Das Märchen von den "Polithooligans"

werwardenndasbloß 07.07.2001 18:57 Themen: Globalisierung
Über Krawalle bei Gipfelereignissen haben sich die Nichtregierungsorganisationen (NGOs) schon immer aufgeregt. Doch seit den Schüssen in Göteborg fing Entrüstung seitens der NGOs an, die wunderbar zur Hetze der etablierten Medien paßt.
Kaum waren die Schüsse in Göteborg gefallen, fing eine Welle der Entrüstung seitens der Nichtregierungsorganisationen (NGOs) an. Sie empörten sich nicht etwa über die Tatsache, daß die schwedische Polizei beim EU-Gipfel erstmals auf Globalisierungsprotestierende schoß oder die Repressionsmaßnahmen der Polizei so weit europaweit koordiniert wurden, daß beispielsweise zehn AktivistInnen aus Berlin, die mit dem Bus anreisten, aus Schweden abgeschoben wurden. Zuvor mußten sie mehrere Stunden lang im Bus auf die Übermittlung einer Liste der deutschen Behörden zu den abzuschiebenden Businsassen an die schwedische Polizei warten.

Und auch das Ausreiseverbot mittels Meldeauflagen (zweimal täglich) für AktivistInnen in München und Wuppertal im Vorfeld des Weltwirtschaftforums in Salzburg verursachte keinen Aufschrei im Blätterwald. Im Gegenteil, seit Göteborg überbieten sich Zeitungen und VertreterInnen von Nichtregierungsorganisationen in ihrer Hetze und Distanzierung gegen "Polithooligans", "Chaoten", usw., die angeblich inhaltsleer Scheiben von McDonald's zerlegen. So schreibt Rainer Falk von der NGO WEED: "Abstrakte Losungen wie 'Zerschlagt den Kapitalismus' ('Smash Capitalism') vermögen vielleicht ein paar Verzweifelte und Gestrauchelte zu mobilisieren. Wenn dabei nur noch das 'Zerschlagt' übrig bleibt, handelt es sich in der Tat um die Aktionen von 'Desperados', wie sie den progressiven Bewegungen in der Geschichte schon immer geschadet haben. Ironischerweise geht es letztlich nur noch um die Zertrümmerung irgendwelcher Produkte, die dieses System mit großer Effizienz bereit stellt. Das gibt dann allenfalls der Nachfrage auf den kapitalistischen Warenmärkten neuen Aufschub. Eine soziale Bewegung läßt sich darauf nicht aufbauen. Die Bewegung für globale Gerechtigkeit muß deshalb eine klare Trennlinie gegenüber solchen Tendenzen ziehen, wenn sie sich auf Dauer nicht selbst zerstören will."

Selbstverständlich kann der Sinn von kaputten Schaufenstern von McDonald's bezweifelt werden wenn schon am nächsten Tag die neue Scheibe glänzt. Aber die gleichen NGOs die sich jetzt über den Aufschwung der Glasindustrie aufregen feiern José Bové von der Confederation Paysanne, der im französischen Millau zusammen mit vielen weiteren Bäuerinnen und Bauern eine McDonald's-Filiale zerlegt hat. Ausserdem haben die NGOs bisher nie die Sinnhaftigkeit der Aktionen der indischen Bäuerinnen und Bauern in Zweifel gezogen, die beispielsweise ein Gebäude des Saatgutkonzerns Cargill zerstört haben oder mit Feuer und Flamme gegen gentechnisch modifiziertes Saatgut von Monsanto vorgegangen sind.

