Argentinien Streik auf Plaza de Mayo

Raymond Po uebers. von Babbelfish maulwurf 12.08.2001 01:06 Themen: Globalisierung
Zig Tausende protestieren in ArgentinienKrise des Kapitalismus: Im Zuge einer "Finanzkrise" will die argentinische Regierung die Löhne und Gehälter wesentlich kürzen. Gegen diese Pläne gibt es seit Wochen große Proteste. Am Mittwoch gingen 30 000 Menschen auf die Straße, im Juli gab es einen Generalstreik. Im ganzen Land wurden Straßen blockiert. Als Grund für die Krise werden auch die Strukturanpassungsprogramme von IWF und Weltbank gesehen. Artikel lesen
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Situation: Streik und Schuldenkrise siehe auch hier
Forderung: Arbeiterregierung, statt Reformvorschlaegen der Mitte-Links-Regierung.
DIE STREIKENDEN EROBERTEN DIE PLAZA DE MAYO.LASST UNS DEN STREITPLAN DER NATIONALEN STREIKVERSAMMLUNG VERTIEFEN.Die Streikbewebung ist seit der "nationalen Versammlung" am 24. Juli zweifellos zu einer Hauptachse, wenn nicht gar zu einer Avantgarde einer wachsenden Mobilisierung geworden.Die 30.000 Genossen, die sich am Mittwoch, dem 8. August in einer grossen Streikaufstellung auf der Plaza de Mayo versammelten, wiesen jegliche Taeuschungen der Regierung zurueck und die Streikbewegung wandte sich von der Regierung ab. Wie sollte sie mitmachen in dieser Situation mit der brutalen Zunahme der Entlassungen und dem Abbruch der Lohnzahlungen sowie der Geldmengeknappheit in allen Branchen!Vom Norden bis zum Sueden werden die Resolutionen der nationalen Versammlung vorgebracht, um sowohl die enormen Streikveranstaltungen von Neuquen-Cipolleti(1) zu begruenden, als auch die Umzuege vom 31. und vom 7. August, sowie die wachsende Rebellion des Volkes in Misiones (nördliche Provinz) oder die Mobilisierung mit Bezug auf die CGT (linke Gewerkschaft) von San Lorenzo in Santa Fe.Dazu gehoert auch der isolierte Streik, den Maffei und Yasky vor der Kuerzung der lehrenden Gehaelter bekanntgeben mussten; oder die Streiks und Mobilisierungen bei ATE sie alle waren in der oeffentlichen Meinung ein Teil der Streikbewegung. Durch diesen allgemeinen Impuls wurde auch ein Teil der studentischen Bewegung dazu mitgerissen, auf die Strasse zu gehen.Es ist soweit nicht verwunderlich, dass die einzigen Themen, die die oeffentliche Meinung polarisieren, auf der einen Seite die Rede vom "Risiko-Land" sind, d.h. die Banken und die Finanzkrise, und auf der anderen Seite die Umzuege und Streiks. Der Schatzsekretaer der Yankees auf der einen Seite, die FTV (CTA), die CCC (Gewerkschafts Dachverbande, schwehrfällig und eher reaktionär) und der Polo Obrero (Arbeiterpol) auf der anderen.Als Abancay Ardura von der CCC auf der Tribuene an der Plaza de Mayo sagte, dass man die Regierung fortjagen und eine verfassunggebende Versammlung einberufen solle, konfrontierte er die Menge mit der fundamentalen Schlussfolgerung der "nationalen Versammlung" naemlich mit der Machtfrage. Wer sich ueber diesen Punkt hinwegsetzt, verdammt jede anspruchsvolle Bewegung zum Scheitern.Die Tendenz zur Einheit wurde von ihm (por el menos pensado) gut beschrieben: "Wir haben schon die Armen verloren", sagte De la Rua (Argentinens Regierungschef vom Mitte Links Bündniss), "jetzt koennten wir auch die Mittelklasse verlieren". Die Erklaerung fuer diese Dynamik besteht darin, dass der wirtschaftliche und politische Bankrott so unaufhaltsam und allgemein ist, dass die zusammenhanglosen und inkonsequenten Antworten der Gewerkschaftsbuerokraten aus dem Brennpunkt gerueckt sind und die Mitte-Links-Politik (centroizquierdismo) zusammengebrochen ist. Wegen dieser Politik, die die Dinge nicht im Zusammenhang sieht, sondern sich auf perspektivlose Proteste gegen verschiedene Strukturanpassungen (2) beschraenkt, konnte die Steuersache (Impuestazo) durchgesetzt