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Offener Brief an Cafe "Sonntag im August"

Aktionsbündnis "Nie wieder Sonntag" 08.07.2005 01:24
Seit der Veröffentlichung der rassistisch-motivierten Dienstanweisung im Berliner Szenecafé "An einem Sonntag im August" durch das Aktionsbündnis "Nie wieder Sonntag" versuchen die Betreiberinnen mit einer Doppelstrategie ihren "Ruf" im Kiez zu retten und andererseits KritikerInnen auf juristischem Wege mundtot zu machen.

Dazu ein "Offener Brief" unseres Bündnisses an die Cafébetreiberinnen. Siehe auch  http://de.indymedia.org/2005/06/121847.shtml
OFFENER BRIEF
... des Bündnisses „Nie wieder Sonntag“ an die Betreiberinnen des Cafés
„An einem Sonntag im August“

Warum wir nicht mit euch reden wollen!

Hier nun die erbetene Antwort auf die vielen Versuche der Betreiberinnen des Cafés „An einem Sonntag im August“, Kontakt mit dem Aktionsbündnis „Nie wieder Sonntag“ aufzunehmen und ein klärendes Gespräch zu führen. Da sich die Café-Inhaberin Claudia Humeniuk im Namen ihres Lokals in offener Form an das Aktionsbündnis gewandt hat, werden wir uns im folgenden in derselben Weise an Sie persönlich wenden, obwohl sich unsere Kritik natürlich an alle Verantwortlichen richtet, also auch an die Co-Inhaberin Kathrin Edelmann und die Geschäftsführerin. Gleich vorweg: ein klärendes Gespräch wird es nicht geben, dafür aber ein paar klärende Worte, die dazu dienen sollen, einige kursierende Falschbehauptungen richtig zu stellen.
Wir sind natürlich sehr erfreut, dass unser Anliegen, nämlich den Kiez gegen Rassismus zu sensibilisieren, augenscheinlich auch bei Ihnen, Frau Humeniuk, zu einer kritischen Selbstreflektion führte. Wir fragen uns jedoch, warum dieser Prozess erst nach der Veröffentlichung der betreffenden Dienstanweisung (DA) auf RBB am 28.6.05 und unserer Presseerklärung vom 29.6.05 eingesetzt hat. Das Gespräch mit der „farbigen Kollegin“, auf das Sie sich gegen deren Willen mehrfach in der Öffentlichkeit bezogen haben, fand kurz nach dem Erlass der Dienstanweisung (12.4.05) statt. Nicht nur bei dieser Gelegenheit, sondern auch in Gesprächen mit anderen Angestellten, wurden Sie und Ihre Kolleginnen unmissverständlich auf den diskriminierenden Charakter Ihrer Dienstanweisung hingewiesen. Trotz des offenkundigen Widerwillens anderer MitarbeiterInnen, konkreten Änderungsvorschlägen, einer begründeten Unterschriftsverweigerung und anschließender Kündigung, nahmen Sie die Dienstanweisung eben nicht „unverzüglich“ (Humeniuk, 3.7.05) von der Pinnwand, sondern forderten noch mehr als zwei Wochen später zwei weitere MitarbeiterInnen ultimativ auf, das Papier zu unterschreiben. Bei diesen Personen handelte es sich u.a. um Yvonne M., die im Interview mit dem RBB berichtet und nun auch eidesstattlich versichert hat, dass sie nach ihrer ebenfalls begründeten Unterschriftsverweigerung im weiteren Dienstplan nicht mehr berücksichtigt wurde und ohne formale Kündigung einige Wochen später ihre Lohnsteuerkarte zugeschickt bekam. Kurz, es drängt sich der Eindruck auf, dass Sie, auch nach von verschiedenen Personen vorgetragener Kritik, nicht nur an Formulierung, sondern auch am Inhalt der DA, auf der Durchsetzung derselben bestanden haben.
Nun ist das hässliche Schriftstück öffentlich gemacht worden und das gute Image steht auf dem Spiel. Ein absolut nachvollziehbarer, aber nicht besonders überzeugender Augenblick für eine fast rührende Selbstkritik- und Entschuldigungsoffensive, die im wesentlichen darin besteht, zu beteuern, dass Sie keine Rassistin sind und alles als ein großes Missverständnis darzustellen. Sehr unmissverständlich ist jedoch das Vorgehen des von Ihnen eingeschalteten Anwalts für Presseangelegenheiten, „Johnny“ Eisenberg , der nach dem RBB-Bericht eine Unterlassungsklage gegen den RBB und den Abendschau-Redakteur Norbert Siegmund und Yvonne M. eingereicht hat, um eine weitere Berichterstattung zu unterbinden. Wie sollen wir Ihren Gesprächsangeboten trauen, wenn Sie gegen die Menschen, die entscheidend dazu beigetragen haben, Ihren Selbstreflektionsprozess in Gang zu setzen, mit juristischen Mitteln vorgehen?
