Gegen grenzenlose Selbstgerechtigkeit !!!

AutonomeAnarchistInnenAntimilitaristInnen 22.09.2001 21:12
Gegen grenzenlose Selbstgerechtigkeit !!!
aktiver Wahlboykott, Herrschaft entwaffnen !!!
gegen jede Gesetzesverschärfung und Sozialkürzung!!!

Dieser Redebeitrag kommt aus einem Teil der autonomen, anarchistischen, antimilitaristischen und antipatriarchalen
Spektren, Berlin den 22.September 2001.
Gegen grenzenlose Selbstgerechtigkeit !!!
aktiver Wahlboykott, Herrschaft entwaffnen !!!
gegen jede Gesetzesverschärfung und Sozialkürzung!!!

Dieser Redebeitrag kommt aus einem Teil der autonomen, anarchistischen, antimilitaristischen und antipatriarchalen
Spektren, Berlin den 22.September 2001. Kopieren, weiterreichen, diskutieren, kritisieren, übersetzten, mailen
Ohne UrheberInnenrecht

Der mörderische Anschlag auf Symbole globaler finanzieller und militärischer Machtstrukturen hat
eine Dynamik freigesetzt, die wir sehr schnell analysieren und verstehen müssen.
Die absolut berechtigte Trauer und der Schock über den vielfältigen Tod im WTC (World Trace
Center) wird seitens der Herrschenden funktionalisiert. Wenn Flüchtlinge zu Tode gehetzt werden,
wenn Flüchtlinge in Booten vor der Festung Europa ertrinken, ist das genauso schrecklich wie die
Alltäglichen Morde und Vergewaltigungen von Männern an Frauen. Täglich verhungern Menschen,
ohne dass davon Kenntnis genommen wird und ohne dass daraus Konsequenzen gezogen werden. Das
was uns einmal mehr seitens der Herrschenden als Lösung angeboten wird (bedeutet noch mehr Tod
und noch mehr Zerstörung und) hat mit Hoffnung auf andere, gerechte Lebensverhältnisse rein gar
nichts zu tun

Uns droht kein dritter Weltkrieg. Auch die Gefahr mörderischer Anschläge ist nicht größer als
sonst. Der eigentliche Horror besteht darin, dass es eine Alltäglichkeit des Sterbens und dass es ein
strukturelles Morden gibt. Aber genau das wird heute nicht mit-benannt. Diese Entnennung trägt auch,
weil wir hier - in den kolonialen Metropolen - in der Regel von Hunger und Krieg verschont bleiben.
Obwohl der Reichtum hier mit dem Tod anderswo in engem Zusammenhang steht; ja, sogar darauf
basiert. Das was uns so als globaler Feldzug der "grenzenlosen Gerechtigkeit" verkauft wird, ist
vielmehr ein globaler Feldzug "grenzenloser Selbstgerechtigkeit". Dieser Feldzug grenzenloser
Selbstgerechtigkeit zielt auf das rigerose Ausmerzen von Widersprüchen, auf Unterwerfung und
Vernichtung sozialer Strukturen (und allem was die Verwertungsinteressen gefährdet).
Die Stimmung von Katastrophe und Ausnahmezustand wird für eine Militarisierung nach aussen und
innen genutzt. Die Militarisierung nach Innen setzt auf stärkere Repression: Sie setzt auf eine neue
Dimension von Überwachung, Manipulation, Verblödung, auf Gleichschaltung aller Opposition und
auf den Abbau von Rechten. Die Herrschenden ergreifen die Gelegenheit, um im Windschatten der
globalen Mobilmachung soziale Errungenschaften zu zerstören. Nicht nur dass dieser schmutzige
Krieg finanziert werden muß. Die aktuelle Situation zementiert und sie verschärft die bestehenden
Herrschaftsverhältnisse.

Mit der Militarisierung geht es um nichts anderes als um die Absicherung von (kapitalistischer und)
patriarchaler Macht inmitten gigantischer gesellschaftlicher struktureller und ökonomischer
Umbrüche.(Gentechnologie, technologische Durchdringung allen sozialen Lebens etc.)
Jeder Appell auf ein bißchen Frieden und Gerechtigkeit läuft ins Leere.
Alles Gequatsche davon, es gebe keinen Notstand fällt hinter die bereits geschaffenen Tatsachen
zurück. Schilly hat bereits den polizei- und militärstaatlichen Notstand ausgerufen, indem die
Bundeswehr im Inneren eingesetzt wird und Polizei und Militärmaßnahmen miteinander verschränkt
werden. Natürlich wird sich das auch gegen uns richten. Gegen alle die ein anderes Leben wollen und
gegen alle, die widerständig sind.

Zur Ohnmacht und Resignation ist jetzt unsererseits keine Zeit.
Wir sind an einem historischen Punkt angelangt, der uns herausfordert über uns hinaus zu wachsen.