Es könnte der Verdacht aufkommen, daß die breite Empörung über einige Steine in Göteborg vielleicht einem anderen Zwecke dienen soll: der Delegitimierung von Protest der mehr erreichen möchte als nur einige kosmetische Verbesserungen des Bestehenden. Die Behauptung nämlich, daß Krawalle bei Gipfeln der Bewegung immer schaden würden, kann zumindest angesichts der bisherigen Gipfelereignisse widerlegt werden: nach den Gipfeln von Genf, Seattle, Prag, Davos, Quebec, Barcelona entstand jedes Mal eine Debatte um die Frage der Gewalt, und die Bewegung hat seit Seattle eher an Dynamik gewonnen als daß Leute von den Gipfelereignissen abgeschreckt wurden. Gerade Nichtregierungsorganisationen berufen sich heutzutage gerne auf die stattliche Reihe der Gipfelereignisse, deren Beginn sie fälschlicherweise bei Seattle ansetzen (oder sogar, wie der bereits zitierte Rainer Falk von WEED, beim G7-Gipfel 1985 in Bonn). Vor Seattle wurde auch schon gegen GATT/ WTO, IWF, Weltbank und andere Institutionen protestiert, es wurde nur medial kaum wahrgenommen. Die symbolische Zertrümmerung von McDonald's-Scheiben scheint genau das zu sein wonach sich die Kamerateams von kommerziellen Fernsehsendern sehnen, und es ist ihnen dann meist egal ob es Zivilbeamte sind die (wie beispielsweise in Barcelona) erst das Glassplittern anzetteln.

In der medialen Berichterstattung geht meist unter, daß diese Bewegung eben nicht nur bei den Gipfelereignissen der nördlichen Halbkugel anzutreffen ist, daß sich Menschen bei globalen Aktionstagen auf allen fünf Kontinenten aktiv für eine andere Welt einsetzen. In zahlreichen Ländern wie Brasilien, Argentinien, Bangladesch und Zimbabwe gehen soziale Bewegungen auf die Strassen und Feldwege, mit keinem geringeren Inhalt als die Beendigung der Ausbeutung und die Wiedererlangung der Würde. Tagtäglich sehen sie die Gewalt des Kapitalismus, der Menschen verhungern läßt, an den Mauern der Festung Europa zu Tode kommen läßt, oder ihre Lebensgrundlagen zerstört.

Deshalb haben sich soziale Bewegungen dazu entschlossen, konfrontativ gegen diese Zustände anzugehen weil sie überzeugt sind, daß mit Lobbypolitik keine grundlegenden Veränderungen zu erzielen sind. Aus dieser Erkenntnis heraus haben sich am 1. Januar 1994, als das Nordamerikanische Freihandelsabkommen in Kraft trat, die Zapatistas im mexikanischen Chiapas zum Aufstand entschlossen.

"Für eine Welt in die viele Welten passen", ist eines der Slogans der Zapatistas, und genauso haben sie mit aufgerufen zu einem vielfältigen weltweiten Netz lokaler Kämpfe mit verschiedenen Widerstandsformen. Es wird immer Menschen geben die sich nicht davon überzeugen lassen, daß der Kapitalismus am Regierungstisch weg verhandelt werden könnte und die der Meinung sind, daß sich mit der Einführung einer Kapitaltransfersteuer (Tobin Tax), wie es ATTAC fordert, nicht viel ändern würde. Es handelt sich nun einmal um unterschiedliche Herangehensweisen zur einer Schaffung einer gerechten Welt, wenn die einen eine grundlegende Veränderung möchten und die anderen eine Reform. Die größte Gefahr für die Globalisierungsbewegung läge demnach in dem Versuch einer Ausgrenzung von kapitalismuskritischen Positionen und der drohenden Spaltung einer Bewegung, die erst im Aufbau ist und in der die Ansicht weit verbreitet ist, daß eine Vielfalt verschiedener Aktionsformen auch eine Stärke sein kann. Aber noch viel mehr muß es darum gehen, gemeinsam gegen eine zunehmende Globalisierung der Repression vorzugehen, weil es sonst auch für VertreterInnen von Nichtregierngsorganisationen nicht mehr möglich sein wird, auf der Straße zu protestieren. Und in den klimatisierten Hallen eines gegen die Außenwelt völlig abgeriegelten Kongreßzentrums ist es doch ziemlich langweilig, oder etwa nicht?
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Ergänzungen

Komisch

rrrring 07.07.2001 - 19:13
Warum bezeichnet sich in einem Beitrag weiter unten die Autonome Antifa als Potihools? Zitat "Polithooligans versus marodierende Finanzmogule"

Oder geht´s hier um das "Es gibt keine Polithooligans"-Märchen?