werden, die "Arbeitsreform", die bisherigen Lohnkuerzungen und die Aufloesung von Aerolineas (staatliche Fluggesellschaft von Iberia augekauft).Die Anweisungen, die einen Generalstreik des gesamten Luftverkehrs, verhinderten, um eine "ausgeglichene" Loesung mit den Polypen zu finden, haben der Moeglichkeit einen schweren Schlag versetzt, zum Wohle der Bevoelkerung die enorme Krise auszunutzen, die im Fall von Aerolineas bei den Privatisierungen der Regierung entstanden ist.Fuer den aktuellen Kampf gegen die Strukturanpassungen und fuer die Freiheit der Genossen (3) besteht ein aehnliches Risiko wie fuer die oben erwaehnten Kaempfe und wie fuer den Kamp bei Aerolinea, wenn sich nicht konsequent eine einheitliche Mobilisierung entwickelt, bis zum Generalstreik von unbestimmter Dauer.Sagen wir es noch einmal: Die enorme Tragweite des wirtschaftlichen Bankrotts ist genau der Faktor, der die Handlungsmoeglichkeiten der Regierung einschraenkt. Nicht einmal die Anwesenheit des Schatzsekretaers der Yankees hat das Loch stopfen koennen. Die Auswege der Regierung fueheren zu einer immer gewaltigeren sozialen und politischen Explosion.Horacio Verbitskys von der Pagina 12 einzige linke Tageszeitung Argentiniens, hat das Programm der "Neuen linken Mitte" (neocentroizquierdismo) praesentiert, durch das die Streikbewegung eingefriedet werden soll. Im wesentlichen sagt er, dass die Auslandsverschuldung "umprogrammiert" werden muesse, d.h. dass er eine Vereinbarung mit dem Imperialismus vorschlaegt, um die Schulden zu zahlen, dass ein "Geldkorb" (canasta de monedas) notwendig sei, d.h. eine mit Brasilien vereinbarte GeldEntwertung; dass eine Unterstuetzung "fuer Beschaeftigung und Ausbildung" von 360 Pesos ( Der argentinische Peso ist seit einigen Jahren an den US Dollar gekoppelt) fuer arbeitslose Familienoberhaeupter etwa 600.000 von 4 Millionen arbeitslosen und unterbeschaeftigten Personen. Es ist ein Programm, dass die Streikbewegung abwuergen will, indem es einen demokratischen Rahmen fuer den Kapitalismus vortaeuscht.Das "Buergergehalt" ist eine Erfindung, die in verschiedenen Laendern kursiert. Es sieht vor, dass die Arbeitslosenlosenunterstuetzung sich wie die Untergrenze der Arbeitsloehen verhaelt und verewigt so die Ergbinnse der enormen Lohnsenkungen der letzten anderthalb Jahrzehnte.So soll die Forderung umgedreht werden, dass der Mindestlohn durch die Haushaltsausgaben einer Familie festgelegt wird und dass die Arbeitslosenunterstuertung an das Gahalt beschaftigter Arbeiter angeglichen wird.Die Entwuerfe der Mitte Links und Demokratie Bewegungen richten sich im entscheidenen Punkt gegen die grossartige Perspektive, die durch die Streikbewegung und alle Kaempfe der Bevoelkerung eroeffnet wurden, naemlich die einer Regierung der Arbeiterklasse, eine Regierung aus Arbeitern. Die ist die Perspektive fuer das Projekt einer souveraenen verfassunggebenden Versammlung und fuer die Organisierung des Generalstreiks zur Durchsetzung der Forderungen.Keine Bezahlung der Auslandsschulden. Verstaatlichung der Bank unter Arbeiteraufsicht. Verteilung der Arbeitszeit. Mindestgehalt 600 Pesos, Arbeitslosenunterstuetzung 500 Pesos. Fuer einen wirtschaftlichen und politischen Plan der Arbeiter. Fuer einen Basiskongress aller Organisationen der Ausgebeuteten Partido ObreroArbeiter Partei Anmerkung des Uebers:1 Fussnote mit Fragezeichen: schreib einen Kommentar, wenn du den Begriff erklaeren kannst.2 vermutlich im Sinne von Strukturanpassungsmassahmen, bei denen Geldgeber verschuldeter Laender Anpassungen des Gesundheits , Bildungs , etc. Systems an die Spielregeln der kapitalistischen Wirschaft fordern.3 bei argentina.inymedia gibt es zurzeit Ueberschriften zum Thema Gefangene. Ob diese mit den aktuellen Protesten zusammenhaengen weiss ich nicht.Texte zum auf Spanisch