SODEXHO-Essen bei Weltjugendtag

Freya Fluten 20.06.2005 11:34 Themen: Antirassismus
Der Konzern SODEXHO, mit dem wir, die Initiative gegen das Chipkartensystem als Anbieter von Chipkarten und Gutscheinen zur Diskriminierung von Flüchtlingen "zu tun haben", wurde von den OrganisatorInnen des katholischen Weltjugendtags 2005, als Catering-Firma auserkoren.
Der Konzern SODEXHO, mit dem wir, die Initiative gegen das Chipkartensystem ( http://www.chipkartenini.squat.net) als Anbieter von Chipkarten und Gutscheinen zur Diskriminierung von Flüchtlingen "zu tun haben", wurde von den OrganisatorInnen des katholischen Weltjugendtags 2005, als Catering-Firma auserkoren. ( http://www.wjt2005.de/index.php?id=467&si=0)

Zu dieser Massen-Veranstaltung werden 400.000 Menschen erwartet, SODEXHO bewirtet diese in diesem Jahr nunmehr zum dritten mal. In der Hoffnung, dass es das letzte mal sein wird - oder SODEXHO aus dem Business mit Diskriminierung, privaten Knästen und Versorgung von Militär in "out-of-area"-Einsätzen aussteigt - haben wir an das Weltjugendtagsbüro einen offenen Brief geschrieben.

Unsere Bitte um eine Reaktion oder Veröffentlichung kam das Weltjugendtagsbüro wie auch die anderen angeschriebenen christlichen Organisationen nicht nach.

Im Gegenteil: Auf eine telefonische Anfrage wurde uns mitgeteilt, dass der Weltjugendtag nicht an unserer Kritik interessiert ist und sich in keiner Weise dazu verhalten wird.

Kommentar des Weltjugetagsbüro: "SODEXHO ist unser Partner"

Als antirassistischer Zusammenhang protestieren wir nicht nur gegen politisch Verantwortliche, sondern auch Profiteure dieser "Verwaltungsmaßnahmen", insbesondere das Chipkarten- und Gutscheinsystem für Flüchtlinge.

Sodexho ist in der BRD neben Accor der größte Anbieter. Als Cateringunternehmen managed und versorgt Sodexho Militärs, u.a. auch in "out if area"-Kriegseinsätzen.
 http://www.sodexho.co.uk/segments/defence.htm
 http://www.sodexhodefence.co.uk/

Ein weiteres Segment von Sodexho ist der Betrieb (teil-)privatisierter Knäste und Abschiebeknäste. In den USA wurde dieser Geschäftszweig nach Protesten zwar aufgegeben, dafür aber in anderen Ländern ausgeweitet.
 http://www.notwithourmoney.org/05_sodexho/prison_op.html
umfangreiche Infos zu Privatisierung von Knästen weltweit unter:  http://www.psiru.org/ppri.asp

Zuerst haben wir die OrganisatorInnen des katholischen Weltjugendtages angeschrieben. Der Brief findet sich auf unserer website unter
 http://www.chipkartenini.squat.net/texte/Brief Weltjugendtag.pdf

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Offener Brief

Betreff: unmenschliche Geschäftspraktiken der Catering-Firma Sodexho

als ehrenamtlich arbeitende Gruppe, die vor allem Flüchtlinge in ihren täglichen Problemen mit Behörden und Firmen unterstützt, protestieren wir dagegen, dass mit der Essensversorgung während des XX. Weltjugentages die Firma Sodexho beauftragt wurde.
Der wiederholt von den ausrichtenden Gremien ausgewählte Konzern Sodexho profitiert weltweit durch die Diskriminierung von Flüchtlingen, der oft menschenunwürdigen Praxis in privaten Gefängnissen und Abschiebungslagern, sowie als privater Dienstleister für bewaffnete Militäreinsätze.
Der SODEXHO-Konzern ist im Verlauf weit gehender Privatisierungen des öffentlichen Sektors einer der weltweit größten Profiteure. Neben dem „normalen“ Catering, beispielsweise für die letzten zwei und den diesjährigen Weltjugendtag, in Schulen, Universitäten und Kindergärten, bewirtschaftet er Krankenhäuser, betreibt Gefängnisse, vertreibt diskriminierende Gutscheine und Chipkarten, mit denen Asylbewerber beim Einkauf eingeschränkt werden und verköstigt Soldaten, z.B. US-Truppen während ihrer Einsätze in Irak.
Wir werden unseren Forderungen nach einer Nichtkooperation mit der Catering-Firma SODEXHO deshalb weiterhin Ausdruck verleihen. Gerade bei dem christlichen Weltjugendtag erwarten wir eine größere Sensibilität für die Geschäftspraktiken beteiligter Dienstleister.
Wir wünschen uns eine zügige und transparente innerkirchliche Diskussion mit dem Ziel eines sofortigen Boykotts von Firmen wie SODEXHO, die von Leiden gesellschaftlich Benachteiligter profitieren.

Keine Geschäfte mit Firmen wie Sodexho, die Diskriminierung, Verfolgung und Kriege im Portfolio haben.

Wir fordern eine Stellungnahme des Weltjugendtagsbüros zu unserer Forderung, in Zukunft nicht mehr mit Firmen, die an Diskriminierung und Kriegen teilhaben zusammen zu arbeiten.

Wir empfehlen als Literatur zum Thema
SODEXHO: Sodexho - A Corporate Profile – zu lesen im Internet unter
 http://www.corporatewatch.org/?lid=834
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Ergänzungen

'offener brief'

tagmata 20.06.2005 - 13:09
der heißt so, weil er an den adressaten UND an medien etc geschickt wird, an letztere zur veröffentlichung, weil die adressaten ihn nimmer öffentlich machen würden. geht aus dem text nicht hervor, daß ihr das gemacht habt. vielleicht das ganze einfach noch mal textlich aktualisieren und ein zweites mal versuchen?

Kontaktformular zum Weltjugendtag

Bentje 20.06.2005 - 13:18
Falls jemand von euch den OrganisatorInnen seine Meinung oder weitere Infos zu den Machenschaften von Sodexho mitteilen möchte hat hier die Möglichkeit:  http://www.wjt2005.de/index.php?id=34&si=0

dazu der papst ;-)

m.t. 20.06.2005 - 16:06
besonders nett in diesem zusammenhang, daß papst ratzi sich gestern nicht zu blöd war, anlaäßlich des tags des flüchltlings zu erzählen, die kath. kirche sei solidarisch mit allen flüchtlingen, und diese solidarität müsse auch praktisch geübt werden. soso!
SODEXHO betreibt übrigens auch die cafeteria in der berliner stabi. hey studis, das wär doch mal was...

Sodexho steht auch für Knastbewirtschaftung

Tim 20.06.2005 - 20:29
"In der BRD existiert die Firma Sodexho-Anstalts-Bewirtschaftungs GmbH (SODAB) in Berlin-Neukölln.
SODAB war an der Planung für den privaten Betrieb eines Knastes in Schlüchtern (Hessen) beteiligt. Die Eröffnung war für 2004 vorgesehen (13), die Planung wurde aber aus uns unbekannten Gründen eingestellt, möglicherweise aufgrund von Widerstand der Bevölkerung des Ortes. Stattdessen wird der Knast jetzt in Hünfeld (ebenfalls Hessen) gebaut und teilprivatisiert betrieben werden."
Vollständiger Artikel:  http://de.indymedia.org/2003/03/44619.shtml