Antifa Kaffeefahrt

schulstreik.org 08.03.2005 17:43 Themen: Antifa Antirassismus
Am Samstag den 05.03.2005 fand in Nürnberg und Umgebung eine antifaschistische Kaffeefahrt statt. Den ganzen Tag fuhren ca. 50 AntifaschistInnen mit einem Reisebus von Naziwohnung zu Naziwohnung.
Das Anliegen dieser Aktion war es, Hauptakteure der regionalen Naziszene aufzudecken und in der Nachbarschaft bekannt zu machen, um die Nazis aus ihrer Anonymität herauszureißen.
Im Fall der am Samstag besuchten Personen handelte es sich um führende Köpfe mittelfränkische Neonazis.
Als erstes wurde um ca. 12:30 der Ralf Ollert in Eibach besucht.
Er ist derzeit Landesvorsitzender der NPD Bayern und Stadtrat der NPD Tarnliste "Bürgerinitiative Ausländerstopp" (BIA) in Nürnberg. 2002 lief gegen Ollert ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Nürnberg/Fürth wegen Volksverhetzung bzw. Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole.

Ollert zeichnete sich v.a. durch Umgang und Zusammenarbeit mit ultrarechten Gruppierungen, den sogenannten freien Kameradschaften, wie z.B. der mittlerweile verbotenen Fränkischen Aktionsfront, aus.

Der zweite Stopp war in Zirndorf. Hier wohnt der bekennende Neonazi Gerd Ittner. Zusammen mit Christian Worch meldete Gerd Ittner für den 06.09.03 einen Aufmarsch unter dem Motto: „Stolz und Treu macht Deutschland frei“ am ehem. Reichsparteitagsgelände an. Die Route sollte bis zum ehem. Adolf-Hitler-Platz, dem heutigen Hauptmarkt führen. Gerd Ittner wählte nicht nur das ehem. Reichsparteitagsgelände als Symbol für sein faschistisches Gedankengut, sondern auch die Route ist annähernd die selbe wie die der NSDAP-Fackelzüge während der Reichsparteitage 1938. Es zeigt deutlich das Ittner ein Verehrer und Anhänger des Nationalsozialismus und des Deutschen Reichs ist. Zur Zeit steht der 46-jährige Faschist unter anderem wegen Volksverhetzung in mehreren Fällen und Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole vor Gericht und trägt auch dort offen seine rassistische und menschenverachtende Gesinnung zur Schau.

Danach wurde der Kopf der verbotenen „Fränkischen Aktions Front“(FAF) in Fürth/Stadeln besucht.
Im Juli 2001 wurde sowohl seine Wohnung in Stadeln, als auch die in Lauf am Holz von der Polizei durchsucht. Beschlagnahmt wurden dabei 30.000 Drucksachen, die zum Gedenkmarsch für den Hitler Stellvertreter Rudolph Hess in Wunsiedel mobilisierten, sowie einige Transparente und 500 Exemplare des Naziheftchens „Landser“. Auch Gaspistolen und eine Gotcha- Waffe stellte die Polizei bei der Durchsuchung sicher. Fischer wurde von der Staatsanwaltschaft angeklagt und zu elf Monaten auf Bewährung, sowie zu einer Geldstrafe verurteilt. Die Vorwürfe waren: Aufforderung zu Straftaten, Beleidigungen und Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen. Fischer gehört außerdem der Gruppe „Aryan Hope“ (arische Hoffnung) an. . Seit kurzem ist Mathias Fischer auch als Beisitzer im Vorstand der bayrischen NPD vertreten. Damit wird auf regionaler Ebene der Schulterschluss zwischen den freien Kameradschaften und der derzeit stärksten faschistischen Partei betrieben.

Um 15 Uhr wurdenoch die Wohnung von Normen Kempken am Nordostbahnhof aufgesucht. 1992 war er Mitinitiator einer bundesweiten Anti-Antifa Kampagne, bei der 250 Namen von Einzelpersonen und Institutionen mit Addressen und Telefonnummern in der Zeitschrift "der Einblick" veröffentlicht wurden.
Das Konzept Anti-Antifa soll ermöglichen AntifaschistInnen einzuschüchtern, zu bedrohen und mundtot zu machen. Die AntifaschistInnen werden fotografiert und veröffentlicht. Den Veröffentlichungen folgen nicht selten Übergriffe! 1995 gab es einen Prozess gegen die Macher der Zeitschrift "der Einblick", bei dem Norman Kempken mitangeklagt wurde. Im Prozess wurde er zu 1,5 Jahren Haft auf Bewährung und 150 Arbeitsstunden verurteilt. Kempken ist in Nürnberg und auch bundesweit eine bekannte Person, wenn es um Anti-Antifa Arbeit geht. Er hat Kontakte vom bürgerlich-konservativen Spektrum, wie der CDU bis hin zu rechtsextremen Organisationen, wie der Fränkischen Aktionsfront. Außerdem ist er seit Jahren in der gewalttätigen Hooliganszene aktiv.

Als letztes wurde noch ein Nazitreff an der Zerzabelshoferhauptstraße angefahren. Die Gaststätte Reichswald im Stadtteil Zerzabelshof fungiert seit mehreren Monaten als regionaler und überregionaler Treffpunkt der Naziszene. Jeden Freitag treffen sich hier Neonazis der Nürnberger Kameradschaftsszene. Im abgetrennten Kneipenraum wird gemeinsam in dummdeutscher Manier gesoffen, Informationen ausgetauscht, rassistische, faschistische Propaganda verteilt und neue Kameraden rekrutiert. Ausgehen von dem Nazitreffpunkt wurden Strassenzüge mit faschistischer Propaganda beklebt. Auch wurden bereits im Umfeld der Kneipe AntifaschistInnen von Neonazis mit Messern bedroht. Vor dem Reichswalt hatten sich schon ca. 30. Neo-Nazis im Biergarten der Kneipe versammelt.

Mit NPD- und Reichsfahnen und menschenverachtenden Parolen machten die Nazis für alle Anwohner klar welche Gesinnung dei Gaststätte "Reichswald" vertritt.
Insgesamt eine erfolgreiche Aktion die auch von den jeweiligen Anwohnern, besonders am Nordostbahnhof und in Zabo, positiv aufgenommen und begrüßt wurde.

Wenn ihr Informationen über Nazis in eurer Gegend oder anderswo habt schickt diese bitte an  arecherche@web.de
Die zwei Bilder sind von szene.us
Bericht mit Bildern und Video:  http://de.indymedia.org/2005/03/108683.shtml
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Ergänzungen