...kooohmmiiisch

ding..dong.. 07.07.2001 - 19:46
Warum verwendet zB die Bäuerliche Notgemeinschaft im Wendland den Slogan: "Wir sind die Chaoten" ?? Ohoh, was mag damit wohl gemeint sein... Und warum werden alle Artikel einzelner immer als stellvertretende Aussage für alle anderen gewertet, selbst und gerade wenn sie total hohl sind? Tja, Fragen über Fragen, bitte wenden sie sich an die anarchistische Pressestelle (wer die findet, kricht von mir n EIs)

Die Wendländer

E T 07.07.2001 - 21:44
sagen das sie Chaoten sind, weil alle die Anderer als der Meinung der Etablos sind als Chaotische Wirrköpfe in den Medien und sonstwo hingestellt werden, das hat man sogar bei indymedia, wer hier Gegen GEN Pfusch, und für Tierschutz ist, ist Automatisch der Jesus Beschlappte Ökö Hippie, und einer der sagt die Kirchen gehören zur Gesellschaft und Selbstverständlich auch auf Demonstrationen, der kann auf der Love Parade Seite bei indy nachlesen, wie Leute ab gefertigt werden, die sich Kirchenfreundlich geäussert haben.

Hools

E T 08.07.2001 - 01:24
Polit Hools, Fussball Hools, Parkhaus Hools, Autobahn Linke Spur Hools, Demo Hools, Bundeswehr Kantinen Hools, Schulhof Pausen Hools, Fussgängerzonen Alco Hools, Disco Hools, es gibt überall Hools, wo die Lage Explosiv ist, sind die Hools der Funke, indy hat doch schon selbst Berichte über Rechte Polit Hools im Fussballstadion gebracht, jetzt sag doch einer wie nennt man diese Leute Anders? Demonstranten mit Niedriger Agressionsschwelle, Fussball Fans mit Freude an Schlägen, Rechte Fussgängerzonen Politiker mit Dicker Faust, es ist und bleibt Einer der Gern zuschlägt, und Freude daran hat wenn es Rund geht, ist ein Hool, das kannste schminken wie du willst.

?

badboy 08.07.2001 - 02:04
Repressionen Reiseverbote Hausbesuche Hausarreste, hätte es sowieso gegeben, ob die nun gegen Polit Hools Reisende Chaoten Berufs demonstranten oder ganz einfach gegen Gesindel verhängt werden, ist doch Unerheblich.

Was für ein schwachsinniger Text

08.07.2001 - 10:54
Meine Güte, ist das ein dummes Geschwafel, um die Gewalt von dummen Macho-Pöpel-Prolls zu rechtfertigen. "mami, mami, die wollen nicht mit mir spielen, weil ich immer alles kaputt mache."

Gewalt ist nicht zu legitimieren.

Zu faul zu sein, konstruktive, direkte Arbeit (nicht Symbol-Aktionen, sondern tatsächliche Arbeit mit Mitmenschen) vor Ort zu machen, sinnfrei Zerstörung betreiben und das ganze "Kampf dem Kapitalismus" zu nennen geht mir mittlerweile tierisch auf den Sack.
Ich hoffe, der text ist von einem Provo geschrieben und nicht von jemanden, der vorgibt, für emanzipatorisches Leben einzutreten.

Scheiß Ausrede

Zebra14 08.07.2001 - 15:26
Wer behauptet, dass es Repressionen, Hausarreste etc. auch ohne Gewalt gäbe, der macht es sich ein bisschen zu leicht und weicht von Anfang an jeder Diskussion über die negativen Folgen von Gewalt aus. Nach Meiner Meinung beruht dieses Ausweichen auf Angst davor eigene Fehler eingestehen zu müssen.

Liz 08.07.2001 - 16:42
Und wer behauptet die Militanten seien Schuld an der Repression ist einfach nur bescheuert. Wie kolonialisiert muß ein Hirn sein, um in den Chor derer einzustimmen die jetzt sagen, das Schüsse auf DemonstrantInnen eine angemessene Reaktion auf kaputte Fensterscheiben und Steinwürfe seien?

