Hungerstreik im Abschiebeknast (Berlin)

antira inis berlin 30.04.2005 23:05 Themen: Antirassismus
Seit dem 18. April sind 16 Menschen im Abschiebeknast in berlin-Köpenick im Hungerstreik gegen die unmenschlichen Haftbedingungen und Bullenübergriffe im Knast. Mittlerweile nimmt das Ausmaß der Schikane gegen die Menschen zu und Solidarität ist dringend angebracht!
Zum Hungerstreik im Abschiebegefängnis Köpenick:
Die Proteste richten sich vor allem gegen die langen Haftzeiten und
Misshandlungen. Seit dem 18. April verweigern 16 Männer in der Abschiebehaft in der Grünauer Straße jegliche Nahrungsaufnahme, um sich gegen die "unmenschliche Behandlung" in dem Gefängnis zu wehren. Sie protestieren damit gegen die langen Haftzeiten ohne Entscheidung und gegen schlechte Behandlung und Übergriffe durch Polizeibeamte.

Ein Anlass für den Beginn des Hungerstreiks war der Übergriff auf einen
Häftling am 16. April 2005. An diesem Samstag sollte eine ganze Etage von
der 6. in die 5. verlegt werden. Um 8:30 Uhr stürmten die Beamten in die
Zellen, in denen die Leute noch schliefen. Ein Palästinenser aus dem Libanon sagte zu einem Beamten, dass er bereit sei zu gehen, sich aber vorher das Gesicht waschen wollte. Als er in die Richtung des gegenüberliegenden Badezimmers gehen wollte, griff der Beamte seinen linken Arm, drehte ihn am Handgelenk auf den Rücken und stieß ihn mehrmals mit dem Kopf gegen die Wand. Der Gefangene wurde ärztlich untersucht. Dabei wurde ein angebrochener Finger, eine Verstauchung des Handgelenkes, eine Platzwunde an der Stirn und diverse Schwellungen und Prellungen festgestellt. Der Verletzte hat Anzeige erstattet.
Ein weiterer Grund für den Hungerstreik sind die langen und unabsehbaren
Haftzeiten. Eine Haft wird normalerweise für drei Monate seitens der Ausländerbehörde beantragt, kann dann aber immer wieder (bis zu 18 Monaten)verlängert werden. Für die Häftlinge ist dadurch völlig unklar, wie lange sie inhaftiert werden, zumal sie keine Infos über den Stand ihrer Verfahren bekommen.
Im Verlauf des Hungerstreiks kam es auch zu mehreren Selbstverletzungen. Seitens der Polizei wurde versucht, durch Verlegungen einiger Hungerstreikender den Streik zu brechen. Einzelne Beteiligte wurden in Isolationshaft genommen.

Am Dienstag, den 26.4. fand von 20:00 bis 22:30 zusätzlich eine Razzia auf
der Etage III/1 statt. Dabei mussten sich die Hungerstreikenden sowie alle
Männer arabischer Herkunft nackt ausziehen und wurden ohne Rücksicht auf die Intimsphäre penibel untersucht, während ihre Zellen völlig verwüstet wurden.Die Gefangenen haben dies als besonders demütigend erfahren ("Keine Ehrfurcht vor Niemand" "Was ist das für ein Land").

Die Perspektivlosigkeit der Situation, die Ungewissheit über die Dauer
der Inhaftierung, die menschenunwürdige Behandlung und die Angst vor der Rückkehr in das Herkunftsland schaffen ein Klima der Hilflosigkeit, Frustration und Verzweiflung. Hungerstreiks, Selbstverletzungen und Suizidversuche sind in der Berliner Abschiebehaft an der Tagesordnung.
Wir als Antirassistische Initiative und die Initiative gegen Abschiebehaft
unterstützen die Forderung der Inhaftierten.

Um auf die Situation der Menschen aufmerksam zu machen, die auf Grund des rassistischen Systems inhaftiert und mißhandelt werden, wird es am 07.05.05 (nächsten Samstag) um 12 Uhr eine Demo vom S-Bahnhof Spindlersfeld zum Abschiebeknast geben mit anschließender Kundegbung vor dem Knast um den Menschen dort zu zeigen, dass sie weder allein noch vergessen sind.Kommt zahlreich und zeigt Eure Solidarität vor den Mauern vom Knast.
Die Befreiung am 8. Mai feiern - den Nazis entgegentreten - und dem System jeden Tag die Zähne zeigen!

Initiative gegen Abschiebehaft - Initaiative gegen das Chipkartensystem und die Antirassistische Initiative

Weitere Informationen bei
Initiative gegen Abschiebehaft oder der Antirassistische Initiative: 030/7857281
www.abschiebehaft.de
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Ergänzungen