Kein Kreuz auf dem Stimmzettel alle vier Jahre nimmt denkenden Menschen die Verantwortung für
Zivilcourage und Gegenwehr gegen solche gesellschaftlichen Verhältnisse ab. Es geht jetzt nicht um
Lippenbekenntnisse, es geht um gelebte Haltungen (um Zivilcourage und Widerstand gegen jeden
Krieg, gegen Rassismus und Kolonialismus, gegen Sexismus und jede Ungerechtigkeit.)
Ein grundsätzlicher Widerstand gegen Krieg und gegen jede Kriegspolitik bedarf Mut, ist persönlich
konsequenzenreich.und braucht neue Formen der Vernetzung und der Solidarität.

Einer Militarisierung und Brutalisierung der sozialen Verhältnisse müssen wir eine Perspektive
von anderen Lebensverhältnissen entgegensetzten.

Besserwisserische und abgrenzerische Politik hat keine Perspektive. Widersprüche untereinander sind
ständig zu diskutieren, aber auch auszuhalten. In einer atemberaubenden Geschwindigkeit bedarf es
wirklicher Gemeinsamkeiten, die einen möglichst breiten und wohl langen und heftigen Widerstand
tragen können.
D.h. heisst, uns mit Konzepten der Aufstandsbekämpfung vertraut zu machen da ein scharfer
Gegenwind zu erwarten ist. Das heißt auch, dass wir Strukturen absichern müssen. Jedes Telefon wird
abgehört, jede E-Mail mitgelesen, auch wenn Du denkst das Dein Wirken legal ist oder von geringer
Bedeutung. Vielleicht ist schon morgen Dein Wirken nicht mehr legal.
Und die Bedeutung Deines Handelns weitaus grösser als gedacht.

Globalisierung
Und es geht darum quer zu allen Grenzen und Unterschiedlichkeiten eine globale Antikriegsbewegung
stark zu machen. Und diese mit anderen lokalen Bewegungen und mit der aktuell sich entwickelnden
Antiglobalisierungsbewegung zu verschränken.

Unsere Perspektive muß sich zum Ziel setzen, jede Herrschaft zu entwaffnen. Es geht nicht primär
darum sich gegen den Gegner zu bewaffnen, sondern ihm die Waffen aus der Hand zu schlagen.
Medienkonzerne, Militär und Polizeistrukturen, Rüstungs- u. Transnationalkonzerne,
Zuliefererbetriebe müssen in ihrem Funktionieren massiv bedrängt werden. Es ist eine Frage der
Zivilcourage Soldaten und Uniformen im Alltag nicht mehr zu akzeptieren...
Es muss auch darum gehen, auszutreten aus der Logik der Eskalation, Konsequenzen und Ursachen
dieser Logik aufzuzeigen, Täuschungen zu entlarven und die Akteure zu benennen und vorzuführen
Dieser Prozess, Herrschaft zu entwaffnen kann von keiner einzelnen emanzipatorischen Strömung
umgesetzt werden noch in einer lokalen Begrenzung zum Erfolg führen.
Nur eine globale Perspektive und Utopie jenseits jeglicher Herrschaft und Unterdrückung- (es ist zu
betonen: "jeglicher" Herrschaft und Unterdrückung) bedeutet Freiheit.

Seattle, Prag, Göteburg, Genua sind die ersten Schritte gewesen, sich den Fragen nach einer Globalen
Perspektive anzunähern. Diese ersten Schritte, unterschätzen wir die Wirkung nicht, haben die
globalen Treffen der führenden Herrschenden in ihrer Existenz politisch, moralisch und direkt vor Ort
bedroht. In Seattle, Prag, Göteburg, Genua ist es auch gelungen, öffentlich zu machen und zu zeigen,
welche zerstörerischen Wirkungen und Konsequenzen die Globalisierungs-Politik der Herrschenden
hat und welche Interessen dahinterstecken.

Diskutieren wir weitere Schritte. Eine Gesellschaft wie diese, die Krieg und Militär, als festen
Bestandteil hervorbringt muß radikal verändert werden.

- Weltweit Herrschaft und Machtstrukturen demontieren
- Für aktiven Wahlboykott
- Revolutionieren wir unser Handeln in allen Alltagsbereichen
- Jede Gesetzesverschärfung und Sozialkürzung radikal verhindern
- Gegen die Verhängung des Ausnahmezustandes gesellschaftliche breite Bündnisse
entfalten
- Statt globaler Militarisierung die Entschlossenen Entwaffnung der Herrschenden
Gegen die globale Diktatur von Ausbeutung, Hunger, Krieg und Mord eine Zivilcourage,
Widerstand und Utopien die alle Teilbereiche und Menschen ständig einzubeziehen
versucht.
- Gegen jeden Sieg
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Ergänzungen

Toller Text!

