich von den Militanten abgrenzt, den sie überhaupt zu verdanken hat, dass die ATTAC-Hackfressen überhaupt vor die Kamera kommen. "Kritische Stimmen bei ATTAC müssen unterstützt werden" "und attac so gestalten wie sie es wollen, so wie studis es mal mit der fpd vorhatten", man hat ja gesehen wie prima das geklappt hat mit dem langen Marsch.
-kritik@all hat Recht ihr Lafontaine-Jünger.
netter versuch, provoe
...
Kein Vergessen, kein Vergeben!
Kritik an ATTAC
Wer hat uns verraten? - Sozialdemokraten
Wer war mit dabei? - die Grüne Partei
Wer verrät uns nie? - die Anarchie!
(strong statement but true!)
Schwarzweiss-Sicht ist reaktionär
waren in Genua (was habt ihr da gemacht? Im Internet schlaue Sachen getippt?) und sind wohl mitverantwortlich für
die Freilassung der Gefangenen. Aber ich weiss, ihr hättet lieber Märtyrer gehabt. Es gibt eben immer solche und
solche. Alle Revolutionen sind mit der Bevölkerung, nicht gegen sie geschehen, wie es die Parteikommunisten in
Dumpfdeutschland wollen. Euer Held Karl Marx wäre wohl von euch verprügelt worden, weil der nachgedacht hat
(also Hippie?) und nicht in dumpfdeutschen pseudolinken Parolen geredet hat (Reformistenschwein?).
bitte keine Unterstellungen
...
nur das elend kann uns retten
Freiheit ist Einsicht usw.
dialektik ist nicht schlimm
die revolution ist eine so wichtige angelegenheit, die darf man nicht einfach der mehrheit überlassen und auch nicht solchen versöhnlern/verrätern wie denen von attac. jetzt müssen wir eine perspektive erarbeiten, die die verhältnisse zum abtanzen bringt. wer von der diktatur der partei des proletariats nicht reden will soll auch vom kapitalismus schweigen. wer von zwangsmaßnahmen nicht reden will soll auch den parlamentarischen rechtsstaat akzeptieren. wer von enteignung nicht reden will soll auch von profiten schweigen. die weltgeschichte wird von lokomotiven angetrieben und das volk braucht opium. abspringen geht nicht!!!
Ihr seid totalitär.
Auch ich hasse das System, aber wir können nur was mit dem Volk verändern, nicht gegen das Volk. Die 68er haben nicht die Welt geändert, weil sie es nicht geschafft haben, sich mit Gewerkschaften oder anderen Gruppen zu verbünden.
gewerkschafts-faschisten
wissenschaftlich bewiesen
Freiheit ist Freiheit
EIndrücke
1. Hier werden persönliche unumstösssliche Wahrheiten hingestellt, die keinen Widerspruch dulden.
2. Wer anderer Meinung ist, ist politisch naiv, ungebildet, ängstlich, hat einfach keinen Durchblick.
3. "Recht haben" und "Recht behalten" und "Schon immer recht gehabt haben, auch in den letzten Jahren, als kaum noch jemand links sein wollte" sind die Eckpfeiler des hier veröffentlichten Bewußtseins.
4. Die ganze Diskussion wirkt absolut unattraktiv, geradezu im Gegenteil feindlich und ausgrenzend.
5. Es gibt nicht einen Gedanken an die, die in Not sind, es geht nur um "Innenpolitik", wobei "außen" schon an der eigenen Hautoberfläche beginnt.
6. Niemand nimmt überhaupt nur wahr, dass er hier Leute findet, die Ihm "zuhören" und behandelt sie entsprechend wertschätzend und liebevoll. Im Gegenteil: Diffamierung scheint hier die normale Umgangsform zu sein.
So, und jetz zu mir, dem nächsten Klugscheißer in dieser langen Reihe.
Ich weiß auch nicht wie das alles gehen soll. Im Moment finde ich es radikal genug meine Augen vor dem Elend in der Welt nicht mehr zu verschliessen, und bei jeder guten Gelegenheit mit JEDEM darüber zu sprechen. Das gelingt mir gut, gerade weil ich auch noch nicht weiß, wie genau alles besser werden soll. Aber die Welt, wie sie heute ist, hat sich auch keiner alleine ausgedacht. In die Falle gehe ich erst garnicht.
Ich bin kein attac-Mitglied, aber das Wichtigste an attac finde ich, dass es ein Forum ist, der Ablehnung der neoliberalen Globalisierung eine Stimme zu geben. Merkt hier eigentlich irgendjemand, wie wenig Leute wirklich bereit sind sich dem Elend der Welt zuzuwenden und nicht nach einem tiefen, hilflosen Seufzer wieder aufgrund der nächsten gutgemachten Werbesendung von Shell oder Nestlé oder einem beruhigenden Fernsehkommentar wieder "in den Arm der Familie" zurückzukehren ? Wieviel Radikalität läge schon darin, wenn sich 20 % der Bevölkerung nicht mehr beruhigen würden ? Davon sind wir noch meilenweit entfernt.
Und jetzt machen wir ein Gedankenexperiment: Da ist jemand, der sich nicht mehr beruhigen will, und er sucht Gleichgesinnte. Im Fernsehen und in den normalen Zeitungen gibt´s die nicht, das ist ihm/ihr schnell klar. Und da findet er/sie z.B. Indymedia oder den attac-Kongress. Wie schön ! Endlich Gleichgesinnte, die die gleichen Sorgen und Nöte teilen. Hier herrscht mitmenschliche Wärme und Verständnis. Hier macht man sich gegenseitig stark. Hier ringt man voller Respekt um neue Ideen. Endlich eine Art zu Hause !
Ups. Da hat er wohl geträumt. Leider geht man hier nur mit politisch schwerem Geschütz aufeinander los und sucht Schwachstellen und bourgeoise Restgedanken im kunstvoll gedrechselten Gedankengebäude des Gegners (Mitstreiter können das ja offensichtlich nicht sein, mit ihrem mangelhaft entwickelten Bewußtsein). Ohren gibts hier nur, um sie sich gegenseitig lang zu ziehen, wenn man eine politische "Grundtatsache" falsch verstanden hat.
Also: Wir brauchen gute Bands, prima Parties und mehr Spass. Jeder, der sich nicht mehr einlullen lässt, ist ein Mitstreiter und Mitfeierer. Was dann daraus wird ? Werden wir sehen. Die Leute, die jeden Tag ganz normal wie ich zur Arbeit fahren oder in die Schule gehen oder Stütze abholen oder betteln tun dass auch, ohne Politik studiert zu haben. Warum soll eine gerechte Welt komplizierter sein als eine ungerechte ? Auch in einer gerechten Welt werden die meisten ohne Politikstudium leben können.
Notwendig ist es dagegen auf jeden Fall, sich zu informieren, zu lernen und diese traurigen Wahrheiten aushalten zu können. Sie weiterzuerzählen obwohl man "die Lösung" auch noch nicht hat. Das ist die Arbeit die ansteht. Alles weitere kann erst kommen, wenn dieser Stein wirklich am Rollen ist.
Und egal, welche Maßnahme man dann realisiert: Eins ist jetzt schon klar: Mindestens 9 von 10 der Schreiber in diesem Forum werden darüber lachen. Wie naiv ! Wie gutgläubig ! Wie reaktionär! Woran liegt das, dass ich diesen Eindruck habe ? An mir ?