Jaja Liz

Tutanchamun 08.07.2001 - 17:58
Zu sagen daß Gewaltaktionen stärkere Repressionen zur Folge haben heißt noch lange nicht die Schüsse in Göteborg zu Rechtfertigen. Deine Argumentation ist ziemlich oberflächlich, aber was will man von jemandem erwarten, der hier schon einmal die Abschaffung der Pressefreiheit gefordert hat (O-Ton Liz: Springer-Verlag enteignen).

frei nach Tucholski

seltsAm 08.07.2001 - 19:06
"...als sie die militanten holten, habe ich nicht protestiert, denn ich war ja gegen militanz...als sie die NGOs holten, war niemand mehr da, der protestieren konnte"...wehret den anfängen

Zur Gewalt

Tigerente 08.07.2001 - 19:29
Die Frage bei der Gewalt ist: was erreicht man damit ? Das Zerschlagen von McDoof-Scheiben mag vielen von uns eine tiefe innere Befriedigung geben. Für das Ziel, den Kapitalismus abzuschaffen, ist es jedoch eher kontraproduktiv. Die Antiglobalisierungsbewegung allein wird den Kapitalismus nicht abschaffen können, solange sie unter sich bleibt. Was es braucht, ist die Unterstützung der breiten Bevölkerungsmassen. In der jetzigen Zeit erreichen wir sie nicht damit, dass wir ihren Lieblings-McDonald zerstören. Über so was freuen sich nur die Herrschenden und haben ein gefundenes Fressen für die Diffamierung der Bewegung, die zunehmende Gewöhnung der Bevölkerung an staatliche Gewalt und Repression. Wir müssen Wege finden, der Bevölkerung zu vermitteln, dass unsere Anliegen auch was mit ihrer Situation zu tun haben.
In diesem Sinne hinkt auch das Beispiel mit den Zapatistas im Text: Die sind zwar auch militant, aber mit dem großen Unterschied, dass sie die Bevölkerung in diesem ärmsten Teil von Mexiko hinter sich haben.
Im Moment zerstört also Gewalt eher die Chance einer großen Bewegung als den Kapitalismus. Und wenn es mal so weit sein sollte, dass die Verdammten dieser Erde aufwachen, dann treffen sich vielleicht Bauer Krause und Autonomer A. ohne Verabredung beim gemeinsamen McZerdonnaln.