Natürlich haben uns auch Ihre unter anderem am 30.6.05 auf Indymedia und am 3.7.05 in Form eines öffentlichen Aushangs publizierten Statements in unserer Haltung bestärkt, uns nicht mit Ihnen an einen Tisch zu setzen.
Sie haben sich mehrmals in instrumentalisierender Weise auf ihre „farbige Kollegin“ bezogen und damit gegen deren Willen verstoßen, nicht ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gezogen zu werden. Wir können Sie an dieser Stelle nur eindringlich auffordern, dies in Zukunft zu unterlassen.
Sie haben versucht Ihre eindeutig rassistische, da auf biologische Kriterien beruhende, DA zu rechtfertigen, indem Sie, beispielsweise in Ihrem Offenen Brief, behaupten, dass Sie durch das Ordnungsamt vom Entzug der Ausschankkonzession bedroht worden seien, falls sie nicht gegen „die Dealergang“ vorgehen würden. Nach Aussagen der zuständigen Stadträtin Almuth Nehring-Venus (PDS) gab und gibt es kein Verfahren gegen Ihr Café. Die im „offenen Brief“ des Cafés genannte Vertreterin des Bezirksamtes, Frau Lieblo, ist jedoch nicht in der Position, eine solche Drohung auszusprechen. Von einer ultimativen Drohung mit Konzessionsentzug kann also definitiv nicht die Rede sein. Uns ist es auch absolut unverständlich, warum Sie in Ihrer Sorge um den Erhalt des Lokals nicht zum naheliegendsten Mittel gegriffen haben: KneipenbesitzerInnen, die durch ein sichtbares Schild auf das Verbot von Drogenkonsum und -verkauf hinweisen, kann kein „aktives Tolerieren“ vorgeworfen werden und stehen somit rechtlich auf der sicheren Seite. So praktizieren es viele andere Cafés, Bars und Clubs im Kiez und anderswo, ohne bei ihren Problemen mit Ordnungsamt, Polizei und Drogen auf rassistische Ausschlusskriterien zurückzugreifen. Bis heute haben Sie es trotz Ihrer Einsicht, einen Fehler begangen zu haben, nicht für nötig befunden, die DA offiziell und transparent zurückzunehmen und sich explizit bei den Menschen zu entschuldigen, die von der Gleichsetzung „schwarze Jugendliche = Dealer“ am meisten betroffen sind.
Wir müssen Sie auch darauf hinweisen, dass die Ergebnisse Ihrer intensiven Suche nach VertreterInnen des Aktionsbündnisses fehlerhaft sind. Diese treffen sich übrigens meistens im Mauerpark oder im Volkspark Friedrichshain. Wir bitten Sie öffentliche Spekulationen über Trefforte des Aktionsbündnisses, im Interesse der von ihnen genannten Einrichtung in Zukunft zu unterlassen.
Aus den hier angeführten Tatsachen und Widersprüchen, ergibt sich für uns ein klares Bild. Sie, Ihre Partnerin und Ihre Geschäftsführerin haben mit der DA Ihrer diskriminierenden Haltung gegenüber schwarzen Menschen, von der Gäste und Angestellte bereits vor dem 12.4.05 berichteten, Ausdruck verliehen und nicht etwa einen bloßen Formulierungsfehler begangen. Diese Vorgehensweise versuchen Sie nun im Nachhinein mit einem selbst konstruierten Ultimatum vom Ordnungsamt zu legitimieren. Der Umgang mit der öffentlichen Kritik zeugt nicht von Einsicht, sondern nur von dem Bestreben, Ihr Cafe und das gefährdete Image zu retten, indem Sie sich in der Öffentlichkeit als gesprächsbereite Antirassistin darstellen und gleichzeitig mit juristischen Mitteln gegen kritische Stimmen vorgehen. Aus diesen Gründen besteht für uns keinerlei Grundlage für ein klärendes Gespräch. Die „Klärung“ des Problems Rassismus im Kiez, das sich explizit nicht auf Ihr Cafe beschränkt, sollte unserer Auffassung nach die Aufgabe der Verantwortlichen und der nun geschaffenen Öffentlichkeit sein, wobei wir froh sind, dass sich nicht nur das Aktionsbündnis „Nie wieder Sonntag“ für die Ausübung des notwendigen Drucks verantwortlich fühlt, sondern auch zahlreiche UnterstützerInnen.
Aktionsbündnis „Nie wieder Sonntag“, Berlin, 6.7.2005

P.S. Auch wenn es Ihnen lästig erscheinen mag, wollen wir an dieser Stelle noch zum Ausdruck bringen, dass der Begriff „Farbige“ seit Jahrzehnten von antirassistischen Bewegungen abgelehnt wird, da er das Weiß-Sein als Norm setzt und damit eine biologistische Distinktion zwischen Weißen und „nicht-weißen“ Menschen schafft. Wir finden es auch bezeichnend, dass Ihre Bemühungen eine nicht-diskriminierende Sprache zu finden, bereits daran scheitern, geschlechtsneutrale Begriffe zu verwenden. Die „InitiatorenInnen“ wünschen allen „KollegenInnen“ viel Erfolg bei Ihren diesbezüglichen BemühungenInnen!