und Englisch:Argentinas austerity program may seem like globalization run wild, but a serious evaluation of Argentinas circumstances show that austerity measures are the least harmful serious choices. Here are some words on what is happening in Argentina right now. Since 1991, Argentina has had what is known as a currency board its peso is pegged to the US dollar at a 1 to 1 exchange rate. Argentina only did this in response to uncontrollable hyperinflation, which reached a whopping 4.92300 procent annual rate in 1989. Pegging the currency stopped inflation in its tracks (in the past few years there is even been slight deflation), but the only way it to enforce a 1 to 1 exchange rate is to have every (or almost every) peso backed by a 1 Dollar bill sitting in a warehouse somewhere, so that anybody can just walk up to a bank and say here is 1 peso, gimme 1 dollar. Artikel in Englisch auf www.indymedia.orgThis is a Indymedia Argentina report with Mara Puntano, lawyer of human rights that is taking the causes of the picketers of General Mosconi ahead. We present the first part of an extensive interview here. The route cuts didn it begin this year in General Mosconi, Salta, the poor northern province of Argentina, but they in fact come from the year 1996, since YPF (Yacimientos Petroliferos Fiscales) was privatized and they dismantled the whole population that is in San Martin department, all those depended on the private companies of YPF. The privatization caused a massive unemployment. The national and provincial government did not foresee any palliative, and that generated infantile mortality, feminine and masculine prostitution, the whole population is malnutrition. And the only form of a population is manifest that drained all the administrative instances that it sent notes to the national and provincial governments requesting help, and that the only thing that got was heard deaf, the only thing that was them is to leave to the route, to get the so much attention of the media like of the national and provincial governments. Because keep in mind that they are areas too far from the urban centers, and that therefore they lack the media of the big cities, and any manifestation that is made around the square, or of the local authorities and of the municipality, it passes inadvertent totally, since the local media are very little bits and all depend on some national or province deputy, or of the shift governments official, for that we believe that the crisis of General Mosconi isn´t the enough repercussion and everything is at home, in a complice silence. Artikel in Englisch auf www.indymedia.org
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Ergänzungen

Dank an "maulwurf" für die Redaktionsarbeit

babbelfish 12.08.2001 - 10:55
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Dreck

Bernard 10.02.2002 - 17:47
Ich schreibe gerade eine Analyse ueber die Krise in Argentinien, und ueber moegliche Loesungen.
Dabei musste ich leider auch auf deinen Artikel stossen.

Da meine Freundin Russin ist, und ich selber Wirtschaft studiere, konnte ich mindestens 100 Denkfehler entdecken, Fehler, die man nach dem Zusammenbruch der USSR fuer verschwunden gehofft hatte.

Ich moechte nur darauf hinweisen, dass gerade der Sozialismusunsinn vun Peron (der Kommunist war) Schuld an der ganzen Misere ist. Natuerlich auch die Korruption, usw., aber das sind keine Auswuechse des Kapitalisnmus, Korruption ist naemnlich in kommunistischen Laendern immer hoeher gewesen, weil die Wirtschaft nie effizient war, also Leute betrugen muessen um zu ueberleben.

Ich lege es dir ans Herz ein Wirtschaftsbuch zu lesen, dann siehst du ein wie primitiv deine Argumente sind, und wie asozial und altmodisch deine Klassenkampftiraden sind.

Momentan tust du mir nur leid.

B.