Liz 08.07.2001 - 19:33
Mmmmh... Springerverlag enteignen ... kann ich mich gar nicht mehr daran erinnern... aber trotzdem 'ne gute Idee...aber ob das bedeutet die Pressefreiheit abzuschaffen halte ich doch für'ne etwas gewagte These. Nun gut, lass es mich nochmal anders sagen: Was soll diese moralische Empörung, mit der die Anständigen hier aufschreien, wenn der Gesetzesbruch von Leuten in Erwägung gezogen wird, wenn Gewalt als Mittel der Politik, der Propaganda in Betracht gezogen wird? Wieso sollte ich mich an die Spielregeln der Herrschenden halten? Es mag Leute langweilen, wenn ich wiederrum darauf verweise, das es die vielgepriesene Gewaltfreiheit in reiner Form nicht gibt. Wer kann von sich behaupten nicht in dieses System verstrickt zu sein? Und wer stellt die Maßstäbe auf was gute, was verurteilenswerte Gewalt ist..... Es kommt aber darauf an die Gewalt endgültig abzuschaffen... Da wären wir dann bei der Frage wie das zu bewerkstelligen ist. Und zwar ist das nur möglich wenn die Ausbeutungsverhältnisse aufgehoben werden, die ja bekannterweise durch Gewalt oder der Drohung mit Gewalt aufrecht erhalten werden. Die Lösung ist derzeit nicht in Sicht weder die Anarchisten noch die Kommunisten haben ein funktionirendes Rezept parat.... Da bleibt die radikale Linke darauf zurückgeworfen, erstmal ganz allgemein für eine grundlegende Veränderung zu agitieren, Aufmerksamkeit zu eregen, die Möglichkeit von etwas ganz anderem zu propagieren. Und da sind wir auch beim Punkt: Es ist die Frage wie das am besten zu bewerkstelligen ist. Und da hab ich dann ganz subjektive Erfahrungen gemacht, die allerdings auch von 'ner Menge Leute geteilt werden: Nimm den EU-Gipfel in Köln, Riesen-Demo, 20-30 000 Leute auf der Straße, Ergebniss gelich null, Randnotiz in den Zeitungen. Was erreicht wurde, ist das nun auch immer mal geschaut wird, ob die NGO'S nicht den ein oder anderen Verbesserungsvorschlag haben, der sich verwerten lässt. Die Möglichkeit selbst was zu gestalten, die gibt's einfach nicht und die wird's so schnell nicht geben. Dann war Seattle. Wiederum Riesendemo, allerdings haben die Leute auf die Kacke gehauen, weil sie die Arroganz mit der die Proteste mißachtet wurden satt hatten. Und siehe da: Alle in heller Aufregung, die Medien sprechen von einer neuen sozialen Bewegung, es kommt in der Folge regelmäßig zu massiven Protesten gegen die Gipfeltreffen der Globalisierungsstrategen, eine breite Pallette an Widerstandsformen, von friedlich bis Militant, laufen nebeneinander, die Bewegung gewinnt an Einfluß und Relevanz. Natürlich steht oft die Militanz im Vordergrund, die ist ja auch das Spektakel, das Abartige, das was in der Sensationspresse Nachrichtenwert hat. Und dennoch: Auch über die (zugegeben diffusen) Ziele der Bewegung wird geredet, dem Entsetzten über die Gewalt folgvt dann doch noch die Frage nach dem Warum. Man kann letztendlich nur spekulieren, ob sich die Bewegung auch ohne diese Nebeneinander der Protsetformen so prächtig entwickelt hätte. (Im übrigen hat die Antifa Aktion Berlin in ihrem diesjährigen Aufruf zum 1.Mai interessante Gedanken zum Thema Gewalt verbraten, müsste im Internet eigentlich unterr  http://www.antifa.de zu finden sein)

Etwas verwirrt......

schwarzrot 08.07.2001 - 22:53
Es sollte schon so sein, dass jeder hier seine Meinung posten darf, ohne für eine bestimmte Gruppe zu stehen... Es finden sich in den Kommentaren auf einen bestimmten Artikel dann auch immer Menschen, die einen Artikel unterstützen, in Teilen kritisieren oder Menschen mit völlig anderer Meinung. Es fällt aber auch auf wie gerade die "Gewaltfreien" wenig Diskussionsbereitschaft vorweisen, weil für sie Gewaltanwendung (gegen den politischen Gegner) halt nicht diskutierbar ist. Paradox ist es nur, wenn sie dann bereit sind in bestimmten Situationen gegen militante AktivistInnen mit eigener Gewalt vorzugehen.

Question

Hans Dampf 09.07.2001 - 00:06
Was haltet Ihr davon: Verschiedene Aktionsformen aktzeptieren (gilt für beide Seiten) und Aktionen nicht nur derAktion wegen machen, also versuchen Inhalte zu transportieren? Schon mal gemerkt, daß die meisten weniger Militanten hier eigentlich eher ein Problem mit Inhaltslosigkeit, als mit Militanz haben?

Viele verschiedene Aktionsformen

Gärtner 09.07.2001 - 02:07
Ich hab´s eingentlich immer so erlebt, dass die Aktionen an der viele verschiedene Gruppierungen und Aktionsformen auf einmal aktiv wurden für die Gegenseite am schwersten einzuschätzen waren, und auch ziemlich viele Inhalte vermitteln konnten.

Was von Marx und Brecht zum Thema

der nestscheißer 09.07.2001 - 12:28
Karl Marx: "Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen, die materielle Gewalt muß gestürzt werden durch materielle Gewalt, allein auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift." (MEW, Bd.1, S. 385)
Bertolt Brecht: Einsd bist du dem Leben schuldig - kämpfe, oder such die Ruh´ - bist du Amboß, sei geduldig - bist du Hammer, schlage zu!