Hier noch die Informationen zum "Aktionstag gegen Rassismus im Kiez und anderso"
Aufrufer ist das Aktionsbündnis "Nie wieder Sonntag".

17. Juli,
10 h-22 h,
U-Bhf Eberswalder Str.
(neben Café „An einem Sonntag im August“).
Mit Kundgebung, Percussion, Vokü, DJanes und vielem mehr.

Ab 16h Demo im Kiez:


KURZAUFRUF
Es hat sich gezeigt, dass auch im „liberalen und multikulturellen“ Prenzlauer Berg Rassismus auf der Tagesordnung steht. Die am 28.6.2005 öffentlich gewordene Dienstanweisung der Betreiberinnen des Cafés „An einem Sonntag im August“ (Kastanienallee) an ihre Angestellten, veranschaulicht, dass auch vermeintlich linke Geschäftsleute auf Kategorien wie Hautfarbe, Geschlecht und Herkunft zurückgreifen, wenn es darum geht, den Drogen den Krieg zu erklären oder einfach nur die Zusammensetzung des Publikums nach eigenem Geschmack zu gestalten. Ein pauschales Hausverbot für „schwarze Jugendliche unter 25“ wurde vom Bezirksamt nie eingefordert. Ebensowenig wurde dem Café nach Aussagen der verantwortlichen Bezirksstadträtin der Entzug der Ausschankkonzession angedroht, wie von den Betreiberinnen behauptet. Der Ausschluß ganzer Bevölkerungsteile ist der denkbar schlechteste Weg, das Problem zu beheben.

Wir wissen, dass es nichtrassistische Strategien gibt, mit der Drogenproblematik und dem diesbezüglichen Druck vom Bezirksamt umzugehen. Des weiteren beobachten wir mit Sorge einen verstärkten Alltagsrassismus. Insbesondere im Mauerpark und Weinbergsweg sind Menschen nichtdeutscher Herkunft von verdachtsunabhängigen Polizeikontrollen betroffen. In den letzten Monaten kam es zu einer Häufung rechter Übergriffe mit rassistischem Hintergrund. Da wir einen Beitrag dazu leisten wollen, dass jegliche Formen der Diskriminierung im Kiez & anderswo erkannt und bekämpft werden, rufen wir zum Aktionstag gegen Rassismus am 17.7. auf.

Dieser Aktionstag wird schon jetzt von 75 Kneipen, Cafés, Läden etc. aus dem Kiez und antirassistischen/antifaschistischen Projekten unterstützt. Weitere senden bitte eine eMail an unsere Adresse
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Ergänzungen

Ach Du Scheiße

xax 08.07.2005 - 02:14
ok, es ist zu spät, die Geschichte ist ein Antira Selbstläufer geworden, dem mit Argumenten nicht mehr beizukommen ist. Hat sich eigentlich mal jemand gefragt, wie es sich mit dem vielzitierten "biologistischen rassismus" der Betreiberinnen vereinbaren lässt, dass die DA z.B. Schwarze über 25 ausdrücklich nicht den Zutritt verwehrt? Schon komisch für eine Rassistin, oder?
Eigentlich müsste doch allen recht klar sein, was passiert ist: Die DA versucht anhand verschiedener Merkmale (was aber leicht als Aufzählung verschiedener Personengruppen verstanden werden kann) eine bestimmte Gruppe von Dealern aus dem Lokal auszuschließen, kopfmäßig hat es aber nicht dazu gereicht, dass Ganze eindeutig und unmissverständlich zum Ausdruck zu bringen, und ebenso zeigt die spätere Pressemitteilung, dass es im Kopf der VerfasserInnen ziemlich beschränkt zugeht, insgesamt lässt sich aber aus den paar teilweise unglücklichen, und in einem Fall auch rassistischen (" für Farbige ungewöhnlich gute Hygiene" oder so heisst es da) Formulierungen wohl kaum auf ein rassistisches Weltbild schließen. Jede x-beliebige Disko ist bei ihren Einlasskontrollen deutlicher und manifester rassistisch als dieses harmlose hippe Cafe mit seinen beschränkten Betreiberinnen. Aber darum geht es ja auch garnicht mehr: Einmal in Gang gesetzt, ist der Prozess unaufhaltsam, der Verdacht steht im Raum, und es muss sanktioniert werden, so funktioniert der Betrieb. Jetzt müssen Samba-Folklore Heinis an den Start, weil man vermutlich glaubt, die spießigen Rassisten im Cafe mit soviel Multikulti provozieren zu können, und dass findet man dann allemal sinnvoller als mit den Leuten vom Cafe zu reden.
Man könnte sich nun über diesen Kindergarten aufregen, stünde nicht fest, dass der ganze Zirkus in einem Monat vorbei ist.

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