Jef 22.09.2001 - 21:42
Endlich mal was, das man nachvollziehen kann.

geht so

Tomasz 22.09.2001 - 22:11
Der Ansatz ist sehr gut: der Terror in NY wird dem strukturellen, weltwietem Massenmord im Kapitalismus entgegen gestellt. ABER: die Wortwahl ist viiieeell zu Szenehaft - wie wolt ihr "normale", in die Linken strukturen nicht intergierte, Menschen mit solcher Phrasen erreichen? Es wäre sinnvoller, die obige Aussage in einen moderaten, dem Normalbürger geläufigen, Bergiffsapparat zu kleiden. Ich war heute auf der Demo in Hannover, und euer Jargon deckt sich nahezu vollständig mit dem der MLPD, die aus unerfindlichen Gründen ans Megaphon gelassen wurde. Inhalt 1, Form 5!

noch was...

Tomasz 22.09.2001 - 22:14
Zitat: "- Gegen jeden Sieg" ach sooo... gewinnen wollt ihr also nicht?

Auch was

Lin Wei 22.09.2001 - 22:47
Zwei gute Texte stehen in Gefahr, leider auch in den Tiefen von "Alle Beiträge" zu
verschwinden. Deshalb folgender Hinweis: "Aufruf sozialrevolutionärer ArbeiterInnen"
(21.09.01, 13:34) und "Inhaltlicher Vorschlag für Veranstaltungen" (18.09.01, 18:42). Und aktuell: "America: A Tribute To Heroes". TV, N24, 21:30 Uhr, Samstag. Die beste Kriegspropaganda meines Lebens. Das muß man mal erlebt haben.

Gewinnen schon, aber Nicht Blutig kämpfen

Jef 22.09.2001 - 22:49
Wer das Schwert führt, wird durch das Schwert sterben, und was haste von einem Sieg wenn du Tot bist, und deine Familie im Elend lebt, so Blöd können doch nur Soldaten und Ihre Generäle sein,

guter Beitrag aber...

muh 23.09.2001 - 10:30
...Tomasz hat recht... so verstehts kein Mensch, diese mischung aus k-gruppen und studi terminologie( =Szenegeschwätz) schreckt ab und gibt den argumenten auch nicht mehr gewicht. diese form der ausdrucksweise ist nur zur abgrenzung gut, zu sonst nix.

Anmerkungen zu den bisherigen Kritiken

Anuk 23.09.2001 - 14:27
Die Kritik ist ungenau.
Der Vergleich mit dem Geschwätz der MLPD-Rethoriker trägt nicht. Ihre Analysen basieren auf platte Kapitalismuskritik der neune Entwicklungen nicht Rechnung trägt. Der Schulterschluß wird zur Arbeiterklasse gesucht, die bequem in ihren Sesseln sitzt und die Welt vom Fernseher aus kommentiert.

Wir wünschen uns mehr inhaltliche Kritik.
Die Sprache ist generell ein Problem, komplexe Zusammenhänge sind schwer in leichten Texten zu vermitteln. Natürlich ist die Form eines Beitrages auch Ausdruck auch von Unfähigkeiten so zu reden, das die NachbarInnen das schnell verstehen können. Die Kritik stimmt bis zu einem gewissen Grad. Andererseits ist es schwer eine neue Sprache zu entwickeln die von allen gleichermassen verstanden wird. Und das auch noch in einer Situation wo die Dinge schneller Sind als wir denken und begreifen können. Die Bündnissdemo war ja gerade der Ausdruck sehr grosser Unterschiedlichkeiten. Und der Anfang besteht auch darin sich gegenseitig verstehen zu lernen um auf der Basis gemeinsamen Vertrauens nach außen zu agieren und zu handeln. Und das natürlich klar und verständlich ohne platt und populistisch zu sein.
Aber: Der Redebeitrag ist der Versuch überhaupt erstmal die entscheidenden Probleme zu benennen. Stellt den Stil, der auch Ausdruck unserer Unterschiedlichlkeiten war, bitte zurück, und diskutiert oder kritisiert die inhaltlichen Positionen auf ihre Brauchbarkeit. Dieser Redebeitrag ist natürlich unfertig, viele Sachen konnten nicht berücksichtigt werden und sind anzumerken und zu ergänzen. Er ist ein Diskussionszwischenstand. Bitte begreift ihn so und diskutiert ihn mit, wenn ihr Interesse habt. Oder fragt nach wenn Ihr was nicht nachvollziehen könnt. Das bringt wahrscheinlich weiter...

Aus dem Umfeld der ErstellerInnen des Redebeitrages
liebe Grüße

Gut so !

xy 23.09.2001 - 15:53
Ich fand den text in ordnung.Endlich mal was Deutliches.