Sozialismus oder Barbarei!

es geht um militanz...

bandierarossa 09.07.2001 - 16:13
... nicht um irgendeine form des hooliganism. Was ist eigentlich mit der linken los? vor jahren diskutierten wir noch über diverse bekennerinnenschreiben, versuchten das konzept "rz" zu verstehen und setzten uns mit der geschichte der raf auseinander. in linken zeitungen gab es sie, ja es gab sie wirklich. eine diskussion um militante propaganda.
mittlerweile stelle ich jedoch fest, das jeglicher aufrbruch, ob in form des riots in götheburg oder in form von kommandomilitanten aktionen z.b. gegen nazikader als plumper hooliganismus abgetan wird. alles scheinen in euren augen schwachköpfe zu sein, leute die einzig bock drauf haben sich zu schlagen etc. ihr macht es euch sehr einfach. was seit ihr eigentlich? pazifisten? wenn ja, was soll das sein? der eid aufs grundgesetz, immerhin eines der größten ausdrücke von gewalt? oder das mitwirken (konstruktive) an der verschönerung des durchkapitalisierten lebens? was meint ihr wenn ihr von gewalt sprecht. wir, die sich als militante verstehen, sind für das ende der gewalt. dies zu fordern ist nur konsequent, heißt es doch einzig: kapitalismus abschaffen. ihr seit besonders üblen ideologien auf den leim gegangen, wenn ihr diskutiert über friedlich und gewaltätig. die gesellschaft ist in all ihren ausdrücken gewalttätig. in dem moment, wo du sagst, ich gehe heute zur arbeit, wird dir gewalt angetan, gleichzeitig reproduzierst du aber durch das akzeptieren dieser lage die gewalttätigkeit dieses verhältnisses. du bist ein gewalttäter, wenn du morgens aufstehst, wenn du in deiner vorgegebenen mittagspause schnell noch ein kaffee trinken gehst. da kommst du nicht raus. und auf der anderen seite: die, für dich als das andere, der bürgerlichen gesellschaft gegenüberstehende, gewalt derjenigen, die sagen: schluss. wir verweigern uns, nutzen das forum, das z.b. in genua geboten wird, nutzen gewalt als spektakel, nutzen die geilheit der medien vor ort, und versuchen deutlich zu sagen: kapitalismus abschaffen. verweigerung auf allen ebenen. wart ihr vor zwei jahren auf der demo gegen die eu in köln? 15000 menschen demonstrierten friedlich. und was war es wert: eine randnotiz in der presse. dann seattle, praha, gotheburg... auf einmal gab es sie: eure viel zitierte antiglobalisierungsbewegung. fragt euch doch, warum aufeinmal alle welt über euch spricht. es sind nicht eure forderungen nach irgendeiner "tax" die es geschafft haben, eine bewegung zu konstruieren. es waren z.t. die riots und das einhergehnde spektakel, das euch zu dem gemacht hat, was ihr glaubt zu sein.
also, ich will nicht länger nerven werde aber weiter mit euch diskutieren. warte auf reaktionen, bis dahin:
für den kommunismus...

Heyhey

John 09.07.2001 - 16:57
der eid aufs grundgesetz, immerhin eines der größten ausdrücke von gewalt?

Komm mal runter, Alter. Das kann doch keiner mehr ernst nehmen.

Zu bandirossa

E T 10.07.2001 - 00:10
Das war wieder so ein Typischer, Ellenlang, bis zum Gewaltsamen Kaffegenuss, aber oben im Text geht es nur um die Gewalt bei Demos, der Stein aufs Cop Hirn, oder der Schuss in den Demonstranten Hintern, die Aktzeptanz der Gesellschaft bezüglich der Akuten Enscheidung zu dem Thema, die in Göteburg auf Beiden Seiten gefällt wurde, kann man am vom Gericht gefällten Strafmass messen, da sollte Jeder Irgendwie Gewaltbereite Demo abwägen, und der Allgemeinheit Vorher seine Entscheidung kund tun, damit man eine Demo ordnen kann, nach Friedlichem Sektor, und evtl. Gewaltbereiten Sektor, es geht Jedenfalls nicht an Friedliche Demos zu durchsetzen, und Unfreiwillig in die Gewalthandlungen Beider Seiten, mit ein zu beziehen, miisch auf diese Art doch mal eine Unbeliebte Demo auf.

Lasst die Korken knallen!

Liz 10.07.2001 - 00:36
Zwei der Menschen aus Berlin/Brandenburg die noch in Göteborg im Knast waren sind heute freigelassen worden :-)

Gewalt ist nicht angeboren...

KAV 10.07.2001 - 13:42
...Gewalt wird provoziert!!!Vielleicht ist das militante Auftreten auf Demos kein besonders werbewirksamer Schachzug, aber wer kann denn Angesichts der Repressionen (siehe Bullenschutz bei Naziaufmärschen) gegenüber Aktivisten oder Angesichts der MORDE, welche bei Routineabschiebungen durch den BGS vorkommen, wirklich Ruhig bleiben. Wenn du ständig für deine Überzeugung geprügelt oder diskreminiert wirst, dann ensteht bei vielen die psychoLOGISCHE Konsequenz der Gewaltbereitschaft.Dies ist eine Reaktion und nicht der Auslöser staatlicher Repression. Grade diese Momente in denen sich Menschen für Augenblicke nicht mehr wehrlos gegenüber dem Polizeistaat fühlen geben Kraft für den politischen Alltag und für das solidarische Miteinander.Kein Mensch kann Gewalt nur ertragen!!!Jeder kann nur so lange fressen bis er kotzt!Und wer die militante Aktionsform als Auslöser für staatliche Repression sieht, der fühlt sich ansonsten in diesen Strukturen wohl bestens behütet.Gruß an LIZ--SPRINGER ENTEIGNEN!!

ein prosit auf die freigelassenen genossinen

bandierarossa 10.07.2001 - 19:31
hey liz,
außer das deine beiträge zu den besseren bei indymedia gehören, hast du mich mit deiner nachricht über die freigelassenen freunde und genossen glücklich gemacht. die sektkorken knallen schon, ein prosit auf die genossen.
see you in genua...
und immer dran denken: für den kommunismus, darunter läuft nichts.

Bueanventura 10.07.2001 - 19:53
die "gewaltfreien" hier bestehen fast immer darauf, Behauptungen wie "Gewalt ist nie gerechtfertigt" ohne Argumentation abzulassen. mir waere es bedeutend lieber,wenn wir hier diskutieren koennten, ob das denn nun stimmt.
ich denke das laeuft doch gerade ganz gut. 500 Leute rioten, machen Aufmerksamkeit, 20000 Demonstrieren, grenzen sich von den Riotern ab, und sagen aaaber... wir haben doch recht. ist doch eine gute Arbeitsteilung.
fuer die Systemalternative!!

Wa Buenventura Argumente warum

E T 11.07.2001 - 02:04
Gewalt in Jedem Fall und für Jede Sache Schädlich ist, sind in Jeder Kommentarspalte, zu Einschlägigen Themen zu finden, aber Potentielle Randalos scheinen an den Stellen Schwarze Flecken auf der Netzhaut zu haben, oder sie wollen sie Nicht wahrnehmen, nur das zu lesen, was man Nur lesen will, um Legitimiert zu sein ist auch ne Möglichkeit, obs die Richtige ist, erkennt man wenn es Ernst wird.

@ Bueanventura

xxx 11.07.2001 - 18:39
die diskussion ging nicht um gewaltfrei und gewalt, sondern um inhalt und nicht-inhalt. militante aktionen wurden nicht abgelehnt, sondern militante aktionen, die keinen inhalt haben, wie etwa bei oma klempke im 1.stock die scheiben einwerfen (was ja von einigen hier verteidigt wird). gegen militanz an und für sich wurde kaum was gesagt. aber auch hier sollte anderes denken aktzeptiert werden. davon abgesehen sollten wir uns nicht so anpissen. es gibt verschiedenen strategien und strömungen. spaltung nutzt nur den "bösen".

Ein Tipp

Michail Bakunin 09.11.2001 - 12:24
Zum Thema Genua, "Gewalt" und Globalisierung des Widerstands von unten gibt´s spannende Artikel in der Graswurzelrevolution Nr. 263 (September) und Nr. 264 (Oktober). Siehe unter: www.graswurzel.net
Für eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft!